19.08.2012
Forschungsstandort Tirol: Bauingenieur-Fakultät wird Technische Fakultät
„Den Wettbewerb der Hände können wir international nicht gewinnen. Wohl aber den Wettbewerb der Köpfe“, sagt LH Günther Platter im Rahmen einer Pressekonferenz beim Europäischen Forum Alpbach. Präsentiert und unterzeichnet wurden dabei zwei neue Stiftungsprofessuren an der Leopold-Franzens-Universität (LFU) Innsbruck, die vom Land Tirol finanziert und im Zuge der Technologieoffensive eingeführt werden. Von den nunmehr acht Lehrstühlen des Mechatronikstudiums in Innsbruck und in Hall in Tirol werden mit den beiden neuen Stiftungsprofessuren insgesamt fünf Professuren vom Land Tirol finanziert, eine weitere von der Wirtschaft.
„Wer den Wettbewerb der Köpfe gewinnen möchte, muss dafür auch das nötige Fundament schaffen. Dieses Fundament heißt ‚Wissen’ und wir bauen es mit diesem Schritt weiter aus“, erklärt Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg. Die Kosten für die beiden Lehrstühle „Fertigungstechnik“ und „Maschinenelemente und Konstruktionstechnik“ betragen zusammen etwa 600.000 Euro pro Jahr. Sie werden vom Land Tirol für fünf Jahre finanziert. Dies ist ein wichtiger Beitrag für die Aufwertung der Bauingenieur-Fakultät in Innsbruck zu einer Technischen Fakultät. Damit ist es in der Zukunft möglich, durchgängig ein universitäres Bachelor-, Master- und Doktoratsstudium im Bereich Mechatronik zu absolvieren. Hier werden in den kommenden fünf Jahren weitere drei Millionen Euro in die Weiterentwicklung der universitären Mechatronikausbildung und in die Forschung investiert.
Mehr TechnikerInnen für die Wirtschaft
Tirol ist ein gefragter Wirtschaftsstandort. Die Gründe dafür sind unter anderem hoch qualifizierte, motivierte Arbeitskräfte, beste Infrastruktur, Stabilität, international zentrale Lage sowie die Ansiedelungs- und Förderungspolitik von Land und Gemeinden. „Auch wenn derzeit das Wort ‚sparen’ in aller Munde ist: Das Land Tirol hat sich dazu entschieden, im Rahmen der Technologieoffensive Geld in die Ausbildung von Technikerinnen und Technikern zu investieren und in Zusammenarbeit mit der LFU und der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik (UMIT) den universitären Technikbereich in Tirol weiter auszubauen. Die Wirtschaft braucht qualifizierte Technikerinnen und Techniker“, erklärt LH Platter.
Die Technologieoffensive des Landes beurteilt Reinhard Schretter, Präsident der Industriellen Vereinigung Tirol, sehr positiv. „Investitionen in wissensintensive Zukunftsfelder wie Mechatronik, aber auch Materialwissenschaft, Maschinen- und Werkzeugbau, Elektronik/Elektrotechnik, erneuerbare Energien, IT, Medizin- und Biotechnologie oder in die Quantenphysik können positive Effekte für den Standort, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und die Beschäftigung auslösen“, glaubt Schretter und meint weiter: “So gesehen sind auch die beiden neuen Mechatronik- Stiftungsprofessuren an der Leopold-Franzens-Universität wichtige Bausteine auf dem Weg Tirols zur High-Tech-Region.“
Bauingenieur-Fakultät wird Technische Fakultät
„Die Universität Innsbruck ist dabei, die bisherige Baufakultät zu einer Technischen Fakultät weiterzuentwickeln. Damit können wir künftig zusätzlich auch Schwerpunkte in den Bereichen Mechatronik, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik sowie Computational Engineering, dem Zusammenspiel von Informatik, Mathematik und Ingenieurwesen, setzen, was wiederum sehr gut in die Technologieoffensive des Landes Tirol passt“, erklärt Rektor Tilmann Märk. Die nunmehr vom Land Tirol finanzierten Stiftungsprofessuren würden diese Entwicklung beschleunigen und unterstützen. Dies würde nicht nur dem Universitäts-, sondern auch dem Wirtschaftsstandort helfen, da das entstehende Know-how die etablierten Unternehmen unterstützen, Unternehmensgründungen anstoßen und damit hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen wird, ist Märk überzeugt und freut sich abschließend: „ Darüber hinaus können wir dadurch nun jungen Menschen in Tirol eine umfassende und hochqualitative technische Ausbildung auf universitärem Niveau bieten.“
Die Anstrengungen der letzten Jahre tragen bereits Früchte: Mit aktuell etwa 2.600 Studierenden im Technikbereich liegt Tirol im Ländervergleich im Spitzenfeld. Allein im neu geschaffenen Bachelor-Mechatronikstudium an LFU und UMIT gibt es bereits 85 Studierende. Dieser Bereich wird nunmehr auf ein Masterstudium mit dem Abschluss eines/r DiplomingenieurIn ausgebaut.
Forschungsschwerpunkt „Intelligente Gebäude“
Die neuen Professuren werden darüber hinaus in den Aufbau eines Forschungsschwerpunktes „Intelligente Gebäude“ an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften (zukünftig Fakultät für Technische Wissenschaften) eingebunden und sollen einen wesentlichen Beitrag zu den Forschungsaktivitäten im Rahmen dieses Schwerpunktes leisten. Zweck der Einrichtung der Stiftungsprofessuren ist vor allem die Durchführung von Forschungs-, Forschungstransfer-, Lehr- und Kommunikationsaufgaben. Ergebnisse sollen aber auch Publikationen sowie Tagungen, Workshops und Veranstaltungen zu einschlägigen Forschungsfragen sein.
Enge Kooperation zwischen LFU und UMIT
Durch die Einrichtung der Stiftungsprofessuren sollen sich die Universität Innsbruck und der Standort Tirol als Zentrum für den Technikbereich und für die Ingenieurswissenschaften positionieren und insbesondere auch die traditionell gute Zusammenarbeit der Universität Innsbruck mit dem Land Tirol weiter intensiviert werden. Besonders zu erwähnen ist auch, dass die universitäre Mechatronik-Ausbildung durch eine enge Zusammenarbeit zwischen der Leopold Franzens Universität Innsbruck und der Privatuniversität UMIT in Hall in Tirol erfolgt. Die universitäre Mechatronik-Ausbildung wurde nach internationaler Evaluierung durch den Österreichischen Akkreditierungsrat genehmigt.
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