18.11.2015
Gemeinsam mit Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden Maßnahmenpakete geschnürt, um Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit der Tiroler Wirtschaft zu stärken.
„Um konkurrenzfähig zu bleiben und neue Märkte zu erschließen, müssen Unternehmen laufend Innovationsarbeit zur Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Verfahren leisten und Unternehmensabläufe ständig optimieren. Diese Arbeit erfordert Expertise und Zeitreserven – Ressourcen, die in Unternehmen begrenzt sind. Deshalb bauen wir über die Standortagentur Tirol die Unterstützung bei der Innovationsarbeit im Sinne einer Wirtschaftsförderung gezielt aus“, so Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. Die Standortagentur Tirol hat in den vergangenen Wochen erhoben, wie internationale Markttrends und globale Entwicklungen speziell auf die Tiroler Wirtschaft einwirken und sich Branchen verändern werden. Die Auswirkungen der Urbanisierung, die voranschreitende Digitalisierung besonders im Gesundheits- und Medizinbereich sowie im Handwerk, dem entsprechende Qualifizierungsangebote für Fachkräfte, der Aufstieg neuer Exportmärkte und neue Innovationsansätze wie Open Innovation sind einige der Kernherausforderungen, wie die Analyse zeigte. „Gemeinsam mit Tiroler Unternehmen wird die Standortagentur Tirol nun konkrete Arbeitspakete schnüren, damit diese Hürden genommen werden und unsere Unternehmen von künftigen Marktentwicklungen profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können“, kündigt Zoller-Frischauf an.
Digitalisierung verändert Handwerk und ganze Branchen grundlegend
Globale Trends wie die Urbanisierung sind hinlänglich bekannt. „Für die heimischen Unternehmen ist aber die entscheidende Frage, wie sich das hier in Tirol und auf deren Wirtschaften und Arbeiten auswirkt“, erklärt Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. So ist das stete Wachsen der Städte in ganz Europa zu beobachten, wegen der begrenzt verfügbaren Siedlungsfläche bekommt dieser Trend in Tirol aber besondere Schärfe. „Flächeneffizienz und -flexibilität von Wohnräumen sowie die Produktion und die Verarbeitung schadstofffreier, ressourceneffizienter und wiederverwertbarer Bauprodukte gewinnen in Tirol schneller als anderswo an Bedeutung. Die von uns befragten Unternehmen aus der heimischen Branche haben das erkannt und schätzen ihre Marktchancen durchaus gut ein – auch da sich angesichts vergleichbarer Entwicklungen in anderen Ländern dort neue Exportmärkte auftun“, erklärt Gohm. Vor allem werden sich durch die Digitalisierung quer über alle Branchen Wachstumsmärkte auftun. „Hier gehen die Einschätzungen je nach Branche aber auseinander, wie stark Tiroler Unternehmen profitieren können. Wir sprechen hier von Robotern in Operationssälen, von vernetzter Energieversorgung, davon, dass niedrig qualifizierte Arbeitsplätze unter Druck geraten, wir reden von Datensicherheit und vom Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften. Hier brauchen die Unternehmen klare Weichenstellungen, damit sie ihre traditionellen Stärken einsetzen und neue aufbauen können“, so Gohm.
Handlungsfelder und Arbeitspakete werden mit Unternehmen ausgearbeitet
„Wir sehen uns hier als Dienstleister, alle denkbaren Maßnahmen müssen den Bedürfnissen und Anforderungen der Unternehmen entsprechen. Daher will ich nichts vorwegnehmen. Im Anschluss an den Tiroler Innovationstag 2015, bei dem wir die Kernergebnisse unserer Analyse vorstellen, werden wir mit den Unternehmen und der Wissenschaft konkrete Maßnahmen erarbeiten und umsetzen. Wir haben uns das Frühjahr 2016 als Zeithorizont dafür gesetzt“, so Gohm. Ein Schwerpunkt kann auf der Entwicklung von Qualifizierungsangeboten liegen. Im Handwerk hieße das, MitarbeiterInnen an IT-gestützte Prozesse heranzuführen und gezielt Kooperationen zwischen Handwerksbetrieben und Technologiebetrieben zu forcieren. Internationalisierungsmaßnahmen direkt in Schwellenländern könnten Markteintrittsbarrieren für heimische Betriebe senken. In der regionalen Standortentwicklung wird ein Thema sein, wie es bei Leben und Arbeiten zu einer Balance zwischen ländlichen und städtischen Räumen kommen kann. Für die Standortagentur Tirol kann eine Maßnahme darin bestehen, an den wirtschaftlichen und fachlichen Schnittstellen ihrer Clusternetzwerke noch intensiveren Know-how-Transfer anzuregen. „Das kann zum Beispiel die intensivierte Zusammenarbeit zwischen der Medizintechnik und der IT bedeuten, die gemeinsam intelligente Implantate oder biologisch gezüchtete Organe hervorbringt“, gibt Gohm einen Ausblick.
Beteiligt an der Analyse der Standortagentur Tirol waren nationale und internationale ExpertInnen (u.a. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Karl Rose – Director World Energy Council London, Prof. Dr. Ing. Wilhelm Bauer – Fraunhofer IAO/OAT Deutschland, Prof. Dr. Martin Welsch – Chief Technology Adviser IBM Deutschland, Univ.-Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann, Universität Wien), mit denen Perspektiven für ausgewählte Wirtschaftsbereiche und Branchen in Tirol im internationalen Kontext erhoben wurden. Darauf aufbauend wurde gemeinsam mit 350 TirolerInnen aus Wirtschaft und Forschung untersucht, wie gut Tiroler Unternehmen auf diese Herausforderungen vorbereitet sind und wo Handlungsbedarf besteht. In weiterer Folge wird die Standortagentur in enger Abstimmung mit Tiroler Unternehmen Arbeitspakete schnüren, um Marktpotenziale rasch zu heben und Innovationsdefizite abzubauen.
EINE ZUSAMMENFASSUNG DER KERNERGEBNISSE DER ANALYSE FINDEN SIE ANGEHÄNGT.
Fotos vom Tiroler Innovationstag 2015 finden Sie hier.