1 / 8 Next Page
Information
Show Menu
1 / 8 Next Page
Page Background

STANDORT:

Sie haben in Deutsch-

land studiert, dort, in den USA und

in England gearbeitet. War das „klei-

ne“ Tirol eine große Umstellung?

Sabine Schindler:

Ich kam da-

mals aus England und empfand es

nicht so, als würde ich von der groß-

en Welt ins kleine Tirol kommen.

Wissenschaftler wechseln ja von

einem Institut zum anderem, von ei-

ner Stadt in die andere. Für mich war

der Wechsel sehr positiv, ich wurde

sehr gut aufgenommen und konnte

auch neue Ideen einbringen. Und

Tirol hat ja viele Vorteile, die Berge

etwa, und im Vergleich zu England

ist das Wetter besser.

STANDORT:

An Ihrem Institut wur-

de in den letzten Jahren viel aufge-

baut: eine zweite Professur, der ESO-

Beitritt Österreichs – ein Beispiel für

die Entwicklung der Uni Innsbruck?

Schindler:

Im Unterschied zu

meinem Institut muss man an der

Uni nicht viel aufbauen – da läuft

ja schon vieles. Trotzdem würde ich

natürlich gerne in diesem Sinne auf

größerer Skala weiterarbeiten.

STANDORT:

Ist das die Motivation

für das Amt?

Schindler:

Ich habe schon im-

mer gerne über mein Fachgebiet

„hinausgeschaut“, daraus sind auch

Großprojekte mit Kollegen aus an-

deren Fachgebieten entstanden wie

etwa das Doktoratskolleg „Computa-

tional Interdisciplinary Modelling“.

Diese Beschäftigung mit dem großen

Ganzen finde ich interessant – das

möchte ich nun auch auf universi-

tärer Ebene einbringen.

STANDORT:

Innsbruck ist die for-

schungsstärkste Uni Österreichs.Was

sind Ihre Ziele für die Tiroler For-

schung?

Schindler:

Natürlich möchte ich

sie weiterfördern, optimale Rahmen-

bedingungen für alle Forscherinnen

und Forscher bieten. Wir sind ja gut

aufgestellt, die Profilbildung hat sich

bewährt – daran werde ich nicht rüt-

teln. Auch bezüglich Kooperationen

mit der Wirtschaft am Standort ist in

den letzten Jahren viel passiert, was

man sicherlich noch weiter vertiefen

kann. Ich möchte aber die Forschung

näher an die Lehre rücken, das ist für

mich eine Einheit. Insofern denke

ich an eine intensivere Zusammenar-

beit mit dem Vizerektorat für Lehre

und Studierende.

STANDORT:

Haben Sie ein universi-

täres Vorbild?

Schindler:

Das ist schwierig, das

„Standing“ einer Uni ist von Fachge-

biet zu Fachgebiet verschieden. Ich

möchte aber, dass Innsbruck generell

ein gutes Standing hat. Ich habe eini-

ge internationale Beispiele gesehen,

Vorbild habe ich aber keines.

STANDORT:

Wie verankert im Land

Tirol ist die Uni Innsbruck?

Schindler:

Sie spielt in meinen

Augen durch ihre Größe eine große

Rolle, sie bezieht sich auch in einigen

ihrer Forschungen auf Tirol bzw. den

alpinen Raum.

STANDORT:

Soll sich die Uni ver-

mehrt der Öffentlichkeit zeigen?

Schindler:

Das halte ich für wich-

tig. Wir haben eine Verpflichtung

gegenüber dem Steuerzahler, unsere

Arbeit darzustellen. Und es geht auch

um den Nachwuchs: Wenn wir nicht

zeigen, was wir leisten, kommen die

jungen Menschen nicht zu uns. ]

Sabine Schindler, die neue Vizerektorin für Forschung an der Uni Innsbruck, über

ihre Ziele und die Notwendigkeit, wissenschaftliche Leistungen zu präsentieren.

