Tätigkeitsbericht 2017 - Standortagentur Tirol

9 Interview sem Fall denken wir an Start-ups in der Euregio. Das ist eine andere Kraft, mit einem Schlag hat man fast zwei Millionen potenzielle Kun- den, es gibt andere Möglichkeiten, die betreuten Teams zu vernetzen. Und die EU unterstützt uns mit einer Million Euro dabei, das Ökosys- tem grenzüberschreitend zu entwickeln. Für Start-ups ist das gleichzei- tig der erste Schritt zur so wichtigen Internationalisierung. Stichwort Start-ups: Für innovative Gründungen wurde aus CAST die Start Up Tirol GmbH. Warum diese Änderung? Marcus Hofer: Wir haben das Start-up-Programm neu aufgestellt, diesen Neustart wollten wir auch mit einem neuen Namen symboli- sieren. Die Betreuung der akademischen Gründerteams stellt im Start- up-Ökosystem Tirols einen wichtigen Teil dar, wir wollten damit eine Win-win-Situation schaffen, indem wir unser Premium-Produkt der Gründungsbetreuung mit dem Ökosystem auch namentlich verbinden. CAST war auf akademische Spin-Offs spezialisiert, ist die Start Up Tirol GmbH breiter orientiert? Marcus Hofer: Finanziert wird die Start Up Tirol GmbH über die Programmschiene AplusB Scale-up, die für FTI-Gründungen mit ho- hemWachstumspotenzial gedacht ist. Im Fokus werden daher die klas- sischen akademischen Spin-offs bleiben, das Programm lässt aber zu, dass auch bei entsprechender akademischer Anbindung – z.B. über ei- nen Mentor oder einen Erfinder der Technologie aus der Wissenschaft – unterstützt, betreut und gefördert wird. Für bestehende Unternehmen haben Sie neben den Services rund um Innovation auch Unterstützung bei Betriebserweite- rungen angekündigt – wird dieses Service angenommen? Marcus Hofer: Ja. Die Themen sind übrigens ähnlich denen, die Be- triebssansiedlungen betreffen. Wenn Unternehmen an ihrem eigenen Standort erweitern können, ist dieser natürlich kein Thema. Wenn dies aber nicht möglich ist bzw. das Unternehmen auch in einen anderen Landesteil expandieren möchte, geht es um die Themen Standortsuche, behördliche Fragen, Förderungen etc. Da versuchen wir, ein Kanal für all diese Informationen zu sein und bringen die Unternehmen in Kon- takt zu den Spezialisten für rechtliche Belange, für Förderungsangele- genheiten und finanzielle Fragen. Bleibt die Standortagentur Tirol auch im Bereich Standortent- wicklung aktiv? Marcus Hofer: Die regionale Standortentwicklung ist für uns ein wichtiges Thema, um in den Regionen stärker wirken zu können. Wir brauchen Regionen und Gemeinden, die wissen, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen – einerseits für Betriebsansiedlungen, anderer- seits für bestehende Unternehmen. Künftig wollen wir uns hier stärker als Experte einbringen. Unser Know-how hilft allen Gemeinden oder Regionen, die Fragen zu Entwicklungsprojekten speziell im gewerbli- chen Bereich haben. Haben Sie für 2018 noch andere Ziele? Marcus Hofer: Damit wir die Tiroler Unternehmen kräftiger nach Europa führen können, wollen wir selbst stärker und früher als bisher an Brüssel andocken. Über Maßnahmen wie die Brüssel-Reise im letz- ten Herbst soll der spezifische Tiroler Bedarf schon in das Design von Programmen einfließen. Entgegengesetzt arbeiten wir an Regionalisie- rung. Wir wollen stärker in den Regionen wirken, uns dort verästeln und unsere Leistungen weiter hineintragen. Das ist insbesondere für die Digitalisierung wichtig, denn diese bietet gerade den Regionen über die Erschließung mit leistungsfähigen Netzen hinaus enormes Potenzial. Könnte das umgekehrt auch den Zuzug aus Europa in die Regio- nen stärken? Marcus Hofer: Wenn sich der Tourismus dem digitalen Weg zum Gast öffnet, finden junge Wachstumsunternehmen mit innovativen IKT-Technologien für den Tourismus- und Freizeitmarkt in den Re- gionen hoch attraktive Märkte vor. Andererseits sucht die Sport- und Alpintechnik nicht zwingend den Zentralraum. Tirol hat im Sektor eine erfolgreiche unternehmerische Tradition – man denke nur an Stubai, AustriAlpin, AST Eis- und Solartechnik, Koch alpin oder Vivax Drive – und ist im Ausland authentisch. Nach Armada und Black Diamond zeigt das auch die Ansiedlung von Mons Royale aus Neuseeland. Marcus Hofer: „Wir brauchen Regionen und Gemeinden, die wissen, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen – einerseits für Betriebsansiedlungen, andererseits für bestehende Unternehmen.“

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