02.10.2015
Einsatz modernster Computertechnologien und Robotik-Anwendungen im alpinen Gelände; österreichweit einzigartiges "Zentrum für Schneetechnologie" geplant.
Die Wintersaison steht vor der Tür, und die Tiroler Unternehmen sind mit innovativen Produkten und Verfahren gerüstet. Zwei davon wurden auf Einladung der Standortagentur Tirol gestern in Wien vorgestellt: Die Mayrhofner Bergbahnen AG setzen auf elektronische Systeme, um per Satellitenortung auf wenige Zentimeter genau die Schneehöhe auf Schipisten zu messen. Diese Daten werden in Echtzeit an Pistenfahrzeuge und Schneekanonen weitergegeben und in weiterer Folge wird nur an bestimmten Stellen, zu bestimmten Zeiten und nur so viel beschneit, wie nötig. Denn Wasser, Energie, Grund und Boden sind wertvolle Ressourcen für die touristische Nutzung des Tiroler Alpenraums. Zudem ist die Produktion von technischem Schnee (Kunstschnee) und dessen Verarbeitung auf den Schipisten (Pistenmanagement) kostenintensiv. Einsparungen bei den variablen Kosten von bis zu 50% seien mit den Methoden der „Industrie 4.0“ und einer zusätzlichen Optimierung der Beschneiungsgeräte möglich, so Experten. Daher fördert das Land Tirol über die Cluster der Standortagentur Tirol die Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren zur Herstellung von technischem Schnee und für das ökologische Pistenmanagement. „Mit der Forschungs- und Innovationsstrategie unterstützt das Land Tirol aktiv die Weiterentwicklung der Tiroler Stärkefelder Technologie, Gesundheit und Tourismus. Wir forcieren die Verbindung dieser regionalen Kompetenzen mit den Zukunftsbereichen Materialwissenschaften und Alpiner Raum, um Alleinstellungsmerkmale für die Region und die Unternehmen im internationalen Wettbewerb zu erreichen. Genau das gelingt beim ökologischen Pistenmanagement, wo Tiroler Unternehmen die vernetzte Produktion, wie wir sie sonst aus großen Fabrikhallen kennen, auf die Berge bringen“, erklärt Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. Der Vorstand der Mayrhofner Bergbahnen AG Mag. Michael Rothleitner fügt zu den ökologischen und wirtschaftlichen auch einen pragmatischen Grund hinzu: „Man sieht in den letzten Jahren, dass sich alle in den großen Produktionshallen zusammenfinden und vernetzen, um Dinge zu entwickeln. Im Tourismus funktioniert das nicht, weil der in der Regel ja nicht in großen Hallen stattfindet. Also nutzen wir die vernetzte und intelligente Produktion vor Ort am Berg.“
Über die Cluster der Standortagentur Tirol vernetzen sich Akteure aus Unternehmen und Hochschulen, um die Produktion von technischem Schnee und das ökologische Pistenmanagement sowohl wirtschaftlich als auch im Bereich der Forschung und Entwicklung zu perfektionieren. Außerdem arbeiten sie gemeinsam mit den Clustern am Aufbau eines Kompetenzzentrums für Schneetechnologie, um spezifische Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln und Synergien leichter nutzbar zu machen. Dieses Zentrum wäre das einzige seiner Art in Österreich, internationale Unternehmen und F&E-Einrichtungen haben ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bereits bekundet.
„Alpine Proof“ bestätigt Qualität von Hochleistungsmaterialien
Ebenso wichtig wie der Schnee unter den Schiern ist für Alpinsportler die Bekleidung auf ihrer Haut. Textilkonzepte und Hochleistungsmaterialien u.a. für den Alpinsport werden in dem länderübergreifenden Verbundforschungsprojekt „Textiles“ entwickelt. Neben Hydrophobierung von Outdoor-Bekleidung, Thermoregulation und Biomechanik geht es in „Textiles“ auch um die Entwicklung eines „Gütesiegels“. Textilien, die in Tirol auf Herz und Nieren geprüft werden und in einem Freiluft-Testlabor auf knapp 3.000 Metern Seehöhe den alpinen Härtetest aus Sonne, Hitze, Kälte, Regen, Schnee und Wind bestehen, dürfen sich „Alpine Proof“ nennen und mit diesem Siegel ihre besonderen Materialeigenschaften bezeugen. „Der konsequente Einsatz der starken Destinationsmarke Tirol dient nicht nur der Positionierung des Wirtschafts- und Forschungsstandorts Tirol. Auch Tiroler Unternehmen gelingt es so, regionale Standortfaktoren mit den Alleinstellungsmerkmalen ihrer Produkte zu verbinden und damit im internationalen Wettbewerb zu punkten“, bestätigt Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol.
Als größter Fördergeber beteiligt sich das Land Tirol mit 640.000 Euro an „Textiles“. „Tirol profitiert von Textiles doppelt. Die Investments der Länder und Firmenpartner sichern und schaffen hochwertige Arbeitsplätze in der Tiroler angewandten Forschung und bei Tiroler Betrieben. Des Weiteren lädt Textiles die Technologiemarke Tirol mittels der bekannten Stärkefelder Sport und Gesundheit glaubwürdig auf“, so Zoller-Frischauf. Die für Spitzenprodukte notwendige Forschungskompetenz sei in Tirol jedenfalls gegeben: Laut aktueller Erhebung der Statistik Austria liegt die Forschungsquote in Tirol bei 3,14% des BIP und damit deutlich über dem Österreich- und dem EU-Schnitt. Mit +38,8% steigerten die Tiroler Unternehmen im Berichtszeitraum außerdem ihre F&E-Ausgaben österreichweit am stärksten. Mit 41,5% der Tiroler F&E-Ausgaben für angewandte Forschung erreicht Tirol einen weiteren österreichweiten Spitzenrekord. „Solche Rahmenbedingungen sind nicht nur wichtig, um gezielt Innovation voranzutreiben. Sie erleichtern es uns auch, technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen zu forcieren und das nötige Beteiligungskapital über unsere Netzwerke zu mobilisieren“, hält Gohm fest.