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STANDORT
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Ausschreibung für innovative Mobilitätslösungen
Thema: [ Mobilität der Zukunft ]
STAndORT
Das Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie startet eine neue Aus-
schreibung für die „Mobilität der Zukunft“: 10,3 Millionen Euro stehen für Forschung
und Innovation im Bereich Mobilität zur Verfügung. Die Schwerpunkte liegen auf
Güterverkehr & Logistik, innovative Fahrzeugtechnologien und Verkehrsinfrastruktur.
Die Ausschreibung läuft bis 12. Februar 2014. Infos unter
www.ffg.atE
s war auch der Wunsch,
nicht mehr über 100 Tage
pro Jahr durch die Welt zu
tingeln, der in diesem Fall zu einer
Unternehmensgründung führte. Zu
einem Unternehmen, das auf einer
auf Naturfasern basierenden Platt-
formtechnologie beruht und des-
sen Grundkonzept auf dem beruht,
was sich die Unternehmensgründer
Martin Jehart und Christoph Egger
gerade in ihrer jahrelangen weltwei-
ten Tätigkeit erarbeitet haben.
Die Idee für Organoid Techno-
logies reicht mehr als zehn Jahre
zurück, als Martin Jehart mit der
Entwicklung von aufblasbaren
Richtungstoren für die Flugver-
anstaltung des Red Bull Air Race
beauftragt wurde. Innerhalb von
sieben Jahren wurde aus ersten
Prototypen die High-End-Variante
eines 20 Meter hohen, computerge-
steuerten und halbautomatischen
Pylons. Dieses „aufblasbare“ Know-
how entwickelten Jehart und Egger
weiter, um „frei geformte“ Elemente
aus natürlichen Fasern wie Hack-
schnitzeln, Schilf oder Stroh her-
zustellen. Im Prinzip wird dazu ein
aufblasbarer Pneu in die gewünsch-
te Form und Größe gebracht sowie
mit einem Gemisch aus Naturfasern
und natürlichem Bindemittel be-
sprüht. Darüber kommt eine Folie,
um das Gemisch im Vakuum zu här-
ten, worauf Pneu und Folie entfernt
werden – fertig ist die organoide
Form. „Die Ursprungsidee ist, mit
dem patentierten Verfahren große
Flächen zu gestalten, von Carports
bis hin zu Gebäuden wäre alles mög-
lich. Allerdings ist das ein weiter,
schwieriger Weg“, sagt Jehart.
Ein Weg, auf dem Organoid
in den letzten Jahren klassische
Etappen eines Tiroler Start-ups
durchlaufen hat. Teilnahme am
Businessplan-Wettbewerb
adven-
ture X, Ausarbeitung einer Patent
anmeldung, Unterstützung bei der
Unternehmensgründung
durch
CAST – center of academic spin-
offs tyrol, erfolgreicher Antrag ei-
ner PreeSeed-Förderung durch die
Austria Wirtschaftsservice GmbH,
Ausarbeitung von Geschäftsfeldern,
die schneller als die Ursprungsidee
vermarktbar sind. Neben Design-
stücken in Auftragsfertigung sollen
dies vor allem zwei Bereiche sein:
Dekorbeschichtungen aus Fasern
von Holz über Brennnesseln bis
Zuckerrohr sowie Akustikpaneele.
Diese in Zusammenarbeit mit der
Uni Innsbruck entwickelten dreidi-
mensionalen Paneele von Organo-
id lassen mit sehr guten Schallab-
sorptionswerten aufhorchen. „An
beiden Bereichen herrscht großes
Interesse. Kleine Mengen können
wir schon produzieren, für die Se-
rienproduktion an unserem neuen
Standort in Fliess kaufen wir derzeit
die Maschinen“, so Egger.
