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STANDORT
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Mechatronikstudium in Osttirol
Thema: [ MECHATRONIKTIROL ]
TECHNIK
In Grundsätzen auf Schiene ist das Bachelorstudium Mechatronik in Lienz, welches wie das – in
Landeck angesiedelte – BachelorstudiumWirtschaft, Gesundheits- und Sporttourismus in enger Zu-
sammenarbeit zwischen der Universität Innsbruck und der Privatuniversität UMIT angeboten wird. Im
Herbst soll der Antrag auf Akkreditierung gestellt werden, der Start ist für dasWintersemester 2016 ge-
plant. Das LandTirol wird jährlich circa 1,3 Millionen Euro in das dezentrale Studienangebot investieren.
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Mechatronik Tirol finden Sie auf
www.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
[
]
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Mechatronik ]
Talente-Praktika bieten Jugendlichen im
Sommer die Möglichkeit, Naturwissenschaft
undTechnik in der Praxis kennenzulernen.
Durch Einblicke in den Forschungsalltag soll
ihr Interesse an denThemen Forschung,
Technologie und Innovation geweckt werden.
Das Ministerium fürVerkehr, Innovation und
Technologie fördert damit potenzielle zukünf-
tige Nachwuchskräfte (ab 15 Jahre) mit jeweils
1000 Euro für ein vierwöchiges Praktikum.
Info:
www.ffg.at/praktikaIm Rahmen des Projektes 2inno.eu
erhalten dreiTiroler Unternehmen in den
Bereichen IT, Mechatronik und Life Science
die Möglichkeit eines kostenlosen Innovations-
audits. Ein erfahrener Unternehmensberater
analysiert die Innovationspotenziale und
Entwicklungsfelder der Unternehmen.Auf
dieser Basis werden dann konkrete Handlungs-
vorschläge für langfristigeWettbewerbsvorteile
erarbeitet. Info:
www.2inno.eu/deFablab steht für eine „offeneWerk-
statt“, die Zugang zu digital unterstützten
Fabrikationsmethoden bietet – so wie jenes
von „Spielraum für alle“ in Innsbruck, in dem
aufgezeigt werden soll, welche Möglichkeiten
neueTechnologien bieten, um nachhaltiges
Wirtschaften und die Entwicklung einer regio-
nalen Reparaturökonomie zu fördern.
Info:
www.spielraumfueralle.atÖ
ffnet Markus Ebster seinen
Musterkoffer, öffnet er ein
kleines Universum. Fili-
grane Kunststoffteile, ein metallenes
Hüftgelenk, ein Schuhmodell, ein
feingliedriger Ring, ein kleiner Plastik-
stecker: unterschiedliche Dinge, bunt
oder einfärbig, starr oder beweglich.
Allen ist aber eines gemeinsam – sie
sind dreidimensional gedruckt. „In den
letzten zwei, drei Jahren“, sagt Ebster,
Geschäftsführer der WESTCAM Da-
tentechnik GmbH, „hat der 3D-Druck
eine enorme Entwicklung mitge-
macht.“ Schon vor 15 Jahren begann
sich das Milser Technologieunterneh-
men für den 3D-Druck zu interessieren,
damals war es aber, so Ebster, noch eine
Angelegenheit für Spezialisten und die
schnelle Prototypenerstellung – Stich-
wort Rapid Prototyping. Man habe den
Markt daher weiter beobachtet und für
WESTCAM-Kunden in Kooperation
mit 3D-Print-Experten Lösungen an-
geboten. Heute aber, so Ebster, ist der
3D-Druck weit mehr als Rapid Proto-
typing, er ist reif für die Produktion.
Und mit dem 3D-Druck hat sich auch
die Zugangsweise von WESTCAM ge-
ändert.
„Wenn wir unseren Kunden für ihre
Einsatzgebiete 3D-Printsysteme anbie-
ten wollen, müssen wir diese Systeme
selbst beherrschen“, erklärt Ebster, wa-
rum bei WESTCAM inzwischen (fast)
alles zu finden ist, was der moderne
3D-Druck benötigt. Unterschiedliche
3D-Scanner etwa, die Oberflächen-
feinheiten im Nanometerbereich, aber
auch bis zu zwei Meter große Bauteile
in der raumhohen Scanbox erfassen
können. Die erzeugten 3D-Daten kön-
nen von der Konstruktion über den
3D-Druck bis hin zur Qualitätssiche-
rung genutzt werden. Gedruckt wird
mit Wachs, Kunststoff oder Metall,
ebenso unterschiedlich sind die Druck-
verfahren (Stereolithografie, selektives
Lasersintern oder Vakuumguss) und
Einsatzgebiete.
