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H

inter dem Titel „Emotio-

nale Intelligenz bei schi-

zophrenen und bipolaren

affektiven Störungen“ verbirgt

sich ein hochinteressantes, vom

FWF gefördertes klinisches For-

schungsprojekt (KLIF), das an der

Universitätsklinik für Biologische

Psychiatrie in Kooperation mit der

Universität Salzburg von Beatrice

Frajo-Apor unter der Leitung von

Alex Hofer über drei Jahre hinweg

durchgeführt wird. „Bei Patienten

mit schizophrenen und mit bipo-

laren

affektiven

Störungen gilt es

als erwiesen, dass

sie Defizite in der

Emotionalen Intel-

ligenz aufweisen.

Neu an unserem

Projekt ist, dass

die Emotionale In-

telligenz als Gan-

zes, also mit ihren

Te i l b e r e i c h e n

Wa h r n e h m e n ,

Verstehen, Nutzen

und Umgang mit

Emotionen, erfasst

wird. Es gibt auch

noch kaum Unter-

suchungen, in die auch Verwandte

miteinbezogen wurden“, erläutert

Frajo-Apor.

Mittels des speziellen Fragebo-

gentests MSCEIT soll die Emoti-

onale Intelligenz – ein Teil der

sozialen Kognition – von 300 Pro-

banden in fünf Testgruppen (zwei

Patientengruppen, zwei Verwand-

tengruppen, eine gesunde Kon-

trollgruppe) erhoben werden. Den

MSCEIT gibt es im englischen Ori-

ginal seit 2004, seit 2011 liegt eine

validierte Adaption in deutscher

Fassung vor. Die Lebensqualität

der Probanden und deren sozi-

ales Funktionsniveau wird im For-

schungsprojekt ebenfalls erfasst.

„Um eine Verfälschung der For-

schungsergebnisse auszuschließen,

wird zusätzlich zur sozialen Kogni-

tion auch die Neurokognition un-

tersucht“, führt Hofer aus.

Dem Projekt liegt die Annahme

zugrunde, dass Defizite im Bereich

der Emotionalen Intelligenz dem

Ausbruch von schizophrenen oder

bipolaren affektiven Störungen,

die auch genetisch vererbbar sind,

vorausgehen. Zur Überprüfung

dieser Theorie werden Patienten,

deren Geschwister sowie eine ge-

sunde Kontrollgruppe untersucht.

Liegt die Testleistung von den

Geschwistern zwischen jener der

Patienten und der gesunden Kon-

trollgruppe, bestätigt sich die Hy-

pothese. In der Praxis ist das inso-

fern bedeutsam, als die genannten

psychischen Erkrankungen früher

erkannt werden könnten und sich

dadurch die Prognose verbessern

ließe. Außerdem können Defizi-

te in der Emotionalen Intelligenz

durch spezifische Trainingsverfah-

ren verbessert werden. ]

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0413

standort

Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]

Das metabolische Syndrom gilt als Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Medikamente, die

Langzeitfolgen verhindern oder vermindern, werden dringend gebraucht. Das Austrian Drug Screening Institute

(ADSI) in Innsbruck will nun gemeinsam mit Bionorica research, der Medizinuni Innsbruck und der Uni Wien da-

für die Voraussetzungen schaffen. In einem Forschungsprojekt der FFG werden am ADSI Testsysteme entwickelt.

Sie ermöglichen eine systematische Suche nach Pflanzenwirkstoffen gegen das metabolische Syndrom.

science

Suche nach pflanzlichen Medikamenten gegen das metabolische Syndrom

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Life Sciences Tirol finden Sie auf

www.standort-tirol.at/mitglieder

Mehr Info

]

[

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Life Science ]

Emotionale Intelligenz bei

psychischen Erkrankungen

Ein Forschungsprojekt an der Medizinuni Innsbruck untersucht den möglichen

Zusammenhang zwischen Emotionaler Intelligenz und psychischen Erkrankungen.

Wissenschaftler der Innsbrucker HNO widmen sich dem Innenohr und liefern in internationalen und

nationalen Forschungsprojekten zahlreiche Beiträge über neue medikamentöse Therapiewege.

