Tätigkeitsbericht 2017 - Standortagentur Tirol

14 · Tätigkeitsbericht 2017 · Innovations- und Clusterservices Lehrgangsleiter Mike Peters überrascht. Die Plätze für 46 Unterneh- men – 21 kleine, drei mittlere, 22 große – waren rasch belegt, „wir mussten sogar absagen“, Peters rechnet mit knapp 200 Teilnehmern in den Bereichen „Digitales Tourismusmarketing“, „Digitale Unter- nehmensstruktur“ und „Semantische Technologien im Web“. Die FFG-Qualifizierungsmaßnahmen sind für die Teilnehmer gratis, die Kosten, die veranstaltenden Hochschulen anfallen, werden zu 100 Pro- zent durch die FFG-Förderungen gedeckt, den Unternehmen wird der „Mitarbeiter-Verlust“ während der Schulungszeit zum Teil finanziell abgegolten. Wobei: „Ein Mitarbeiter, der eine Ausbildung macht, fehlt mir nicht. Im Gegenteil: Ihm fehlt etwas, da ich es ihm nicht bieten kann“, definiert WGT-Chef Philipp Gradl seinen Zugang zu Weiter- bildungsmaßnahmen. Seine Mitarbeiter Markus Wernard und Hannes Schwaninger jedenfalls hatten während des ersten Q-WEST-Jahres so manchen Aha-Effekt: „Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir uns einige Male Scherereien erspart.“ Scherereien soll in Zukunft das geplante Transferprojekt ersparen. Mit Mechatronikern der Uni Inns- bruck soll mittels RFID eine automatische Sensoridentifikation von WGT-Messgeräten entwickelt werden. „Die Qualifizierungslehrgänge sind ein gutes Modell, damit sich Wirt- schaft und Wissenschaft kennenlernen können“, ist auch Mirjam Franz überzeugt, für die FH Kufstein sei auch interessant zu wissen, welche Hürden dieDigitalisierung für kleine und großeUnternehmen darstellt: „Vielleicht ergibt sich daraus ein neuer Forschungsansatz.“ Das Aufein- andertreffen von Hochschulen und Unternehmen wird jedenfalls von allen als großer Mehrwert gesehen. „Für uns ist der Input der Univer- sität sehr wichtig, die Experten blicken auch über die nächste Saison hinaus“, meint etwa Andreas Lackner. Der TVB Mayrhofen-Hippach wird mit einer vierköpfigen Delegation dem „Digital Tourism Experts“ beiwohnen, einerseits fürs Marketing, „um Anregungen zu bekommen, was wir mit neuen Technologien für den TVB und unsere Gäste tun können“, andererseits für die Vermieterbetreuung. Ein wichtiger Punkt für Lackner: „Wir müssen das Wissen um die Digitalisierung auch zu den Vermietern bringen. Denn was nützt der grenzgenialste Online- Check-In, wenn ihn der Gastgeber nicht versteht und daher auch nicht haben will.“ „ „Ein Mitarbeiter, der eine Ausbildung macht, fehlt mir nicht. Im Gegenteil: Ihm fehlt etwas, da ich es ihm nicht bieten kann.“ “ WGT-Geschäftsführer Philipp Gradl mit seinen Mitarbeitern Hannes Schwaninger und Markus Wernard (v.re .) Welche Strategien wenden die Cluster der Standortagentur Tirol an, umQualifizierungsmaßnahmen für Unternehmen zu entwickeln? Wir verknüpfen das Know-how unserer Bildungseinrichtungen mit spe- zifischen, regionalen und nationalen Förderprogrammen und dem Bedarf unserer Betriebe. In der Mechatronik zum Beispiel ist es wichtig, dass die Module flexibel und technologisch breit gestreut sind, denn der Bedarf ist enorm heterogen. Digitalisierung ist in aller Munde – gibt es spezielle Herausforderungen für den produzierenden Sektor? Aus meiner Sicht liegt die größte Herausforderung darin, zum Teil hoch komplexe Produktionsanlagen in eine für die Unternehmen handhabbare IT-Infrastruktur einzubinden. Firmen, denen es gelingt, einen ganzheitlichen Datenüberblick zu gewinnen, profitieren unter anderem von wesentlich kürzeren Rüst- und Standzeiten bei individuellen Kundenanfragen. Wo liegt der Mehrwert von Qualifizierungsmaßnahmen wie dem Q-WEST für die Unternehmen, aber auch die Hochschulen? Bei Q-WEST haben viele Unternehmen rückgemeldet, dass sie über die Teilnahme zum einen ihre Kontakte in die Universität vertiefen und sich zum anderen intensiv mit Mitbewerbern austauschen können. Die Hochschulen profitieren vice versa davon, die aktuellen Problemstellungen der Betriebe zu kennen. So können sie zum Beispiel ihre Forschung sehr praxisbezogen ausrichten. Nachgefragt bei: Michael Jäger, Cluster Mechatronik Tirol Hintergrund Mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung managt die Standortagentur Tirol fünf Cluster in den Fachbereichen Erneuerbare Energien, IT, Life Sciences, Mechatronik und Wellness. Die beteiligten Unternehmen, For- schungseinrichtungen, Bildungsinstitutionen und Interessensvertretungen nutzen diese Plattformen und Synergien, um über Innovation und Kooperation Marktvor- sprung zu erarbeiten. Zum Schwerpunkt Digitalisierung haben die Mitgliedsun- ternehmen Bedarf an Wissen zu verfügbaren Technologien und deren erfolgreiche Integration in Prozesse und Geschäftsmodelle gemeldet. Die Cluster unterstützen deshalb die bedarfsorientierte Entwicklung von Qualifizierungsmaßnahmen und koordinieren die betriebliche Teilnahme. „Schulungsmaßnahmen wie ein Qualifizierungsseminar sind ein gutes Modell, damit sich Wirtschaft und Wissenschaft kennenlernen können.“ – Mirjam Franz

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYxMDA3