I
n Erl ist ein ganz besonderes Pro-
jekt realisiert worden. Bei der Er-
schließung des Neubaugebietes
„Mitterwand“ wurde jedem Grund-
stück neben den üblichen Anschlüs-
sen auch ein Erdwärmeanschluss
zur Verfügung gestellt. Damit ist das
„Mitterwand“ die „1. Tiroler Erdwär-
mesiedlung“. Das zukunftsorientierte
Konzept wurde von der Gemeinde
gemeinsam mit der Firma Heliotherm
und deren Partner MECO-Erdwärme
GmbH umgesetzt. Dazu meint MECO-
Geschäftsführer Peter Krimbacher:
„Erdwärmeheizungen stellen aus
ökologischer und aus wirt-
schaftlicher Sicht ein ideales
System für Neubauten dar.
Eine ganzheitliche Lösung,
wie in Erl, hilft auch die In-
vestitionskosten zu senken.
Realisiert werden konnte
das Projekt nur auf Grund
des Vertrauensvorschusses
durch die Gemeinde.“
Umgesetzt wurde das
Projekt mit einer zentralen
Grundwassererschließung.
Es gibt hier zwei Grundwas-
serbrunnen von denen aus
jeweils die Zu- und Rückga-
beleitungen zu den einzel-
nen Parzellen geführt werden und
somit das nötige Grundwasser für die
Wärmepumpe zur Verfügung stellen.
Nach dem Entzug der Wärme des
Grundwassers wird dieses abgekühlt
und über einen Sickerbrunnen wie-
der der Erde zugeführt. Der einzelne
Häuslbauer hat somit die „Energie-
quelle Grundwasser“ fertig auf seinem
Grundstück liegen und muss nur
noch eine Wärmepumpe anschließen.
Insgesamt können bis zu 13 Gebäude
mit kostenloser Erdwärme auf Basis
zweier zentraler Grundwasserbrunnen
versorgt werden. „Mit Projekten wie
diesem hier in Erl ermöglichen wir un-
seren Kunden einen kostengünstigen
Zugang zu einer heimischen und um-
weltfreundlichen Energiequelle“, so
Krimbacher.
Erneuerbare Energiequellen wie
Wasserkraft, Wind, Sonne, Biomasse
und eben die Erdwärme würden uns
nicht nur helfen, ökologisch nachhal-
tige Systeme zu realisieren, so Krim-
bacher, sondern würden für Tirol
auch einen wirtschaftlich wertvollen
Beitrag darstellen. Derzeit koste der
Import fossiler Energie, nicht zuletzt
auf Grund des massiven Ausbaus des
Tiroler Erdgasnetzes, die Tiroler
Volkswirtschaft jährlich über zwei Mil-
liarden Euro. Dieser Kapitalabfluss
würde unseren Standort schwächen.
„Die Erdwärme stellt eine einfache,
ökologische Alternative dar. Gemein-
den, die sich dafür entscheiden, ihren
Bürgern einen Erdwärmeanschluss
statt einem Gasanschluss zu gewähren,
unterstützen diese Technologie“, be-
tont Peter Krimbacher.
Sieben der 13 Parzellen wurden
in Erl bisher bebaut und an das Erd-
wärmesystem angeschlossen. Und es
konnte bereits ein zweites Wohngebiet
mit einer Erdwärmeanlage realisiert
werden. ]
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standort
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIEN TIROL ]
In Kooperation mit dem Cluster Erneuerbare Energien Tirol bietet das MCI ab März 2015 wieder den
Lehrgang „Betriebliches Energiemanagement“ an. Die Teilnehmer erhalten fundiertes Wissen, um den Ener-
gieeinsatz in ihren Unternehmen gezielt zu verbessern, und Kenntnisse über Ressourceneffizienz, Mobilität
und europäische Energiewirtschaft. Für Teilnehmer aus Tiroler Unternehmen gibt es eine Förderung aus dem
Regionalprogramm ecotirol. Infos:
www.mci.edu/de/technische-weiterbildung/betrieblicher-energiemanagerenergie
Ausbildung zum Betrieblichen Energiemanager ab März 2015
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
au
fwww.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
]
[
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Energie ]
Die erste Tiroler Erdwärmesiedlung
als Botschaft für die Zukunft
Das zukunftsorientierte Erdwärmekonzept, welches von der Gemeinde Erl umge-
setzt wurde, unterstützt Häuslbauer auf demWeg in die Energie-Unabhängigkeit.
