D
as Innsbrucker Medizin-
technik-Unternehmen
AFreeze setzt auf die Kraft
der Kälte, wenn es um die Behand-
lung von Vorhofflimmern geht.
Schon seit Jahren beschäftigen
sich Florian Hintringer, Leiter der
Kardiologischen Ambulanz an der
Innsbrucker Uniklinik für Innere
Medizin, und Gerald Fischer – er
arbeitet am Institute of Electrical,
Electronic and Bioengineering der
Privatuni UMIT (Leitung Christian
Baumgartner) – mit der sogenann-
ten Kryoablation. Dabei wird ein
Katheter über die Leiste bis zum
linken Vorhof des Herzens geführt.
Dort öffnet sich der Katheter zu
einer Schlaufe, die an den Vorhof
gepresst wird. Dann wird Kühlflüs-
sigkeit in den Katheter eingeleitet,
die durch Schockgefrieren entlang
der Schlaufe eine bogenförmige
Verödungslinie erzeugt, die quasi
wie ein Damm die Ausbreitung von
elektrischen Impulsen verhindert.
Mit ihrem ersten Kryoablationska-
theter, dem CoolLoop, wollen Hint-
ringer und Fischer nach erfolgrei-
chen Versuchen am Tiermodell
noch heuer in die „First in Man“-
Studie, um zu zeigen, dass ihr Ka-
theter auch in der klinischen Um-
gebung eingesetzt werden kann.
Doch die zwei Forscher bereiten
schon den nächsten Schritt vor.
Innerhalb eines vom Land Tirol
geförderten K-Regio-Projekts arbei-
ten sie mit Partnern quasi an einer
Verfeinerung, dem CoolTip. „Der
CoolTip soll bei der Behandlung
von Herzrhythmusstörungen, die
durch relativ kleine, nur wenige
Millimeter große Gewebestruktu-
ren verursacht werden, zur Anwen-
dung kommen. Dieser Tipkatheter
ermöglicht eine punktförmige Ver-
ödung von Gewebe an der Kathe-
terspitze“, beschreiben Fischer und
Hintringer ihr Vorhaben. So wie
beim CoolLoop arbeiten sie dabei
mitMicadoCAD-Solutions ausLienz
und der Westcam Fertigungstech-
nik aus Mils zusammen, mit denen
sie schon den Griff des CoolLoop
entwickelt haben. Für die Katheter-
spitze setzt man auf das Know-how
von Westcam Fertigungstechnik,
das sich seit Jahren mit kohlenfaser-
verstärktem Kunststoff beschäftigt.
„Das Thema Medizintechnik ist für
uns neu, aber sehr spannend. Wir
können dabei unser Fachwissen,
das wir uns unter anderem durch
Arbeit für die Luftfahrtindustrie an-
geeignet haben, einbringen. Und
vielleicht ergibt sich daraus auch
ein weiteres Standbein“, meint Tho-
mas Jäger von Westcam Fertigungs-
technik. Auch bei der Entwicklung
von Hochdrucksteckverbindungen
greift man auf die Erfahrung der
zwei Konstruktions- und Fertigungs-
spezialisten zurück. Und auch die
Grundlagenforschung kommt in
dem K-Regio-Projekt nicht zu kurz.
An der UMIT arbeitet Projektmitar-
beiter Roland Kienast mit Zellkul-
turen, um die Weiterleitung elektri-
scher Signale bei unterschiedlichen
Temperaturen zu messen. Ebenfalls
an der UMIT simuliert Michael
Handler mit einer eigens entwickel-
ten Software die Vereisungsprozes-
se, um diese vorerst modellhaft zu
optimieren. Die Ergebnisse beider
Arbeiten sollen zum besseren Ver-
ständnis des Vereisungsprozesses
beitragen. ]
K-Regio. Ein vom Land Tirol gefördertes Forschungskonsortium will eine inno-
vative Methode zur Therapie von Herzrhythmusstörungen weiter verbessern.
