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STANDORT
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Das Jahr 2011 im Rückblick
Thema: [ TÄTIGKEITSBERICHT ]
STAndORT
Über 400 Beratungen zur Forschungs-, Technologie- und Innovationsförde-
rungen, 470 in Clustern vernetzte Partner, 286 Praktika junger Menschen in Europa,
16 Standortpräsentationen, 41 Ansiedlungen und Gründungen – nur einige Zahlen,
die das vergangene Arbeitsjahr der Standortagentur Tirol verdeutlichen. Noch mehr
Fakten und lesenswerte Best-Practice-Beispiele unter
www.standort-tirol.at/download.[ konkret GESEHEN ]
„Erfolgreiche Zusammenarbeit“
D
as K2-Kompetenzzentrum Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) ist
das österreichische Aushängeschild im Bereich der industriellen Biotechnologie.
Der Zusammenschluss von derzeit sieben Universitäten und 27 Projektpartnern
(u.a. Sandoz, BASF, Biocrates Life Sciences, Ionimed, Boehringer Ingelheim RCV etc.)
beschäftigt, so acib-Geschäftsführer Univ.-Prof. Anton Glieder, „aktuell 170 Forscher
an den Standorten Graz, Wien und Tirol und setzt im Jahr rund zwölf Millionen Euro
an Projektvolumen um.“ Bis Ende 2014 werden es insgesamt 60 Millionen sein, eine
Million davon steuert das Land Tirol bei, 6,2 Millionen kommen von den drei Tiroler
Projektpartnern aus der Wirtschaft. Sandoz ist als größter Unternehmens-Partner in
alle acib-Themenbereiche involviert, sowohl in Chemie als auch in Biopharma. Für
den Leiter der weltweiten Entwicklung von Biopharmazeutika, Dr. Jörg Windisch, ist
das acib „die erfolgreichste Zusammenarbeit zwischen Industrie und Universitäten für
unsere Geschäftseinheit bisher“, da „die im acib entwickelten Technologien auf hohe
Produktivität und Effizienz abzielen“. Eine davon stammt von Ionimed, einem Spin-Off
der Uni Innsbruck. Dazu Geschäftsführer Univ.-Prof. Armin Hansel: „Im acib-Konsor-
tium können wir mit anderen Firmen wie Sandoz oder Boehringer und den Uni-Part-
nern unsere Technologie adaptieren und anwenden. Das Ziel sind maßgeschneiderte
Sensor-Lösungen für Biotechnologie-Kunden. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung
eines Sensors zur ‚Atemluftmessung‘ bei Bakterien und Hefen.“
Erfolgsgeschichte
wird fortgesetzt
AplusB-Gründerzentren werden für weitere fünf
Jahre mit 13 Millionen Euro gefördert
E
xakt 367 Firmengründungen
und 1800 neue Arbeitsplätze
in den letzten zehn Jahren:
Das sind Zahlen, die eine klare
Sprache sprechen und eine Fortset-
zung verlangen – was das Bundesmi-
nisterium für Verkehr, Innovation
und Technologie (BMVIT) auch
machen wird. „Die Gründung von
innovativen Unternehmen aus Uni-
versitäten und Hochschulen wird
für einen florierenden Innovations-
standort und für hochwertige neue
Arbeitsplätze immer wichtiger“,
begründet Innovationsministerin
Doris Bures die neue Fördertran-
che von 13 Millionen Euro, mit
denen die österreichischen AplusB-
Gründerzentren über die Öster-
reichische Forschungsförderungs-
gesellschaft (FFG) für weitere fünf
Jahre abgesichert sind.
Eines davon ist das CAST, Cen-
ter for Academic Spin-offs Tyrol.
Das Gründungszentrum der Uni-
versitäten, Fachhochschulen und
außeruniversitären Forschungsein-
richtungen Tirols hat als zentrale
Aufgabe die Stimulierung, Bera-
tung, Begleitung und Förderung
von technologieorientierten Un-
ternehmensgründungen und kann
ebenfalls auf eine beeindruckende
Bilanz verweisen. Seit seinem Beste-
hen (2002) wurden 55 Firmengrün-
dungen begleitet, die zu 224 neuen
Arbeitsplätzen in Tirol führten. Im
Jahr 2011 waren es fünf betreute
und realisierte Gründungen, be-
gleitet wurden von CAST – das aus
Mitteln des Landes Tirol cofinan-
ziert wird – im Vorjahr zudem 43
Technologieprojekte.
