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mRahmen des Forschungspro-
jektes „Bigconair“ an der Fa-
kultät für Technische Wissen-
schaften der Universität Innsbruck
werden zurzeit unterschiedliche
Dämm- und Beplankungsmateri-
alien in Büro-Container eingebaut
und auf ihre bauphysikalischen
Eigenschaftenuntersucht.
Leiter dieses auf zwei Jahre aus-
gelegten Forschungsprojektes ist
Michael Flach, seines Zeichens Pro-
fessor für Holzbau an der Univer-
sität Innsbruck. Für Flach hat das
gesunde Raumklima in einem Con-
tainer höchste Priorität:
„Stahlcontainerbauten
stehen im Kreuzfeuer
der Kritik. Seit sie als
Übergangslösung für
Innsbrucker
Gymna-
sien eingesetzt wurden,
sind dort die Krank-
heitsfälle
sprunghaft
angestiegen. Dem wol-
len wir mit unserem
Forschungsprojekt ent-
gegenwirken.“
Seit Anfang dieses
Jahres stehen am Ge-
lände der Uni Inns-
bruck zwei Doppelcon-
tainer aus Holz, einmal ausgeführt
in Massivholzbauweise und einmal
in Holzständerbauweise mit innen-
seitigem Lehmverputz.
Und da kommt der Piller Holz-
baumeister Hans Wegscheider mit
ins Spiel. Wegscheider beschäftigt
sich schon seit vielen Jahren mit
dem Baustoff Lehm und hat das
ÖKOMASSIV-System
entwickelt,
ein System, welches den Lehm als
Baustoff salonfähig gemacht hat.
Zahlreiche Bauten in Holz-Lehm-
Mischbauweise gehen auf sein Kon-
to, freut sich Hans Wegscheider:
„Wir können jetzt passgenau vier-
zig Millimeter dicke Holz/Lehm
elemente herstellen und diese
gleichzeitig mit Aussparungen für
die Elektro-Leerverrohrungen ver-
sehen. Damit wird Lehm als Bau-
stoff auch preislich interessant und
steht einer Gipswand praktisch in
nichts mehr nach.“
Lehm reguliert nicht nur perfekt
das Raumklima, Lehm ist auch ein
hervorragender Schallschutz, gera-
de bei Holzhäusern ist das immer
ein Thema. Darüber hinaus sorgt
Lehm im Sommer für Wohlfühl-
temperaturen und ist im Winter in
der Lage, Raumwärme so zu spei-
chern, wie man es sonst nur noch
dem Schamott zuschreibt.
Für ein etwa 150 m
2
großes Ein-
familienhaus aus Holz mit innen-
seitigem Lehmverputz werden un-
gefähr 25.000 bis 30.000 kg Lehm
benötigt. Die Zusammenarbeit
mit der Uni Innsbruck beschreibt
Hans Wegscheider als hervorra-
gend und freut sich, dass die vielen
Vorteile des Baustoffes Lehm nun
auch auf wissenschaftlicher Ebene
belegt werden.
Weitere Informationen gibt es un-
ter
www.holzbau-wegscheider.at]
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standort
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIEN TIROL ]
Seit mittlerweile über zehn Jahren und mit 82 Unternehmens- und 41 Wissenschaftspartnern forscht,
entwickelt und berät alpS, das Innsbrucker Forschungs- und Entwicklungszentrum für Klimawandel-Anpassung
in Gebirgsräumen. Im Mai 2013 hat man nun die 100-Mitarbeiter-Marke durchbrochen. „Damit ist alpS nicht
nur das größte außeruniversitäre Forschungszentrum Westösterreichs, sondern bereits auch ein mittleres
Unternehmen“, freuen sich alpS-Geschäftsführer Eric Veulliet und Tilmann Märk, Rektor der Uni Innsbruck.
energie
COMET-alpS überschreitet 100er-Marke bei der Anzahl der Mitarbeiter
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
au
fwww.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
]
[
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Energie ]
Holz und Lehm als Baustoffe
garantieren gesundes Wohnklima
Mit dem Raumklima von Containern beschäftigt sich ein Forschungsprojekt der
Universität Innsbruck. Die Gesundheit steht dabei im Vordergrund.
