Previous Page  4 / 8 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4 / 8 Next Page
Page Background

3

4

5 6 7 8

STANDORT

0109

2 1

Vereinte Disziplinen: Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik

Thema: [MECHATRONIK TIROL]

MOBILITÄT

Historische Zukunftsaussichten für Verbrennungsmotoren

D

er Verbrennungsmotor, der in den letzten

einhundert Jahren die automobile Mobili-

tät ermöglicht hat, wird auch noch in den

kommenden Jahrzehnten eine immens wichtige

Rolle bei den motorisierten Fortbewegungsmitteln

spielen. Doch wohl nicht in der Art und Weise,

wie wir es bislang gewohnt waren – also rein auf

Benzin- und Dieselkraftstoffe beschränkt, sondern

vielmehr deutlich breiter auf verschiedene Energie-

träger aufgefächert. Dementsprechend wichtig auch

die laufenden und anstehenden Verbesserungen und

Verfeinerungen der klassischen Verbrennungsmoto-

ren – zum einen im Hinblick auf neue Kraftstoffarten,

zum anderen in der weiteren Steigerung der Effizienz

der Antriebsaggregate. Und, so ungewöhnlich es

klingt, es ist unter anderem auch „altes Wissen“, das

den Verbrennungsmotor fit für das dritte Jahrtausend

macht. Bestes Beispiel: Die Beimengung von Wasser

in den Verbrennungsvorgang von großen Dieselmo-

toren. „Green Bull Motors GmbH beschäftigt sich

seit zwei Jahren mit dieser bereits im 2. Weltkrieg in

Kampfflugzeugen eingesetzten Technologie“, erklärt

Hans Pirker, Geschäftsführer von Green Bull mit Sitz

in Reutte. Erste Machbarkeiten konnten mit dem

Initiativprogramm der Tiroler Zu-

kunftsstiftung geprüft werden, Ziel

ist es vor allem, den Treibstoffver-

brauch zu senken und gleichzeitig

die Emissionen, die Rußpartikel,

zu minimieren: „Durch Einspritzen

von Wasser in den Ansaugkanal

entsteht Verdunstungskälte, die die

Ladeluft weiter verdichtet. Je höher

die Dichte der Ladeluft, umso

höher der Sauerstoffgehalt. Je höher der Sauerstoff-

gehalt, umso besser die Verbrennung, je besser die

Verbrennung, umso niedriger die Verbrennungstem-

peratur und umso geringer der Treibstoffbedarf“,

erklärt Pirker die grundlegende Funktion der „Wasse-

reinspritzung“. Ein nützliches System, welches jedoch

lediglich bei größeren Motoren wirklich Sinn macht:

