1 / 8 Next Page
Information
Show Menu
1 / 8 Next Page
Page Background

STANDORT:

Was versteht man un-

ter Ecodesign?

WOLFGANG WIMMER:

Eigent-

lich viel zu viel. Für uns ist die Ent-

wicklung ökointelligenter Produkte

ein kontinuierlicher Prozess, der nie

aufhört. Was ist nun ein ökointelli-

gentes Produkt? Ein Produkt, das

bei einem minimalen Einsatz von

Ressourcen und minimaler Umwelt-

belastung einen maximalen Nutzen

stiftet. Nicht ökointelligent ist, wenn

man Ressourcen im Übermaß ein-

setzt, Bedürfnisse befriedigt, die vor-

her erst geweckt werden müssen.

STANDORT:

Was bringen einem

Unternehmen ökointelligente Pro-

dukte?

WIMMER:

Unternehmen haben

mehrere Vorteile – sie setzen weni-

ger Ressourcen und Energie ein, sie

bieten den Kunden noch optimier-

tere Lösungen an, sie bereiten sich

entsprechend auf zukünftige Anfor-

derungen vor. Denn was bedeutet es

für Unternehmen, wenn die Ener-

giepreise plötzlich steigen, wie be-

einflusst es das Geschäft? Oder: Wie

nachgefragt sind in so einem Fall

Produkte, die extrem viel Energie

verbrauchen? Schlussendlich geht

es immer darum, mit ökointelligen-

ten Produkten Wettbewerbsvorteile

zu erzielen. Denn: Die Betrachtung

aus der Umweltperspektive ist im-

mer wieder der Keim für Produkt-

innovationen.

STANDORT:

Wie kommt man zu

ökointelligenten Produkten?

WIMMER:

Zuerst muss man erken-

nen, wo das Unternehmen eigent-

lich steht – die Situationsanalyse: Wo

drückt der Schuh aus Umweltsicht,

wie verletzlich ist in stürmischen

Zeiten mein Geschäftsmodell, wo

kann ich Ansatzpunkte finden, mit

ökointelligenten Produkten Wett-

bewerbsvorteile zu erzielen? Es folgt

die Strategieentwicklung und dann

die Umsetzung – das alles muss auch

kommuniziert werden.

STANDORT:

Gerade bei KMU

heißt es oft, das kann man sich nicht

leisten. Was antworten Sie darauf?

WIMMER:

Das andere aber auch

nicht mehr lange. Ökointelligente

Produkte sind nicht teurer und es

kann viel bringen, wenn man sich

mit diesem Thema auseinander-

setzt. Wenn ich ein Unternehmen

bin, das viel Wärme braucht und

komplett von fossilen Energieträ-

gern abhängig ist, dann ist das mitt-

lerweile sehr riskant. Aber wie wäre

es z. B., wenn der Wirtschaftsstand-

ort Tirol sagen könnte, was 2015 die

Energie kosten würde – das wäre ein

Wettbewerbsvorteil. Das sind Poten-

tiale und Chancen, die man sich als

Wirtschaftsstandort sichern muss.

STANDORT:

Die EU hat 2009 die

Ecodesign-Richtlinie verabschiedet.

WIMMER:

Richtig. Als erste Richtli-

nie drängt sie Produkte vom Markt,

welche diese Anforderungen nicht

erfüllen. Denn ohne CE-Kennzeich-

nung gibt es keine Vermarktung

innerhalb der EU mehr, das ist ein

enormer Hebel. Zukunftsfähige

Unternehmen warten aber nicht

darauf, dass sie Umweltauflagen

drängen, aktiv zu werden. Zukunfts-

fähige Unternehmen nehmen

selber die Fahne in die Hand und

gehen die Herausforderungen der

Zukunft proaktiv an – lange bevor

sie dazu gezwungen werden. ]

Interview. Der Ecodesign-Experte Wolfgang Wimmer über die Vorteile von öko-

intelligenten Produkten und die Chancen, die sie für Unternehmen bringen können.

