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standort
2014
Öffentlichkeitsarbeit als maßgeblicher Teil des Projekts
Thema: [ BÜRGERINFORMATION ]
LEBEN
„Eine qualitätsvolle Umsetzung der geplanten Maßnahmen kann nur erzielt werden, wenn alle vom Projekt Betroffenen und im Projekt Betei-
ligten bestmöglich zusammenarbeiten. Aus diesem Grund nimmt die Vernetzung und Kommunikation in Form von Öffentlichkeitsarbeit, Informati-
on und Bewusstseinsbildung lokaler, politischer und ökonomischer Entscheidungsträger sowie Betroffener und der Bevölkerung eine wichtige Rolle
ein“, verweist Innsbrucks Vize-Bürgermeisterin Sonja Pitscheider auf einen Aspekt, für den ein eigenes Arbeitspaket in Sinfonia geschnürt wurde.
Nördlich und südlich des Brenners gilt das Prinzip: „Baumaßnahmen so kurz wie möglich, Beeinflussungen so gering wie möglich.“
FAKTEN.
[ Smart District Innsbruck]
Ziele
Energiebedarf minus 40 bis 50 Prozent;
Anteil Erneuerbarer Energie am Gesamtener-
giebedarf plus 30 Prozent;
CO
2
-Ausstoß minus 20 Prozent
Maßnahmen:
hochwertige und kosteneffiziente Sanierung
von Wohngebäuden (bis zu 66.000 m
2
);
Optimierung Wärme- und Kältenetze;
Ausbau eines intelligenten Stromnetzes (Smart
Grid);
D
as Ziel ist klar. Im Zuge
der
Sinfonia
-Sanierungen
soll bei einem Großteil
der Wohnungen eine Reduktion
des Heizwärmebedarfs auf rund 30
Kilowattstunden pro Quadratmeter
erreicht werden – was dem Niveau
eines Niedrigenergiehaus ent-
spricht –, in einigen Wohnanlagen
peilt man sogar Passivhausniveau
an. Erreicht werden soll das durch
Verbesserungen der Gebäudehül-
le – Dämmung und Fenster – und
durch kontrollierte Komfortlüf-
tung. „Durch beide Maßnahmen
braucht man weniger heizen und
spart Betriebskosten, sie dienen
auch der Behaglichkeits- und Kom-
forterhöhung“, erklärt Wolfgang
Streicher, Professor für Energieef-
fizientes Bauen an der Universität
Innsbruck. Während die erhöhte
Dämmung die Innentemperaturen
der Außenwände anhebt, sichert
die kontrollierte Lüftung die Luft-
qualität (geringe CO
2
-Gehalte,
Raumluftfeuchte und Geruchsbela-
stung) in den Innenräumen durch
ständige Frischluftzufuhr und Ab-
fuhr der „verbrauchten“ Luft.
Ein weiterer Vorteil für die Be-
wohner: Die in die Lüftung ein-
gebauten Filter reduzieren die
Feinstaub- und Pollenbelastung.
Engelbert Spiss, Leiter Geschäfts-
bereich Bau bei der Neuen Hei-
mat Tirol, berichtet von einem zu-
sätzlichen Nutzen: „Es heißt auch
weniger Lärm, da man Sommer
wie Winter auch bei geschlossenen
Fenstern schlafen kann.“ Einen wei-
teren Aspekt bringt Wolfram Spar-
ber, Leiter des EURAC-Institutes
für Erneuerbare Energie, ein: „Mit
den Sanierungsmaßnahmen, also
neuen Fenstern, Balkon- und Haus-
türen steigt auch die Sicherheit.“
Mit der Sanierung ist es für Wolf-
gang Streicher aber noch nicht
getan, ist doch das Monitoring
der Wohnungen eine der univer-
sitären Aufgaben bei
Sinfonia
: „In
500 Wohnungen werden ein Jahr
lang Temperatur, Feuchte und CO
2
-
Gehalt gemessen, den Stromver-
brauch wollen wir getrennt nach
Haustechnik und Haushaltsstrom
auswerten, ähnlich bei der Wärme.
Im Vergleich zum jetzigen Ist-Zu-
stand können wir dann feststellen,
wie die Häuser funktionieren und
ob wir wirklich dort sind, wo wir
hinwollen.“
]
Mehr als nur Kostenersparnis
Das Leben in einer energieeffizient sanierten Wohnung in einem gut gedämmten
Haus steigert eindeutig den Wohnkomfort, sagt der Experte Wolfgang Streicher.
STANDORT:
Warum engagiert
sich Innsbruck für
Sinfonia
?
Christine Oppitz-Plörer
:
Seit dem Start des Innsbrucker
Energieentwicklungsplans im Jahr
2009 arbeitet die Stadt Innsbruck
intensiv an Strategien und Maß-
nahmen zur Verringerung des
Energiebedarfs und zur Erhöhung
des Anteils erneuerbarer Energien.
Nachdem mit der städtischen Sa-
nierungsförderung
„Innsbruck
fördert: energetische Sanierung“,
die am 1. Jänner 2013 startete, ein
großer Schritt im Wohnbau gesetzt
wurde, werden nun die nächsten
Akzente in der Bewusstseinsbildung
und in der Umsetzung von Best-
Practice-Projekten gesetzt.
STANDORT:
Wie wird sich Inns-
bruck durch
Sinfonia
verändern?
Sonja Pitscheider:
Aufbauend
auf die bestehenden Energiestrate-
gien wird in Innsbruck und Bozen
durch zahlreiche Umsetzungsmaß-
nahmen jeweils ein „Smart District“
entstehen. In Innsbruck wird dieser
Smart District das östliche Stadtge-
biet umfassen. Bei den Maßnah-
men wird auf eine hohe Replizier-
barkeit geachtet.
