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standort
2014
Vorsprung
Thema: [ SINFONIA ]
Aus 13 Worten wird ein Sinfonia
„
S
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vest
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vanced largescaled energy solutions“, also „Smarte lnitiative von
Städten, die fest entschlossen sind, in fortschrittliche und großflä-
chige Energielösungen zu investieren“ lautet der volle Name des
Projekts, das kurz unter „Sinfonia“ umgesetzt werden soll.
[
]
Tirol:
Innsbrucker Immobiliengesellschaft
• Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (ange-
schlossene Partner: ATB-Becker, e3 consult,
Urban Software Institute/Chemnitz) • Lieb-
herr Hausgeräte GmbH • Neue Heimat Tirol
• Stadtmagistrat Innsbruck • Standortagentur
Tirol (District Leader) • TIGAS – Erdgas Tirol
GmbH (angeschlossener Partner: TIWAG
– Tiroler Wasserkraft AG) • Universität
Innsbruck (angeschlossener Partner: alpS)
Südtirol:
Agentur für Energie Südtirol
– KlimaHaus • EURAC – Europäische Aka-
demie Bozen (District Leader) • Institut für
den Sozialen Wohnbau des Landes Südtirol
• Stadt Bozen • SEL SPA (angeschlossene
Partner: Ecotherm srl, SEL srl)
Belgien:
Greenovate! Europe (ange-
schlossene Partner: Atlantis, Heidenreich
Consulting)
Deutschland:
Passivhausinstitut (Darm-
stadt/Innsbruck) • Stadt Rosenheim
Frankreich:
Centre National d‘Expertise
sur l‘Enveloppe et la Structure • Stadt Ro-
chelle • Technofi
Schweden:
Alfa Laval • Sveriges Tekniska
Forskningsinstitut (Koordinator) • Stadt Borås
Spanien:
Stadt Sevilla • Zabala Consulting
Zypern:
Stadt Pafos
STANDORT:
Innsbruck ist neben
Bozen die Pionierstadt von
Sinfo-
nia
. Was heißt das für die Tiroler
Landeshauptstadt?
HARALD GOHM:
Innsbruck wird
europaweit sichtbare Vorreiter-
Stadt auf dem Gebiet der ressour-
censchonenden Energienutzung
und macht einen riesen Schritt
zur sogenannten „Smart City“. Der
Energieentwicklungsplan der Stadt
wird kräftig vorangetrieben. Da
sehr viele Kompetenzen am Stand-
ort – von Forschung, Wohnbauträ-
gern, Energieversorgung bis hin zu
einer Vielzahl von Unternehmen –
vom Start weg einfließen, sind die
Qualität der Maßnahmen und die
Erfolgsaussichten besonders hoch.
STANDORT:
Was ist eigentlich für
den Standort Tirol das Besondere
an
Sinfonia
?
GOHM:
Der Standort Tirol profi-
tiert gleich vierfach. Weil sowohl
Wertschöpfung, Wissen, internati-
onale Sichtbarkeit beim zentralen
Zukunftsthema Energie, aber vor
allem auch die Lebensqualität der
Bewohner gesteigert werden. Und
mehr Lebensqualität kommt nicht
nur der Tiroler Bevölkerung zugu-
te. Sie ist auch ein wichtiges Argu-
ment bei der Ansiedlung von in-
ternationalen Unternehmen und
Fachkräften.
STANDORT:
Inwieweit profitieren
Tiroler Unternehmen und andere
Akteure?
GOHM:
Da sind wir jetzt bei der
angesprochenen Wertschöpfung
und dem Wissen. Zuerst werden
die umfassenden Sanierungen ei-
nen Schub für die Bauwirtschaft
bringen und so auch die Tiroler
Beschäftigung maßgeblich stärken.
Weiters erwarte ich mir aber, dass
die beteiligten Betriebe und For-
schungseinrichtungen das spezi-
fische Know-how, das sie in diesem
Projekt als Pioniere der Energie-
technologien erarbeiten, erfolg-
reich in Form neuer Produkte und
Dienstleistungen international ver-
markten.