Mit Eiseskälte das
Herz kurieren
Standort
Seite 1 | 2
STANDORT 01|11
[ Thema: Inhalt ]
Tiroler Forscher verbessern in Kooperati-
on eine Therapie für Herzrhythmusstörungen
STANDORT
[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten der Stand-
ortagentur Tirol und ihrer Clusterinitiativen.
Ausgabe 0111
Herausgeber: Standortagentur Tirol, Kaiser-
jägerstraße 4a, 6020 Innsbruck
Verleger: ECHO Zeitschriften- u. Verlags
GmbH
Redaktion: Andreas Hauser, Gernot Zim-
mermann | Fotos: Andreas Friedle| Layout:
Thomas Binder, Armin Muigg | Druck: Alpina
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N
r. 8.
| Jg. 02
AKTUELLE NACHRICHTEN DER STANDORTAGENTUR TIROL
Rainer Seyrling und Harald Gohm über
das maßgeschneiderte Tiroler Förderpaket
Fotos: Andreas Friedle
Warum sich das Kompetenzzentrum alpS
in der Photovoltaik-Forschung engagiert
Mit dynamischem Gebäudetuning lässt
sich das Raumklima optimieren
Mechatronik
Seite 4
Das Forschungsprojekt „KineControl“
könnte die Roboterprogrammierung verändern
Das Außerferner Unternehmen PhysTech
optimiert Oberflächenfunktionalität
Informationstechnologie
Seite 5
Die lästige Flut an Kundenkarten in der
Geldtasche könnte ein Ende haben
Der Innsbrucker Informations-Dienstleister
Knowing will Fundraising erleichtern
Wellness
Seite 6
Das Schneedorf Hochötz bietet Kuschel-
garantie im Doppelschlafsack
Physiotherm setzt bei Infrarottechnik auf
die Steuerung der Intensität via Hauttemperatur
Life Sciences
Seite 7
Das Tiroler Unternehmen MED-EL ist ei-
ner der führenden Anbieter bei Hörimplantaten
Ein Innsbrucker Doktoratskolleg findet
international Anerkennung
Geld für Konsortien
[ NEUE K-REGIO AUSSCHREIBUNG ]
I
nnovation im Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung – das macht
das Förderprogramm K-Regio möglich. Das vom Land Tirol und aus
Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinan-
zierte Programm richtet sich an heimische Unternehmen und Forschungs-
einrichtungen, die als kleine und spezialisierte Verbünde aus Wirtschaft und
Wissenschaft – es braucht nur drei Partner – neue Produkte und Verfahren
entwickeln wollen. „Mithilfe von K-Regio können heimische Unternehmen
zunächst mehr Innovation bei weniger finanziellem Risiko erarbeiten. Ent-
schließt sich zum Beispiel ein heimischer Klein- und Mittelbetrieb zur Zusammenarbeit mit unseren Wissenschaftseinrichtungen,
kann er Innovationen zusätzlich auf einem höheren, technischen Niveau entwickeln. Und diese mit einem weiteren, spezialisier-
ten Partner womöglich schneller zur Marktreife bringen als allein. Deshalb unterstützt das Land Tirol neue Kooperationsprojekte
im Programm K-Regio erneut mit bis zu 2,7 Millionen Euro“, hält Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf fest. Projekte aus
allen Fachbereichen können eingereicht werden, pro Projekt können bei einer Laufzeit von bis zu drei Jahren bis zu 900.000
Euro an Fördermitteln eingeworben werden. Die Gelder werden im Rahmen einer Ausschreibung vergeben – Anträge können
bis zum 15. April 2011 bei der Standortagentur Tirol eingebracht werden. Infos unter
www.standort-tirol.at/k_regioBÜRO IN OSTTIROL
I
m Februar eröffnete die Standort-
agentur Tirol in Lienz das Regionalbü-
ro Osttirol – eine neue Anlaufstelle für
Unternehmen aus dem Bezirk Lienz.