Derzeit werden in der Rauchmühle in Innsbruck Mühlau umfangreiche Messungen von möglichen Energie-
Einsparungs-Maßnahmen im Produktionsprozess analysiert und diese nach und nach umgesetzt.
Energieeffizient mahlen
Den ersten Passivhaus-Supermarkt Mit-
teleuropas hat MPREIS im Tiroler Außerfern
in Pinswang errichtet. Die Erfahrungen mit
diesem umweltfreundlichen Gebäude sind
sehr positiv, daher hat sich MPREIS ent-
schlossen, weitere Geschäfte mit Passivhaus-
Standard zu errichten. Österreichs zweiter
Passivhaus-Supermarkt steht nun in Natters
(im Bild) und erstrahlt in einem Holzkleid von
Clustermitglied Schafferer Holzbau.
Den Energieverbrauch um 50 Prozent
senken und den Anteil der erneuerbaren
Energieträger um 30 Prozent steigern – mit
dieser Formel soll Tirol bis zum Jahr 2050
weitgehend unabhängig von Energieimporten
werden. Gemeinsam an einem Strang ziehen,
um ein großes Ziel zu erreichen, lautet eine
der Hauptbotschaften des Zukunftspro-
gramms „Tirol 2050 energieautonom“ des
Landes Tirol. Die Möglichkeit mitzureden,
inspirierende Ideen einzubringen und neue
Projekte zu präsentieren, bietet eine eigens
eingerichtete interaktive Internetplattform.
Jeder kann mitmachen, alle können die Tiroler
Energiezukunft mitgestalten.
[ konkret GESEHEN]
Solarpotenzial von Fassaden
E
in weltweit Aufsehen erregender
Durchbruch gelang der Firma
Laserdata in Zusammenarbeit mit
dem Photovoltaikspezialisten Steps
e.U. zur Berechnung von großflä-
chigen Fassadensolarpotenzialen.
Für das Vertisol genannte Verfahren
wurden sie auch mit dem Tiroler
Innovationspreis 2014 ausgezeichnet.
Im Anschluss an eine vom Land Tirol
geförderte Machbarkeitsstudie wurde,
als erste kommerzielle Umsetzung, in
Zusammenarbeit mit dem Geografen
Magnus Bremer der Uni Innsbruck, für Wien der mehr als 160.000 Gebäude umfas-
sende Solarkataster für Dach und Fassade erstellt. Als Ausgangspunkt lag ein digitales
Stadtmodell vor. Wenn solche Daten fehlen, greifen die Entwickler auf Laserscans
zurück. Wenn diese aber von einem Flugzeug aus aufgenommen worden sind, sind
nur die Dächer erfasst. „Hier greifen wir auf einen Trick zurück. Wir erzeugen eine
virtuelle Fassade, indem wir die Eckpunkte des Daches bis zum Boden verlängern“,
erläutert Frederic Petrini-Monteferri, Geschäftsführer der Laserdata. So entsteht eine
relativ genaue Annäherung an die tatsächliche Fläche. Die Fassaden werden dann in
Punkte zerlegt, die jeweils einen Quadratmeter Oberfläche repräsentieren. So ent-
steht eine „Wolke“ aus Bezugspunkten. Mit einem Raytracing-Verfahren wird für jede
Berechnungseinheit eine direkte Verbindung zur Position der Sonne gezogen. Auch
die Beschattung von Fassaden durch Bäume, andere Häuser usw. wird dabei mit
eingerechnet. „Die große Herausforderung lag in der Datenmenge“, erklärt Markus
Posch, Geschäftsführer von Steps. e.U. Das Projekt in Wien nahm eine Rechenzeit
von drei Monaten in Anspruch und das, obwohl mehrere große Server parallel daran
arbeiteten. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen, meint Markus Posch: „Wir
wissen jetzt für rund 330 Quadratkilometer Fassade an insgesamt 160.000 Gebäuden
in Wien, wie viel Sonnenstrahlung eintrifft und wo sich die Installation von Fassaden-
modulen lohnt.“ Die Unternehmer haben mit Vertisol noch einiges vor. „Wir arbeiten
bereits an Vertisol 2“, berichtet Posch. Damit soll das Prinzip vom Großen ins Kleine
übertragen werden. „Das Nachfolgeverfahren wird es Privatanwendern ermöglichen,
selbst das Solarpotenzial von einzelnen Gebäuden zu ermitteln. Wenn Vertisol 2 als
Web-Anwendung umgesetzt ist, wird es Privatpersonen Unabhängigkeit von Exper-
teneinschätzungen verschaffen und ihnen ein neutrales, verlässliches Instrument zur
Verfügung stellen“, betont Petrini-Monteferri. Info:
www.laserdata.atLaserdata zeigt Solarpotenzial von Fassaden
Foto: Laserdata
D
ie Energie und deren in-
telligente und damit ef-
fiziente Nutzung war für
die Familie Rauch immer schon ein
Thema. Bereits 1888 ließ Leopold
Rauch mehrere hundert Meter von
seiner Mühle entfernt ein Wasser-
kraftwerk errichten, das den Betrieb
mit Strom versorgte. So entstand
die erste elektrische Kraftübertra-
gung in Tirol. „Wir sind auf Grund
unserer Familiengeschichte schon
eine Strom- bzw. technikaffine Fa-
milie. Das ist sozusagen der Ruf der
Ahnen“, meint Andreas Rauch, Ge-
schäftsführer der Rauch Mühle in
Innsbruck. Ganz in diesem Sinne
werden in der Mühle derzeit um-
fangreiche Messungen durchge-
führt um mögliche Energie-Einspa-
rungspotenziale zu ermitteln.
