STANDORT:
Herr Pechlaner, was
versteht man unter „Integriertem
Standortmanagement“?
HARALDPECHLANER:
Es verfolgt
die Idee, drei wesentliche Zielgrup-
pen einer Region – Wirtschaft, Be-
völkerung und Gäste – in Hinblick
auf die Ziele, die sie mit der Region
verbinden, zusammenzubringen
und sie somit zu integrieren. Wenn
wir eine erfolgreiche Region entwi-
ckeln wollen, müssen wir Überle-
gungen aller drei Gruppen in Ein-
klang zu bringen – die Grundlage
für eine nachhaltige Entwicklung.
Das Ganze hängt auch zusammen –
wir haben Wettbewerb und Lebens-
qualität als großes Ziel. Wir können
aber nicht sagen, Wettbewerb ist für
die Wirtschaft und Lebensqualität
ist etwas für die Menschen in der
Region. Im Gegenteil, Lebensquali-
tät ist auch eine für die Wirtschaft
sehr interessante Zielgröße.
STANDORT:
Sie haben für die
Standortagentur Tirol rund 30
Standorte zu diesem Thema abge-
fragt. Was war der Fokus?
PECHLANER:
Der Fokus war ein
europäischer. Wir haben die In-
terviewten befragt, wo ihrer Mei-
nung nach die Benchmarks, die
Best Practises der Regionen liegen.
Wir haben auch ähnliche Räume
wie Tirol in den Mittelpunkt ge-
stellt, es dominiert der Alpenraum,
aber nicht nur. Wir haben einzelne
Handlungsfelder näher betrachtet,
und auf der Grundlage der Stand-
orttheorie diese und ihren Vernet-
zungsgrad untersucht.
STANDORT:
Vernetzungsgrad in-
nerhalb der Regionen?
PECHLANER:
Ja, das war der Fo-
kus, vor allem innerhalb der Ak-
teure, die sich mit Standort- und
Destinationsmanagement ausein-
andersetzen. Jede Region hat eige-
ne organisatorische Rahmenbedin-
gungen, innerhalb derer Aufgaben
abgewickelt werden. Im Mittel-
punkt standen bei uns Organisati-
onen, die sich mit Tourismus- und
Standortmarketing sowie Innova-
tionsförderung beschäftigen, dazu
kamen noch Institutionen, die sich
mit Exportförderung, Kongressor-
ganisation und Messen auseinan-
dersetzen – all dies sind relevante
Standortfaktoren.
STANDORT:
Gibt es schon Ergeb-
nisse der Vergleiche?
PECHLANER:
Die gute Integrati-
on von Standortmarketing und For-
schungs- bzw. Bildungsbereich ist in
Tirol eine Benchmark. Auffallend
ist auch, dass Standortmanagement
in Tirol wenig politisch angelegt ist
und in Abstimmung von zwei Or-
ganisationen – Tirol Werbung und
Standortagentur – passiert. Das ist
ebenso eine Benchmark. Was im
Vergleich zu anderen Regionen et-
was abgeht, ist die Integration von
Messe- und Kongressbereich, das
könnte intensiver sein. Ansonsten
sind im Handlungsfeld Wirtschafts-
standort durch die Clusterpolitik
sehr viele Akteure integriert. Worin
sich Tirol, aber auch Südtirol, noch
abhebt, ist die Integration der In-
novationsförderung – Stichwort
Förderung von Jungunternehmen
und Gründungen. Und das in ei-
nem Rahmen, der etwas mit Marke
zu tun hat, da ist Tirol sehr gut un-
terwegs. ]
Standort. Tourismusexperte Harald Pechlaner von der Universität Eichstätt-
Ingolstadt über Integriertes Standortmanagement und Tiroler Benchmarks.
