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0211

STANDORT

Ärztekammer für Tirol zeichnet junge Wissenschaftler aus

Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]

Dr. Wilfried Schgör und PD Dr. Igor Theurl, zwei junge Wissenschaftler der Univ.-Klinik für Innere Medizin I,

wurden vor Kurzem im Rahmen eines Festakts der Tiroler Ärztekammer für ihre Forschungen mit dem Preis der

Tiroler Ärztekammer bzw. mit dem Dr.-Johannes-Tuba-Preis ausgezeichnet. Schgör (Arbeitsgruppe ao. Univ.-Prof.

Rudolf Kirchmair) legt seinen wissenschaftlichen Fokus auf die therapeutische Angiogenese, Theurl (Arbeitsgruppe

Univ.-Prof. Günter Weiss) auf die chronische Blutarmut.

SCIENCE

STANDORT:

Woher kommen die

Ideen für Ihre Forschungen?

HERMANN STUPPNER:

Eine

Möglichkeit ist die traditionelle

Volksmedizin. Hier kann man sehr

alte Quellen finden. Wir greifen

zum Beispiel auf Dioskurides zu-

rück. Der schrieb im ersten Jahr-

hundert nach Christus seine „Gro-

ße Arzneimittellehre“ mit über 600

katalogisierten Heilpflanzen.

STANDORT:

Wie erforschen Sie

pflanzliche Wirkstoffe?

STUPPNER:

Das endgültige Ziel

ist, jene aktiven Prinzipien zu iden-

tifizieren, die für die Wirkung des

Gesamtextrakts verantwortlich ge-

macht werden können. Diese Sub-

stanzen – es kann sich hier um ei-

nen einzelnen Naturstoff handeln

oder um mehrere – werden schließ-

lich hinsichtlich ihres Wirkmecha-

nismus auf molekularer Ebene un-

tersucht.

STANDORT:

Innsbruck verfügt

über eine große Naturstoffdaten-

bank – was kann man sich darunter

vorstellen?

STUPPNER:

Naturstoffdatenban-

ken stellen Bibliotheken dar, in

denen tausende von Naturstoffen

als dreidimensionale Moleküle ab-

gelegt sind. Solche Strukturbiblio-

theken dienen der computerunter-

stützten(insilico)Leitstruktursuche

und -optimierung. Mithilfe von

Pharmakophor-Modellen werden

dieseNaturstoffdatenbankeneinem

virtuellen Screening unterworfen.

Damit sollen Substanzen identifi-

ziert werden, die als potenzielle In-

hibitoren oder Aktivatoren für ein

gewünschtes Zielprotein (Enzym,

Rezeptor) in Frage kommen.

STANDORT:

Sie arbeiten unter an-

derem mit Pharmakophor-Model-

len – wie funktionieren diese?

STUPPNER:

Ein Pharmakophor-

Modell beschreibt die räumliche

Anordnung der für die Wirksam-

keit (biologische Aktivität) not-

wendigen funktionellen Grup-

pen oder physikochemischen

Eigenschaften. Das Konzept der

3D-Pharmakophore basiert auf den

Wechselwirkungen, die in der Arz-

neistoff-Rezeptor-Wechselwirkung

experimentell beobachtet werden:

Wasserstoffbrückenbindungen, io-

nische Wechselwirkungen, sowie

elektrostatische und hydrophobe

Interaktionen.

Pharmakophor-

Modelle können heutzutage mehr

oder weniger automatisiert erstellt

werden und werden zum Durch-

suchen einer Struktur-Datenbank

nach potenziellen neuen Wirkstof-

fen (Liganden) verwendet.

STANDORT:

Wie werden die For-

schungsergebnisse verwertet?

STUPPNER:

Neue Erkenntnisse

zu pflanzlichen Wirksubstanzen

können unterschiedlich verwertet

werden. Einheimische Firmen, wie

z.B. Bionorica SE, Montavit GmbH

oder Gebro Pharma GmbH, sind

weniger an Reinsubstanzen inter-

essiert als vielmehr an Phytophar-

maka, d.h. komplexen Gemischen

aus verschiedenen Pflanzenin-

haltsstoffen. Hier können unsere

Forschungsergebnisse zu einer

Weiterentwicklung von bereits zu-

gelassenen pflanzlichen Arznei-

mitteln führen. Neue Forschungs-

daten zu Einzelsubstanzen, wie wir

sie zum Beispiel aus dem Edelweiß

gewinnen, sind aber natürlich

auch für die pharmazeutische In-

dustrie von Interesse. Allerdings

ist der Weg von der Pflanze bis zur

Markteinführung einer Einzelsub-

stanz zeitintensiv und finanziell

kostspielig. ]

Pharmazie. Innsbrucker Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen forschen

an neuen, von Naturstoffen abgeleiteten Heilmitteln für Entzündungskrankheiten.

