Bildnachweis: Standortagentur Tirol

Den Erfolg von morgen sichern

Zu langfristigem Denken - unter Berücksichtigung der Auswirkungen des unternehmerischen Tuns auf Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt - forderte Philosoph Konrad Paul Liessmann das Innovationstag-Publikum auf.

Medieninformation: Den Erfolg von morgen sichern

27.11.2012
10. Tiroler Innovationstag vergibt Cluster Awards und diskutiert neueste Trends der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Mit Konrad Paul Liessmann und Charly Kleissner referieren Galionsfiguren der Nachhaltigkeit.

Auf Einladung der Standortagentur Tirol kamen heute prominente Redner und über 300 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins neue Messeforum Innsbruck. Sie nutzten den Termin zur Vernetzung, ließen sich inspirieren, ganz Neues zu denken, und lernten mit den Cluster Award-Preisträgern die jüngsten Innovationen kreativer Tiroler Unternehmen kennen. „Austausch, wie ihn der Tiroler Innovationstag bietet, ist mir enorm wichtig. Denn er ist die Grundlage für Kooperationen. Aus diesen wiederum entstehen innovatorische Spitzenleistungen wie jene, die wir heute auszeichnen dürfen“, führte dazu die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf in ihrer Eröffnungsrede aus. „Noch nie haben am Standort Tirol so viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen gearbeitet wie heute. Allein in F&E-Projekte, die aus dem Förderprogramm K-Regio des Landes Tirol oder über das COMET-Programm des Bundes unter Cofinanzierung durch das Land Tirol unterstützt werden, sind über 300 Partner eingebunden. Darin liegt unser großer Erfolg. Wir wollen aber auch den Erfolg von morgen sichern und ich bin überzeugt: Mit der Kooperationskraft, die uns so weit nach vorne gebracht hat, haben wir das entscheidende Instrument auch für die weiteren Herausforderungen der Zeit bereits zur Hand“, so Zoller-Frischauf weiter.


Von Knochenleitungsimplantaten und Windkraft aus Baumstämmen
Die Cluster Awards 2012 sind in den Kategorien Life Sciences, Mechatronik, IT, Erneuerbare Energien und Wellness vergeben worden. Dabei holt sich die Vibrant Med-El Technologies GmbH die Auszeichnung für das beste neuartige Produkt mit der Entwicklung und Markteinführung von „Bonebridge“ im Bereich Life Sciences. Bonebridge ist ein Hörimplantat, das unter der intakten Haut liegt und den Schall mittels Knochenleitung zum Innenohr überträgt. Die Herstellung einer Verbindung hat auch den Bernard Ingenieuren einen Cluster Award 2012 gebracht. Im Fachbereich Mechatronik überzeugen sie mit dem Projekt Holzwind. Dieses wartet unter anderem mit drei zum Patent angemeldeten Erfindungen, darunter der „Zahnverbindung“ zum Zusammenschluss einzelner Rundholzstämme, im Fachbereich Mechatronik auf. Mit der innovativen Verbindung können die Turmkonstruktionen von Windkraftanlagen erstmals und nachhaltig aus regional verfügbaren und regional bearbeitbaren Rundhölzern gebaut werden. Entwicklungspartner waren der Holzbaulehrstuhl der Universität Innsbruck, Technik Wille, Silent Future Tech und RED Bernard.


Ebenfalls Kooperationen waren Grundlage der Vergabe der Cluster Awards in den Bereichen Wellness, Erneuerbare Energien und IT: Während sich aus dem Cluster Wellness Tirol die Unternehmen Physiotherm und Klafs Saunabau mit der gemeinsam entwickelten Infrarot-Profiline – sie passt Infrarotbestrahlungen individuell an den Menschen an - den Cluster Award ex aequo mit Georg Juen Design holen, werden im Fachbereich Erneuerbare Energien jene Elektromobilitäts-Innovationen ausgezeichnet, die der Forschungsverbund K-Regio enerChange in diesem Jahr auf den Markt gebracht hat. Mit einer neuen IT Security Software, dem „Whole Product Dynamic Real-World Protection Test“, die in Kooperation mit der Universität Innsbruck entwickelt worden ist und die Qualität von Antivirenprodukten prüft, geht der Cluster Award im Fachbereich IT an das kompetenzzentrum.IT von Peter Stelzhammer.


