17.06.2024
Ist Tirol für die Energiewende im Gebäudesektor gerüstet? Dieser Frage ging die Studie "Tiroler Kapazitäten für eine Energiewende im Sektor Gebäude" nach. Diese wurde von der Standortagentur Tirol in Auftrag gegeben, die Ergebnisse wurden vergangene Woche präsentiert.
Um die regionalen, nationalen und EU-weiten Klimaziele zu erreichen, braucht es Lösungen, um Energie zu sparen und die Effizienz zu steigern. Außerdem müssen fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzt werden. In Tirol ist der Gebäudesektor für rund 17 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Hier liegt also großes Potenzial, um das Ziel der Energiewende zu erreichen.
Im Zielszenario „Unser Weg nach Tirol 2050“ des Landes Tirol wird aufgezeigt, welche Energieressourcen in Tirol zur Verfügung stehen und welche Energiebedarfe bestehen. Das Szenario enthält jedoch keine konkreten Zahlen.
Die Studie „Tiroler Kapazitäten für eine Energiewende im Sektor Gebäude“ liefert nun erstmals eine genaue Datenbasis. Sie stellt den Bedarf an Produkten und Dienstleistungen dar, der Voraussetzung ist für eine regionale Energiewende im Gebäudesektor. Es werden also u.a. Fragen beantwortet wie: Wie viele Wärmepumpen müssen jährlich produziert werden, um die Zielszenarien zu erreichen? Gibt es genügend Fachpersonal für Planung und Installation der Pumpen? Wie schaut es in punkto Photovoltaik aus? Kann der Bedarf mit in Tirol ansässigen Betrieben und Produkten gedeckt werden?
Engpässe beim Personal
Für die Studie wurden zahlreiche Tiroler Stakeholder befragt. Diese kamen aus der Industrie sowie der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.
Es zeigte sich, dass die Produktion von Wärmepumpen in Tirol laufend ausgebaut wird. Schon derzeit übersteigen die produzierten Pumpen den Tiroler Bedarf um den Faktor 5, in Zukunft vermutlich um den Faktor 10. Zahlreiche Wärmepumpen werden allerdings für den Export gefertigt.
Obwohl es in Tirol nur eine sehr eingeschränkte Produktion von Photovoltaikmodulen gibt, sind auch hier keine Lieferengpässe zu befürchten. Die Lieferzeiten für Module, Leistungsoptimierer, Wechselrichter und Montageteile haben sich wieder normalisiert. Es herrscht auch kein Mangel an Baustoffen, die nötig sind, um die Dämmung von Bestandsgebäuden voranzutreiben.
Der limitierende Faktor, um die Ziele der Energiewende zu erreichen, ist der Mangel an Fachkräften. Sowohl bei Wärmepumpen als auch bei Photovoltaik gibt es zu wenig Personal für die Planung und die Montage. Zudem wird in Zukunft nur eine unzureichende Zahl von Lehrlingen in diesen Feldern zur Verfügung stehen, wie demografische Daten zeigen.
Um dem Engpass an Personal zu begegnen, sind verschiedene Maßnahmen nötig. Ausbildungsschienen und Umschulungen müssen besser als bisher an den prognostizierten Personalbedarf angepasst werden. Außerdem müssen Personalpotenziale gehoben werden. Dies kann durch gezielte Anwerbung im Ausland geschehen. Außerdem könnten Berufstätige umgeschult werden, deren Arbeitsplätze in Zukunft durch Automatisierung oder Einsatz von KI wegfallen. Nicht zuletzt sollten Frauen für Berufe in regenerativen Energien begeistert werden.
Zeitgemäße Ausbildung für Installations- und Gebäudetechniker:innen
Wie eine zeitgemäße Ausbildung ausschaut, stellte Johannes Steiger vor, vormaliger Manager des Clusters Erneuerbare Energien Tirol. Die aktuelle Ausbildungsordnung für Installations- und Gebäudetechnik fokussiert stark auf die Gastechnik. Ökoenergie kommt nur als nicht verpflichtendes Spezialmodul vor. Dies geht an den Anforderungen der Zukunft vorbei.
In Zusammenarbeit mit der Tiroler Innung für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik, der Tiroler Fachberufsschule für Installations- und Blechtechnik, den Beiräten des Clusters Erneuerbare Energien Tirol sowie Vertretern eines Leitbetriebes und der Energieagentur Tirol wurde deshalb in den vergangenen Monaten am Entwurf für eine zeitgemäße Ausbildungsordnung gearbeitet. Dieser stellt sicher, dass alle Lehrlinge mit den regenerativen Aspekten der Heizungstechnik vertraut gemacht werden. Damit die neue Ausbildungsordnung österreichweit in Kraft tritt, muss diese von der Bundesinnung an das zuständige Ministerium weitergereicht werden.
Links
>>Präsentationsunterlagen zum Endbericht der Studie
>>Studienergebnisse als PDF
>>Berufsbild Installations- und Gebäudetechnik NEU
>>Präsentation Berufsbild NEU
>>Cluster Erneuerbare Energien Tirol