Tätigkeitsbericht 2017 - Standortagentur Tirol

22 · Tätigkeitsbericht 2017 · EU-Förderberatung E r war der unumstrittene Popstar der Taschenrechner, der TI 30. 1976 brachte Texas Instruments den Mini-Computer auf den Markt, neben seinen mathematischen Fähigkeiten punktete er mit coolem Display, der das – hoffentlich richtige – Er- gebnis rot aufstrahlen ließ. Verantwortlich dafür waren Lumineszenz-Dioden auf Basis von Galliumarsenidphosphid – die ersten LEDs in unseren Haushalten. In den folgenden Jahren ermöglichten verbesserte und neue Halbleitermaterialien ein größeres Farbspek- trum, Ende der 1990er-Jahre kamen die ersten weißen LEDs auf den Markt. Der Beginn eines Siegeszuges, welcher der guten alten Glühbirne das Leben kostete. „Mit LEDs hat man die Möglichkeit, hocheffizient Licht zu erzeugen. Man erhält mit ih- nen viel mehr Licht um viel weniger Energie“, weiß Wilfried Pohl, Forschungsleiter beim Tiroler Lichtspezialisten Bartenbach. LEDs ermöglichen neue Lichtlösungen und, so Pohl, „sie sind langlebig und halten, wenn sie richtig betrieben werden, 50.000 Stunden aufwärts“. Gerade diese Langlebigkeit hat auch einen ineffizienten Nebeneffekt – über ein Austauschen von LEDs hat man sich in der Entwicklung wenig bis keine Gedan- ken gemacht. „Die LED ist ein Wegwerfprodukt. Fällt die LED aus, muss sehr häufig die gesamte Leuchte ausgetauscht werden“, räumt Katrin Tanzer, Projektmanagerin bei Bartenbach, ein. Dem wollen Tanzer und Pohl Abhilfe schaffen – Bartenbach steht an der Spitze eines internationalen Konsortiums, das in dem EU-Projekt Repro-light, so der ehrgeizige Anspruch, mit einer „Leuchte der Zukunft“ die europäische Leuchtenindust- rie revolutionieren will. „Der Anstoß für Repro-light kam aus Spanien“, erinnert sich Tanzer. Das „Fundacio Insti- tut de Recerca de L’Energia de Catalunya (IREC)“ hatte für eine „vage Idee“ via Enterprise European Network (EEN) Partner gesucht, über die heimische EEN-Dependance in der Standortagentur Tirol kam die Anfrage nach Aldrans – und die „vage Idee“ wurde dort mit Interesse aufgenommen. „Wir sind an mehrere Industriepartner herangetreten, ob sie sich Forschungs- und Entwicklungsarbeit in diese Richtung vorstellen könnten“, berich- tet Tanzer. Beim deutschen Lichtspezialisten TRILUX stieß man auf offene Ohren: „Das ist genau unser Problem und das würden wir gerne gemeinsam lösen.“ Das Problem bei TRILUX ist eines der gesamten LED-Industrie. „Früher, z.B. mit der Glühbirne, waren Standards etabliert. Die Leuchtmittel waren kompatibel und einfach austauschbar, was mit der LED noch nicht möglich ist. Zusätzlich werden immer öfter spezielle bzw. indivi- duelle Lösungen gewünscht“, erklärt Pohl. Wurden einst von der gleichen Fassung, in die weltweit jede Glühbirne passte, Millionen Stück erzeugt, bewegen sich viele LED-Lösun- gen im vier- bis fünfstelligen Bereich – Effizienz schaut anders aus. Ebenso ineffizient ist es, dass zahlreiche Bauteile, die z.B. bei Büroleuchten zum Einsatz kommen, für Indust- rieleuchten nicht verwendet werden können – und das sogar beim gleichen Hersteller. Kein Wunder also, dass die „vage Idee“ aus Katalonien nicht nur bei Bartenbach und TRI- LUX Gefallen fand, über das Netzwerk des Tiroler Unternehmens fanden sich weitere Mitstreiter. „Unser Ziel ist ein modularer Aufbau einer Leuchte“, erläutert Katrin Tan- zer, „damit Teile ausgetauscht und wiederverwertet sowie Updates eingespielt werden können und die Produktion effizienter gemacht kann.“ Die Austauschbarkeit wider- spricht nicht der Langlebigkeit, im Gegenteil. „Viele Menschen wollen nicht die gleiche Leuchte über 20 Jahre hinweg hängen lassen. Und im Shop-Bereich ist die Lebenszeit einer Leuchte weniger lang, nach sechs, sieben Jahren wird ausgetauscht“, sagt Pohl. Wa- rum etwa nicht eine Platine entwickeln, die mit Halbleiter und Elektronik bestückt ist und – so wie anno dazumal die Glühbirne – von Leuchte zu Leuchte mitgenommen werden kann? Eine Idee, die perfekt in die Programmschiene „New technologies and Leuchten-Wende Unter der Federführung von Bartenbach soll im EU-Pro- jekt Repro-light eine neue LED-Leuchte entwickeltwerden, modular aufgebaut und effizient produziert. LEDs ermöglich vollkommen neuartige und langlebige Lichtlösungen, sie haben aber auch einen Nachteil: LED-Leuchten sind in vielen Fällen Wegwerfprodukte, nur mit wenigen maßgeschneiderten Lösungen (wie hier im F&E-Gebäude von Bartenbach) kann dieses Problem zur Zeit vermieden werden. Das Projekt Repro-light soll dies nun auch für Serienprodukte ermöglichen.

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