Tätigkeitsbericht 2017 - Standortagentur Tirol

30 · Tätigkeitsbericht 2017 · Betriebsansiedlung anfangs auf den lokalen Markt gerichtet, doch schon 2010 buchten Hamish und Hannah einen Flug nach Europa, um Mons Royale auf der ISPO in München zu präsentieren. „Die zwei haben dort gemerkt, dass sie mit ihrer Kollek- tion international nicht starten können“, erzählt Lindner. Denn was für einen Neuseeländer der Länge nach noch als Boxershort durchgeht, ist für den Europäer eine lange Un- terhose, „umgekehrt würde ein neuseeländischer Biker nie ein Shirt mit Zipper anziehen.“ Zurück in Wanaka starte- te Hannah ein Redesign. Die schon angesagte Produktion konnte noch rechtzeitig gestoppt werden, mit den neuen Entwürfen ging‘s wieder ins Werk, um damit am europä- ischen Markt zu starten. Ein Markt, der seit Anfang 2018 von Innsbruck aus bearbeitet wird. „Als man bei Mons Royale an einen Standort in Europa dachte, war der Wunschgedanke Innsbruck“, berichtet Lindner. Dem Freerider Acland war die „mountain town“ ein Begriff, die er – inklusive der Tiroler Berge – mit sei- ner Profikarriere verband. Als Familienbetrieb ohne In- vestoren war eine Europa-Zentrale allerdings auch, sagt Lindner, eine Frage des Cashflows, insofern sei man die Sache langsam angegangen. Erste Distributeure in Europa 2011/2012, Importeure für Deutschland, Österreich und die Schweiz als erster Schritt der Internationalisierung, dann die Idee einer Europazentrale, nach einem kurzen Zwischenstopp in der Schweiz wurde Innsbruck anvisiert. Die Büroräumlichkeiten in der Innsbrucker Innenstadt fanden sich über einen persönlichen Kontakt, bis diese bezugsfertig waren, arbeitete man von einer Übergangs- lösung aus. „Bei der Suche half uns die Standortagentur Tirol“, sagt Lindner. Für die Absolventin der FH Kufstein ist Mons Royale eine Rückkehr in die Heimat, mehrere Jah- re war sie als Handelsattachée der Österreichischen Bot- schaft in China tätig. „Ich habe sozusagen auf der anderen Seite gearbeitet und vielen Unternehmen geholfen, wenn sie im Ausland einen Standort gründen wollten“, schildert Lindner. Daher war es für sie nur logisch, zu schauen, wer in Tirol Betriebsansiedlungen betreut, konkrete Fragen betrafen das Arbeitsrecht sowie Aufenthalts- und Arbeits- bewilligung für eine neuseeländische Mitarbeiterin: „Die Hilfe, die wir von der Standortagentur bekommen haben, war praxisnah, pragmatisch, schnell und sehr unterneh- mensorientiert.“ Von Innsbruck aus sollen in Zukunft die europäischen Märkte direkt und intensiver bearbeitet werden, Wachstumspotenzial sieht man in vielen Ländern, speziell in dem noch kaum bear- beiteten Frankreich-Markt: „Das wollen wir intensiv angehen.“ Anfangs mit einem fünfköpfigen Innsbrucker Team, Ziel sei es aber zu wachsen. Nutzen will man dazu lokales Know-how, dass sich in Innsbruck in den letzten Jahren ein unternehme- rische Sport-Szene etabliert hat, „ist natürlich interessant“. Seit Mitte der 1980er-Jahre hat der US-Snowboardkonzern Burton sein Alte-Welt-Headquarter in Tirol, nach dem Freeski-Spezia- listen Armada im Jahr 2012 verlegte Anfang 2015 auch Kletter-, Berg- und Skisport-Experte Black Diamond sein europäisches Hauptquartier von der Schweiz in die Tiroler Landeshauptstadt – beide wurden von denMitarbeiterinnen undMitarbeitern der Standortagentur Tirol unterstützt. Die Ansiedler treffen dabei auf eine starke heimische Szene im Bereich Sport- und Alpin- technik: Das Tiroler Familienunternehmen Koch alpin zählt zu den führenden Herstellern von Steigfellen, Metall Deutsch aus Innsbruck ist der Profi für Skikanten, Zanier Gloves haben beheizbare Handschuhe entwickelt, aus Fulpmes kommen seit Jahrzehnten Pickel und andere Klettergeräte der Marken Stu- bai und AustriAlpin, mit TechnoAlpin, Leitner Technologies und MND Austria agieren drei Beschneiungsspezialisten von Tirol aus, am Campus Sport tüfteln Forscher der Uni Innsbruck im „Technologiezentrum Ski- und Alpinsport“ an innovativen Sportbekleidungen, an vorgefertigten Elementen für Rodelbah- nen sowie an Skibelägen und Skikanten. Für Firmengründer Hamish Acland jedenfalls „passen Inns- bruck und Mons Royale perfekt zusammen. Mit den Bergen vor der Haustür ist es eine Stadt, die den Bedarf von fachlicher Out- Bettina Lindner: „Als man bei Mons Royale an einen Standort in Europa dachte, war der Wunschgedanke Innsbruck.“

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