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STANDORT
STANDORT:
Der Name Leitner
steht für Lifte und Aufstiegshilfen
aller Art. Wie und wann ist man bei
Leitner auf die Idee gekommen,
Windgeneratoren zu entwickeln?
ANTON SEEBER:
Die Anfänge von
Leitwind gehen auf das Jahr 2001
zurück und zwar auf Studien, bei
denen mögliche Anwendungen der
fortgeschrittenen Technologien von
Leitner-Seilförderanlagen im Be-
reich der Windenergie untersucht
wurden. Basis des Leitner-Windge-
nerators ist die ursprünglich für Auf-
stiegshilfen entwickelte getriebelose
Technik. Durch den Entfall eines
Getriebes ist unser Prototyp leiser
undertragsstärker als herkömmliche
Windräder. Die Verwendung einer
„permanenterregten“ Synchronma-
schine anstatt eines herkömmlichen
Generators, für dessen Aktivierung
Strom gebraucht wird, erhöht den
Wirkungsgrad zusätzlich.
STANDORT:
Anlässlich der Olym-
pischen Spiele in Vancouver präsen-
tiert Leitwind einen gigantischen
Windgenerator. Mit welchen techni-
schen Daten kann der LTW77 über-
zeugen und wofür genau wird die
Anlage Strom liefern?
SEEBER:
Das Besondere von „Eye
of the Wind“ (Auge des Windes) ist
nicht nur die 1,5 Megawattleistung,
mit der das Skigebiet und die Auf-
stiegsanlagen von Grouse Mountain
großteils energetisch versorgt wer-
den können. Der 65 Meter hohe
Turm mit seinen drei 37 Meter lan-
gen Flügeln, Blätter genannt, wurde
zudem mit einer Aussichtsplattform
ausgestattet. Mit einem Aufzug fährt
der Besucher in die seilbahnähnli-
che Kabine, welche auf einer Höhe
von rund 60 Metern, also unterhalb
der Turmspitze, angebracht ist.
STANDORT:
Die Olympischen
Spiele in Vancouver sollen als „grü-
ne Spiele“ in die Geschichte ein-
gehen. Da ist einer umweltfreund-
lichen Windkraftanlage weltweite
Aufmerksamkeit sicher, und das wie-
derum wird sich wohl positiv auf die
Zukunft von Leitwind auswirken …
SEEBER:
Mit der Inbetriebnahme
im Vorfeld der Spiele geht für Leit-
wind ein Traum in Erfüllung. Wir
kombinieren hier erstmals saubere
Energieproduktion mit einer touris-
tischen Attraktion. Wir sind schon
sehr gespannt, was uns die Kombi-
nation dieser beiden Bereiche in
Zukunft noch bringen wird.
STANDORT:
Der Anteil von Leit-
wind am Gesamtumsatz der Leit-
ner-Gruppe liegt bei gut 15 Prozent,
wird sich dieser Anteil in Zukunft
noch steigern lassen?
SEEBER:
Die Zukunft sieht für
Leitwind sehr gut aus. Wir wollen
bedacht sein, uns nicht zu überneh-
men. Wir sind auch in Asien über
unsere Gesellschaft in Indien tätig;
dort ist die Nachfrage nach Strom
sehr hoch und wird auch in Zukunft
immer mehr steigen, und diese
Nachfrage kann nur mit nachhalti-
ger Energie gesättigt werden. ]
Leitwind AG ist ein Unternehmen der Leitner Technologies Gruppe. Geschäftsführer Anton Seeber im
Interview über das „Auge des Windes“, die grünen Spiele von Vancouver und über die Zukunft von Leitwind.
„Eye of the Wind“ heißt die gigantische Windenergieanlage, die am Standort in Telfs produziert wurde. Die Kombination von umwelt-
freundlicher Energieproduktion und Touristenattraktion ist gelungen: Von nirgendwo ist der Blick auf die Olympiastadt beeindruckender.
Leitwind hat den Wind im Auge
D
as Innsbrucker Ingenieurbüro für
Umwelttechnik, DESA, beschäf-
tigt sich mit der Planung und dem Bau
von Verbrennungsanlagen im Bereich
Biomasse, Abfall und Ersatzbrennstoffe.
Nach erster Prüfung der Machbarkeit
über ein von der Tiroler Zukunftsstif-
tung gefördertes Initiativprojekt hat
DESA nun von der FFG den Auftrag
erhalten, in einem Projekt die techni-
sche Machbarkeit einer gebäudeinte-
grierten Energiezentrale darzustellen,
welche mit einem Nahwärmenetz für
die umliegenden Immobilien verbun-
den ist. Die Gebäude sollen dabei als
Energielieferanten dienen und dadurch,
neben der Sicherstellung des eigenen
Energiebedarfs, auch die Pufferung von
Spitzenlasten bewältigen. DESA-Ge-
schäftsführer Ilian Mintscheff sieht den
größten Nutzen dess Projektss darin,
dass Energie möglichst rasch und ver-
lustarm beim Verbraucher ankommt:
„Nahwärme statt Fernwärme. Die
Energie soll den Menschen nachgehen
und dort hinkommen, wo sie gebraucht
wird.“
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIEN TIROL ]
Der Zugang zu Wissen stellt einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil dar – mit
einem eigenen Wissensportal bietet nun der Cluster Erneuerbare Energien Tirol seinen Mitgliedern
exklusiv und kostenlos die Möglichkeit, über eine Datenbank auf aktuelle technische Entwicklungen
sowie Trends im Bereich Erneuerbare Energien zuzugreifen. Erstellt und ständig aktualisiert wird das
Technologie-Monitoring
www.zukunftsstiftung.at/technologiemonitoring_eemit Unterstützung von
wissenschaftlichen Partnern (Uni Innsbruck, MCI, FH Kufstein).
