07.04.2022
Die nationale Förderagentur für die unternehmensnahe Forschung und Entwicklung (ffg) fördert in ihrer Ausschreibung "Stadt der Zukunft" sogenannte Reallabore zur Erprobung der Energiewende. Ein solches Reallabor wird unter dem Titel INNERGY aktuell in Tirol entwickelt. Das Projektkonsortium unter der Leitung von Energie Tirol besteht dabei aus Wasser Tirol, Standortagentur Tirol, MCI, Universität Innsbruck, Energie Ingenieure Consulting, Cemit und Impulsgebenden aus der Wirtschaft.
In Übereinstimmung mit den Energie- und Klimazielen der EU und Österreichs verfolgt auch Tirol das Ziel, bis 2040 klimaneutral und bis 2050 energieautonom zu werden, das heißt seinen gesamten Energiebedarf im Jahressaldo aus eigenen, erneuerbaren Ressourcen zu decken. Die Entwicklung von integrierten, regionalen Energielösungen spielt bei der dafür nötigen beschleunigten Transformation des Energiesystems eine Schlüsselrolle und kann in so genannten Reallaboren erprobt werden.
Was ist ein Reallabor?
Ein Reallabor ist im Verlauf des Hochskalierens von neuen Technologien der letzte Schritt vor der flächendeckenden Umsetzung. Der ultimative Praxistest für das, was rein technisch machbar ist. Hier werden innovative Technologien in einem realen Umfeld implementiert und getestet. Die daraus resultierenden Systemwechselwirkungen werden auf organisatorischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Ebene beobachtet und dienen als Grundlage, um Innovationen in die Breite zu bringen Im Reallabor werden gemeinsam konkrete Projekte für die Energieautonomie entwickelt.
Tiroler Reallabor INNERGY
Gemeinsam mit der Plattform KEK und weiteren Partnern aus den Sektoren Industrie, Dienstleistung, Mobilität, Kommunen, Wohnbau und Energieversorgung konnte eine Förderung von etwa 170.000 € für die Entwicklung eines Reallabors nach Tirol geholt werden. „Die beteiligten ExpertInnen decken alle benötigten Kompetenzen ab, um neue Lösungswege für die Transformation zu entwickeln, Stakeholder zu vernetzen und AkteurInnen in der Umsetzung der Projekte bestmöglich zu unterstützen“, freut sich DI Bruno Oberhuber, GF von Energie Tirol über die hochkarätige Besetzung des Teams.
Worum geht’s konkret?
Im Sondierungsprojekt INNERGY werden Potentiale von Bestandsquartieren und Industriebetrieben im Zentralraum Tirol ganzheitlich und sektorenübergreifend erhoben, konkrete Umsetzungsprojekte für eine klimaneutrale Region ausgearbeitet und für die Umsetzung vorbereitet. Der Mehrwert besteht in der Einbettung von Einzellösungen in ein räumliches Gesamtenergiesystem, das sowohl eine Fernwärmeschiene als Rückgrat als auch übergreifende Mobilitätskonzepte beinhaltet.
Das Gebiet um Innsbruck zwischen Wattens und Zirl entlang der Inntalfurche ist ein prototypisches Areal eines verdichteten, kleinstrukturierten Siedlungsgebiets. Quartiere mit Bestandsgebäuden aus verschiedenen Bauphasen, benachbarte Gewerbe- und Industriegebiete bilden mit landwirtschaftlichen Flächen ein Mosaikbild unterschiedlicher kleinteiliger Nutzung. Eine Fernwärmeschiene zieht sich bereits von Wattens nach Innsbruck. „Am Standort Tirol bietet dieses Areal interessante Möglichkeiten, Lösungen für die Energiewende prototypisch zu entwickeln und zu testen. Die Erkenntnisse und Ergebnisse werden im Wissensnetzwerk evaluiert und gesammelt und sind im Idealfall in weiterer Folge auf ähnlich strukturierte semiurbane Gegenden übertragbar“, so Dr. Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol.
Neben dem Reallabor INNERGY gibt es aktuell acht weitere Reallabor-Sondierungen in Österreich. Im Laufe des Jahres werden die gewonnenen Erkenntnisse rückgemeldet. Ab Mitte 2023 sollen dann ausgewählte Projekte in die 5-jährige Umsetzungsphase starten.