]
STANDORT:
Wie sieht die Tiro-
ler Wirtschaft Medizintechnik als
Vertiefungsmöglichkeit im neuen
Mechatronik-Master?
GÜNTER HÖFERT:
Das wird ex-
trem gewünscht. Es gibt im zen-
tralen Innsbrucker Raum genug
Betriebe, die sich mit diesem The-
ma befassen. Daher ist wichtig, gut
ausgebildete Mitarbeiter zu be-
kommen und dass man das Know-
how von Forschungseinrichtungen
für gemeinsame Projekte nutzen
kann.
STANDORT:
Mit Medizintechnik
besinnt sich die UMIT sozusagen
ihrer Wurzeln.
CHRISTIAN BAUMGARTNER
: Ja.Es gibt aber auch eine deutsche
Studie unter Medizintechnik-Un-
ternehmen aus dem Jahr 2009,
welches Spektrum die Medizin-
technik-Ausbildung umfassen soll.
Ein Ergebnis war, dass die Absol-
venten die Grundlagen beherr-
schen sollen, also eine breite fun-
dierte Ausbildung haben mit einer
relativ späten Spezialisierung. Und
dem entspricht unser Mechatro-
nik-Studium: der Bachelor als
breites naturwissenschaftlich-tech-
nisches Grundlagenstudium, eine
Vertiefung im Master, entweder –
verstärkt an der Uni Innsbruck ab-
gedeckt – die Industriemechatro-
nik und Werkstoffwissenschaften
oder die Medizintechnik, auf die
sich die UMIT konzentrieren wird.
STANDORT:
Was würde ein Me-
chatronikabsolvent mit Schwer-
punkt Medizintechnik bei Ihnen
im Unternehmen machen?
HÖFERT:
In dem Bereich Me-
chatronik und Medizintechnik
ist bei uns das „Mecha“ sehr stark
ausgeprägt, wir sind ein metall-
verarbeitendes Unternehmen, das
seine Produkte unter anderem an
Medizintechnik-Unternehmen zu-
liefert. Eines davon ist MED-EL,
in meinen Augen der ideale Kan-
didat für Medizintechnik-Absol-
venten, es gibt aber noch andere
dementsprechende Unternehmen
im Innsbrucker Raum. Allgemein
ausgebildete Mechatroniker brau-
chen wir aber sehr wohl, ihr Auf-
gabenbereich umfasst z.B. das
Konstruieren von Anlagen oder
das Vorantreiben von Automati-
sierungsprojekten, ihr Know-how
in den Werkstoffwissenschaften ist
uns sehr wichtig.
BAUMGARTNER
: Das Ziel un-
serer Ausbildung ist es, dass die
Master-Absolventen auch Mecha-
troniker sind, sie haben zusätzlich
ein Rüstzeug im Vertiefungsfach.
Daher ist die Ausbildung für viele
Tiroler Firmen, die ihre Kernbe-
reiche im Maschinenbau oder in
der Elektrotechnik haben und be-
reits ein weiteres Standbein in der
Medizintechnik – wie z.B. Sistro –
etabliert haben, geradezu ideal.
HÖFERT:
Bei uns wären sie z.B.
ideale Ansprechpartner für die
Kunden
im
Medizintechnik-
Bereich. Wir stellen aber auch
in unserem Unternehmen eine
Sistro-Geschäftsführer Günter Höfert und Christian Baumgartner, Professor am UMIT-Institut für Elektro-
technik und Biomedizinische Technik, über den Schwerpunkt Medizintechnik im Mechatronik-Studium.
„Geradezu ideale Ausbildung“
Entwicklung fest. Vor rund zehn
Jahren waren wir noch ein reines
Maschinenbauunternehmen, mitt-
lerweile haben wir uns sozusagen in
Produkte unserer Kunden „hinein-
integriert“, derzeitige Diskussionen
gehen in die Richtung, dass wir viel-
leicht in Zukunft eigenständig Me-
dizinprodukte bauen. Wenn wir da
Menschen vor der Haustüre haben,
mit denen wir etwa Master-Arbeiten
und Projekte machen können, die
wir auch einstellen können, ist das
für uns natürlich sehr wünschens-
wert.
