Tätigkeitsbericht 2017 - Standortagentur Tirol

25 Start-up-Standort Michael Bredehorn und Georg Westner wollen Überwachungskameras intelligenter machen und Bilddaten schon in der Kamera auswerten. Ihr Start-up Swarm Analytics arbeitet für Swarco an einem ersten Prototyp – Kameras in Bussen sollen Informationen über Fahrgastaufkommen und Auslastung generieren. Visuelle Datenfischer S ie begegnen uns auf Schritt und Tritt: klassisch mit festmontier- tem Wandarm an Gebäudewänden, gut geschützt in getöntem halbrunden Gehäuse, an der Decke mit 360-Grad-Rundblick… Unzählige Kameras überwachen unseren Alltag, liefern Sekunde für Sekunde Millionen von Bildern und Daten. Daten, die zwei Studenten der FH Kufstein nutzbar machen wollen. „Unser Ziel ist es, dumme Überwachungskameras und andere visuelle Quellen intelligenter zu machen“, sagt Georg Westner, der gemeinsam mit Michael Bredehorn Anfang 2018 das Start-up Swarm Analytics aus der Taufe hob. Die Idee der zwei Deutschen, die für das Studium „Web-Business & Technolo- gy“ nach Tirol kamen, konnte vergangenes Jahr bei mehreren Grün- der-Castings überzeugen: Platz 1 beim Geschäftsideenwettbewerb FIT4BUSINESS (durchgeführt von der Innovationsplattform Kufstein i.ku in Kooperation mit der Gründungszentrum Start Up Tirol GmbH und der FH Kufstein Tirol), Platz 3 beim Tiroler Ideencasting 120 Se- kunden (Organisator Standortagentur Tirol) sowie Platz 1 beim Eu- regio-Finale der 120 Sekunden Chance (organisiert von der Standor- tagentur Tirol und Südtiroler Partnern). Und auch beim Camp Zwei, einem Intensivprogramm für Gründerteams in der Frühphase bzw. Early-Stage Start-ups, setzten sie sich kurz nach Firmengründung ge- gen fünf andere Start-ups durch und überzeugten die Jury mit ihrer Anwendung von künstlicher Intelligenz. „Im Laufe unseres Studiums haben wir mit künstlicher Intelligenz herumgespielt und uns mit Machine Learning beschäftigt“, erzählt Michael Bredehorn. Speziell visuelle Quellen hatten es ihnen angetan. „Derzeit liefern Kameras Bilder via Internet auf große Server oder in die Cloud. Da es sich aber um Bilddaten von Menschen handelt, hat man schnell ein Privacy-Problem“, hält Bredehorn fest. Das zweite Problem sind die riesigen Datenmengen, die anfallen und verarbei- tet werden müssen – teures Equipment und lange Wartezeiten sind die Konsequenz. Der Ansatz, den Bredehorn und Westner zu verfol- gen planten, umschifft beide Problemstellungen. „Wir verlagern alles in den Edge-Bereich“, sagt Westner. Dezentrale Datenverarbeitung an der Edge (englisch für Rand, Kante) also, im Fall von Swarm Ana- lytics ist die Edge die Kamera. Die Auswertung der Bilddaten findet in der Kamera statt, übertragen werden nur noch die Ergebnisse bzw. die Interpretation der Daten, „somit haben wir kein Problem mit dem Datenschutz und keine großen Datenmengen“, erklären Westner und Bredehorn. Im April 2017 begannen die zwei Studenten zu forschen, zuerst „im stillen Kämmerchen“, um zu testen, ob ihre Idee überhaupt funkti- oniert. Beim „Herumspielen“ sollte es aber nicht bleiben, die beiden suchten nach Möglichkeiten, ihre Überlegungen auch anzuwenden, vor allem dort, „wo es einen Markt gibt, denn es bringt nichts, eine tolle Idee zu haben, wenn kein Markt dafür da ist“. Und Spaß an der Sache, geben Westner und Bredehorn zu, sollte auch noch dabei sein. Schließlich fanden die zwei Studenten ein passendes Segment – Ver- kehr – und testeten ihr Konzept im Rahmen eines Verkehrsüberwa- chungsprojekts in der Stadt Kufstein, ehe sie sich einem Start-up-Cas- ting stellten. „Wir wollten für jeden Wettbewerb ein Proof of Concept, um nicht nur eine Idee zu präsentieren“, schildert Michael Bredehorn. Wettbewerbe wie die 120 Sekunden Chance sehen die zwei Jungun- ternehmer als die optimale Möglichkeit, Ideen unter Leute zu brin- gen. 38 Tüftler und Gründungswillige aus Nord- und Osttirol nutzten 2017 diese zweiminütige Möglichkeit, ihre Geschäftsideen Jurys aus heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern zu präsentieren, dazu kamen noch 37 aus Südtirol und dem Trentino. Ins überregio- nale Finale schafften es neun Teams, Swarm Analytics war eines da- von. Anlässlich des Startup Festivals Innsbruck im November 2017 „Wir verlagern die Auswertung der Bilddaten in die Kamera, somit haben wir kein Problem mit dem Datenschutz und keine großen Datenmengen.” – Georg Westner

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