27.05.2011
Tiroler Delegation vermarktet ihr Know-how bei erneuerbaren Energie- und Effizientechnologien bei Technologielunch in Brüssel.
Was im Oktober 2010 mit einem ersten Technologiebrunch im Tirol-Haus in Brüssel begann, fand vor zwei Tagen seine Fortsetzung. Eine 33-köpfige Tiroler Delegation aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik reiste auf Initiative der Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf gemeinsam nach Brüssel. Ziel der Reise: die Präsentation der Tiroler Leistung und Innovationskraft bei erneuerbaren Energien sowie ein fachlicher Austausch der Tiroler Köpfe mit Brüsseler Experten. Organisiert hat den Termin die Standortagentur Tirol gemeinsam mit der Industriellenvereinigung Tirol, in Südtirol fungierte die Handelskammer Bozen als Partner.
Tirol als Best Practice und Quelle von Innovationen
„Durch das Atomunglück in Japan sind die Abhängigkeit von Atomstrom und der möglichst rasche Atomausstieg beziehungsweise der Umstieg auf erneuerbare Energieträger in der gesamten EU endgültig zum zentralen Thema geworden“, betonte die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf. So plant der EU-Energiefahrplan 2050 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 85-90 Prozent. Betonte Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels sind Investitionen in die Forschung und Entwicklung und die Nutzung der Energieeffizienzpotenziale beim Gebäudebestand. Beides Themen, bei denen Tirol mitmischen will und kann.
Schließlich deckt Tirol bereits heute 35 % seines gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen ab, während es für die Europäische Union gelingen soll, diesen Wert bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich macht ein umtriebiger Cluster Erneuerbare Energien Tirol mit 80 Mitgliedern und über 8.000 Mitarbeitern in Europa mit einer Reihe von Technologieführern bzw. Innovationen auf sich aufmerksam. So entsteht im K-Regio PowerBox gerade eine neue Generation kleiner Biomasseheizkraftwerke im Leistungsbereich von 250 – 1.500 Kilowatt (elektrisch) oder ist eine Software der Laserdata auf den Markt gekommen, die das Solarpotenzial der Dachflächen – und künftig auch Gebäudefassaden - einer Stadt, Region oder eines Landes aus der Luft detailgenau berechnen kann. Innovationskraft, die am Vormittag auch Thema eines politischen Gespräches zwischen Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf und EU-Energiekommissar Günther Öttinger war.
Austausch von und mit Experten und Vernetzung
Eduard Fröschl von Fröschl & Co KG, der Südtiroler Anton Seeber von Leitwind, Klaus Lugger von der Neuen Heimat Tirol, Michael Dax von Hilber Solar oder Hubert Wild vom Haustechnikspezialisten Moser & Partner zeigen nur einen Ausschnitt der betrieblichen Delegationsseite. Sie alle nutzten nach Interessenslage die Gelegenheit zu Expertengesprächen mit dem Solarthermie-, Photovoltaik- oder Windkraftverband bzw. zu den Themen „Grüner Brenner-Korridor“, SET-Plan (Smart Cities), e-Mobility & Verkehr bzw. Europäische Gebäuderichtlinie. „Die Technologietermine in Brüssel dienen neben der Vermarktung unseres Standortes vor allem der Vernetzung der Tiroler Unternehmerschaft, aber auch unserer Wissenschaftskapazitäten, mit europäischen Entscheidungsträgern“, informierte Standortagentur-Tirol Geschäftsführer Dr. Harald Gohm.
Vernetzung, die auch beim zweiten Brüssel-Termin gelungen ist. Unter anderem freute sich Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Streicher von der Universität Innsbruck über eine ganze Reihe bilateraler Gespräche im Anschluss an seinen Vortrag. Streicher hatte darüber referiert, dass es Aussichten für ein energieautarkes Österreich 2050 dann gäbe, wenn beispielsweise drei Prozent statt ein Prozent aller Häuser saniert würden und es Zulassungen nur mehr für Autos mit Elektroantrieb oder einem Verbrauch unter 3 Liter Sprit gäbe.
Wasserkraft mit wichtiger Rolle im erneuerbaren Energiemix von Europa
Sowohl EU-Kommissar Öttinger als auch Dr. Florian Ermacora von der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission berichteten von Plänen für einen massiven Ausbau der Wind- und Sonnenkraft in Nord- bzw. Südeuropa. Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen wären jene Ressource im erneuerbaren Energiemix, die Produktionsschwankungen bei Wind und Sonne sowie Spitzen abfangen könnten.