Publikum und Standort zu neuen Wegen beflügeln
Die Tiroler Standortpolitik setzt im internationalen Wettbewerb mit Forschung, Kooperationen, Bildung und Lebensqualität bereits auf starke Pferde. „Die aktuellen Marktentwicklungen erfordern jedoch weiterhin ein hohes Maß an Innovationsgeist und Kreativität. Entsprechend haben wir echte Visionäre eingeladen, nach Tirol zu kommen und das Publikum am Innovationstag und den Standort zu neuen Wegen zu beflügeln“, erklärte Veranstalter Dr. Harald Gohm, der Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Die Standortagentur Tirol richtet den Tiroler Innovationstag in diesem Jahr zum zehnten Mal aus. Die Einrichtung selbst ist am Standort Tirol seit nunmehr 15 Jahren als Innovationsmotor, Vernetzungs-Instanz, Clustermanager, Standortvermarkter und Betriebsansiedler aktiv. „Wir sind als Fördereinrichtung gegründet worden und haben uns mit den Veränderungen am Markt selbst aktiv verändert. Heute ist eine der wesentlichsten Fragen unserer Arbeit, wie wir einen Standort mit so hoher Lebensqualität wie Tirol so weiter entwickeln können, dass diese Lebensqualität, Menschen, Wirtschaft und Ressourcen gleichermaßen und im Einklang mit den Werten der Marke Tirol bestehen können“, so Gohm.


Liessmann: „Kurzfristiger Erfolg ist kein Erfolg“
Ideen für eine solche Weiterentwicklung lieferte beim Innovationstag Univ.-Prof. Dr. Klaus Liessmann, Professor für Philosophie an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech, mit seinem Vortrag „Am Ziel: Erfolg und Erfolgspotenziale in einer Welt im Umbruch“. Unternehmerischer Erfolg zeichnete sich für ihn zuallererst dadurch aus, dass er nicht nur auf das Unternehmen beschränkt ist. „Natürlich ist der Gewinn die Basis des Erfolges. Aber es kommen noch zahlreiche andere Aspekte dazu. Darunter die Einbindung und Entwicklungspotenziale der Mitarbeiter und deren Zufriedenheit, die Rücksicht auf die Umwelt und die Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“, führte Liessmann aus. „Dazu muss die Fähigkeit kommen, in langfristigen Perspektiven, also unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, für das Unternehmen zu denken. Kurzfristiger Erfolg ist kein Erfolg“, so Liessmann weiter. Seine These für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Märkten, Regionen und Gesellschaften: „Neben technologischen Innovationen braucht es auch soziale und kulturelle Innovationen. Wir müssen uns zum Beispiel im Umgang mit dem Alter und den alternden Menschen in naher Zukunft sehr viel mehr einfallen lassen, und viele Kulturbrüche, die etwa die Digitalisierung mit sich bringt, sind noch gar nicht bemerkt worden."


Kleissner: „Erfolg muss neu definiert werden“
Soziale Innovationen setzt Referent Dr. Charly Kleissner bereits täglich um. Kleissner ist gebürtiger Innsbrucker und war lange „an der vordersten Front der Innovation“ aktiv. Nach einer Bilderbuchkarriere im Silicon Valley und dem Verkauf seiner Firmenanteile beim US-Unternehmen Ariba im Jahr 2002 orientierte er sich neu und gründete – zusammen mit seiner Frau Lisa - die KL Felicitas Foundation. „Unsere Investments müssen nachweislich positive ökologische oder soziale Auswirkungen haben und soziale Kosten berücksichtigen. Gleichzeitig müssen die Themen in unser von Nachhaltigkeit geprägtes Wertesystem passen. Und immer geht es um die Frage, welche Effekte das daraus folgende Wachstum auf die Menschen und die auf unserem Planeten verfügbaren Ressourcen hat. Erfolg muss neu definiert werden“, erklärt Kleissner am Innovationstag. Einer der wichtigsten Innovationsschübe steht für Kleissner im Finanzsektor an. Denn auch wenn der Impact Investment Report von J. P. Morgan aus 2010 bis 2020 weltweit ein Potenzial für Investitionen bis zu einer Billion Dollar allein für Wohnbau, Wasserversorgung, Grundschulbildung oder Müttergesundheit von Bevölkerungsgruppen mit Jahreseinkommen unter 3.000 Euro sieht: für Kleissner fehlen die richtigen Instrumente, um vor allem mehr kommerzielles Kapital in die Lösung der Weltprobleme einfließen lassen zu können. Social Impact Bonds, wie sie eine britische Bank lanciert hat, seien ein erster Schritt: „Deren Renditen sind umso höher, je besser ein Projekt seine sozialen Ziele erreicht“, erzählt Kleissner - mit sozialen Zielen und hoher Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft, jedoch durch und durch Unternehmer.

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