Die Natur ist das Vorbild

für neue Medikamente

Naturheilmittel-Forschung in Innsbruck

[ konkret GESEHEN ]

G

esundheit aus der Natur“ ist das Motto der Bionorica SE, die in Sachen apothekenpflichtiger

pflanzlicher Arzneimittel weltweit eine Führungsrolle innehat. Die Bionorica konzentriert

sich darauf, weltweit die Potenziale von Heilpflanzen mit den modernsten wissenschaftlichen

Methoden zu untersuchen. Auf Basis standardisierter Anbauverfahren, patentierter Produktions-

methoden sowie pharmakologischer und klinischer Studien stellen die Heilpflanzenspezialisten

wirksame, aber nebenwirkungsarme Hightech-Naturarzneimittel für verschiedene Indikations-

gebiete her. Um den beeindruckenden Dimensionen der Naturpotenziale noch gezielter auf die

Spur zu kommen, gründete die Bionorica 2005 die Bionorica research in Innsbruck. „In Innsbruck

finden wir die besten Rahmenbedingungen vor. Expertise auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde

ist in großem Maß vorhanden und überdies ist ein wichtiger Kooperationspartner der Bionorica

research, das Zentrum für Krebsforschung (Oncotyrol), hier ansässig. Und schließlich hat auch

eine Reihe weiterer forschender Partner auf dem Gebiet der Analytik und Galenik in Tirol ihren

Sitz“, erläutert der an der Universität Innsbruck lehrende Pharmazeut und Vorstandschef Prof.

Michael Popp (rechts im Bild). In Innsbruck baute Bionorica research kürzlich ein besonderes Hightech-Labor für Phytoanalytik auf. Als erstes kommerzielles Unternehmen in

Europa verfügt das Unternehmen über ein Gerät der neuesten Generation von Massenspektrometern, mit dessen Hilfe selbst kleinste Mengen von Inhaltsstoffen in kürzester

Zeit in Heilpflanzen nachgewiesen werden können. „Für uns ist das ein Quantensprung, weil Heilpflanzen komplexe Vielstoffgemische mit teilweise 350 Inhaltsstoffen sind, die

wir jetzt einfach besser und schneller charakterisieren können.“ Binnen kurzer Zeit konnte das Bionorica-research-Forschungsteam wesentliche Fortschritte erzielen. So wurde

gemeinsam mit der Universität Innsbruck ein Verfahren entwickelt, das die Wirksamkeit von Pflanzenextrakten gegen Bakterien erheblich verbreitert. Insbesonders arbeiten die

Wissenschaftler daran, dass qualitativ hochwertige Phytopharmaka mit wissenschaftlich bestätigter Wirkung und Nebenwirkungsarmut zu einer immer wichtiger werdenden

Alternative werden. Das Erfolgsgeheimnis des auf über 1000 Mitarbeiter angewachsenen Heilpflanzenspezialisten verdeutlicht Michael Popp so: „Wir versuchen das Beste, was

der Mensch derzeit kann, mit dem Besten zu verbinden, mit dem uns die Natur bei der Heilung von Krankheiten versorgt“. Mehr Infos unter:

www.bionorica.at

Gen-Silencing

UGICHEM

Foto: Friedle

Reinraumprofi

PROFI-CON

Foto: Bionorica

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Life Sciences ]

Mit 68.000 Euro unterstützt die Öster-

reichische Nationalbank Ärztinnen und Ärzte

der Innsbrucker Universitätsklinik bei der Erfor-

schung spezieller Autoimmun-Erkrankungen bei

Kindern. „Unser Ziel ist es, hundert Kinder mit

entsprechendem Krankheitsbild auf bestimmte

Biomarker in ihrem Immunsystem zu untersu-

chen“, so Dr. Kevin Rostasy, Leiter des Projekts

und Oberarzt an der Uniklinik für Pädiatrie

IV. Diese „Biomarker“ sollen der Schlüssel für

die Verbesserung von Diagnose und Behand-

lungsmethoden sein. Der Fokus liegt dabei

auf Autoimmun-Erkrankungen im Gehirn, wie

beispielsweise Multiple Sklerose.

Der Leiter der Medizinischen Intensiv-

station der Innsbrucker Uniklinik für Innere

Medizin I, ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Joanni-

dis, ist neuer Präsident der Österreichischen

Gesellschaft für Internistische und Allgemeine

Intensivmedizin (ÖGIAIM). Der international

anerkannte Intensivmediziner und Spezialist

für akutes Nierenversagen wurde für drei

Jahre in dieses Amt gewählt.

