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STANDORT

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Drei Projekte genehmigt

Thema: [ Translational Research ]

STAndORT

Fast 870.000 Euro stellt die Tiroler Landesregierung in den nächsten drei Jahren

für drei große Forschungsprojekte zur Verfügung. RLS-Iron soll das Restless-Legs-Syn-

drom, eine neurologische Erkrankung, besser charakterisieren. Bei DigiPore3D geht

es um den Transport von Fluiden in porösen Materialien. Das dritte geförderte Projekt

(i-Scaff) beschäftigt sich mit neuen Trägermaterialien für Zellkulturen im Labor.

[ konkret GESEHEN]

Vorsprung durch Vernetzung

S

chlussendlich wurden in fünf Monaten aus 71 drei. Doch zahlreiche Teilnehmer

(130 Teilnehmer in 71 Teams) überzeugten beim Businessplan-Wettbewerb

adventure X (veranstaltet von Standortagentur Tirol, CAST und WK Tirol) mit

ausgereiften Businessplänen. Platz 1 und 3 gingen mit Vira Therapeutics (Medizinuni

Innsbruck) und Bucinator (UMIT) an medizinische Gründerprojekte (mehr dazu auf

Seite 7). Platz zwei sicherten sich Christoph Kohstall und Moritz Willburger. Für den

begeisterten Bergsportler und Experimentalphysiker Kohstall war es ein persönliches

Anliegen, das zu seiner Gründeridee führte. Er entwickelte eine Smartphone-Applika-

tion und Zusatzsensoren, mit welchen er sportliche Fahrtechniken auf dem Moun-

tainbike, wie zum Beispiel Fahren im steilen Gelände oder Hindernissprünge, gezielt

trainieren kann. „Die technische und vertriebliche Umsetzung des Techniktrainers war

eine große Herausforderung für mich und Christoph Kohstall. Dabei hat uns das ad-

venture-X-Coaching extrem gut unterstützt. Wir gründen in Kürze“, hält Mit-Gründer

Willburger fest. Wie vielfältig die eingereichten Businesspläne waren, zeigen auch die

Sonderpreise. Der Sonderpreis Tourismus ging an „Henryphones“ für einen ortsun-

abhängigen Informations- und Auskunftsdienst für touristische Gäste in vier Sprachen,

den Sonderpreis Nachhaltigkeit sicherte sich Thomas Hechenbichler mit seinen

STEP-Modulen, mit denen er die überschüssige Wärmeenergie aus solarthermischen

Anlagen in elektrischen Strom verwandeln will. Und die Stillalive Studios nahmen den

Sonderpreis IT für das Role-Play-Game „Son of Nor“ mit nach Hause.

H

erzerkrankungen sind in

den westlichen Industrie­

ländern mittlerweile die

häufigste Todesursache und auch

größter Kostentreiber im Gesund­

heitswesen (allein in Deutschland

werden pro Jahr 37 Milliarden

Euro für die Behandlung von Herz-

Kreislauf-Erkrankungen ausgege­

ben). Die Koronare Herzkrankheit

(KHK) etwa betrifft derzeit zirka

sechs Prozent der Gesamtbevölke­

rung – Tendenz laut Studien stei­

gend –, die jährliche Mortalität liegt

bei 126 pro 100.000 Menschen.

Zahlen, welche die Notwendigkeit

von Früherkennung und Präventi­

on belegen.

Die genaueste Methode für die

Feststellung von relevanten Eng­

stellen an den Herzkranzgefäßen,

die den Herzmuskel mit Blut ver­

sorgen, ist die Herzkatheter-Unter­

suchung. Der Nachteil: Die Metho­

de ist sehr teuer. Zu den meisten

Vorsorgeuntersuchungen gehört

eine Fahrradergometrie, um die

Leistungsfähigkeit des Herzens

abzuschätzen. Der Nachteil: Die

Methode ist sehr ungenau. Die Ma­

gnetresonanz-Tomografie (MRT)

wiederum ist eine sehr gute Metho­

de, um den Herzmuskel direkt zu

untersuchen. Der Nachteil: Bei vie­

len Fragestellungen ist es notwen­

dig, die Funktion des Herzens unter

Stress zu untersuchen, was nur mit

entsprechenden

Medikamenten

möglich, aber auch nicht unpro­

blematisch ist. Die Lösung könnte

nun ein in Tirol gemeinsam vom

Unternehmen Ergospect, der Soft­

warefirma Infpro GmbH und den

Abteilungen für Kardiologie bzw.