„Es ist durchaus vorstellbar, individu-
ell angepassteHüftgelenke zu drucken“,
ist Ebster überzeugt. In der Produktion
sieht er den Vorteil gegenüber dem her-
kömmlichen Spritzgussverfahren darin,
dass die aufwendige Herstellung bzw.
Änderung von vielen Formen wegfällt.
Dadurch können auch Kleinserien
oder individualisierte Produkte schnell
und flexibel produziert werden. Noch
einen Vorteil des 3D-Drucks nennt der
WESTCAM-Geschäftsführer: „Man
kann derart komplexe Formen dru-
cken, die bislang mit herkömmlichen
Fertigungsverfahren nicht hergestellt
werden konnten.“ Und das, ist sich
Ebster sicher, wird auch Teil einer drei-
dimensionalen Druckrevolution sein.
Info:
www.westcam-datentechnik.at]
STANDORT:
Wie beschreiben Sie aus
der Sicht der Großindustrie und des
Technologiezulieferers Industrie 4.0?
WERNER RITTER:
Für mich ist
Industrie 4.0 eine Optimierung der
Produktion bzw. der ganzen Wert-
schöpfungskette für produzierende
Unternehmen. Vergleichen kann man
es mit CIM, dem computer-integrated
manufacturing, der 80er Jahre. Mit
CIM sollte der Konstrukteur am Com-
puter eine dreidimensionale Zeich-
nung erstellen und die Information per
Knopfdruck an die Maschine schicken.
Diese holt sich das richtige Material
und produziert in richtiger Stückzahl.
Nur: Das mit dem Knopfdruck und
anschließender Umsetzung hat nicht
richtig funktioniert, weil es zig Maschi-
nenhersteller und zig Hersteller von
CAD-Programmen gibt. Diese Verein-
heitlichung der Systeme wird auch das
Hauptproblem von Industrie 4.0 sein,
das zweite die Überlegungen zum Kos
ten-Nutzen-Verhältnis – die wurden
noch nicht angestellt.
STANDORT:
Ist Industrie 4.0 aber
nicht mehr als CIM?
RITTER:
Sicherlich, für mich bedeutet
es CIM plus eine vollständige Vernet-
zung mit der Logistik plus eine Integra-
tion der Historie aller Daten.
STANDORT:
Warum die Historie?
RITTER:
Eine Forderung, die anschei-
nend auf die Industrie zukommt, ist
eine Massenfertigung mit der Losgröße
1 bis 10. Dazu braucht es eine hochfle-
xible Serienproduktion, für die wiede-
rum alle Daten von der Konstruktion
bis zur Produktion verknüpft sein müs-
sen – und auch dokumentiert, um Än-
derungen nachvollziehen zu können.
STANDORT:
Was bedeutet Industrie
4.0 für Tirol?
RITTER:
Für das Internet der Dinge,
z.B. den intelligenten Kühlschrank, ist
die regionale Lage egal. Geht es aber
umdie Produktion dieses Kühlschranks,
sind wir bei der Großindustrie. Und die
Großen, von denen wir in Tirol ja ein
paar haben, müssen sich mit Industrie
4.0 beschäftigen – und sie tun es auch.
STANDORT:
Und wie schaut es für
KMUs aus?
RITTER:
Interessant wird es z.B. für
Zulieferer. Schon heute schreibt etwa
die Automobilindustrie dem Zulieferer
vor, welches EDV-System er für Bestel-
lung und Abwicklung anwendet. Ich
glaube aber nicht, dass die Großindu-
strie etwas vorschreibt, was sie selbst
nicht beherrscht – insofern müssen
KMUs keine Angst haben.
STANDORT:
Ihr Rat für KMUs?
RITTER:
Beschäftigen Sie sich mit dem
Thema, besonders mit der Fertigung
von kleinen Losgrößen, mit der kom-
pletten Dokumentation und der IT-
Vernetzung mit großen Zulieferern.
STANDORT:
Wird sich Industrie 4.0
auf die Arbeitswelt auswirken?