Wolfgang Wimmer: „Ökointelligente Produkte sind nicht teurer als andere Produkte.“

„Immer wieder ein

Keim für Innovation“

Standort

Seite 1 | 2

STANDORT 04|10

[ Thema: Inhalt ]

Die Vorteile und Chancen von ökointelli-

genten Produkten

STANDORT

[ zukunftsstiftung ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]

Erneuerbare Energien

Seite 3

[ Thema: Impressum ]

STANDORT. Aktuelle Nachrichten der Tiroler

Zukunftsstiftung (TZS) und ihrer Clusterinitia-

tiven. Ausgabe 0410 | Herausgeber: Tiroler

Zukunftsstiftung – Standortagentur des Landes

Tirol. Kaiserjägerstraße 4a, 6020 Innsbruck|

Verleger: ECHO Zeitschriften- u. Verlags

GmbH | Redaktion: Andreas Hauser, Gernot

Zimmermann | Fotos: Andreas Friedle| Lay-

out: Thomas Binder, Armin Muigg | Druck:

Alpina

3 2

1

4 5 6 7 8

N

r. 7.

| Jg. 02

AKTUELLE NACHRICHTEN DER TIROLER ZUKUNFTSSTIFTUNG

EU-Parlamentarier Herbert Reul über die

Trends der europäischen Forschungspolitik

Foto: Stefan Knittel

Der SOLWING T – das neue Produkt

des Solarpioniers Franz Hilber

Der J920 – die jüngste Entwicklung der

Jenbacher Gasmotorensparte von GE

Mechatronik

Seite 4

Mit permanenter Forschungsinnovation

behauptet sich Tyrolit am Weltmarkt

Die J. Zimmer Maschinenbau GmbH ist

Weltmarktführer bei Teppichdruckmaschinen

Informationstechnologie

Seite 5

Die Forschungsgruppe DBIS beschäftigt

sich mit einem selbstlernenden System

Das ART bildet erstmals Lehrlinge im

Bereich Informationstechnologie aus

Wellness

Seite 6

Leo A. Nefiodow: der Gesundheitsmarkt

als wirtschaftliche Wachstumslokomotive

Ein Stubenmacher geht völlig neue Wege

bei seiner Definition der Tiroler Stube

Life Sciences

Seite 7

Innsbrucker Wissenschaftler erforschen

altersbedingte Erkrankungen

Statine aktivieren das menschliche Immun-

system gegen Krebs

Gesetz für Technologiekurs

[ ZUKUNFTSSTIFTUNG ]

A

npassungen hat das Tiroler Landesgesetz für den öffentlich-rechtlichen Fonds Tiroler Zukunftsstif-

tung in den letzten Jahren öfter erfahren. Zum Beispiel zu Anlässen, zu denen die Einrichtung mit

neuen Aufgaben betraut worden ist: 2004, als die Zukunftsstiftung mit der Integration des Tech Tirol

zum Betriebsansiedler wurde. 2007, als die Zukunftsstiftung im Zuge des Dachmarkenprozesses kon-

sequent das – Auslandsinvestitionen vorgelagerte – Marketing für den Wirtschaftsstandort übernommen

hat. Und sich damit mehr und mehr zur Standortagentur wandelte. Jetzt hat der Tiroler Landtag eine

umfassende Gesetzesnovelle verabschiedet. Das neue Gesetz verankert wesentliche Aufgaben – wie

jene des Wirtschafts- und neu auch Wissenschaftsstandortmarketings – nun ausdrücklich. Ganz neue,

explizite Aufgaben sollen Tirol auf Technologiekurs halten. Zu diesen zählt einmal „die Beratung, Vorbereitung der Abwicklung und

laufende Begleitung für Förderungsmaßnahmen im Bereich der Wirtschaftsförderung des Landes Tirol“. Hier bündelt man Kräfte

und betraut die Zukunftsstiftung mit der inhaltlichen Unterstützung der heimischen Betriebe, während das Land die Mittelvergabe

koordiniert. Zu den Aufgaben zählt aber auch die neue „Unterstützung bei der Anbahnung und Ausarbeitung von Anträgen zu

Bundesprogrammen und EU-Forschungs- und Technologieprogrammen sowie die Hilfestellung und Begleitung in der Durchfüh-

rungsphase“ seitens der designierten „Standortagentur Tirol“: Bei Technologieinvestitionen sollen Tiroler Unternehmen zuständige

Bundesstellen und die EU stärker in die Pflicht nehmen.