Durchgeführt werden diese Mes-
sungen von Ziviltechniker DI Ger-
hard Kerschbaumer: „ Im Sommer
haben wir Messgeräte installiert, um
genau feststellen zu können, wieviel
Energie in der Mühle wann ver-
braucht wird. Und es gilt dann, die
ideale Bedeckung heraus zu finden,
damit die Mühle dann Energie ver-
braucht, wenn auch genügend vor-
handen ist.“ Die Menge Strom, die
im Naturstrom-Kraftwerk Mühlau
produziert werden kann unterliegt
dabei jahres- und tageszeitlichen
Schwankungen. Dazu meint Rauch:
„Sollten die Messungen von Ger-
hard Kerschbaumer einen Weg
weisen, zu bestimmten Tageszeiten
Maschinen stehen zu lassen und zu
bestimmten Zeiten mehr laufen zu
lassen, dann wollen wir diesen Weg
auch gehen.“
Zudem ist häufig im gesamten
Fertigungsprozess eines Betriebes,
so Kerschbaumer, von der Anliefe-
rung des Rohstoffs bis hin zur Aus-
lieferung des Produkts ein erheb-
liches Effizienz-Potential versteckt,
das bereits ohne große Investiti-
onskosten gehoben werden kann.
Potenzial, das für die Wettbewerbs-
fähigkeit eines Unternehmens wich-
tig ist, meint Rauch: „Ich kann jetzt
schon sagen, dass sich die Arbeit
von Gerhard Kerschbaumer auf je-
den Fall rechnet. Langfristig gese-
hen streben wir in etwa 30 Prozent
Einsparung an, die wir im Laufe der
nächsten Jahre erreichen wollen.“
Das Beispiel der Rauchmühle zeigt
auch, dass durch organisatorische
Prozessoptimierung und günstige
Maßnahmen große Einsparungen
zu erreichen sind, die dann ein
Unternehmen für weitere Schritte
nutzen kann. „Ich kann mir also die
Mittel für ein Energieeffizienzpro-
gramm sozusagen nach und nach
selber lukrieren, denn sehr häufig
gibt es in Firmen mögliche Maßnah-
men, die aber einfach nicht erkannt
und nicht umgesetzt werden. Das
führt oft so weit, dass es im Betrieb
zwar das notwendige Wissen gibt,
dies aber hinsichtlich möglicher
Maßnahmen nicht oder nicht rich-
tig genutzt wird“, erklärt Kersch-
baumer. Generell sei es wichtig, be-
tont Gerhard Kerschbaumer weiter,
anzufangen, einmal zu messen und
sich anzuschauen, was im Betrieb
notwendig ist und was es bringen
kann: „Und das ist gar nicht so teu-
er, wie viele Unternehmer befürch-
ten. Im Gegenteil, im Nachhinein
betrachtet, sind Effizienzmaßnah-
men oft die rentabelsten Investiti-
onen überhaupt.“ ]
Fotos: Huber (1), Rauch (1)
DI Gerhard Kerschbaumer (li.) und GF Dr.
Andreas Rauch mit einer neuen und sehr
energieffizienten Maschine für die Sortierung
des angelieferten Getreides
Peter Krimbacher: „Die Erdwärme stellt eine ein-
fache, ökologische Alternative dar.“
Foto: Meco
Foto: MPREIS