„In Tirol sind viele
Akteure integriert“
Standort
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STANDORT 04|11
[ Thema: Inhalt ]
Tourismusexperte Harald Pechlaner über
Integriertes Standortmanagement
STANDORT
[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten
der Standortagentur Tirol und ihrer
Clusterinitiativen. Ausgabe 04|11
Herausgeber: Standortagentur Tirol, Ing.-Etzel-
Straße 17, 6020 Innsbruck | Verleger: ECHO
Zeitschriften- u. Verlags GmbH | Redaktion:
Andreas Hauser, Hugo Huber, Gernot Zim-
mermann | Fotos: Andreas Friedle| Layout:
Thomas Binder, Armin Muigg | Druck: Alpina
3 2
1
4 5 6 7 8
Nr. 11. | Jg. 03
AKTUELLE NACHRICHTEN DER STANDORTAGENTUR TIROL
Start der 4. Ausschreibung für K-Projekte
im Rahmen des COMET-Programms
Foto. Friedle
Die Schwebebett-Technologie von
Syncraft Engineering kommt zum Einsatz
Das K-Regio „enerChange“ entwickelt
Speicher- und Systemkomponenten
Mechatronik
Seite 4
PACT Technologies sorgen mit innovati-
vem Plexiglas für weltweites Aufsehen
Das Außerferner Unternehmen DaTARI-
US setzt auf Datenspeicher für die Ewigkeit
Informationstechnologie
Seite 5
Das IT-Clustermitglied seekda arbeitet
mit Google zusammen
Die Innsbrucker Werbeagentur Kjero ist
Spezialist für Word of Mouth Marketing
Wellness
Seite 6
Heinz Schletterer über den Adaptionspro-
zess im Gesundheits- und Wohlfühltourismus
Fengtirolis nutzt Tiroler Naturmaterialien
auf eine ganz besondere Art
Life Sciences
Seite 7
K-Regio: Oroboros entwickelt ein inno-
vatives Messgerät zur Zellatmung im Verbund
Der Tiroler Profi Contec entwickelt und
fertigt elektronische Steuerungen und Systeme
Exzellente Arbeit
[ ONCOTYROL ]
S
eit drei Jahren läuft die große Verbundforschung im Oncotyrol.
Über 40 beteiligte Partner aus dem In- und Ausland arbeiten an
der Entwicklung innovativer Therapien zur verbesserten Diagnostik und
individuellen Behandlung von Krebspatienten bei weniger Nebenwirkun-
gen. Jetzt hat eine internationale Jury das Kompetenzzentrum im Auftrag
der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) begutachtet
und die exzellente Arbeit bestätigt. Geprüft wurden das bisher Erreichte
und die Pläne für die zweite Förderperiode ab 2012, untersucht wurde
auch die Qualität der Forschungsprojekte, die Organisation, Kennzahlen wie Anzahl an Beschäftigten oder Patenten und zusätz-
lich eingeworbene Fördermittel. „Das positive Ergebnis der Expertenevaluierung für Oncotyrol zeigt, dass die Profilbildung am
Standort Tirol erfolgreich verläuft und die bisherigen Landesinvestitionen gut platziert sind“, zeigt sich LH Günther Platter erfreut
über die Forschungsarbeit, die vom wissenschaftliche Leiter von Oncotyrol, Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber (im Bild re.), koordiniert
wird. Der Großteil der öffentlichen Finanzierung kommt ab 2012 mit 4,5 Millionen Euro via FFG vom Bund, das Land Tirol und
– zu einem kleinen Teil – das Land Salzburg steuern 2,25 Millionen Euro bei. Mit den künftigen Investitionen der Firmenpartner in
Höhe von sechs Millionen Euro und jenen der Wissenschaftspartner stehen insgesamt 13,5 Millionen Euro zur Verfügung.