Ein tiefer Blick ins Innenohr

Mit dem – mit 14.000

Euro dotierten – Tiroler

Landespreis für Wissenschaft

wurde die Medizinerin Beatrix

Grubeck-Loebenstein ausge-

zeichnet. Nach dem Medizin-

studium in Wien wurde Grubeck-Loebenstein

1992 Abteilungschefin der Immunologie am

Institut für Biomedizinische Alternsforschung

der Österreichischen Akademie der Wissen-

schaften in Innsbruck. 2003 übernahm sie die

Leitung des Instituts, das mittlerweile in die

Universität Innsbruck eingegliedert wurde.

In ihrer äußerst anwendungsorientierten

Forschung wird auf mehr Lebensqualität im

Alter abgezielt. Die Biogerontologie soll alten

Menschen zu möglichst langer Gesundheit und

Aktivität im Leben verhelfen.

Michael Popp, Vorstands-

vorsitzender des deutschen

Biopharmaka-Unternehmens

Bionorica (1185 Mitarbeiter

und 203,4 Millionen Euro

Umsatz im Jahr 2013) erhielt

im Oktober den Großen Tiroler Adler-Orden.

Die Auszeichnung würdigt jene Persönlich-

keiten, die für Tirol politische, wirtschaftliche

oder kulturelle Bedeutung haben. Der Phar-

mazeut Popp promovierte und habilitierte an

der Universität Innsbruck und gründete 2005

in Innsbruck die Bionorica research als eigene

Forschungsniederlassung. Seither wurden am

Standort mehr als 20 Millionen Euro investiert.

[ konkret GESEHEN]

Langzeiteffekte im Fokus

D

ie Geschichte der Adiposi-

taschirurgie beginnt in den

50er und 60er Jahren des vori-

gen Jahrhunderts und hat seither

zahlreiche Veränderungen

erfahren. An der Innsbrucker

Universitätsklinik für Chirurgie

werden derzeit drei Operations-

methoden angeboten. Das Ma-

genband, der Magenbypass und

die Magen-Sleeve-Resektion.

„Letztere wird derzeit favori-

siert“, sagt Christoph Ebenbichler,

Oberarzt an der Universitäts-

klinik für Innere Medizin1. Bei

der Magen-Sleeve-Resektion wird ein großer Teil des Magens entfernt, dadurch

entsteht ein länglicher Magenschlauch mit einem Füllungsvolumen von 100 bis 150

Milliliter. Doch was bedeutet der verkleinerte Magen neben dem gewünschten

Gewichtsverlust für den Patienten, welche Auswirkungen – auf Jahre gesehen – hat

die Operation etwa auf den Vitamin-B12- und Eisenhaushalt im Körper? Fragen,

denen Ebenbichler in Zukunft mithilfe eines vom FWF finanzierten Projekts nach-

gehen will – und zwar mit dem Fokus Langzeiteffekt auf Atherosklerose.

„Mit der Magenbandoperation hat man in Innsbruck 1994 begonnen, in den

späten 90er Jahren starteten wir in Innsbruck eine prospektive Studie, die sich

hauptsächlich auf Metabolismus nach bariatrischer, also die Übergewicht betref-

fende, Chirurgie konzentrierte“, berichtet Ebenbichler. Die bislang vorliegenden

Innsbrucker Daten beschränken sich auf Untersuchungen bis fünf Jahre nach der

Operation und zeigen, dass sich – im Vergleich zur nicht operierten Kontrollgruppe

– bereits nach eineinhalb Jahren der funktionelle und strukturelle Zustand der Ge-

fäße stark verbessert hat, dieser wird bis fünf Jahre nach der Operation gehalten.

Nun möchte Ebenbichler mit zwei Projektmitarbeitern eine Zehn-Jahres-Lang-

zeitkontrolle durchführen. „Solche Langzeitdaten gibt es derzeit international nur

sehr wenige. Neben den zu erwartenden Resultaten beim Hauptzielparameter

Atherosklerose wollen wir den Gesundheitszustand von etwa 250 Patienten sowie

Kontrollpersonen untersuchen. In dieser Langzeitkontrolle werden der ernäh-

rungsmedizinische und metabolische Status und die Komplikationen der Patienten

erhoben“, sagt der Mediziner. Die Resultate sollten die derzeitige klinische Praxis

überprüfen und in die postoperative Behandlung und Nachkontrolle einfließen.

