13.09.2012
Im Forschungsprojekt 'Innovative Wood Protection' arbeiten die Universität Innsbruck und Tiroler Industriepartner wie Adler Lacke zusammen, um den Baustoff Holz feuerbeständig zu machen. Jetzt geht ein spezieller Brandofen für zentrale Testreihen in Betrieb. Für die Förderlinie K-Regio, die das Projekt ermöglicht, startet das Land Tirol soeben eine neue Ausschreibung.
'Neben den bekannten Förderungen auf EU- und Bundesebene bietet das Land Tirol mit K-Regio ein österreichweit einzigartiges Instrument an, um Wirtschaft und Wissenschaft weiter zu vernetzen und so Spitzenprodukte und Dienstleistungen entstehen zu lassen, die den Wirtschaftsstandort Tirol weiter nach vorne bringen', hebt Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf bei einem Lokalaugenschein an der Universität Innsbruck die Wichtigkeit der Projektförderung hervor. 'Mit der Fertigstellung des neuen Brandofens erreicht das im letzten Jahr bewilligte Projekt einen wichtigen Meilenstein. Anlässlich der neuen Ausschreibung, die wir soeben gestartet haben, freut mich das ganz besonders. Denn die Umsetzungskraft der Tiroler Wirtschaft und Wissenschaft in gemeinsamen Projekten steht damit erneut unter Beweis.' Seit 3. September läuft die neue Landesausschreibung für Kooperationsforschung im Programm K-Regio. Interessierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen können Förderanträge für ihre Projekte bis 30. November 2012 einreichen. K-Regio ist die höchst dotierte Technologieförderung des Landes. Sie wird vom europäischen EFRE-Fonds cofinanziert. Für bis zu drei Projekte steht erneut ein Gesamtvolumen von 2,7 Millionen Euro an Fördermitteln zur Vergabe.
Im Adler-Visier: Umweltfreundlicher Schutzlack gegen Feuer in zwei bis drei Jahren
Es sind neue Schutzanstriche, mit Hilfe derer der Forschungsverbund K-Regio Innovative Wood Protection Holz feuerbeständig machen will. Andrea Berghofer vom Industriepartner Adler-Werk Lackfabrik erklärt den bestehenden Innovationsdruck: 'Flammschutz und Holz ist ein wahrhaft brennend heißes Thema. Verschärfte europäische Normen zwingen hier zu neuen Technologien, wenn der ökologische Baustoff Holz auch zukünftig eine Chance haben will.' Weil es dabei um das Erarbeiten von Basistechnologien geht, hat man sich mit der Universität Innsbruck zusammen getan. 'Die freiere Forschung an den Hochschulen eröffnet oft neue, unvorhergesehene Perspektiven. Im Gegenzug bringen wir die praxisorientierten Probleme der Industrie in das Projekt ein. So arbeiten wir darauf hin, einen umweltfreundlichen, optisch ansprechenden und funktionalen Holzlack, der vor Feuer schützt, in zwei bis drei Jahren lancieren zu können', erklärt Berghofer Motivation und Zeithorizont von Adler. Kooperation als Kernelement der Innovationsarbeit legt sie Tiroler Unternehmen anlässlich der Inbetriebnahme des neuen Brandofens aus Erfahrung ans Herz.