RITTER:
Wenn wir in Richtung Indus-
trie 4.0 gehen wollen oder müssen, um
den Produktionsstandort Europa zu er-
halten, müssen wir uns vom klassischen
Arbeitszeitmodell lösen. Wenn immer
mehr automatisiert wird und Maschi-
nen selbst Entscheidungen treffen kön-
nen, um die Produktion am Laufen zu
halten, wird es viele Arbeitsplätze ge-
ben, die sehr unterschiedliche Arbeits-
zeiten haben.
STANDORT:
Führt Industrie 4.0 nicht
zu einer menschenleeren Fabrik?
RITTER:
Wir werden für die Menge
der Produkte, die wir herstellen, weni-
ger Menschen brauchen – keine kann
ich mir nicht vorstellen. Denn es wird
immer Menschen zur Überwachung
brauchen, genauso wie Menschen, die
reparieren oder die bei Störungen oder
Umstellungen eingreifen. ]
Werner Ritter, Vorstand der Siemens-Niederlassung in Innsbruck, über Industrie 4.0, die seiner Meinung
nach nicht zu menschenleeren Fabriken, aber zu Änderungen im klassischen Arbeitszeitmodell führen wird.
Werner Ritter: „Industrie 4.0 wird Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben“
„Optimierung der Produktion“
Foto:Andreas Friedle
Der Professor für kleine Dinge
[ konkret GESEHEN ]
F
ragt manThomas Ußmüller, seit
März 2014 Professor für Mikroelek-
tronik und implementierbare Systeme
an der Universität Innsbruck, wo denn
in seinem Büro überall Mikroelektronik
bzw. ein Sensor steckt, muss er nicht
lange suchen: Bewegungs-, Helligkeits-
und Brandmelder, Laptop, Handy,
Telefon… Besonders der Lichtschalter
fasziniert den Elektrotechniker: „Das
ist High-Tech, von dem Schalter gehen
keine Leitungen zur Lampe, außerdem
ist er batterielos. Einerseits funktioniert
die Übertragung vom Helligkeitsmel-
der per Funk, andererseits holt sich
der Schalter Energie aus einer mecha-
nischen Bewegung. Das Drücken des
Schalters reicht für das Funktelegramm
Richtung Lampe.“
Ußmüllers Faszination schlägt sich
auch in seinen Forschungsschwerpunk-
ten nieder, denen er in den nächsten
Jahren am Institut für Mechatronik
nachgehen will: „Solche draht- und bat-
terielosen Systeme werden die zweite
Säule meiner Arbeit bilden.“ Die
erste Säule betrifft die Medizintechnik,
bedingt auch durch MED-EL, ist doch
Ußmüller Inhaber einer Stiftungsprofes-
sur des Medizintechnikunternehmens.
MED-EL ist Weltmarktführer für Coch-
lea Implantate, die tauben Menschen
das Hören wieder ermöglichen. EinTeil
des Implantates befindet sich in der
Hörschnecke im Innenohr, Informatio-
nen und Daten erhält es drahtlos von
am Außenohr angebrachten Mikrofon.
Ußmüller will sich nun der Elektronik
bzw. den Funkschnittstellen der Implan-
tate widmen, um „mit cleveren Schal-
tungskonzepten den Energieverbrauch
zu reduzieren“. Die Kooperation mit
MED-EL, sagt er, sei typisch für sein
Arbeiten. „Schon in meiner Zeit an der
Universität Erlangen-Nürnberg haben
wir sehr viele Projekte mit Koopera-
tionspartnern umgesetzt.Wir liefern
dieTechnologieseite, die Partner die
Applikation“, berichtet Ußmüller. Ein
Ansatz, den er auch inTirol verfolgt: „Es
gab schon viele Gespräche mit Tiroler
Unternehmen, die ersten Projektan-
träge wurden auch schon eingereicht.“
Info:
www.uibk.ac.at/mechatronik Thomas Ußmüller setzt auf kleine Dinge: Chip mit einer Fläche von 2,5 mm
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Markus Ebster, GFWESTCAM: „Der 3D-Druck hat in den letzten zwei, drei Jahren eine enorme Entwicklung mitgemacht.“
Fotos:Andreas Friedle
Fotos:Andreas Friedle,Thomas Ußmüller
Der Druck der dritten Dimension
Der 3D-Druck ist reif für die Produktion, ist man bei WESTCAM überzeugt
und setzt daher auf unterschiedliche Verfahren für unterschiedliches Material.