STANDORT:
Mit F&E, Forschung
und Entwicklung, verbindet man
meist große Unternehmen und
eigene Abteilungen. Wie können
KMUs in diesem Bereich arbeiten?
BERND EBERSBERGER:
Es geht
nicht nur darum, F&E zu betreiben,
sondern vor allem neue Produk-
te und Dienstleistungen auf den
Markt zu bringen. Da ist interne
F&E ein Weg, Ideen zu entwickeln
und in vermarktbare Produkte zu
überführen. Es gibt aber auch an-
dere Wege. Eine deutsche Studie
zeigt, dass KMUs, die systematisch
einen Innovationsmanagementpro-
zess betreiben, die selben positiven
Resultate erzielen können.
STANDORT:
Was ist unter einem
Innovationsmanagement zu verste-
hen?
EBERSBERGER:
Als Management-
funktion ist es die Unterstützung,
Förderung und systematische Ge-
nerierung von Ideen sowie deren
Weiterentwicklung hin zu kommer-
ziellen Produkten. Da spielt vieles
eine Rolle: Ideenmanagement im
Unternehmen, systematisch inner-
und außerhalb des Unternehmens
nach neuen Ideen fragen – also Mit-
arbeiter, Kunden, Zulieferer –, um
sich dann in Interaktion mit ande-
ren Unternehmensteilen zu überle-
gen, aus welchen Ideen man neue
Produkte generieren kann. Dann
muss man das Produkt am Markt
beobachten und darüber nachden-
ken, ob man es weiter modifizieren
kann, damit die Kunden auch in
Zukunft gern zu diesem Produkt
greifen. Denn eines darf man nicht
vergessen: Das beste Radar für In-
novation sind die Kunden.
STANDORT:
Es geht also darum,
Innovationskultur zu entwickeln.
EBERSBERGER:
Ganz wichtig ist
dabei die Offenheit, mit der kom-
muniziert wird. Entscheidend ist,
Unternehmen offen zu machen
für Input von außen und intern für
Ideen von Mitarbeitern.
STANDORT:
Kann eine Außen-
sicht hilfreich sein?
EBERSBERGER:
Natürlich sind die
eigenen Babys immer die schöns-
ten. Daher braucht es auch die
Sicht von Externen. Das muss aber
nicht immer ein Berater sein.
STANDORT:
Eine Hilfe wäre der
Innovationsassistent.
EBERSBERGER:
Das ist ein För-
derprogramm, bei dem Personal
angestellt wird, um sich Innovati-
onsprojekten zu widmen. Neben
der Personalförderung durch die
Tiroler Zukunftsstiftung gehört
eine Qualifizierung am MCI zum
Programm. Dort vermitteln wir die
nötigen theoretischen und metho-
dischen Kenntnisse.
STANDORT:
Müssen KMUs auf be-
stimmte Dinge besonders achten?
EBERSBERGER:
Erstens neue Pro-
dukte und Dienstleistungen so früh
wie möglich am Kunden auszupro-
bieren. Zweitens die Konkurrenz
beobachten, ob sie eine ähnliche
Idee hat bzw. schon hatte. Und
ganz wichtig: Innovation funktio-
niert nur dann, wenn die Unter-
nehmensführung voll hinter den
Innovationsaktivitäten steht – also
diese nicht nur duldet, sondern
auch unterstützt.
]
Interview. MCI-Professor Bernd Ebersberger über die Aufgabe von
systematischem Innovationsmanagement in Klein- und Mittelbetrieben.
Dr. Bernd Ebersberger: „Innovation funktioniert nur dann, wenn die Unternehmens-
führung voll hinter den Innovationsaktivitäten steht.“
„Das beste Radar
sind die Kunden“
Standort
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STANDORT 02|10
[ Thema: Inhalt ]
Wie KMUs Innovationsmanagement
betreiben können, erklärt Bernd Ebersberger
STANDORT
[ zukunftsstiftung ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten der Tiroler
Zukunftsstiftung und ihrer Clusterinitiati-
ven. Ausgabe 0110 | Herausgeber: Tiroler
Zukunftsstiftung – Standortagentur des Landes
Tirol. Kaiserjägerstraße 4a, 6020 Innsbruck|
Verleger: ECHO Zeitschriften- u. Verlags
GmbH | Redaktion: David Bullock, Andreas
Hauser, Gernot Zimmermann | Fotos: An-
dreas Friedle| Layout: Thomas Binder, Armin
Muigg | Druck: Alpina
3 2
1
4 5 6 7 8
N
r. 5.
