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STANDORT:

Frau Dr. Deixelber-

ger-Fritz, wie erkennt man eigent-

lich Burnout?

DAGMARDEIXELBERGER-FRITZ:

Burnout setzt sich aus drei Kompo-

nenten zusammen. Einmal die emo-

tionale Erschöpfung, zum anderen

die reduzierte Leistungsfähigkeit

und zum Dritten das, was wir Dehu-

manisierung nennen – gleichgülti-

ge und distanzierte Haltung gegen-

über der Arbeit und denMenschen,

mit denen man zu tun hat.

STANDORT:

Können die einzel-

nen Faktoren unabhängig vonein-

ander auftreten?

DEIXELBERGER-FRITZ:

Es spie-

len schon alle drei zusammen,

aber sie müssen nicht alle unbe-

dingt gleich ausgeprägt sein.

STANDORT:

Inwieweit spielt der

Führungsstil in einem Unterneh-

men dabei eine Rolle?

DEIXELBERGER-FRITZ:

Grund-

sätzlich muss ich sagen, dass die

Vorstellung, dass Burnout und

Job alleine einhergehen, falsch ist.

Man muss mehrere Faktoren be-

achten: Natürlich ist es sehr wohl

der Job, der zu einem Burnout

führen kann. Aber es hängt auch

am Individuum selber, welche

Persönlichkeit man besitzt. Dann

spielt das private Umfeld, wie etwa

die Familiensituation, eine Rolle.

Und zu guter Letzt spielen auch

gesellschaftliche Normen mit, die

wir vielfach als Muster in uns tra-

gen. Aber Studien belegen, dass

der Führungsstil in einem Unter-

nehmen maßgeblich zur Burnout-

Situation beitragen kann.

STANDORT:

Gibt es unterschied-

liche Führungsstile?

DEIXELBERGER-FRITZ:

Wir

unterscheiden drei Führungssti-

le: Den transformationalen, den

transaktionalen und den laissez-

fairen. Der erste, also der transfor-

mationale Führungsstil, ist durch

Charisma, Inspiration, geistige An-

regung und individuelle Bedacht-

nahme gekennzeichnet. Beim

transaktionalen findet ein Beloh-

nungs- und Bestrafungssystem

statt. D.h. man wird belohnt, wenn

etwas gut gemacht wurde, bestraft,

wenn etwas falsch gelaufen ist. Es

ist ein Führungsstil, bei dem erst

reagiert wird, wenn es zu Abwei-

chungen kommt. Und beim drit-

ten, beim Laissez-faire-Stil, küm-

mert sich der Führende nicht um

Resultate, gibt keine Anweisungen

und ist nicht zum Kontakt bereit.

STANDORT:

Welche Führungssti-

le können Burnout fördern?

DEIXELBERGER-FRITZ:

Eine Stu-

die besagt, dass der transformati-

onale Führungsstil am wenigsten

mit Burnout korreliert, der trans-

aktionale ein wenig mehr und

der Laissez-faire-Stil noch einmal

mehr. Ganz wichtig ist ein partizi-

pativer Führungsstil, um Burnout

zu vermeiden. Egal, ob nun trans-

formational oder transaktional ge-

führt wird, man muss die Mitarbei-

ter miteinbeziehen. Ein ehrlicher,

partizipativer Führungsstil ist ganz

wichtig. Wenn man die Mitarbeiter

fragt, was sie brauchen, um gesund

und motiviert ihrer Arbeit nachge-

hen zu können, dann ist es das Bil-

ligste, was Unternehmer tun kön-

nen. Unbedingt notwendig ist es,

die Mitarbeiter bei Veränderungs-

prozessen zu beteiligen.

STANDORT:

Wo sehen Sie die Ti-

roler Betriebe hier?

DEIXELBERGER-FRITZ:

Für das

Thema ist noch stärker zu sensibi-

lisieren. Unternehmer und Füh-

rungskräfte agieren aber rasch,

wenn sie sich erst bewußt sind, dass

Burnout wirtschaftlichen Schaden

bedeutet. Reduziert leistungsfä-

hige Mitarbeiter sind zusätzlich

schlechter in der Lage, Innovatio-

nen für ihre Kunden zu entwickeln

– der Betrieb fällt zurück. Genau

aus diesem Grund leistet auch der

Cluster Wellness Tirol hier wichti-

ge Aufklärungsarbeit. ]

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STANDORT

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Thema: [ WELLNESS TIROL ]

WELLNESS

Burnout. Was vielfach als Modeerscheinung betrachtet wird, ist eine ernsthafte Erkrankung, die auch wirt-

schaftlichen Schaden verursachen kann. Burnout-Spezialistin Dr. Dagmar Deixelberger-Fritz im Gespräch.

„Ein falscher Führungsstil kann

zu einem Burnout beitragen“

E

in Denkwandel in der Tiroler

Hotelarchitektur findet nur

langsam statt. Thomas Falkner,

geschäftsführender Gesellschafter

von Haid & Falkner Architektur &

Design in Längenfeld ist aber zuver-

sichtlich: „Es wird vermehrt erkannt,

dass ansprechende Architektur den

Verkauf einfacher gestalten kann. Es

kann eine bessere Positionierung

stattfinden.“ Doch Herausforderun-

gen für Architekten bleiben, denn

Planer im Bereich Hotellerie müssen

modern und doch gemütlich planen,

so Falkner. Ganz besonders bei der

Planung eines Wellness/Spa-Hotels.