Ermöglicht wird der Markteintritt
mit zwei Investoren, die Organoid
mit an Bord holen konnte. Einer-
seits die Georg Ackermann GmbH,
eine Tischlerei aus dem deutschen
Wiesenbronn, die auf freie Formen
spezialisiert ist, als strategischen Part-
ner. Christoph Egger: „Von dort be-
kommen wir Know-how und aktuelle
Trends, um uns auch näher an den
Markt heranzuführen.“ Andererseits
die FSP Ventures, ein Wiener Ven-
ture Capital Fonds mit Fokus auf in-
novative, technologieorientierte Un-
ternehmen im Bereich Cleantech,
als finanziellen Investor. Der Kontakt
zu FSP Ventures wurde über das Ti-
roler Investorennetzwerk innet her-
gestellt, und bald stellte sich heraus,
dass die notwendige Chemie zwi-
schen FSP Ventures und Organoids
passt. Eine Chemie, die 2014 Früchte
tragen soll, wie Martin Jehart berich-
tet: „Den breiten Markteintritt pla-
nen wir für nächstes Jahr.“ ]
Expertenrat
Patrizia Zoller-Frischauf
Landesrätin für Wirtschaft
U
m Bildung, Wissenschaft und
Forschung und somit die Zukunft
Österreichs zu sichern, hat der Rat für
Forschung und Technologieentwicklung
Anfang Novembers seine Empfehlungen
an die Bundesregierung vorgelegt. Einer-
seits sind diese direkt finanzieller Natur
(mindestens 260 Millionen mehr für den
General University Fund, 200 Millio-
nen mehr für die grundlagenorientierte
Forschung, ebenso für die angewandte
Forschung), anderseits auch infrastruk-
tureller (Übertragung der von der BIG
verwalteten Eigentumsanteile an die
Unis, keine Aufteilung der ministeriellen
Kompetenzen des BMWF). Zudem emp-
fiehlt der Rat eine rasche Ausarbeitung
einer tragfähigen Studienplatzfinanzierung
sowie faire Zugangsregelungen.
T
irols innovatives und kreatives Potenzi-
al begeistert mich. Immer wieder bin
ich sehr stolz darauf. Wie zuletzt in Berlin,
als sich Tiroler Jungunternehmer aus IT,
Medizintechnik und Life vor deutschen
Risikokapitalgebern präsentierten. Oder
wenn wie soeben Francesca Ferlaino,
einer jungen Physikerin am Standort, mit
einer Humboldt-Professur der höchstdo-
tierte deutsche Forschungspreis zuerkannt
wird. Oder wie kürzlich in Wien, als
die Meduni mit zwei brandneuen EU-
Projekten im Gesundheitssektor und der
Vorzeigeindustriebetrieb GE Jenbacher mit
seinen Forschungsvorhaben bei Großmo-
toren glänzte. Erfolgsbeispiele gibt es un-
zählige, selbstverständlich sind sie nicht. Sie
brauchen Ehrgeiz und Beharrlichkeit aller
Beteiligten – auch bei Gegenwind. Und sie
brauchen optimale Rahmenbedingungen.
Die stimmen in Tirol offensichtlich. Damit
sie dies weiterhin tun, muss meiner Tech-
nologiepolitik der Bund als dynamischer
Partner erhalten bleiben. Er hat es in der
Hand, die Hochschulen weiter zu stärken.
Denn wir brauchen diese als schlagkräftige
Forschungspartner unserer Unternehmen.
Mit entsprechenden Budgets muss Platz
für Spitzenforschung geschaffen werden.
Das Haus der Physik, für welches das
Land Mittel zur Verfügung stellt, ist nur ein
Beispiel dafür. Auch muss die technische
Infrastruktur am Puls der Zeit bleiben. Von
ihr profitieren zahlreiche Klein- und Mittel-
betriebe in Kooperationen. Der Stellen-
wert unserer Wissenschaft muss aufgrund
ihrer Bedeutung für die Innovationskraft
unserer Wirtschaft erhalten bleiben. Denn
nur über Innovationen erhöhen wir die
Gründungsdynamik und erneuern unsere
Wirtschaft ausreichend schnell. Nur über
Innovationen findet weiteres Wachstum
statt.
Liebe
Leserinnen
und Leser
EDITORIAL
Foto: Land Tirol
Organoide Vielfalt von Organoid Technologies: Dekor-Übersicht Blütenwiese, dreidimensionale Struktur aus Almgras, Dekorstücke und ein Riesenblatt als Dekorelement (v.li.).
Organoid Technologies:
Die Etappen eines Start-ups
Fotos: Organoid (4)
B
arack Obama (Politik), Steve Jobs
(Wirtschaft) und Jürgen Klopp
(Gesellschaft) – das sind die Führungsper-
sönlichkeiten für Deutschlands Jungaka-
demiker, wobei vor allem der charis-
matische Borussia Dortmund-Trainer
bei der von Ernst & Young (EY) durch-
geführten Absolventenstudie 2012/13
(rund 500 Studenten aus verschiedenen
Fachrichtungen) überrascht. Andere
Ergebnisse deuten auf eine Suche nach
Verbindlichket in unsicheren Zeiten hin.