Das Regionalbüro bietet verstärkte
Unterstützung bei der Entwicklung
und Umsetzung von Innovations- oder
Technologieprojekten, der Einwerbung
von Fördergeld für Forschung und
Innovation, bei der Gründung und
Ansiedlung von Unternehmen sowie
bei der Profilierung und Vermarktung
der Region. Für Wirtschaftslandesrätin
Patrizia Zoller-Frischauf ein Schlüssel,
„damit der Wirtschaftsmotor in Osttirol
weiterhin so rund läuft“. Ansprechpart-
nerin im neuen Regionalbüro ist Frau
Mag. (FH) Manuela Gritzer.
I
n der moder-
nen Wissens-
gesellschaft ist es
für Regionen ein
unschätzbarer
Vorteil, eine Uni-
versität mit einem
breiten Angebot
in der unmittel-
baren Nachbarschaft zu haben. Tirol ist
hier mit seinen fünf Hochschulen und
drei Universitäten sehr gut ausgestattet.
Das gesammelte Wissen wartet darauf,
gemeinsam mit innovativen Unterneh-
men zu neuen Ideen, Dienstleistungen
und Produkten umgesetzt zu werden.
Genau hier setzt die K-Regio-Initiative
des Landes Tirol an, Wissenschaft und
Wirtschaft arbeiten gemeinsam an
neuen Lösungen. Allein drei der bereits
laufenden fünf K-Regio-Projekte haben
einen wissenschaftlichen Partner aus der
Universität Innsbruck.
Aber es sollte nicht bei diesen vom
Land geförderten Projekten bleiben.
Gerade in unserem wirtschaftlich klein
strukturierten Land bietet es sich für klei-
ne Betriebe doch geradezu an, mit ihren
Fragen und Problemen an die Universität
zu kommen und durch sie entsprechen-
de Unterstützung zu erhalten. Hier liegt
ein gesellschaftlicher Mehrwert, den eine
Universität über ihre Leistungen bei der
Lehre und Forschung hinaus für die Regi-
on erbringen kann. Um diesen Mehr-
wert für Tirol einzufahren, brauchen wir
aber auch Partner in der Wirtschaft, die
uns die entsprechenden Fragen stellen,
uns herausfordern und mit uns zusam-
menarbeiten wollen. Derzeit ist unser
Potenzial hier bei Weitem noch nicht
ausgeschöpft. Wir sind jedenfalls bereit
dazu, gemeinsam mit der Tiroler Wirt-
schaft an der Zukunft unseres Landes zu
Wir könnten
noch mehr
gemeinsam
erreichen
GASTKOMMENTAR
”
Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle
Rektor der Universität Innsbruck
Foto: Uni Innsbruck
ENERGIEAUTARKIE
E
nergieautarkie für Österreich 2050
ist machbar, wenn die Nachfrage
nach Energiedienstleistungen nur mode-
rat wächst. Berechnungen zeigen, dass
der Spielraum für eine Versorgung zu
100 Prozent aus erneuerbaren Energie-
trägern relativ klein ist“, erklärt Wolfgang
Streicher vom Arbeitsbereich Energie-
effizientes Bauen der Uni Innsbruck das
Ergebnis einer mit Forschern aus Wien,
Steiermark und Deutschland erstellten
Studie. „Es bedarf großer Anstrengung
und eines langfristigen Umbaus unseres
Energie- und Wirtschaftssystems“, meint
Umweltminister und Studien-Auftragge-
ber Nikolaus Berlakovich. Trotz Wachs-
tums muss der Bedarf sinken, allein bei
Mobilität um 70 Prozent.
Foto: Standortagentur Tirol
Für die Entwicklung des Kryoablationskatheters „CoolTip“ setzt Gerald Fischer von
AFreeze (li.) auf das Know-how von Westcam Fertigungstechnik mit Thomas Jäger.