ADVENTURE X
D
en Businessplanwettbewerb
adventure X von der Standorta-
gentur Tirol und CAST gibt es natürlich
auch im Jahr 2012. Zum elften Mal
sollen innovative Tirolerinnen und
Tiroler motiviert werden, tragfähige
Geschäftskonzepte zu entwickeln. In
dem bewährten Drei-Phasen-Konzept
soll Schritt für Schritt aus einer Idee ein
erfolgreiches Geschäftsmodell werden,
wie immer stehen den Teilnehmern
des mehrmonatigen Wettbewerbs bei
Coachingeinheiten und Seminarwo-
chenenden Experten aus der Praxis
mit Rat und Tat zur Seite. Die Kick-off-
Veranstaltung wird Ende Jänner 2012
stattfinden, nähre Infos dazu gibt es auf
www.adventurex.info.
E
in Seefahrer, der
Angst hat, sich zu
weit von bekannten
Küsten zu entfernen,
wird nie Neuland
entdecken. Entfernt
er sich aber von
den ihm bekannten
Gewässern, wird er
möglicherweise den einen oder anderen
Rückschlag erleiden müssen bevor ihm
eine Entdeckung gelingt. Scheitern ist eine
häufige Nebenwirkung von Innovation.
Woody Allen sagte einmal: „Wenn man
nicht hie und da auf die Nase fällt, ist das
ein Zeichen, dass man nichts wirklich
Innovatives tut.“ Nur wer das Risiko zu
Scheitern in Kauf nimmt, kann wirklich
kreativ sein. Denn Kreativität bedarf
einer Unbefangenheit gegenüber dem
Unbekannten. Wir Menschen stützen uns
im Alltag – wenn immer möglich – auf
unsere Erfahrung, auf das uns Bekann-
te. Das macht durchaus Sinn, denn so
müssen wir nicht zu viel Energie für
wiederkehrende Situationen aufbringen.
Neue Ideen entstehen aber dann, wenn
wir sicheres Gewässer verlassen und
unserem Gehirn die Möglichkeit geben,
auf eine abenteuerliche Reise ohne
sicheren Ausgang zu gehen. Es ist eine
Reise, welche ohne den Blick auf unseren
Erfahrungskompass unternommen
werden muss und somit in Sackgassen
enden kann. Wenn wir also die Kreativität
fördern wollen, müssen wir Misserfolge
zulassen oder gar wertschätzen können,
so wie es der indische Weltkonzern Tata
mit dem Preis „Dare to try“ vormacht.
Dieser wird an Teams verliehen, welche
eine kreative Idee ernsthaft umzusetzen
versuchten, auch wenn dies in einem
Misserfolg endete. Denn: wer nichts
falsch macht, macht aller Wahrscheinlich-
keit nach auch nichts Neues.
Wer wagt,
gewinnt – früher
oder später
GASTKOMMENTAR
”
Ihr Jiri Scherer
Kreativitätstrainer und Innovationsberater
Denkmotor GmbH, Zürich
Foto: Privat
LICHT FÜR MEKKA
A
aus mindestens acht Kilometern
Entfernung sind sie seit Oktober
in der Nacht lesbar – die vier weltweit
größten Uhren mit einem Durchmes-
ser von jeweils 43 Metern in einer
Höhe von 425 Metern am Abraj-Al-
Bait-Turm in Mekka. Unterhalb der Uh-
ren sind die vier lichtstärksten Medien-
fassaden von jeweils 70 mal 11 Metern
in die Fassade integriert – konzipiert
wurde die Lichttechnik zur Beleuchtung
der Uhr in fünfjähriger Entwicklungs-
arbeit vom Bartenbach LichtLabor.
Zur Optimierung und Überprüfung
der gewünschten Erscheinungsbilder
wurden vom Tiroler Lichtspezialisten
eigens Lichtmodelle zur Beurteilung der
visuellen Wahrnehmung gebaut.
Harald Pechlaner: „Tirol hebt sich von anderen Regionen durch die Integration der Innova-
tionsförderung ins Standortmarketing ab.“
Foto. Standortagentur Tirol