10.04.2014
Heimische Unternehmen aus Industrie und Gewerbe zeigen, dass es bei Energieeffizienz und Klimaschutz nicht nur um ein Muss geht, sondern um ein Können, das sich auch rechnet.
Derzeit deckt Tirol rund 40% seines Energieverbrauchs aus heimischen erneuerbaren Ressourcen ab. Damit liegt Tirol im europäischen Spitzenfeld und (über)erfüllt bereits jetzt die Ziele der Österreichischen Energiestrategie bis 2020, die einen Anteil von 34% vorsieht. Mehr noch soll in Tirol bis 2050 eine ausgeglichene „Energie-Handelsbilanz“ erreicht und der Endenergieeinsatz zu 100% durch erneuerbare Energieträger gedeckt werden: „In Tirol werden für den Zukauf fossiler Energieträger jährlich über zwei Milliarden Euro ausgegeben. Je mehr wir die Eigenproduktion und die Effizienz des Energieeinsatzes steigern, desto mehr steigern wir auch die Wertschöpfung und die Kaufkraft im Land. Zudem ist der effiziente Einsatz erneuerbarer Energie auch ein Standortvorteil. Und für Tiroler Unternehmen eine Möglichkeit, sich ein Qualitätsmerkmal für ihre Produkte zu schaffen“, sagte dazu Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf am Branchentag Energie des Clusters Erneuerbare Energien Tirol der Standortagentur Tirol heute in Schwaz.
Einsparungen von bis zu zwei Dritteln
Mit „Europa 2020“ haben sich die EU-Mitgliedsstaaten unter anderem dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2020 den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix auf 20% zu steigern, den Ausstoß von Treibhausgasen um 20% zu reduzieren und die Energieeffizienz um 20% zu steigern. Auf Bundesebene wird dazu dem Nationalrat 2014 das Bundesenergieeffizienzgesetz vorgelegt, das die verpflichtende Einführung eines Energiemanagementsystems oder eines Energieaudits für Unternehmen bringt. Zahlreiche Tiroler Unternehmen aus Gewerbe und Industrie setzen schon darauf, Energie möglichst effizient einzusetzen und wo möglich selbst aus erneuerbaren Ressourcen herzustellen – etwa über Photovoltaik oder intelligente Wärme- und Kältenetze. 2010 etwa stattete die Firma Durst Phototechnik ihre Labors, Büros und Produktionsbereiche in Lienz mit neuen Systemen zur Heizung bzw. Kühlung aus erneuerbaren Energien aus: Herzstück ist ein Grundwasserbrunnen, der eine Wärmepumpe zur Beheizung der Räume speist. Die Wärmepumpe ersetzt die ehemalige Ölheizung und spart jährlich Öl (60.000 Liter) im Wert von rund 23.000 Euro. Die Gesamtinvestitionskosten der Wärmepumpe von ca. 70.000 Euro amortisieren sich somit innerhalb der ersten drei Jahre. Zur Kühlung wird ebenso der Grundwasserbrunnen genutzt, indem kaltes Wasser durch den Lauf der Fußbodenheizung und thermisch aktive Bauteile geleitet wird. Dafür müssen nur rund ein Drittel der Energie und somit der Kosten konventioneller Systeme aufgewendet werden (Einsparung ca. 50.000 Euro pro Jahr gegenüber konventionellen Systemen für Neubau und Sanierung Bestand). Auch die neue 4.450 m2 große Produktionshalle mit angeschlossenen Büros, die kurz vor der Eröffnung steht, wird mit diesen Techniken beheizt bzw. gekühlt.
Kleine Ursache, große Wirkung
Den Produktionsprozess zu analysieren, nicht um Ressourcen zu sparen, sondern um ihn zu verstehen, riet Prof. Dr. Hans Schnitzer von der Technischen Universität Graz in seinem Vortrag. „Dadurch spart man automatisch Ressourcen und Energie. Innerbetriebliche Energiesysteme und Energiebereitstellung optimieren, den Energieträger wechseln und vorhandene interne Quellen nutzen, diese Umstellungen sind besonders bei Neuanschaffungen und Ersatzinvestitionen sinnvoll und ökonomisch, denn der Einsatz neuer Maschinen und Technologien erfordert oftmals bei gleicher Leistung weniger Energie. Die Investitionskosten für solche Technologie- und Systeminnovationen sind häufig überschaubar und amortisieren sich im Schnitt nach drei Jahren, das Einsparungspotenzial kann auch bei kostengünstigen Maßnahmen bei bis zu 30% liegen“, so Hans Schnitzer beim Branchentag Energie. „Wir haben in Tirol das Know-how, wie Energie effizient eingesetzt werden kann, wir haben die Anbieter, die entsprechende Dienstleistungen und Produkte anbieten, und wir haben Unternehmen, die ihr Energiemanagement bereits effizient aufstellen. Anhand der Firmen, die sich beim Branchentag Energie präsentieren, zeigt sich, dass sich Energieeffizienz auch unternehmerisch rechnen kann. Mit Initiativen wie dem Branchentag Energie oder dem Lehrgang ‚Betriebliches Energiemanagement‘, den das Management Center Innsbruck und der Cluster Erneuerbare Energien Tirol gemeinsam anbieten, wollen wir Tiroler Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Energieeffizienz aktiv begleiten“, erklärt Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol.
Hintergrundinformation
Die Leistungsschau beim Branchentag Energie für Gewerbe und Industrie mit über 30 Ausstellern wurde von Mitgliedern aus den Clustern Erneuerbare Energien Tirol, IT Tirol, Mechatronik Tirol bespielt.
Links:
www.standort-tirol.at/branchentagenergie
Rückfrageinformation:
Standortagentur Tirol
Mag. Florian Schallhart
florian.schallhart@standort-tirol.at
+43.512.576262.14
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