17.08.2021
Heimische Traditionswirtshäuser sollen erhalten bleiben und stillgelegte reaktiviert werden. Deshalb wurde vom Land Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol, sowie der Standortagentur Tirol und der Tirol Werbung - beides Unternehmen der Lebensraum Tirol Holding - das Projekt "#dufehlst - Tiroler Wirtshäuser suchen DICH" initiiert. Bestehende Leerstände wurden erhoben und Förder- und Beratungsstellen installiert. Jetzt startet eine breit gefächerte Aktivierungskampagne, welche die Problematik, aber auch Lösungswege aufzeigen soll.
Aus einer bereits vor der Pandemie durchgeführten Befragung der Tiroler Bürgermeister geht hervor, dass in den letzten 10 Jahren rund 10 % der Gasthöfe geschlossen wurden und dass noch knapp 10 % der bestehenden Wirtshäuser akut schließungsgefährdet sind. Fehlt das Wirtshaus, entsteht eine Lücke – eine sichtbare, aber vor allem auch eine spürbare. Um dem „Wirtshaussterben“ in Tirol effektiv entgegenzuwirken, hat das Land Tirol deshalb bereits im Herbst 2019 ein Maßnahmenpaket zum Erhalt der Tiroler Wirtshauskultur geschnürt. Dann kam die Gesundheitskrise, die unter anderem auch Tirols Wirtinnen und Wirte hart getroffen hat. Die Wirtshauskampagne „#dufehlst“ soll nun einmal mehr dabei helfen, leerstehenden Tiroler Wirtshäusern neues Leben einzuhauchen und die Tiroler Wirtshauskultur zu erhalten.
Erste Erfolgsbeispiele, zahlreiche Beratungen & Förderanträge
Trotz Corona konnten von der Standortagentur Tirol bereits über 50 Orientierungsgespräche mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in interessierten Gemeinden geführt werden. Daraus ergaben sich 32 Beratungen mit Wirtshaus-Übergebern und möglichen Wirthaus-Übernehmern. In 25 Beratungsfällen konnten Fragestellungen zu Betriebsanlagengenehmigungen, Förderungen, Gewerbeberechtigungen und juristischen Angelegenheiten geklärt bzw. vermittelt werden. 17 Investitionsförderungen mit rund 440.000 Tausend Euro und einem Gesamtvolumen von fünf Millionen Euro wurden seit 2019 vergeben. Hinzu kommen die Wirtshausprämie mit ca. 60.000 Tausend Euro und der Tiroler Wirtschaftsförderungsfonds in der Höhe von rund 480.000 Tausend Euro. Die vier gelungenen Revitalisierungen freuen Josef Margreiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding besonders:
„Der Kampf gegen das ,Wirtshaussterben‘ ist mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichbar. Die jüngst erfolgten Wiedereröffnungen der Gasthäuser Canisiusbrünnl, Peterbrünnl, des Tirolerhofs und des Restaurants Löwen stimmen mich zuversichtlich.“
Josef Margreiter, Lebensraum Tirol Holding
#dufehlst: Breit gefächerte Aktivierungskampagne
Beratertungstage in „Pop-Up“-Wirtshäusern
Teil der Kampagne sind zudem zwei Informationsnachmittage, an denen Gastwirte, Wirtshaus(re)aktivierer und Interessierte sich umfassend zu Fragen rund um das Thema Wirtshausübergabe, -übernahme bzw. -aktivierung von Experten des Landes Tirol, der Standortagentur und der Wirtschaftskammer Tirol beraten lassen können. Alois Rainer erläutert: „Dabei kommen Themen wie Förderungen, behördliche Genehmigungen oder Betriebsanlagengenehmigungen nicht zu kurz. Besonders ist noch dazu, dass für die Beratungstage am 2. September der Gasthof Griena in Mayrhofen und am 3. September der Gasthof Post in Niederndorf extra ,wiedereröffnet‘ werden, also ,aufpoppen‘. Neben der allgemeinen Übernahmeberatung kann man sich hier an den Tagen über die betriebswirtschaftliche Nachfolge, die Digitalisierung und innovative Konzepte in der Gastronomie beraten lassen.“
Studie „Gasthaussterben in Tirol“
Alexander Plaikner vom Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck und der UMIT Tirol setzt sich seit nunmehr zwei Jahren in Kooperation mit der Standortagentur Tirol und dem Land Tirol im Rahmen der Forschungsinitiative „Gasthaussterben in Tirol“ intensiv mit den Herausforderungen und Hintergründen des „Wirtshaussterbens“ auseinander und fügt hinzu: „Wirtshäuser stellen wichtige Begegnungsorte für die Bevölkerung dar, der gesellschaftliche Wandel hat jedoch große Auswirkungen. Einfach nur Gasthaus zu sein, reicht heute nicht mehr. Der Gasthaus-Erhalt wird darüber hinaus erschwert durch komplexe Übernahmeprozesse mit risikoreichen Investitionskosten, einen Bedarf an Innovation, den Fachkräftemangel und den Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten. Deshalb ist es so wichtig wie nie, dass potenzielle Übernehmerinnen und Übernehmer im Prozess der Übernahme schrittweise kompetent beraten werden und dabei auch ein Diskurs über Innovation in den KMUs geführt wird. Die vermehrte Kommunikation des Wirtshaus-Paketes und Initiativen wie #dufehlst sind wichtige und erwartungsvolle Schritte.“ Die finalen Studienergebnisse werden im Herbst 2021 vorliegen.