für Radiologie der Medizinischen

Universität Innsbruck entwickeltes,

magnetresonanz-kompatibles Bela­

stungsergometer liefern. Die Idee

für Diagnostic Pedal Cardio stammt

von

Ergospect-Geschäftsführer

Thomas Hugl und Michael Scho­

cke (stellvertretender Direktor an

der Universitätsklinik für Radio­

logie). Seit Sommer 2011 wird im

K-Regio-Projekt „Diagnostic Pedal

Cardio“ (Fördersumme 600.000

Euro) daran gearbeitet. Unter an­

derem wurde das Projekt mit einer

Sonderauszeichnung beim scien­

ce2business Award 2012 des Wirt­

schaftsministeriums ausgezeichnet.

„Inzwischen liegt bereits ein ent­

sprechender Prototyp vor“, erklärt

Hugl. Zum Einsatz kommt das Be­

lastungsgerät, während die Pati­

enten in der Röhre liegen. An den

Füßen haben sie eine Art Stepper,

mit dem sie treten können und so

ihr Herz-Kreislauf-System belasten.

Die Einzigartigkeit von Diagnostic

Pedal Cardio liegt darin, dass da­

durch direkt im MRT eine Simula­

tion alltäglicher Belastungssituati­

onen des Herzens bei einer für die

MRT üblichen Magnetfeldstärke

von drei Tesla möglich ist. „Bis­

her erhältliche MRT-kompatible

Ergometer funktionieren nur bis

Magnetfeldstärken von 1,5 Tesla.

Basierend auf dem eben fertigge­

stellten Prototypen entwickeln wir

ein Ergometer, das kardiologische

bzw. Ganzkörper-Belastungen des

Patienten ermöglicht und in Kom­

bination mit funktioneller MRT

eingesetzt werden kann, wodurch

wesentlich bessere Auflösungen ge­

geben sind“, erläutert Schocke den

entscheidenden Vorteil.

Die ersten Patienten werden seit

August in zwei genehmigten Stu­

dien untersucht, noch heuer soll

Diagnostic Pedal Cardio technisch

marktreif werden, Interessenten

gibt es laut Thomas Hugl auch

schon.

]

Beste Programme

Fotos: Medizinische Universität Innsbruck

Patrizia Zoller-Frischauf

Landesrätin für Wirtschaft

E

in aktueller EU-Expertenbericht

empfiehlt 29 Best-Practice-Beispiele

zur Nachahmung – mit dem Kompe-

tenzzentrenprogramm COMET und

den Christian-Doppler-Labors stammen

zwei davon aus Österreich. COMET

(finanziert vom BM für Verkehr, Innova-

tion und Technologie sowie dem BM für

Wirtschaft, Familie und Jugend) wird von

der FFG abgewickelt. Auch die Bundes-

länder und die an den Zentren beteili-

gten Unternehmen leisten erhebliche

Beiträge für das 1,4 Milliarden schwere

Programm. Die Christian-Doppler-For-

schungsgesellschaft, ein gemeinnütziger

Verein, fördert in den Labors Grundla-

genforschung zu Anwendungsfragen der

Wirtschaft.

T

irol hat in den vergangenen Jahren

bei den harten Standortfaktoren

stark an Attraktivität gewonnen. Ein Netz

hervorragender Unternehmen, bestens

qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte

sowie Forschungsleistungen im interna-

tionalen Spitzenfeld sind neben maßge-

schneiderten Förderungen und einem

unternehmerfreundlichen Steuersystem

die Säulen des Wirtschaftsstandorts Tirol.

In den letzten Jahren gewinnt ferner

Lebenszufriedenheit als weicher Stand-

ortfaktor für die Attraktivität eines Wirt-

schaftsraums stark an Bedeutung. Auch

hier bietet Tirol entscheidende Potenzi-

ale, die in der „Zum Glück Tirol“-Kam-

pagne sicht- und nutzbar werden. An

dieser Stelle möchte ich allen beteiligten

Akteuren meinen Dank aussprechen,

die Tirol nicht nur zu einem besonde-

ren Wirtschafts- und Innovationsraum,

sondern auch zu einem Standort mit

ausgeprägter Lebensqualität machen.