„Die Wassereinspritzung wird wahrscheinlich keine

breite Akzeptanz und Marktdurchringung erfahren

und auf großvolumige Dieselmotoren beschränkt

sein. Interessanter wird jedoch die Weiterentwicklung

mit einer Emulsionseinspritzung. Hier wird bewusst

ein Vorzünden bei Dieselmotoren mit dem Ölanteil

erzeugt. Diese Entwicklung steht erst am Anfang

und bedarf einer systematischen Weiterentwicklung,

Validierung und Variantenanpassung, bevor es zur

Vermarktung kommt. Green Bull hat letztes Jahr ein

Verfahrenspatent für diese zukunftsweisende Verbren-

nungstechnologie eingereicht.“

Doch auch für „kleine“ Verbrennungsmotoren – also

jenen im alltäglichen PKW- und LKW-Bereich – steht

historische Technologie für zeitgemäßen Einsatz zur

Verfügung: „Bereits Rudolf Diesel machte die ersten

Experimente mit seinen Verbrennungsmotoren auf

Pflanzenölbasis. Heutzutage können mit einem klei-

nen Aufwand ältere Dieselmotoren auf den Pflanzen-

ölbetrieb umgestellt werden. Neuere Fahrzeuge, wie

zum Beispiel Common Rail, sind ebenfalls umrüstbar,

müssen jedoch mit etwas mehr Aufwand exakter an

die Viskosität von Diesel angepasst werden, sonst

spielt die Regelelektronik in modernen Fahrzeugen

nicht mit“, erklärt Hans Pirker und sieht hierbei vor

allem einen großen ökologischen Vorteil: „Somit kön-

nen diesel-betriebene Fahrzeuge, Schiffe, Generato-

ren auf den Betrieb von Sojaöl, Rapsöl oder sogar auf

Frittieröl umgestellt werden. Der Vorteil gegenüber

Biodiesel liegt in einer wesentlich besseren Umweltbi-

lanz und einer dezentralen Energieversorgung.“

Von Ethanol aufwärts bieten Ener-

giepflanzen alternative Energiequel-

len für Verbrennungsmotoren – mit

unterschiedlichen Energiewerten.

So können ethanol-betriebene

Fahrzeuge mit dem Ertrag eines

Hektars Anbaufläche eine Reich-

weite von 24.000 Kilometern aus

Ethanol und zusätzlich nochmals

24.000 Kilometern aus Kuppel- und

Nebenprodukten gewonnenen

Biogas zurücklegen. Am oberen

Ende der Möglichkeiten steht die

ausschließliche Umwandlung der

Energiepflanzen in Biogas, welches

zu einer Reichweite von 80.000

Kilometern führen würde. Zum

Vergleich: Für diese Reichweite

wären rund 5200 Liter Diesel not-

wendig (Verbrauch 6,5 l/100 km.

Quelle: Eigene Berechnungen der

AEE nach FNR).

BIO-KRAFTSTOFFE

B

is zu 5000 Euro kann ein

innovationswilliges

Un-

ternehmen

bekommen

– entweder im Rahmen des In-

novationsschecks des FFG oder

im Initiativprogramm der Tiroler

Zukunftsstiftung. Formal ähnlich,

zeigen die beiden Programme

doch wesentliche Unterschiede.

Während der Innovationsscheck

es Unternehmen ermöglichen soll,

sich an Forschungseinrichtungen

zu wenden und je nach Bedarf de-

ren Leistungen mit dem Scheck zu

bezahlen, geht das Tiroler Initiativ-

programmeinenSchritt

weiter:Das

Programm, das sich ausschließlich

an Tiroler Unternehmen richtet,

soll nicht nur bezahlen, sondern

beim „Do-it-yourself“ unterstützen

– bei der Entwicklung von Innova-

tions- und Kooperationsprojekten

in der Initialphase, bei der Klä-

rung der Realisierungschancen

u.v.m. Nach dem Start im Jänner

2008 ist die Programmlinie rasch

intensiv genützt worden. 14 Pro-

jekte aus unterschiedlichen Tech-

nologiefeldern sind von Experten

positiv evaluiert, von der Tiroler

Zukunftsstiftung zur Förderung

bewilligt worden. Heuer sind Gel-

der zur Förderung von 30 Projek-

ten reserviert. ]

UNTERSTÜTZUNG

VON ANFANG AN

Mechatronik-Ausbildung. Peter Girstmair, Direktor der HTL Lienz, über Trends

in der Mechatronik-Ausbildung, Jobaussichten und den Schulenmix in Tirol.

Mit Mix gut aufgestellt

STANDORT:

Die Klassen der Priva-

ten HTL Lienz starteten in der Ver-

gangenheit immer mit voller Aus-

lastung – wie sieht es heute aus?

PETER GIRSTMAIR:

Im heurigen

Schuljahr hatten wir nochmal eine

enorme Steigerung. Pro Jahr star-

ten drei erste Klassen mit insgesamt

90 Plätzen, heuer hatten wir an die

140 Anmeldungen. Aus räumli-

chen Gründen können wir nicht

mehr aufnehmen. Ob sich daran

etwas ändern wird, hängt stark von

der demografischen Entwicklung

ab. Sollte sich am enormen Zulauf

nichts ändern, wird man sich sicher

etwas überlegen müssen. Heuer

hatte ich aber den Eindruck, dass

sich aufgrund der Krise der Trend

zur berufsbildenden Schule ver-

stärkt hat.