STANDORT:
Die Standortagen-
tur kümmert sich seit 2010 darum,
EU-Förderungen nach Tirol zu be-
kommen. Ist
Sinfonia
das bisherige
Highlight?
GOHM:
Das Projekt sprengt Di-
mensionen. Bezogen auf die Ge-
samtfördersumme von rund 27
Millionen Euro ist es das bisher
größte FP7-Projekt aus dem Bereich
Energie, das nach Tirol geholt wer-
den konnte, zudem ist es das größte
Projekt aus dem Programm Smart
Cities, das je nach Österreich kam.
Man muss hier auch der Politik dan-
ken. Weil diese so konsequent in die
Zusammenarbeit zwischen Wissen-
schaft und Wirtschaft investiert und
es uns ermöglicht hat, innovations-
starke und kooperationsfähige Clu-
ster aufzubauen, waren die Voraus-
setzungen nun da. Jetzt ist es einfach
großartig zu sehen, wie engagiert
Unternehmen, Forschungsinstitute
und Verwaltung eng vernetzt an we-
sentlichen Zukunftsfragen arbeiten.
STANDORT:
Kann
Sinfonia
ein
Ankick sein, die Region Tirol grü-
ner und smarter zu machen?
GOHM:
Die Standortpolitik will
das bereits. Achtsamkeit ist ein
zentraler Wert der Marke Tirol
und grüne Technologien sind
und bleiben der Innovationsmo-
tor der Zeit. Dass Sinfonia zeigt,
was möglich ist, macht es zu einer
neuen Triebfeder. Anders gesagt:
Der große Stein im Wasser wird
entsprechende Kreise ziehen und
Wellen schlagen.
]
Foto: Friedle
Der Standort Tirol profitiert auf mehreren Ebenen von Sinfonia, ist Harald Gohm, Geschäftsführer der
Standortagentur Tirol überzeugt, zudem wird das Projekt Triebfeder für weitere Entwicklungen sein.
„Projekt sprengt Dimensionen“
FAKTEN. SINFONIA
[ Partner ]
Einfach mehr als nur smart
[ konkret GESEHEN ]
W
er bei Smart an Clever denkt,
beweist ein humorvolles Lang-
zeitgedächtnis, existiert das Kult-Comic
doch schon seit 1958. Wer bei Smart
an eine österreichische Zigarette denkt,
beweist einen langen Atem, existiert die
Marke doch schon seit 1959. Wer bei
Smart an ein Auto denkt, beweist einen
guten mobil-urbanen Überblick, existiert
der kleine Spritsparer doch schon seit
1998. Und wer bei Smart an Städte
denkt, beweist einen energieeffizienten
Vorausblick, sollen doch Smart Cities
das Europa der Zukunft prägen.
Doch was ist eine Smart City, was
zeichnet sie aus? Seit den 2000er
Jahren wird der Begriff in Politik, Wirt-
schaft und Verwaltung verwendet, um
technologiebasierte Veränderungen
und Innovationen in urbanen Räumen
zusammenzufassen. Für Susanne
Meyer ist „smart“ aber noch mehr,
nicht nur ein Ziel, sondern vielmehr ein
Weg, um die Integration verschiedener
städtischer Technologien zu beschleu-
nigen und dabei gleichzeitig auf die
Bedürfnisse der Menschen und deren
Nutzerverhalten einzugehen. „Smart
City steht auch für Innovation, Nach-
haltigkeit, Bürgerorientierung, Zusam-
menarbeit und eine gute Steuerung“,
sagt Meyer. Seit 2013 koordiniert die
promovierte Wirtschaftsgeografin für
das Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie die Akti-
vitäten im Bereich der Europäischen
Innovationspartnerschaft „Smart Cities
and Communities“ und der Europä-
ischen Forschungsinitiative „Urban Eu-
rope“. Während Ersteres das Ziel hat,
Unternehmen aus dem Energie-, Ver-
kehrs- und IKT-Bereich gemeinsam mit
kommunalen Verwaltungen bestehende
Technologien besser auf Bedürfnisse
von Städten anzupassen, fördert Zwei-
teres Projekte, die neue Ansätze für die
Stadt der Zukunft entwickeln. Denn, so
Meyer: „Forschung und Innovation sind
Voraussetzung dafür, etwas Neues zu
schaffen.“
Ein enormer Mehrwert
Gernot Becker ist ein alter Hase, wenn es um EU-Projekte geht. Sie sind zwar
aufwändig, sagt der Geschäftsführer von ATB Becker, bringen aber viele Vorteile.