ADLER FÖRDERN

D

ie Tiroler Adlerrunde – ein Verein

von 32 Tiroler Top Unternehmen

– präsentiert ihre neue Initiative für die

heimische Wirtschaft: einen mit 520.000

Euro dotierten Start-up-Fonds für Tiroler

Jungunternehmer. Damit sollen künftig

Start-ups unterstützt und mit einer für

weitere Kreditvergaben notwendigen

Eigenmittelunterlegung ausgestattet wer-

den. Die Initiative richtet sich an KMUs

mit Sitz in Tirol, die sich entweder in

Gründung befinden oder jedenfalls nicht

länger als fünf Jahre am Markt sind. Die

in Frage kommenden Projekte werden

von der Tiroler Zukunftsstiftung auf ihre

Machbarkeit hin geprüft und vorselektiert

– die Entscheidung über die Beteiligung

treffen die Mitglieder der Adlerrunde.

D

ie Intensität

von For-

schung und Ent-

wicklung gibt mit

Auskunft über die

Innovationskraft

eines Landes. Ich

möchte deshalb

auch einmal an die

Tiroler Unternehmen appellieren, sämtli-

che Einrichtungen des Landes zu nützen.

Von den universitären Forschungsstätten

über gezielte Incentives – etwa der

Zukunftsstiftung – bis hin zu den Förder-

angeboten im technologischen Bereich

besteht ein breites Angebot, das von den

Betrieben noch viel stärker in Anspruch

genommen werden könnte. Eine gezielte

Bündelung dieser Einrichtung wäre

allerdings eine wichtige Aufgabe. Diese

Infrastrukturen und Netzwerke bis hin

nach Brüssel sollten Innovationen be-

gleiten und zu neuen Impulsen anregen.

Gleichzeitig aber muss ich feststellen, dass

weder besondere Leistungen und schon

gar nicht der Gründergeist verordnet

und verwaltet werden können, weil sie

letztlich das Resultat von Schaffenskraft

aus eigenem Antrieb sind. Die meisten

Ideen für Neuerungen, Wachstum und

Fortschritt gehen von unternehmerischen

Einzelentscheidungen aus. Die großen

Gründer der Tiroler Industrie haben

durch ihre Schöpferkraft, durch ihren

Forschungseifer und Erfindergeist für

einen nachhaltigen Wohlstand im ganzen

Land gesorgt. Das Abenteuer Technik

hatte in Tirol schon viele Sternstunden.

Die innovativen Technologieführer und

Leitbetriebe sind lebender Beweis. Um

ihre Erfolge weiterzuschreiben, benötigt

die Tiroler Industrie weiterhin zündende

Ideen technischer Ausrichtung. Mit den

IV-Tirol-Initiativen „Nobelpreisträger

zum Anfassen“ und „Industriepreis für

Lehrerinnen und Lehrer“ will man diesen

schöpferischen Geist wecken und auch

die Angst vor Technik nehmen.

Weiterhin

zündende Ideen

GASTKOMMENTAR

Dr. Reinhard Schretter

Präsident der Industriellenvereinigung Tirol

Foto: IV Tirol

PROGNOSEN

F

ossile Energieressourcen werden

knapper und die bisherige Form

der Energieversorgung gefährdet das

Klima. Vor diesem Hintergrund sind die

künftige Energieversorgung sowie ihre

Umweltverträglichkeit die führenden

Themen in Technologieprognosen rund

um den Globus. Dies ist ein Ergebnis

der Meta-Analyse „Technologieprogno-

sen. Internationaler Vergleich 2010“. Die

neueste Studie der Zukünftige Techno-

logien Consulting der VDI Technologie-

zentrum GmbH bietet eine Übersicht

über aktuelle Technologieprognosen

aus Frankreich, Indien, Japan, Spanien,

Großbritannien und den USA und ist

kostenfrei zu beziehen. Infos unter

www.zukuenftigetechnologien.de.

Ao. Univ. Prof. DI Dr. Wolfgang Wim-

mer lehrt an der TU Wien, betreibt den

Österreichischen Ecodesign Informati-

onsknoten und ist seit 2005 Geschäfts-

führer der ECODESIGN company.

Foto: Tiroler Zukunftsstiftung