G
ut Ding braucht bekannt-
lich Weile. Und wenn das
„Gut Ding“ Fördergelder
von 27,5 Millionen Euro mit sich
bringt und zudem noch ein Inve-
stitionsvolumen von über 200 Mil-
lionen Euro auslöst, dann nimmt
man auch eine längere Weile in
Kauf. Weil es sich lohnt, im Fall des
EU-Projekts Sinfonia für Innsbruck
und Bozen, für tausende Einwohne-
rinnen und Einwohner der beiden
Städte, für Unternehmen diesseits
und jenseits des Brenners, für die
Umwelt im urbanen Alpenraum.
„Energy – European Smart Cities
and Communities“ nennt die EU-
Kommission ihre Initiative im Rah-
men des 7. Forschungsrahmenpro-
gramms (FP7), die dazu beitragen
soll, bis 2020 die Energieeffizienz
um 20 Prozent zu steigern, und bis
2050 eine kohlenstoffarme Wirt-
schaft und Gesellschaft zu entwi-
ckeln. Besonders im Auge hat die
EU dabei Städte und urbane Räu-
me, da diese für rund 70 Prozent
des Energieverbrauchs verantwort-
lich sind. Smart Cities sind also
das Ziel, Städte, die Heimat sind
für eine „zukunftsfähige städtische
postfossile Gesellschaft“, Städte,
die im energetischen Sinn zu intel-
ligenteren Städten umgebaut bzw.
entwickelt werden sollen.
Von Sommer bis Winter 2012
wurde auf Initiative der Standort
agentur Tirol intensiv geplant und
gearbeitet, ehe im Dezember 2012
das vom renommierten schwe-
dischen SP Sveriges Tekniska Fors-
kningsinstitut in Boras koordinierte
Sinfonia-Projekt eingereicht wurde.
Im Frühjahr 2013 wurde das Kon-
sortium unter 15 Anträgen unter
die Top 3 gereiht und zu Verhand-
lungen eingeladen, die sich schluss
endlich in die Länge zogen, ehe
Sinfonia im Sommer 2014 offiziell
starten konnte.
Im Prinzip sollen Innsbruck und
Bozen mit Sinfonia auf dreifache
Art und Weise smarter werden:
durch energie- und kosteneffiziente
Sanierung von Wohngebäuden,
durch den Einsatz von Smart Grids
sowie von innovativen Kälte- und
Wärmenetzen. Drei Ansätze, die in
den zwei Städten erprobt und über
ihre Grenzen hinaus zum Einsatz
kommen sollen. „Die internationale
Sichtbarkeit wird dadurch gestärkt,
dass die in Innsbruck und Bozen
erarbeiteten technischen Lösungen
und Erfahrungen in vielen europä-
ischen Partnerstädten des Projektes
zur Anwendung kommen“, hält
dazu Harald Gohm, Geschäftsfüh-
rer der Standortagentur Tirol, fest.
Den Europagedanken stellt auch
Unternehmer und Konsortiums-
mitglied Gernot Becker in den Fo-
kus: „Europäische Partnerschaften
sollen den Europäischen Gedanken
der Zusammenarbeit zwischen Län-
dern und Partnern vertiefen, die
auch zu gemeinsamen Projekten in
der Zukunft führen.“ ]
Das EU-Projekt Sinfonia soll Innsbruck und Bozen zu modellhaften Smart Cities
und Tirol zur Pilotregion für moderne Energieanwendungen machen.
Pioniere mit Energie
standort
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[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten
der Standortagentur Tirol und ihrer
Clusterinitiativen. Sonderausgabe
Herausgeber: Standortagentur Tirol,
Ing.-Etzel-Straße 17, 6020 Innsbruck
Verleger: ECHOZeitschriften- u. Verlags
GmbH | Redaktion: Andreas Hauser,
| Fotos: Andreas Friedle| Layout: Thomas
Binder, Armin Muigg | Druck: Alpina
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1
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Sonderausgabe
a k t u e l l e n a c h r i c h t e n d e r S T A N D O R T A G E N T U R T I R O L
Das Netz der smarten Städte
[ Internationales SINFONIA ]
E
uropean Smart Cities and Communities“ nannte sich die Initiative der EU-Kom-
mission, die 2011 vom damaligen Energiekommissar Günther Oettinger
gestartet wurde. Das Hauptziel wurde mit der Steigerung der Energieeffizienz
europäischer Städte vorgegeben, die Geldmittel wurden über das 7. EU-
Forschungsrahmenprogramm zur Verfügung gestellt. Sinfonia erfüllt nicht nur
diese Ziele, sondern auch den europäischen Gedanken, vereint das Projekt
doch Städte aus zwölf EU-Ländern. Jene Maßnahmen, die in den Pionierstädten
Innsbruck (Österreich) und Bozen (Italien) umgesetzt werden, versuchen fünf
Early Adopters (Rosenheim/Deutschland, La Rochelle/Frankreich, Sevilla/Spa-
nien, Pafos/Zypern, Boras/Schweden) zu replizieren. Dazu kommen noch
Cluster-Städte, die Interesse an den Sinfonia-Ergebnissen haben: Kristian-
sand, Arendal (jeweils Norwegen), Lahti (Finnland), Mödling (Österreich),
Moura (Portugal), Peterborough (England), Rovereto (Italien), San Sebastian und
Tudela (jeweils Spanien). Ebenso Cluster-Städte wollen Belfast (Nordirland), Tren-
to (Italien), Marseille, Nizza (jeweils Frankreich) und Budweis (Tschechien) werden.