Dazu Falkner: „Es ist nicht mehr so

einfach, einen Wellnessbereich/Spa

für ein Hotel zu planen, da es bereits

viel Mitbewerb gibt. Wichtig ist es, ein

Konzept für diese Bereiche zu haben,

bzw. zu wissen, wo man sich platzie-

ren will. Soll es etwa nur ein Zusatz-

angebot für den Gast werden, oder

soll dieser Bereich auch Profitcenter

sein?“ Als zukunftsweisend sieht

Falkner „kleine und feine“ Architektur.

„Der persönliche Kontakt wird wieder

in den Vordergrund gestellt. Luxus

wird leistbar. Auf Basis dieser Trends

muss die Architektur in der Zukunft

arbeiten“, so Falkner.

Trends in der

Architektur

INNOVATION

Kinderhotel St. Zeno: Positionierung amMarkt

[ konkret GESEHEN ]

M

it dem Baby in den Urlaub? Viele

Eltern zögern bei dieser Fragestel-

lung, da der junge Nachwuchs beson-

ders viel Zuwendung und Aufmerk-

samkeit braucht. Solche Fragestellungen

bringen Hoteliers auf Ideen – um sich

am Markt zu positionieren: „Generell

ist zu sagen, dass eine Region selbst

durchaus innovative Ideen braucht,

um den Standort noch attraktiver zu

machen und um den Gästen etwas zu

bieten“, meint Barbara Prucha-Graber.

Die Unternehmerin weiß, wovon sie

spricht – mit der Idee, sich zu speziali-

sieren, ist das Kinderhotel St. Zeno in

Serfaus äußerst erfolgreich: „Da Kinder-

Einrichtungen und Betreuung der Kinder

mittlerweile schon fast zum Standard

für Familienhotels zählen, ist eine Spezialisierung innerhalb der Spezialisierung von Vorteil. Entweder man ist finanzkräftig genug

und macht bei der vorherrschenden Materialschlacht mit, oder man geht mit innovativen Ideen in die Lücke.“ Mit einer Idee,

von der die gesamte Ferienregion profitiert. Doch Idee und Umsetzung sind zweierlei. Prucha-Graber: „Nach wie vor sind das

Gesamtkonzept Kinderhotel, familienspezifisches Angebot des Dorfes Serfaus sowie das Wellnessangebot zugkräftig. Aber es

beginnt sich abzuzeichnen, dass der Preis immer wichtiger wird – es sei denn, man kann mit ganz besonderen ‚Spezialitäten’

aufwarten. In diesem Fall wird man eher preisunabhängig. Unsere Spezialisierung im alternativen Wellness-Bereich ist fast nicht

kopierbar, dafür aber wesentlich schwieriger bis gar nicht ‚bewerbbar’.“

Foto: Privat

Foto: Bullock

Reges Interesse an InnovationsassistentInnen

17 Tourismusbetriebe und -verbände nutzten die Chance und haben bei der

Tiroler Zukunftsstiftung Anträge im Förderprogramm „InnovationsassistentIn Tou-

rismus“ eingereicht. Dabei will die Tourismus- und Freizeitwirtschaft an Systemen

für Online-Buchbarkeit ebenso arbeiten wie am nachhaltigen Management von

Qualität. Welche Projekte endgültig gefördert werden, wird derzeit evaluiert.

Neue Therapien für

moderne Zeiten

Bad Mehrn. Das Unterländer Therapiezentrum

reagiert therapeutisch auf neue Krankheiten.

D

as Interesse an speziellen

Massagetechniken

wie

Bowen (sanfte Bewegun-

gen), Akupressur-Massage (APM)

und Wirbelsäulenmassage nach Dr.

Breuss ist stark gestiegen. Seit eini-

ger Zeit setzen wir Kinesio-Tape zur

Verbesserung der Muskelfunktion,

Schmerzreduktion und Unterstüt-

zung der Gelenksfunktion ein“,

erklärt Alexander Fong vom Thera-

piezentrum Mineralheilbad Mehrn

die Anforderungen für ein Thera-

piezentrum der Moderne. Doch sei

die traditionelle Heilmassage mit

wärmendem Fango oder Heilbad

nach wie vor ein wesentlicher Be-

standteil jeder Therapie.

So wie sich die Zeiten ändern, wie

sich die Gesellschaft entwickelt, so

muss auch auf neue Bedürfnisse

eingegangen werden. Eine Krank-

heit etwa, die vermehrt auftritt, ist

das sogenannte „Burnout“ (siehe

Interview oben): „Unsere Burnout-

Prävention ist derzeit im Aufbau.

Um das Burnout-Präventionspro-

gramm in unserem Hause anbieten

zu können, sind wir noch auf der

Suche nach einer Kooperation mit

einem Arzt, welcher die ärztliche

Betreuung dafür übernimmt. Das

Potenzial ist aber meiner Meinung

nach sehr groß. Nicht zuletzt se-

hen wir diese Entwicklung an der

stark gestiegenen Nachfrage nach

Entspannungstherapien wie bei-

spielsweise Klangschalenmassage,

Entspannungsmassage und Hot-

Stone-Therapie“, so Fong.

]

Foto: istock.com

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Wellness Tirol finden Sie auf

www.zukunftsstiftung.at/mitglieder

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