„Forschung näher

an die Lehre rücken“

Standort

Seite 1 | 2

STANDORT 01|12

[ Thema: Inhalt ]

Sabine Schindler, neue Innsbrucker Vize-

rektorin für Forschung, über ihre Ziele

standort

[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]

Erneuerbare Energien

Seite 3

[ Thema: Impressum ]

STANDORT. Aktuelle Nachrichten

der Standortagentur Tirol und ihrer

Clusterinitiativen. Ausgabe 01|12

Herausgeber: Standortagentur Tirol, Ing.-

Etzel-Straße 17, 6020 Innsbruck

Verleger: ECHOZeitschriften- u. Verlags

GmbH | Redaktion: Andreas Hauser, Hugo

Huber, Gernot Zimmermann | Fotos: An-

dreas Friedle| Layout: Thomas Binder, Armin

Muigg | Druck: Alpina

3 2

1

4 5 6 7 8

Nr. 12 | Jg. 03

aktuelle nachrichten der STANDORTAGENTUR TIROL

Innovationsassistentin Miriam Oberhuber

und die Vermarktung der Radiusplatte

Fotos: Friedle (1)

Eine Erfindung von Luis Wegscheider

könnte den Kachelofenbau revolutionieren

Sandoz vetraut auf eigens ausgebildete

„Betriebliche Energiemanager“

Mechatronik

Seite 4

PEER Engineering konstruiert für die Auto-

industrie und ist in Luft- und Raumfahrt tätig

Seiwald Blechform kann verschiedene Ar-

ten des Schweißens in einer Anlage kombinieren

Informationstechnologie

Seite 5

World-Direct punktet mit IT-Lösungen für

den Business-Bereich

Das IT-Unternehmen Ideenweberei

bietet Leistungen aus einem Guss

Wellness

Seite 6

Expertin Dagmar Rizzato über die Situati-

on im Gesundheits- und Wellnesstourismus

Naturkosmetik ist nicht immer gleich

Naturkosmetik – Green Source zeigt warum

Life Sciences

Seite 7

Das in Tirol erforschte E7-Onkoprotein ist

der ideale Marker für Gebärmutterhalskrebs

Innsbrucker Wissenschaftler beschäftigen

sich mit der Drosselung der Kalorienaufnahme

F&E-Politik trägt Früchte

[ Forschungsquote ]

D

ie von der Statistik Austria veröffentlichten regionalen Forschungsquo-

ten des Jahres 2009 sprechen dem Land Tirol ein gutes Zeugnis aus,

belaufen sich doch die Forschungsausgaben in Tirol von Unternehmen und

öffentlicher Hand auf 680 Millionen Euro – das bedeutet, dass 2,79 Prozent

des Tiroler Bruttoregionalprodukts in Forschung und Entwicklung (F&E) flie-

ßen (bundesweit liegt die Quote bei 2,72 Prozent). „Tirol hat sich im Bun-

desländerranking von Platz fünf im Jahr 2007 auf Platz drei vorgearbeitet“,

erklärt dazu Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. Wurden 2007

noch 2,4 Prozent des Tiroler Bruttoregionalprodukts in Forschung und Entwicklung investiert, stieg dieser Wert auf nunmehr

2,79 Prozent (Platz 1 für die Steiermark mit 4,32 Prozent, Platz 2 für Wien mit 3,54 Prozent). Zoller-Frischauf: „Die Zunahme

um 0,39 Prozentpunkte ist mit Abstand die größte aller Bundesländer.“ Zum Vergleich noch ein paar Zahlen aus vergangenen

Jahren: 1998 betrugen die Forschungsausgaben rund 250 Millionen Euro, 2007 an die 540. Die Zahl der Arbeitsplätze in F&E

steigerte sich von weniger als 2500 (1998) über rund 3500 (2004) auf 4561 im Jahr 2009. „Unsere konsequente Forschungs-,

Technologie- und Innovationspolitik trägt Früchte. Dass wir die beiden Bundesländer Oberösterreich und Kärnten überholen

konnten, ist der Beweis dafür“, hält Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg bezüglich der für Tirol positiven Zahlen fest.