BAUMGARTNER
: Es ist auch so,
dass viele Tiroler Unternehmen
Interesse haben, in den Bereich
der Medizintechnik einzusteigen,
es ist ein relativ stabiles Standbein.
Und Tirol ist mit den vielen KMUs
in dieser Branche inzwischen nach
Wien der zweitgrößte Standort in
Österreich.
HÖFERT:
Was für uns und den
Standort noch wünschenswert wäre,
wenn es neben dem Mechatronik-
Studium auch noch berufsbeglei-
tende Lehrgänge geben würde. Es
gibt an Weiterbildung interessierte
Mitarbeiter, die aber nicht ihre Ar-
beit für das Vollzeit-Studium unter-
brechen wollen bzw. können. Und
ich glaube auch nicht, dass Unter-
nehmen Berührungsängste haben,
wenn diese Fortbildungsmöglich-
keit für ihre Mitarbeiter dem Un-
ternehmen etwas kostet.]
BOSE & Einstein
Fotos: Friedle
Foto: Friedle
Foto:Standortagentur Tirol
Patrizia Zoller-Frischauf
Landesrätin für Wirtschaft
D
as exotische Element Erbium wur-
de von einem Team um Francesca
Ferlaino – sie wurde 2009 mit dem
österreichischen START-Preis ausge-
zeichnet und erhielt 2010 einen ERC
Starting Grant – an der Uni Innsbruck
erstmals erfolgreich kondensiert. Damit
haben die Innsbrucker Experimental-
physiker als weltweit einzige die ersten
Bose-Einstein-Kondensate von gleich
drei chemischen Elementen – Cäsium,
Strontium und Erbium – erzeugt. 2002
erzeugte Professor Rudolf Grimm und
sein Team in Innsbruck das erste Kon-
densat aus Cäsium, START-Preisträger
Florian Schreck aus Grimms Gruppe
schaffte es 2009 mit dem Element
Strontium.
D
ie Zusammenarbeit von Wirtschaft
und Wissenschaft mit dem Fokus
auf marktfähige Produkte und Dienst-
leistung zu ermöglichen und weiter
auszubauen, das ist ein grundlegendes
Element einer zukunftsorientierten
Wirtschaftspolitik. Das Resultat davon
ist der so wichtige Technologietransfer,
der uns Innovationen bringt. Techno-
logietransfer bedeutet auch, dass neue
Arbeitsplätze entstehen und bereits
vorhandene abgesichert werden.
Schließlich hat Technologietransfer zur
Folge, dass damit Wertschöpfung ins
Land kommt. Jedenfalls müssen sich
Forschung, Unternehmen und Kapital-
geber zusammen tun, um gesellschaft-
lichen oder wirtschaftlichen Nutzen zu
erzielen. Am Standort Tirol tun sie das
täglich. Das dient uns als verlässlicher
Motor für hochwertige Jobs im Land
und lässt uns international punkten.
Deshalb fördert das Land Tirol diese
hochkarätige Zusammenarbeit. Allein
mit 70 Millionen Euro seit Einführung
des Universitätsgesetzes 2002, das
den Hochschulen den nötigen Hand-
lungsspielraum zur Nutzung ihrer
Erfindungen gegeben hat. Dabei un-
terstützen wir zahlreiche Projekte wie
beispielsweise das COMET-Zentrum
ACIB in Kooperation mit dem Bund.
Das multipliziert den Effekt. Oft auch
bei den Arbeitsplätzen. So informierte
Sandoz soeben, dass sich die Kundler
Arbeitsplätze im Bereich der Herstel-
lung und Entwicklung pharmazeutischer
Proteine nicht zuletzt dank Einbindung
in das ACIB in den letzten zehn Jahren
auf mehr als 700 verdreifacht haben.
Solche Erfolgsgeschichten bestätigen
uns darin, weiterhin mit voller Kraft in
den Technologietransfer zu investieren.
Liebe
Leserinnen
und Leser
EDITORIAL
Foto: Land Tirol
Tiroler acib-Partner Jörg Windisch (Sandoz) und Armin Hansel (Ionimed Analytik).
Günter Höfert und Christian Baumgartner (v.li.) sind vom Mechatronik-Studium überzeugt.