Der Tiroler Lebensmittelhändler MPREIS hat den ersten zertifizierten Passivhaus-Supermarkt Mitteleuropas
eröffnet und beweist damit, dass sich Ökologie und Ökonomie perfekt miteinander kombinieren lassen.
Supermarkt ganz ohne Heizung
Seit heuer darf sich das Zillertal als Klima-
und Energiemodellregion bezeichnen. Bis 2015
sollen innerhalb der Initiative des Klima- und En-
ergiefonds u.a. Wasserkraft und Kleinwasserkraft
auf die Möglichkeit zur Effizienzsteigerung unter-
sucht werden. Zudem geht es um Energieeffi-
zienz- und Energieeinsparungsmaßnahmen in
den Kommunen und im Gewerbe sowie um
die Errichtung von dezentralen Nahwärmenet-
zen auf Basis regional verfügbarer Biomasse.
Ein mehrstufiges, am MCI entwickeltes
und in der Zwischenzeit patentiertes Trock-
nungsverfahren erlaubt eine einzigartig effiziente
Trocknung von biogenen Schüttgütern (z.B.
Holzhackgut), wobei der notwendige Wärme-
bedarf sogar unter der Verdampfungsleistung
des enthaltenen Wassers liegt. Damit führt etwa
die Trocknung von Holzhackgut vor einer ther-
mischen Verwertung in Heizwerken erstmals zu
einer Steigerung des Gesamtwirkungsgrads und
damit auch zu einer substanziellen Reduktion
des Brennstoffbedarfs.
Foto: MCI
[ konkret GESEHEN]
Die kühlenden Wärmepumpen
S
eit 1977 steht die IDM Energiesysteme
GmbH aus Matrei in Osttirol für die nachhal-
tige Nutzung der natürlichen Ressourcen Erde,
Wasser, Luft und Sonne. Mittlerweile ist die IDM
GmbH mit ihren 130 Mitarbeitern spezialisiert
auf die Herstellung modernster Wärmepum-
pen, die nicht nur der Raumheizung und der
Warmwasserbereitung dienen, sondern mittels
spezieller Technik auch für Kühlung sorgen.
Dass Wärmepumpen erneuerbare Umwelt-
wärme aus Luft, Erde und Wasser verwenden,
ist mittlerweile bekannt. IDM-Wärmepumpen
können aber noch mehr, wie Marketingleiter
Paul Hysek sagt: „Die Smart Grid Technologie
erlaubt es uns, mit einer Photovoltaikanlage die
Wärmepumpe vorwiegend dann zu betreiben,
wenn Ökostrom verfügbar ist. Dadurch werden
Wärmepumpen zum hundertprozentig erneuer-
baren System.“
Vorwiegend kommen die innovativen Lö-
sungen aus dem Hause der Energiefamilie IDM in kleineren Wohnobjekten zum
Einsatz, aber auch für größere Gebäude sind die Osttiroler Wärmepumpen geeignet.
Paul Hysek dazu: „Wärmepumpen für Objekte mit großen Heizlasten sind immer
noch die Ausnahme. Dabei ist das Energiesparpotenzial gerade bei großen Objekten
schnell darstellbar und die Möglichkeit zur Kühlung schafft ein zusätzliches Verkaufsar-
gument für die Wohnungen.“
So geschehen auch bei einem Projekt in Wien, wo im 2. Bezirk ein Wohnhaus
inklusive Dachausbau (insgesamt 16 Wohnungen) mit IDM-Wärmepumpen ausge-
stattet worden ist. Das Grundwasser wird als Wärmequelle verwendet, mittels Wär-
mepumpe wird aktiv geheizt und gekühlt, wobei die Kühlabwärme wiederum zur
Warmwasserbereitung genutzt wird. Ein in sich geschlossenes, intelligentes System,
ressourcenschonend, nachhaltig und damit ökologisch höchst sinnvoll.
Auch im eigenen Betrieb achtet die IDM-Energiefamilie auf die Nutzung erneuer-
barer Energien, dehalb entsteht aktuell eine Photovoltaikanlage am Dach der Pro-
duktionshalle. Diese Anlage wird nach ihrer Fertigstellung so viel Strom liefern, wie
der gesamte Betrieb verbraucht. Damit ist die IDM GmbH nicht nur autark, sondern
liefert auch einen aktiven Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Mehr Infos zum umfang-
reichen Angebot der IDM-Energiefamilie unter
www.idm-energie.atIDM-Projekt in Wien: aktives
Heizen und Kühlen.