Christoph Ebenbichler untersucht Auswirkungen

von Adipositasoperationen auf Atherosklerose.

Unter der Leitung von Alex Hofer untersucht Beatrice Frajo-

Apor mittels Fragebogentests 300 Probanden.

Foto: Friedle

E

s liegt im härtesten Knochen

des Menschen und ist daher

ein nur schwer zugängliches

Organ – das Innenohr. An der Inns-

brucker Universitätsklinik für Hals-,

Nasen- und Ohrenheilkunde ist es

schon lange Gegenstand intensiver

Forschungen, gründete doch Hein-

rich Spöndlin (1927-1991) im Jahr

1982 das Innenohrlabor. „Das ist mit

ein Grund, dass wir in Innsbruck so

viel über das menschliche Innenohr

wissen. Andere Forschergruppen

arbeiten vor allem mit Tier- und

Zellmodellen“, sagt Rudolf Glück-

ert, der gemeinsam mit Anneliese

Schrott-Fischer, der Leiterin der

Forschungsgruppe Innenohr, die

Tradition von Spöndlin fortsetzt.

Im Mittelpunkt der Arbeit stehen

dabei die embryonale Entwicklung

und Beeinträchtigung der Innen-

ohrfunktion durch erworbene oder

genetisch bedingte Erkrankungen

sowie neue Wege der Medikamen-

tentherapie mittels Nanopartikeln.

In großen – etwa die EU-Projekte

BioEar und NanoEar (siehe Ka-

sten) – und kleineren Forschungs-

projekten konnte die Innsbrucker

Gruppe dazu in den letzten Jahren

wertvolle Beiträge zur Grundlagen-

forschung liefern. Eng ist dabei die

Zusammenarbeit mit dem Innsbru-

cker Medizintechnikunternehmen

MED-EL, das 1977 mit dem ersten

Multichannel-Cochlea-Implantat ei-

nen Meilenstein setzte.

Ein Beispiel für die intensive Ko-

operation war das NanoEar-Projekt,

in demNanopartikel entwickelt wur-

den, die als Träger für Medikamente

oder therapeutische DNA dienen.

Bei MED-EL entstand während des

Projekts eine neuartige kanülierte

Elektrode, über die bei Cochlea-

Implantaten Wirkstoffe direkt ins

Innenohr „gespritzt“ werden kön-

nen. „Die Vehikel für den Weg ins

Innenohr sind also geschaffen, es

gibt auch vielversprechende Kan-

didaten wie Nervenwachstumsfak-

toren oder Entzündungshemmer.

Nun geht es um die Arbeit, die rich-

tigen zu finden“, berichtet Annelie-

se Schrott-Fischer. Einem anderen

Teil des Innenohrs – nämlich dem

Gleichgewichtsorgan – widmet sich

VAMEL. In diesem vom Land Tirol

finanzierten K-Regio-Projekt wollen

die HNO-Spezialisten gemeinsam

mit MED-EL und Forschern der

UMIT ein Implantat zur Verminde-

rung von Gleichgewichtsstörungen

entwickeln. ]

Fotos: Friedle (1), HNO (3)

Foto: Friedle

Foto: Friedle

Foto: Bionorica

1. Dreidimensionale Darstellung

von hochauflösenden CT-Daten

eines menschlichen Innenohrs

2. Im EU-Projekt BioEar konnte

nachgewiesen werden, dass Ner-

venfasern (braun) durch Pharma-

therapie zum Nachwachsen ange-

regt werden können.

3. Im EU-Projekt NanoEar gelang

der Nachweis, dass zellgerichtete

Nanopartikel (grün) an Nerven-

strukturen anbinden. Über die-

sen Weg könnten Medikamente

gezielt ins Innenohr transportiert

werden.

4. Das HNO-Team (v.li.): Herbert

Riechelmann (Direktor), József

Dudás (Molekularbiologisches La-

bor), Anneliese Schrott-Fischer

(Leiterin Forschungsgruppe Innen-

ohr) und Rudolf Glückert (HNO

Forschungslabor)

Forschung zum Innenohr

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