Brandofen als Prüfstand für Software und neue Formulierungen
Der betreffende Brandofen ist eine Versuchsvorrichtung, die an der Universität Innsbruck eigens entwickelt und gebaut worden ist. Das Verhalten von Holz während des Abbrands kann dort von allen beteiligten Disziplinen genau beobachtet werden. Materialwissenschaftler und Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Roman Lackner, Arbeitsbereich Materialtechnologie am Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften der Universität Innsbruck, erklärt das Vorgehen: 'Wir haben zur Berechnung der Auswirkungen von Schutzanstrichen auf die chemischen und physikalischen Prozesse beim Abbrand von Holz zunächst ein eigenes Softwaretool entwickelt. Im neuen Brandofen können wir geschütztes Holz mittels Radiatoren jetzt real thermisch beanspruchen, unter anderem die Temperatureindringung und Entzündungsverhalten aufzeichnen und so die Prognosen unserer Softwaretools überprüfen.' Zudem erfährt das Forscherteam bei den Versuchen, wie neue Schutzanstriche, die von der Chemie formuliert werden, im Brandfall auftretende chemische und physikalische Vorgänge beeinflussen. Zum Forscherteam an der Universität Innsbruck zählen neben Professor Lackner auch A.o. Univ.-Prof. Dr. Herwig Schottenberger vom Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie sowie Univ.-Prof. Dr. Michael Flach vom Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, Arbeitsbereich Holzbau. Weiter eingebundene Spezialisten von Firmenseite sind der Softwareentwickler Pfennig aus Nassereith sowie die Binderholz GmbH aus Fügen.
Vizerektorin Schindler betont Vielfalt der Kooperationsmöglichkeiten und unterstützt Ausbau der Brandforschung
'Gerade mit ihrer Interdisziplinarität hat sich die Universität Innsbruck zu einem Key-Player für die Innovationsleistung der Unternehmen am Wirtschaftsstandort Tirol entwickelt. Dass die Universität Innsbruck mit acht Instituten bzw. Arbeitsbereichen an fünf von zehn bereits laufenden Forschungsprojekten im Programm K-Regio als Forschungspartner beteiligt ist, unterstreicht die Vielfalt der Kooperationsmöglichkeiten für die heimische Wirtschaft', lädt Univ.-Prof. Dr. Sabine Schindler, Vizerektorin der Universität Innsbruck für Forschung, am Brandofen des K-Regio Innovative Wood Protection zu neuen Projekten in der Verbundforschung ein.
Betreffend K-Regio Innovative Wood sollen die neuen Simulationsmodelle der Materialtechnologen mittelfristig der gesamten Holzwirtschaft zur Verfügung stehen, wichtige Erkenntnisse zur Brandbeständigkeit von mit Schutzanstrichen behandeltem Holz liefern und so letztlich zu einer Angebotserweiterung im Holzbau führen. 'Zudem ist denkbar, dass die gewonnenen Grundlagenkenntnisse in ein Zentrum für Brandforschung an der Universität Innsbruck einfließen, in dem in enger Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern international sichtbare Forschung und Entwicklung rund um die Bereiche Brandschutz und Brandsicherheit langfristig etabliert werden soll', so Schindler.
Innovation braucht Partner, Geld und Unterstützung
'Bei Innovative Wood Protection haben die richtigen Partner zusammengefunden, gemeinsam entstehen Synergien, die neue wichtige Erkenntnisse und letztliche ein Produkt hervorbringen, das den Holzbau wesentlich weiterbringen wird. Das K-Regio-Programm stellt die notwendige Finanzierung des Vorhabens sicher, ohne die Innovation nicht möglich ist', streicht Dr. Harald Gohm die Bedeutung der Förderschiene heraus. Die treffsichere Zusammensetzung der Konsortien ist für Gohm ein wesentlicher Erfolgsfaktor in Kooperationsprojekten. Die Standortagentur Tirol steht interessierten Betrieben deshalb sowohl bei der Projektplanung und beim Stellen neuer Anträge als auch bei der Suche nach den richtigen Partnern unterstützend zur Seite.
Hintergrund K-Regio
Mit dem regionalen Förderprogramm K-Regio stellt das Land Tirol Mittel für die Förderung mehrjähriger Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zur Verfügung, die zu Produkt- oder Verfahrensinnovationen führen und aus denen sich eine ökonomische Wertschöpfung für Tirol erwarten lässt. Für Klein- und Mittelbetriebe steigt die Chance zur Umsetzung von Innovationen auf hohem technischem Niveau. Beteiligte Forschungseinrichtungen profitieren von einer erleichterten, industriellen Umsetzung von Forschungsergebnissen.
Links
www.standort-tirol.at/k_regio