| Jg. 02
AKTUELLE NACHRICHTEN DER TIROLER ZUKUNFTSSTIFTUNG
adventure X – ein Rückblick auf den
diesjährigen Businessplan-Wettbewerb
Foto: Friedle
Wolfgang Streicher über das Innsbrucker
Stärkefeld „Energieeffizientes Bauen“
Das Metallwerk F. Deutsch hat integrale
Dachmodule entwickelt
Mechatronik
Seite 4
KATHREIN-Austria setzt auf einen neuen
Geschäftsbereich – „LED light & electronics“
Mit einem 3D-Printer „druckt“ man am
MCI Modelle, um Zyklonzellen zu optimieren
Informationstechnologie
Seite 5
Mit „WEB-Business & Technology“ bietet
die FH Kufstein einen neuen Studiengang an
Peter A. Bruck über erfolgreiches Lernen
mit Handy und SmartPhone
Wellness
Seite 6
Mit einem Baumelhaus betreten zwei
junge Tiroler architektonisches Neuland
Mit einer Hightech-Aufbereitung wird
Wasser zum wohlschmeckenden Lifestyleobjekt
Life Sciences
Seite 7
Der neue Life Sciences Standort der
Innsbrucker Universitäten nimmt Formen an
ONCOTYROL und die Protagen AG sind
dem Prostatakrebs auf der Spur
Grenzenlose Elektromobilität in Tirol
[ERNEUERBARE ENERGIEN ]
D
ie Tiroler Aktivitäten bei Elektromobilität ziehen ihre Kreise. Die Tiro-
ler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf traf sich mit den Süd-
tiroler Landesräten Dr. Michl Laimer und Dr. Thomas Widmann, um dieses
wichtige Thema zu diskutieren. Tirol und Südtirol haben viel gemeinsam
– eine starke, erneuerbare Energiewirtschaft oder die Vorreiterrolle im
Tourismus. In beiden Ländern wachsen aber auch die CO
2
-Emissionen
aus dem Verkehr überproportional. Dem will man nun auch in Südtirol
verstärkt entgegenwirken: „Um die Standortvorteile Natur und Lebens-
qualität in einem ‚Grünen Korridor‘ entlang der Brenner-Achse erhalten
zu können, brauchen wir eine starke E-Mobilität im Maßnahmen-Mix. Für
diese konnten wir uns wertvolle Anregungen von Tiroler Seite holen“, so
die Südtiroler Landesräte. Und Patrizia Zoller-Frischauf: „In Tirol und Südtirol kann es dank innovationsstarker, erneuerbarer Ener-
giewirtschaft und Reichtum an natürlichen Ressourcen rascher als anderenorts gelingen, den Verkehr von fossilen Energiequellen
zu entkoppeln und Elektrofahrzeuge mit Strom aus Wasser, Sonne, Biomasse und Wind zu betreiben.“ Bei diesem ersten Treffen
besiegelten die Politiker per Handschlag eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit. Weitere Treffen werden folgen.
QUICK-START
D
ie im Jahr 2009 gegründete Quick-
Start-Initiative der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
wurden nun bis in den Herbst 2010 ver-
längert. Damit stehen KMUs im Rahmen
der FFG-Basisprogramme zusätzliche
vier Millionen Euro Forschungsförderung
zur Verfügung. Im Rahmen der Basispro-
gramme unterstützt die FFG wirtschaftlich
verwertbare Projekte von Unternehmen,
Forschungsinstituten, Einzelforschern
und Erfindern. Die Förderungsstrategie
beruht auf dem Bottom-up-Prinzip und
ist daher für alle Technologierichtungen
oder Forschungsfelder offen. Für die
Förderung von Dienstleistungen gibt es
seit Kurzem die eigene Programmlinie
„Dienstleistungsinnovationen“.
K
leine und
mittlere
Unternehmen
(KMUs) sind bei
ihren Innovations-
aktivitäten von der
Wirtschaftskrise
besonders be-
troffen. Mehrere
Faktoren kommen dabei zusammen: Die
in vielen Fällen geringe Eigenkapitalausstat-
tung, Absatzschwierigkeiten auf internati-
onalen Märkten und der aktuell restriktive
Kapitalmarkt machen es notwendig,
dass KMUs mit ihren Ressourcen sehr
gut haushalten müssen. Das kann dazu
führen, dass riskante Forschungs- und
Entwicklungsprojekte aufgeschoben und
eher in Projekte investiert wird, die einen
möglichst baldigen Return on Investment
versprechen. Unbestritten ist, dass KMUs
eine wesentliche Rolle für Wirtschafts-
wachstum und Beschäftigungsentwicklung
in Österreich spielen. Umso wichtiger
ist es daher für die Unternehmen, den
Herausforderungen mit klaren Innovati-
onsstrategien zu begegnen, und für die
öffentliche Hand, geeignete Rahmenbe-
dingungen und Unterstützungsmaßnah-
men bereitzustellen. Die FFG konnte für
Projekte in Tirol im letzten Jahr knapp 26
Millionen Euro an Förderung zur Verfü-
gung stellen (entspricht einem Barwert
von knapp 20 Millionen Euro). 164 Orga-
nisationen – vor allem Unternehmen und
Institute – haben sich an 197 Projekten
beteiligt. Mit den K1-Zentren ONCOTY-
ROL und alpS konnte Tirol seine Position
als Standort für Spitzenforschung weiter
ausbauen. Vor dem Hintergrund dieser
Erfolgsbilanz ist es gerade jetzt beson-
ders wichtig, im Bereich Forschung und
Entwicklung nicht nachzulassen. Bund und
Land müssen in enger Zusammenarbeit
die geeigneten Instrumente zur Verfügung
stellen, damit KMUs auch weiterhin mit
Innovation erfolgreich sein können.
Trotz Erfolg
nicht nachlassen
GASTKOMMENTAR
”
DR. HENRIETTA EGERTH
Geschäftsführerin der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
Foto: Petra Spiola
Foto: Tiroler Zukunftsstiftung
REGES INTERESSE
B
ei der heurigen Ausschreibung für
die Programme K-Regio und Trans-
lational Research der Tiroler Zukunftsstif-
tung sind bis zum 5. Mai elf Forschungs-
förderungsanträge eingegangen. Die drei
K-Regio-Anträge für Kompetenzzentren
kommen aus den Bereichen Gesundheit
und Informatik, die acht Translational-
Research-Vorhaben spannen einen
Bogen von der Medizin über die Abfall-
wirtschaft und die Mechatronik bis zur
Immobilienökonomie. Die Bewerbun-
gen werden nun von Experten evaluiert,
der Förderentscheid soll Mitte Juli fallen.
Zur Verfügung stehen 2,7 Millionen Euro
für drei regionale Kompetenzzentren
sowie 900.000 Euro an maximal drei
Translational-Research-Konsortien.
Dr. Bernd Ebersberger ist Professor für
Innovation und Volkswirtschaftslehre
am Management Center Innsbruck