Foto: IDM Energiefamilie
D
er einheimische Lebens-
mittelhändler
MPREIS
ist bereits seit Langem
bekannt dafür, dass sich seine Su-
permärkte durch teilweise spekta-
kuläre Architektur auszeichnen.
Mit dem im Dezember des Vor-
jahres im Außerferner Pinswang
errichteten Supermarkt ist das
Tiroler
Familienunternehmen
noch einen bedeutenden Schritt
weitergegangen, denn die Filiale ist
als erster Supermarkt Mitteleuro-
pas in Passivhaus-Bauweiseerrichtet
und zertifiziert worden.Das neue Geschäft liegt nicht
nur verkehrstechnisch optimal, die
Nähe zum Naturschutzgebiet „Na-
tura 2000“ hat die Verantwortlichen
von MPREIS und den ausführen-
den Architekten Raimund Rainer
inspiriert, in Pinswang etwas ganz
Besonderes auf die Beine zu stellen.
So hat Architekt Rainer ausgenutzt,
dass sich direkt neben der Filiale ein
Betonwerk befindet, lange Anfahrts-
wege des Baumaterials konnten so
verhindert werden. In seiner interes-
santen architektonischen Ausgestal-
tung des Gebäudes hat Rainer unter
anderem Fluss-Kieselsteine aus dem
nahen Lech verarbeitet und in die
betonierte Decke und in den Glas-
fronten des „Baguettes“ sind gut
sichtbar Blätter aus dem angren-
zenden Auwald eingelassen worden.
Das verleiht dem Supermarkt einen
ganz eigenen Charme, maßgeblich
für den Passivhaus-Status sind aber
andere Faktoren. So ist – in enger
Zusammenarbeit mit Wolfgang
Feist, Professor für energieeffizi-
entes Bauen an der Uni Innsbruck
und Leiter des Passivhaus-Instituts
– das Gebäude extrem energiespa-
rend ausgelegt. Alleine die Techno-
logie, dass die Abwärme sämtlicher
Kühlmöbel des Supermarktes zum
Heizen verwendet wird, lässt den
Gesamtenergieaufwand der Filia-
le um fünfzig Prozent sinken. Der
Markt selbst verfügt über keine eige-
ne Heizungsanlage mehr.
Vergleicht man den Passivhaus-Su-
permarkt in Pinswang mit anderen
neu errichteten Filialen, dann ergibt
sich eine jährliche Einsparung von
10.000 Litern Heizöl. Das wiederum
reduziert die CO
2
-Belastung um
32,5 Tonnen im Jahr – die Umwelt
freut sich. Aber freut das auch die
Buchhaltung von MPREIS? Unter-
nehmens-Sprecherin Ingrid Heinz
sagt zu den Mehrkosten: „Natür-
lich erfordert die Errichtung eines
Passivhauses höhere Investitionen.
Aber bereits nach sechs Jahren wer-
den sich diese Mehrkosten amorti-
siert haben, also ist dieser Weg nicht
nur in ökologischer, sondern auch
in wirtschaftlicher Sicht eine Win-
win-Situation für MPREIS. Wir wer-
den diesen Weg sicher weitergehen,
Ökologie ist uns ein Anliegen und
wir glauben, dass wir da auch eine
Art Vorbildwirkung haben.“
Nachhaltiges Bauen und Wirt-
schaftenmuss also keinWiderspruch
sein und so finden sich auf den Dä-
chern der MPREIS-Filialen auch zu-
nehmend „Sonnenkraftwerke“, wo-
mit sich bereits ein erheblicher Teil
des Energiebedarfs decken lässt. Für
MPREIS ist das Thema Ressourcen-
management nicht nur ein moder-
nes Schlagwort, sondern längst Teil
der Firmenphilosophie. Der Super-
markt in Pinswang hat das einmal
mehr unter Beweis gestellt. ]
Fotos: Friedle (1), MPREIS (2)
Für den Innsbrucker Architekten Raimund
Rainer waren die Planung und Errichtung
des MPREIS Supermarktes in Pinswang eine
spannende Herausforderung.
Für das Forschungsprojekt „Bigconair“ sind am Gelände
der TU Innsbruck zwei Holzcontainer errichtet worden.
Foto: Friedle