An erster Stelle der Werte und Ziele der
deutschen Nachwuchsmanager stehen
Freunde und Familie. Für 74 Prozent ist
dieses soziale Umfeld wichtig im Leben,
ergab die aktuelle Absolventenstudie.
2009 legten hingegen nur 58 Prozent
der befragten Absolventen besonde-
ren Wert auf ihre Familie und Freunde.
Zugleich geben 22 Prozent der Befragten
an, dass sie keine Führungsposition im
Beruf anstreben. Und nur 52 Prozent
sagen, Erfolg und Karriere stehe bei ih-
nen oben auf der Prioritätenliste. Genuss
und Konsum beziehungsweise Reichtum
sind sogar nur fünf respektive einem
Prozent wichtig, ergab die Absolventen-
studie. „Studenten möchten sich heute
viel stärker im Job selbstverwirklichen
und fordern ein hohes Maß an Gestal-
tungsspielraum“, resümiert Ana-Christina
Grohnert, Managing Partner bei EY.
Suche nach
Vorbildern
Absolventenbefragung
E
xzellente Arbeit hat eine in-
ternationale Jury anlässlich
einer Evaluierung kürzlich
dem Tiroler Forschungszentrum
alpS bestätigt – somit ist der Weg für
die zweite Förderperiode frei. „Die
intensive Arbeit zur Vorbereitung
der für das Zentrum bedeutenden
Evaluierung hat sich gelohnt“, be-
stätigt der alpS-GF Eric Veulliet. Bis
2017 werden dem Zentrum weitere
13,5 Millionen Euro zur Verfügung
stehen. 4,5Millionen wird dabei der
Bund aufwenden, 1,65 Millionen
das Land Tirol und weitere 600.000
das Land Vorarlberg. 6,1 Millionen
investieren zahlreiche Wirtschafts-
partner wie die ILF Consulting En-
gineers, die Laserdata, TIWAG oder
die Vorarlberger Illwerke AG. Dazu
kommen Leistungen wissenschaft-
licher Partner im Wert von insge-
samt 675.000 Euro.
„alpS ist eine Erfolgsstory, das
Juryurteil unterstreicht die Tiroler
Expertise bei der Anpassung an
den Klimawandel und beim Einsatz
erneuerbarer Energie. Gleichzeitig
sind die neuen Investitionen ein
wichtiger Impuls zur Sicherung des
Wirtschafts- und Forschungsstand-
ortes Tirol“, sagt Wirtschaftslandes-
rätin Patrizia Zoller-Frischauf. „alpS
mit seinen über hundert Mitarbei-
tern kann nun seinen erfolgreichen
Weg fortsetzen. Mit 87 Partnern aus
Wirtschaft und Wissenschaft wird
es in der zweiten Förderperiode
an mehr als 25 vielversprechenden
Forschungsprojekten
arbeiten“,
freut sich Tilmann Märk, Rektor
der Uni Innsbruck, die Hauptge-
sellschafterin von alpS. Künftige
Projektinhalte reichen von der
optimalen Nutzung regionaler er-
neuerbarer Energiequellen über
Risikomanagement bis hin zu Maß-
nahmen zur Anpassung an den Kli-
mawandel. „Einen starken Fokus
werden wir in den nächsten Jah-
ren auf Wasser, Tourismus und er-
neuerbare Energieträger richten“,
berichten die wissenschaftlichen
Direktoren des Zentrums Prof. Bru-
no Abegg und Prof. Ulrich Strasser.
Beide verstärken seit kurzem als
neuberufene Professoren der Uni-
versität Innsbruck das alpS-Team in
Innsbruck. ]
Internationale Expertenkommission evaluiert alpS-Arbeit zur Klimawandel-Anpassung in Gebirgsregionen positiv und empfiehlt Förderung bis 2017.
Eine Erfolgsstory
Tilmann Märk, Patrizia Zoller-Frischauf, Eric Veulliet, Johann Stötter (Ex-alpS-Forschungsleiter)
Foto: Standortagentur Tirol