Projektstart – EU

D

as 7. EU Rahmenprogramm

für Forschung, technologische

Entwicklung und Demonstration (RP7)

ist das größte transnationale For-

schungsprogramm weltweit. Um die

Beteiligung österreichischer Antragsteller

zu erhöhen, die Chancen von KMUs

für eine erfolgreiche Antragstellung zu

verbessern und damit die Innovations-

tätigkeit von KMUs zu stärken, gibt es

das Programm „Projektstart EU“. KMUs

können für eine geplante Einreichung

im RP7 um finanzielle Unterstützung für

die Kosten der Vorbereitung ansuchen

– gefördert werden laufend bis zu 50

Prozent der maximalen Gesamtkosten

von 6000 Euro.

Info:

www.ffg.at/projektstart-eu

D

as Land Tirol

hat einen be-

sonderen Stellen-

wert innerhalb der

österreichischen

Grundlagenfor-

schungslandschaft.

2009 wurden

knapp über 188

Millionen Euro in Grundlagenforschung

investiert, womit Tirol mit einem Anteil

von 28 Prozent an seinen gesamten

F&E-Ausgaben von 665 Millionen Euro

im Bundesländervergleich den höchsten

Anteil aufweist. Insbesondere im Life

Science-, Biotech- und Bioinformatikbe-

reich konnte Tirol eine starke Position

beziehen und schaffte damit eine Brücke

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft,

welche letztlich auch das Rückgrat für

industrielle Produktion bildet. Tirol hat

erkannt, dass Grundlagenforschung einen

„Möglichkeitsraum“ für angewandte For-

schung schafft. In einer hochgradig spezia­

lisierten und arbeitsteiligen Forschungs-

landschaft bedarf es einer starken und

freien Forschungsbasis (mit langfristigem

Forschungshorizont) sowie spezifischer

Formen der Zusammenarbeit zwischen

den Forschungseinrichtungen und der

Industrie. Denn wissenschaftliche Er-

kenntnisse eröffnen gleichzeitig auch neue

Anwendungsfelder bzw. neue Problem-

lösungskapazitäten für die Industrie. Die

internationalen Entwicklungen der letzten

Jahre zeigen deutlich, dass exzellente Uni-

versitäten und Forschungseinrichtungen

längst zu einem der entscheidenden

Kriterien für die Standortwahl forschungs-

intensiver Unternehmen zählen. Durch

die Förderung der Grundlagenforschung

schafft die öffentliche Hand somit den

notwendigen Input zur nachhaltigen Stär-

kung des Wissenschafts- und Industrie-

standorts Österreich.

Grundlagen­

forschung als

wichtiger Input

GASTKommentar

MMag. Andreas Schibany

Leiter der Forschungsgruppe TIP

Joanneum Research

Foto: doppio espresso/APA-OTS/Zötl

Kooperativ

K

ooperationen in der Forschung

werden immer wichtiger – Wissen,

Budgets, Geräte und Personal können in

gemeinsamen Projekten effektiv genutzt

werden. Deshalb fördert das Land Tirol

gemeinsame Forschungsprojekte der

heimischen Unis, Fachhochschulen und

außeruniversitären Forschungseinrich-

tungen im Programm Translational Re-

search – derzeit sind dies zehn Projekte

aus den Fachbereichen Life Sciences,

Mechatronik, Materialtechnologie und IT.

Im Rahmen der aktuellen Ausschreibung

können bis zu drei neue Projekte geför-

dert werden. Die Ausschreibung läuft

noch bis zum 30. März 2012, Anträge

können bei der Standortagentur Tirol

eingereicht werden.

Foto: Standortagentur Tirol

Sabine Schindler studierte Physik an

der Universität Erlangen-Nürnberg

und der Ludwig-Maximilians-Uni-

versität München. Zwischen 1990

und 2002 war sie wissenschaftliche

Mitarbeiterin amMax-Planck-Institut

für extraterrestrische Physik in Gar-

ching, an der University of California

und an der Liverpool John Moores

University. 2002 wurde Sabine

Schindler an die Uni Innsbruck be-

rufen, seit 2004 leitet sie das Institut

für Astro- und Teilchenphysik. Mit 1.

März 2012 ist Schindler Vizerekto-

rin für Forschung.

Zur Person