STANDORT:

Wie sieht es derzeit

mit den Jobchancen für Absolven-

ten aus?

GIRSTMAIR:

Vor der Wirtschaftskri-

se waren diese sensationell. Die Aus-

sichten sind immer noch gut, wenn

auch nicht mehr so ausgezeichnet

wie letztes Jahr. Wir bekommen

aber immer noch viele Anfragen

von Unternehmen.

STANDORT:

Die HTL kooperiert

mit Unternehmen?

GIRSTMAIR:

Mit Leitbetrieben vor

Ort wickeln wir gemeinsame Inge-

nieur- und Technikerprojekte ab,

es gibt aber auch Kooperationen

über Osttirol hinaus. Heuer absol-

vierten wir zum dritten Mal ein Ent-

wicklungshilfeprojekt in Tansania,

wo wir Fotovoltaikanlagen bauen.

STANDORT:

Die HTL Lienz war

doch eine der ersten Schulen Tirols

mit Schwerpunkt Mechatronik?

GIRSTMAIR:

Wenn man es ganz

genau nimmt, sind wir überhaupt

die einzige.

(lacht)

2003 sind wir

auf den Schwerpunkt Mechatro-

nik umgestiegen und sind nun

die HTL für Mechatronik. Andere

HTLs haben Mechatronik als Ver-

tiefung in den höheren Klassen

– bei uns zieht sich die Ausbildung

durch alle Schuljahre durch. In Ti-

rol sind wir mit den HTLs und ih-

ren verschiedenen Ausrichtungen

aber sehr gut aufgestellt, da passt

der Mix. Dass nun auch auf dem

HTL-Level aufbauende Mechatro-

nik-Studien installiert wurden, fin-

de ich toll.

STANDORT:

Inwieweit trägt die

HTL Ihrer Meinung nach zur regi-

onalen Entwicklung bei?

GIRSTMAIR:

Bei Betriebsansiedlun-

gen ist merkbar, dass die Schule

sehr wohl ein Argument ist, weil es

vor Ort gut augebildete Leute gibt.

Das ist ein Punkt, der Ansiedlun-

gen durchaus begünstigt. ]

Peter Girstmair. Direktor der HTL Lienz.

M

an hat seine Hausaufgaben

gemacht und die Zeichen der

Zeit erkannt:

Zur langfristigen Sicher-

stellung des Unternehmenserfolgs

verstärkt das Lienzer Unternehmen

Durst Phototechnik Technology GmbH

seine Aktivitäten im Bereich Forschung

& Entwicklung (F&E). Durch die

Errichtung und Inbetriebnahme eines

Forschungszentrums in Lienz will man

den Unternehmensstandort langfristig

sichern. Die Tiroler Zukunftsstiftung

unterstützt das Vorhaben durch eine

Anschlussförderung zum FFG-Basispro-

gramm. Das F&E Inkjet Kompetenz-

zentrum in Lienz ist zentraler Bestand-

teil des Vorhabens. Hier werden zum

Bedrucken unterschiedlichster Materia-

lien neue Applikationen im industriellen

Tintenstrahldruck entwickelt.

TECHNIK

Dingfest. Offizielle Unterzeichnung des

Fördervertrags für ein Forschungsprojekt

im Rahmen der Fachtagung „Innovatives

Osttirol“ in Lienz.

Sicher mit

Forschung

Der Begriff Mechatronik entstand Ende der 1960er Jahre in Japan und bezeichnete den Einsatz von

Mikroprozessoren zur Anlagensteuerung. Heute umfasst der Begriff viel mehr. Laut Brockhaus-Definition ist

Mechatronik ein „interdisziplinäres Gebiet der Ingenieurwissenschaften, das auf Maschinenbau, Elektrotech-

nik und Informatik aufbaut. Im Vordergrund steht die Ergänzung und Erweiterung mechanischer Systeme

durch Sensoren und Mikrorechner zur Realisierung teil-intelligenter Produkte und Systeme.“

Foto: Zukunftsstiftung

Foto: Friedle

Fotos: Green Bull

Hans Pirker,

GF Green Bull