Partner Bozen
Wissenstransfer
S
infonia ist für Bozen und Innsbruck
eine große Chance in dreierlei Hin-
sicht“, ist Wolfram Sparber überzeugt.
Sparber ist Leiter des EURAC-Institutes
für Erneuerbare Energie und Präsident
der Südtiroler Elektrizitätsaktiengesell-
schaft, beides Sinfonia-Partner. Die drei
Chancen sieht der Südtiroler in der
Möglichkeit, „in einer für die Bauindustrie
nicht leichten Phase durch Sanierungen
Aufträge in die Branche zu bringen, die
zwei Städte in energetischen Belangen
in Europa sichtbar zu machen und im
Sammeln von Erfahrungen.“ In Bozen
selbst konzentriert sich die Arbeit auf drei
Bereiche: Gebäudesanierung, Fernwär-
me und effiziente Technologie zur Ener-
gieeinsparung und Umweltüberwachung.
I
m EU-Projekt
Sinfonia zeigt
sich eindrucksvoll
die Kraft, die vom
Wirtschafts- und
Wissenschafts-
standort Tirol
ausgeht. Neben
Spitzenleistungen
in Forschung und Entwicklung machen
hochinnovative Unternehmen un-
seren Standort aus. Und die Fähigkeit
aller Beteiligten, visionäre Projekte im
Netzwerk voranzutreiben. Bei diesem
Bündeln von Kompetenzen spielen die
Tiroler Wirtschaftspolitik und die Arbeit
der Standortagentur Tirol eine wesent-
liche Rolle. Denn die Zusammenarbeit
zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
wird vom Land – in Förderlinien wie
K-Regio – zum einen finanziell maß-
geblich unterstützt. Und zum Zweiten
treibt die stete Vernetzungsarbeit in
den Clustern der Standortagentur Tirol
Kooperationen am Standort deutlich
voran. Dass es über den Cluster Er-
neuerbare Energien Tirol nun gelungen
ist, Sinfonia nach Innsbruck zu holen,
ist doppelt wertvoll. Denn zum einen
holen wir über das Projekt europäische
Gelder in noch nicht dagewesener
Dimension ab. Zum anderen aber wi-
ckeln wir ein echtes Leuchtturmprojekt
ab. Ein Leuchtturmprojekt, das über
die vorgesehene Replikation in fünf bis
insgesamt 19 weiteren europäischen
Städten echten Vorbildcharakter für die
gesamte EU hat, das Tirol viel interna-
tionale Sichtbarkeit bringen wird und
unseren Standort europaweit zu einem
Innovations-Hotspot für Erneuerbare
Energien und Energieeffizienz macht.
Mit diesem Image wird es uns gelingen,
zahlreiche weitere spannende Projekte
und attraktive Investitionen aus dem
Fachbereich anzuziehen. Ich freue mich
darauf und wünsche allen Sinfonia-Part-
nern gutes Gelingen und viel Erfolg!
Leuchtturm
für Tirol
Gastkommentar
KRin Patrizia Zoller-Frischauf
Landesrätin für Wirtschaft
Z
wei Ziele verfolgt „Early Adopter“
Rosenheim im Rahmen von Sinfo-
nia. Zum einen ist die Stadt daran inte-
ressiert, die Entwicklungen der beiden
„Demonstrationsstädte“ Innsbruck und
Bozen zu verfolgen und gegebenenfalls
in Rosenheim zu adaptieren. Zum an-
deren möchte sich die Stadt bei der Pla-
nung von Maßnahmen beteiligen und die
Bedürfnisse und Rahmenbedingungen in
Rosenheim mit einfließen lassen. Somit
wäre es, sind sich die Verantwortlichen
in Rosenheim sicher, möglich, prakti-
zierte Umsetzungen für die Stadt Ro-
senheim konkreter zuzuschneiden. Auf
diese Weise würde Sinfonia die Plattform
für einen transnationalen Wissens- und
Erfahrungstransfer bilden.
Foto: Land Tirol
Pionierstädte Innsbruck und Bozen
Early Adopters Cluster-Städte
Karte: Fotolia
DATEN. FAKTEN.
2
Pionierstädte (entwickeln technologisch
anspruchsvolle Maßnahmen, setzen sie um
und monitoren sie)
5
Early Adopter Städte europaweit
(replizieren Maßnahmen)
9
Cluster Städte europaweit (sind an
Replikation interessiert)
13
beteiligte Länder
33
Partner europaweit
5
Jahre Zeit
Gesamtes Projektvolumen Sinfonia:
43,1
Millionen Euro
Gesamtfördersumme für Sinfonia-Maß-
nahmen:
27,5
Millionen Euro
Projektvolumen Innsbruck (die zur Förde-
rung beantragten Kosten):
rund
21,4
Millionen Euro
Davon Förderung der EU:
rund
12,2
Millionen Euro
Ausgelöstes Investitionsvolumen:
rund
125
Millionen Euro
Projektvolumen Bozen (die zur Förde-
rung beantragten Kosten):
rund
14,3
Millionen Euro
Davon Förderung der EU:
rund
8,7
Millionen Euro
Ausgelöstes Investitionsvolumen:
rund
115
Millionen Euro
Innsbruck und Bozen (kleines Bild links) sollen mit Sinfonia zu Pionierstädten werden, die Vorbild für andere Städte Europas sein sollen.
Foto: Standortagentur Tirol
Foto: Wikipedia/Berberich