Gleichzeitig freue ich mich, dass der

Technologiebrunch der Standortagentur

Tirol während des diesjährigen Forums

Alpbach wieder eine ausgezeichnete

Möglichkeit bietet, mit Ihnen in Kontakt

zu treten und weitere Ideen für die

Zukunft auszutauschen. Auch weiterhin

wird die Tiroler Landespolitik Wirtschaft

und Wissenschaft nach Kräften unterstüt-

zen. Für das wichtigste Förderinstrument

des Landes, das K-Regio-Programm,

läuft die Ausschreibung bis 30. No-

vember. Vor dem Hintergrund der

bisherigen exzellenten Einreichungen

ermutige ich Unternehmen und

Forschungseinrichtungen, gemeinsame

Projekte anzubahnen. Die von diesen

Projekten ausgehende Innovationskraft

ist Tirols wichtigster Marktvorsprung und

hält unseren Wirtschaftsraum wettbe-

werbsfähig.

Liebe

Leserinnen

und Leser

EDITORIAL

Foto: Land Tirol

Thomas Hugl, Michael Schocke und die MRT-Assistenten Farzam Moghaddam und Toni Praxmarer (v. re.) mit dem Prototypen.

Moritz Willburger von BICO (re.) mit adventure X-Veranstalter Christian Mathes (CAST).

Einblicke bei Audi

Mithilfe eines Auslandspraktikums konnte Kfz-Lehr-

ling René Hofer in Ingolstadt Erfahrung sammeln

E

s war sozusagen die Be­

lohnung für einen erfolg­

reichen Wettkampf. René

Hofer schaffte im Juli 2011 beim

Tiroler Lehrlingswettbewerb – es

war sein drittes Jahr während der

Doppellehre Kfz-Technik/Elektrik

bei binderholz – den ausgezeichne­

ten zweiten Platz. Grund genug, so

Hofer, dass sein Chef sich über das

Projekt xchange bei der Standorta­

gentur Tirol für ein Auslandsprak­

tikum für René Hofer einsetzte.

Im November war es dann so weit.

Hofer konnte – mit finanzieller Un­

terstützung – bei Audi in Ingolstadt

Erfahrung sammeln. „Von den vier

Wochen war ich zwei im Bildungs­

zentrum, die anderen

zwei im Vorservicezen­

trum“, berichtet Hofer.

Gerade die neuen Audi-

Modellemit ihremgroß­

en

Elektronik-Anteil

seien für ihn interessant

gewesen. „Ich habe viel

lernen können, auch

durch den Einblick in

eine große Firma“, sagt

Hofer, der im heurigen

Juli seine Lehre erfolg­

reich abgeschlossen hat.

Gerade dieser Know-how-Ge­

winn ist eine der Intentionen der

über die Standortagentur Tirol

abgewickelten

Auslandspraktika-

Programme für junge Tiroler – ob

Lehrlinge, Studenten oder Arbeit­

nehmer. Doch nicht nur die Prak­

tikanten profitieren, auch die Un­

ternehmen haben einen Nutzen

von ihren „auslandserfahrenen“

Mitarbeitern (neue Ideen, mehr

Motivation etc.). Und für diesen

gemeinsamen Profit steht in den

kommenden zwei Jahren noch

mehr Geld zur Verfügung. Tirol

bekommt von der EU zusätzliche

360.000 Euro für das Programm

„TirolerInnen auf der Walz“.

]

Das regionale Förderprogramm

K-Regio (zu 50 Prozent aus Mit-

teln des Europäischen Fonds für

Regionale Entwicklung kofinan-

ziert) fördert gemeinsame For-

schungsprojekte von heimischen

Unternehmen und Forschungs-

einrichtungen. Projekte können

für maximal drei Jahre mit bis zu

300.000 Euro/Jahr gefördert wer-

den. Eingereicht werden kann von

3. 9. 2012 bis 30. 11. 2012 bei

der Standortagentur Tirol.

Info:

www.standort-tirol/k_regio

K-Regio

Kooperation:

Ein genauer Blick ins belastete Herz

Foto: Standortagentur

Foto: Privat