D

as innovative Innsbrucker Bio-

tech-Unternehmen ugichem (vor

Kurzem konnte eine Finanzierungsrun-

de im Ausmaß von zwei Millionen Euro

abgeschlossen werden) entwickelt neu-

artige Medikamente auf Basis der soge-

nannten Gene-Silencing-Technologie.

Diese Technologie ist ein Konzept zur

Behandlung von Infektionskrankheiten,

Krebs, Entzündungs-, Stoffwechsel-

oder neurologischen Erkrankungen.

Theoretisch kann Gene-Silencing bei

80 Prozent aller Krankheiten angewen-

det werden. Viele dieser Krankheiten

werden durch die Existenz schädlicher

Proteine im menschlichen Körper

verursacht. Diese können z. B. von

Viren oder Bakterien stammen, aber

auch körpereigene Proteine können

eine Krankheit auslösen. Letzteres ist

z.B. bei Krebs, Entzündungskrank-

heiten, Stoffwechselstörungen oder

neurologischen Erkrankungen der Fall.

Traditionelle Medikamente hemmen

die Wirkung der schädlichen Proteine,

während Gene-Silencing-Medika-

mente schon die Entstehung bzw.

die Überproduktion verhindern. Die

Idee des Gene-Silencing gibt es seit 30

Jahren. Allerdings haben es selbst die

größten Pharmaunternehmen weltweit

bislang nicht geschafft, einen Gene-

Silencing-Wirkstoff so zu konstruieren,

dass er in ausreichenden Mengen in

die erkrankten Organe und dann dort

in die entsprechenden Zellen vordrin-

gen kann. Diese sogenannte Delivery

ist die letzte große Hürde für eine

breite Anwendung der Gene-Silencing-

Technologie. Auf Basis ihres speziellen

Know-hows hat die ugichem neuartige

Gene-Silencing-Wirkstoffe chemisch so

konstruiert, dass sie auf einfache Weise

in die entsprechenden Zellen vordrin-

gen können. Aus diesem Grund haben

die ugichem-Wirkstoffe die größte

Chance, das erste breit anwendbare

Gene-Silencing-Konzept zu werden.

Mehr Infos unter:

www.ugichem.at

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Life Sciences Tirol finden Sie auf

www.standort-tirol.at/mitglieder

Mehr Info

[

]

P

rofi-con hat sich auf Reinraum-Reini-

gung und Reinraum-Schulung spezi-

alisiert und hat Standorte in Deutschland,

der Schweiz und Österreich. Das Unter-

nehmen betreut sowohl national als auch

international die Hersteller, Einrichter,

Betreiber und Nutzer von Reinräumen

mit entsprechenden Dienstleistungen.

Dazu zählen Firmen in der Mikro- und

Optoelektronik, die Pharmabranche,

Gen- und Biotechnologie, Medizin-

technik, Luft- und Raumfahrt sowie die

Automotiv-Branche. Den wachsenden

Qualitätsanforderungen in der reinen

Produktion gerecht zu werden, ist das

Unternehmenskonzept von profi-con

seit der Gründung 1985. Das erfordert

einen permanenten Dialog mit Betrei-

bern von Reinräumen und Spezialisten

aus allen relevanten Bereichen zur

Weiterentwicklung der eigenen Res-

sourcen und die ständige Anpassung

an technische Entwicklungen und An-

forderungen an die Produktionsumge-

bung. Hierzu ist die Aus- und Weiter-

bildung des Personals genauso wichtig

wie der Austausch von Know-how

zwischen den Profis der Branche. Dar-

um wurde 2008 die „ReinraumAkade-

mie“ gegründet. Sie bietet ein umfas-

sendes Spektrum an Wissen für jeden

in der Reinraum-Branche. Schulungen,

Trainings, Seminare, Workshops sowie

Kongresse, Podiumsdiskussionen und

andere Informationsveranstaltungen zu

sämtlichen Themen bieten die Basis

für eine optimale Qualifikation von

Reinraum-Personal. Mehr Infos unter

www.profi-con.at

In einem für weitere drei Jahre

geförderten Nationalen Forschungs-

netzwerk (NFN) sind Innsbrucker

Forscherinnen und Forscher

natürlichen Heilstoffen auf der Spur.

Koordiniert wird das NFN von Prof.

Hermann Stuppner vom Institut für

Pharmazie in Innsbruck. Unterstützt

wird das NFN auch von der Stand-

ortagentur Tirol. In der ersten För-

derperiode finanzierte diese eine

zusätzliche Postdoktoranden-Stelle,

deren Finanzierung für drei weitere

Jahre in Aussicht gestellt wurde.

Information

Foto: Profi-con

Foto: Standortagentur Tirol