STANDORT:
Wie profitiert die Be-
völkerung von
Sinfonia
?
Oppitz-Plörer
:
Unmittelbar
profitieren natürlich jene Inns-
bruckerinnen und Innsbrucker,
die in Anlagen wohnen, welche
fürs Projekt vorgesehen sind. Die
Qualität der Maßnahmen ist hoch.
Diese führen zu einer Einsparung
von Ressourcen und einem hohen
Wohnkomfort. Allgemein führen
die Energieeinsparungen und die
Nutzung erneuerbarer Energien
zu einer Verminderung von Luft
immissionen und zu einer Erhö-
hung der Versorgungssicherheit.
STANDORT:
Was erhofft man sich
von der Vorreiterstellung, die man
bei Smart Cities im EU-Raum ein-
nehmen wird?
Oppitz-Plörer
: Mit den an-
spruchsvollen Projekten und den
ehrgeizigen Zielen wird besonders
intensiv an innovativen Lösungen,
wie etwa bei der angestrebten Sa-
nierungsqualität von Altbauten ge-
arbeitet. Neben den umgesetzten
Projekten ist es somit besonders
das Know-how der zahlreichen Pro-
jektpartner, die ihre Erfahrungen
in künftige Projekte und Aktivi-
täten in Innsbruck einbringen wer-
den. So sollen Erfolgreiches und
Bewährtes künftig verstärkt weiter-
entwickelt und Fehler vermieden
werden.
STANDORT:
Denken Sie schon
über
Sinfonia
hinaus, umInnsbruck
– eventuell mit anderen Projekten –
noch „smarter“ zu machen?
Pitscheider:
Neben dem Ener-
gieschwerpunkt in
Sinfonia
wird
derzeit an einem Mobilitätsprojekt
für Innsbruck und den Großraum
Innsbruck gearbeitet. Während im
Gebäudesektor in den letzten Jah-
ren sehr große Fortschritte erzielt
werden konnten, gibt es besonders
bei unserem Mobilitätsverhalten
noch große Potenziale hin zu ei-
ner bequemen und umweltfreund-
lichen Mobilität in einer smarten
Stadt der kurzen Wege.
]
Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer und ihre Stellvertreterin Sonja Pitscheider erklären,
wie sich durch Sinfonia Tirols Landeshauptstadt für ihre Bewohnerinnen und Bewohner verändern wird.
Eine Sinfonie für Innsbruck
Grafik: tiris, OpenStreetMap contibutors 2012
Auf Vorrat gefrieren
[ konkret GESEHEN ]
W
as nützt die perfekte Dämmung,
was bringen gut isolierende
Fenster, welchen Vorteil hat ein neues,
dichtes Dach – wenn im Haushalt
weiterhin jahre-, ja jahrzehntealte En-
ergieschleudern zum Einsatz kommen.
In diesem Sinne geht es bei Sinfonia um
Energieeffizienz in zweierlei Hinsicht,
der Energieverbrauch soll nicht nur
rund ums Haus, sondern auch im Haus
intelligenter werden. „Wir wurden von
der Standortagentur Tirol kontaktiert,
ob wir als lokal ansässiger Industrie-
partner bei Sinfonia dabei sein wollen“,
erinnert sich Lucas Nerud, Geschäfts-
führer Vertrieb bei der Liebherr-
Hausgeräte Lienz, und ergänzt: „Als
wir erfahren haben, dass es dabei auch
um energieeffiziente Systeme geht, war
klar, dass unsere Geräte gut dazupassen
würden.“
Mit „unsere Geräte“ meint Nerud die
SmartGrid-ready-Geräte von Liebherr.
„Bei diesen Gefrierschränken kann das
Gefrierfach quasi als Energiespeicher
verwendet werden. Wenn der Strom
billig ist, wird die Temperatur auf bis zu
minus 30 Grad gesenkt“, erklärt Nerud.
Diese „überschüssige“ Kälte wird dann
in teuren Strom-Spitzenzeiten suk-
zessive bis zu den üblichen minus 18
Grad abgebaut, danach schaltet das
Gerät wieder auf Normalbetrieb. Für
den Benutzer bedeutet das „Auf Vorrat
Gefrieren“ somit eine Stromersparnis,
einzige Voraussetzung – neben einem
SmartGrid-ready-Gerät – ist ein Signal
des Energieversorgers via Smart Box.
Beim Innsbrucker Sinfonia-Part ist
dies Aufgabe der IKB (siehe Seite 3),
Liebherr stellt die Geräte zur Verfü-
gung, wobei, sagt Nerud, nicht nur
SmartGrid-ready-Geräte zum Einsatz
kommen werden, sondern auch
andere energieeffiziente Geräte. „Wir
selbst erwarten uns durch Sinfonia noch
mehr Informationen über den täglichen
Gebrauch. Über lange Teststudien in
Deutschland wissen wir schon einiges,
mit Sinfonia sind wir aber noch einen
Schritt näher am Kunden und welchen
Nutzen er daraus lukriert“, hält Lucas
Nerud fest.
Smart-Grid-ready: Das Gefrierfach kann
quasi als Kältepuffer verwendet werden.
Christine Oppitz-Plörer (li.) verbindet mit Sinfonia „grenzüberschreitende Weiterentwick-
lung, Zukunft und Visionen im Energiesektor“, für Sonja Pitscheider bedeutet das Projekt
„einen klangvollen Innovationsschub in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino“.
„Ein Monitoring von 500 sanierten
Wohnungenüber ein ganzes Jahr hinweg hat
es noch nie gegeben.“
Wolfgang Streicher, Universität Innsbruck
Foto: Friedle
Foto: Liebherr
Foto: Friedle
Foto: Friedle