W
enn es um EU-Pro-
jekte geht, ist für Ger-
not Becker eines klar:
Der Mehrwert ist enorm. „Wir
durften schon bei einigen dabei
sein“, sagt der Geschäftsführer
von ATB Becker green technolo-
gies, „und der Kontakt zu vielen
Partnern bleibt über das Projekt
hinaus bestehen.“ Ein Kontakt,
der immer wieder zu neuen
Projekten oder gar Aufträgen
führe, hält Becker fest: „Seit
unserem ersten erfolgreichen
EU-Projekt wurden wir alle zwei
Jahre zu neuen Projekten in den
Rahmenprogrammen eingela-
den und es laufen seither zwei
EU-Projekte parallel. Diese bie-
ten ein bis vier Personen sichere
Arbeitsplätze.“
Sich selbst und sein Zehn-
Mann-Unternehmen bezeich-
net Becker mit einem Lächeln
als „Zwerg in der Natur von
Großprojekten wie Sinfonia“,
ein Zwerg allerdings, der schon in der Projektentwick-
lungsphase durch seine Netzwerke und beim „proposal-
writing“ eingebunden war und sein Know-how in den
kommenden Jahren auf zwei Ebenen in das Projekt ein-
bringen soll. Als „Systemhaus für Photovoltaik“ mit rund
150 Partnern in Österreich und Italien, das, so Becker,
ausschließlich europäische Produkte verbaut, erarbeitet
ATB Becker schon jetzt „energieeffiziente“ Analysen
und Vorschläge für die IKB und die beteiligten Wohn-
bauträger in Innsbruck, denn
„die Wohnbauten warten nicht“.
Die zweite Aufgabe für sein Un-
ternehmen sieht Becker darin,
„rund um Sinfonia andere Pro-
jekte nach Innsbruck zu ziehen,
über nationale Programme wie
etwa den Klimafonds zusätzliche
Themen zu bespielen.“ Bei zwei
Themen ist dieses Vorhaben
auch schon etwas konkreter,
einerseits bei der Gebäudein-
tegration, also der Integration
von Photovoltaikmodulen in die
Gebäudehülle, und andererseits
bei
Photovoltaik-Dachgärten.
„Auf Flachdächern könnte man
den Quadratmeter dann drei-
fach nützen. Mehr Grün in der
Stadt durch den Garten, mehr
Lebensraum für die Menschen,
die ihn benützen, und mehr
Energie, die mit semitranspa-
renten
Photovoltaikdächern
gewonnen wird“, beschreibt Be-
cker die möglichen Vorteile.
Der Unternehmer aus Absam bei Innsbruck sieht
noch einen weiteren Nutzen von Großprojekten wie
Sinfonia, auch wenn dieser auf den ersten Blick nicht
wie einer aussieht. „Die administrativen Auflagen bei
EU-Projekten sind derart umfangreich, dass man sie
manchmal am liebsten vergessen würde“, lacht Ger-
not Becker: „Auf der anderen Seite steigert genau das
Abarbeiten dieser Auflagen die Qualität im Unterneh-
men.“ ]
Gernot Becker: „Gemeinsame Projekte schaffen
Freundschaften zwischen Partnern aus unterschied-
lichen Regionen, die viele Jahre nachwirken.“
„Innsbruck wird eine europaweit sichtbare
Vorreiter-Stadt.“
Harald Gohm, Standortagentur Tirol
Das Projekt Sinfonia wurde gemäß der
Finanzhilfevereinbarung Nr. 609019 im Zuge
des Siebten Rahmenprogramms der Europä-
ischen Union für Forschung, technologische
Entwicklung und Demonstration gefördert.
Foto: Friedle
Foto: Friedle