Gebäude als
Energiequelle
effektiv nutzen
DESA
Österreich-Haus |The winner is – AUSTRIA
ENERGIE
N
och bevor der erste Sportler bei den Olympischen Spielen von Vancouver an den Start gegangen ist, stand bereits einer
der Gewinner fest: das Österreich-Haus in Whistler Mountain. Das in Holz-Massiv-Bauweise errichtete Haus, keine drei
Gehminuten vom Medaillen-Zeremonienplatz in Whistler entfernt, gilt bereits jetzt als Vorzeigeprojekt in Sachen Energie-
effizienz. Das von der Austrian Passive House Group (APG) unter Beteiligung der Tiroler Unternehmen Freisinger Fensterbau
und zweiraum entwickelte Gebäude zeichnet sich durch eine besonders gute Wärmedämmung aus. Wärmebrücken zwischen
Außen- und Innenbereich sind vermieden worden, Fenster mit Dreischeiben-Isolierverglasung, die kontrollierte Wohnraumbelüf-
tung, die Wärmerückgewinnung sowie die Nutzung von Sonneneinstrahlung und Erdwärme zum Beheizen der Räumlichkeiten
inklusive Warmwasserbereitung machen das Österreich-Haus zu etwas ganz Besonderem. Denn all diese Faktoren ergeben in
Summe eine Energieeinsparung im Vergleich mit herkömmlichen kanadischen Häusern von bis zu 90 Prozent. Die Umsetzung
des Projekts Österreich-Haus hat von der Planung bis zur Fertigstellung gerade einmal zwölf Monate gedauert, bei Gesamterrich-
tungskosten von 1,3 Millionen Euro. Dass ausgerechnet österreichische Spezialisten ein Passivhaus als weltweites Vorzeigeprojekt
errichten, ist kein Zufall: Kein anderes Land hat diese Bautechnik derart perfektioniert und nirgendwo haben sich Passivhäuser
bereits so durchgesetzt wie in Österreich. Zum Vergleich: 5000 Passivhäusern hierzulande stehen gerade einmal 50 derartige
Häuser in ganz Nordamerika gegenüber. Das Österreich-Haus in Whistler wird übrigens erstmals nach den Spielen nicht abge-
baut, sondern bleibt am Schauplatz stehen. Nach den Paralympischen Spielen wird es noch ein Wirtschaftsforum „Green Tech
Mission – Zukunftsmarkt für Umwelttechnik mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen“ geben, und danach
geht das Österreich-Haus an die Gemeinde Whistler, die es unter anderem als Mountainbike-Zentrum nutzen wird.
D
as Jenbacher Unternehmen SIKO
SOLAR GmbH hat 30 Jahre
Erfahrung auf dem Sektor Erneuerbare
Energien und verfolgt bereits seit Jahren
die Vision vom energieautarken Haus.
So hat SIKO SOLAR erst kürzlich am
Firmengelände in Jenbach einen kom-
binierten Prüfstand errichtet. Dieser
Teststand mit der Kombination aus
Solarthermie und Photovoltaik in Ver-
bindung mit einem Wärmepumpensys-
tem ist ein weiterer Schritt in Richtung
energieautarkes Gebäude, denn durch
die Adaptierbarkeit der einzelnen Sys-
temkomponenten zueinander können
theoretisch mögliche Effizienzsteige-
rungspotentiale in der Praxis getestet
werden. SIKO SOLAR-Chef Artur
Sief über die Einsatzmöglichkeiten des
Prüfstandes: „In erster Linie dient er uns
zur Weiterentwicklung unserer eigenen
KOMBISOL-Produkte. Somit brauchen
wir uns nicht auf Fremdprüfungen zu
verlassen.“ Am Ende der Entwicklung
soll dann das Plus-Energie-Haus stehen,
welches mehr Energie erzeugt, als es
verbraucht. Das Marktpotenzial dafür
bezeichnet Artur Sief als sehr hoch.
AM PRÜFSTAND
Ilian Mintscheff (li.) und Florin Flunger
forschen für optimalen Energieeinsatz.
MIT VIER DABEI
B
ei der dritten Ausschreibung im
Programm „Neue Energien 2020“
des Klima- und Energiefonds sind von
den insgesamt 239 Bewerbungen für
Förderungen mittlerweile116 Projekte
bewilligt worden. Die Gesamtförder-
summe beträgt 37,8 Millionen Euro
aus Bundesmitteln. Wurden bei der
zweiten Ausschreibung bereits acht
Tiroler Unternehmen mit Fördermitteln
bedacht, so finden sich in der aktuellen
Ausschreibung erneut vier Projekte mit
Tiroler Beteiligung. Darunter die DESA
Umwelttechnik Gmbh aus Innsbruck
(siehe Beitrag auf dieser Seite) für eine
energieautarke und klimaneutrale Stadt.
Die Universität Innsbruck wird für ihre
Forschungen an Energiespeichersyste-
men unterstützt, ebenso ATB Becker, die
gemeinsam mit dem Technikum Wien
ein multifunktionelles Batteriespeicher-
system entwickeln. Und die in Polling
ansässige WAF Fassadenelemente Gmbh
wird für die Optimierung ihrer solarakti-
ven Fassadenelemente gefördert.
Foto: Friedle
Fotos: Ira Nicolai (1), Austrian Passive House Group (1)
Foto: Leitwind
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
auf
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