Standort Tirol 02 2015 - page 3

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STANDORT
Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIENTIROL ]
Anfang Juli ging die internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) mit einem neuen
Internetportal an den Start. INSPIRE (International Standards and Patents in Renewable Energy) bie-
tet Zugang zu internationalen Netzwerkmöglichkeiten (IRENA Community, IRELP Learning Partner-
ship) und hilft Nutzern bei der Suche, Lokalisierung und Analyse von 400 internationalen Standards
und über zwei Millionen Patenten für Erneuerbare-Energien-Technologien. Infos: inspire.irena.org
ENERGIE
Internetpor tal für Innovationen, Qualität & Zusammenarbeit
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Erneuerbare Energien Tirol finden Sie
auf­www.standort-tirol.at/mitglieder
Mehr Info
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]
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Energie ]
Mit gültigem Parkschein können in der
Stadtgarage Schwaz seit diesen Sommer
­E-Fahrzeuge schnell und kostenlos aufgela-
den werden. An derWallbox mit Typ-
2-Stecker (3-phasig, bis 32 A, bis 22 kW, für
E-Autos und E-Motorräder) ist schnelles
Laden garantiert. Die Ladestation verfügt
aber auch über einen blauen 3-poligenTyp-
1-Stecker (1-phasig, 16 A, bis 3,6 kW, für
E-Bikes, E-Scooter, E-Motorräder, E-Autos),
der sich vor allem für japanische und ameri-
kanische E-Autos eignet.
Ende Juli 2014 nahm die Forschungs-
kooperation von KOMPASS, enerChange
und inndata den ersten speziell für Elek-
trofahrzeuge optimierten Routenplaner in
Betrieb. Nun wurde ein Kooperationsver-
trag mit der EnBW abgeschlossen. Der En-
ergieversorger von Baden-Württemberg
stellt die Daten seiner über 400 Elektro-
tankstellen nun für den Routenplaner zur
Verfügung.
Die österreichische Gesellschaft für
Umwelt und Technik (ÖGUT) sucht in
mehreren Kategorien herausragende Pro-
jekte und Personen im Bereich Umwelt,
Nachhaltigkeit und Gesellschaft, um sie mit
dem Umweltpreis 2015 auszuzeichnen.
Einreichfrist ist der 21. September 2015,
Infos und Ausschreibungsunterlagen gibts
auf
S
eit 2014 ist Moskau mit seinem
Dolphinarium um eine Attrak-
tion reicher – auch dank Tiro-
ler Hilfe, denn gekühlt, klimatisiert
und entfeuchtet wird vom St. Johan-
ner Unternehmen Frivent. „Mit 35
Geräten von uns werden dort 1,3 Mil-
lionen Kubikmeter Luft aufbereitet“,
berichtet Andreas Friedl stolz. Eine
komplexe Angelegenheit sei das ge-
wesen, sagt der Frivent-Geschäftsfüh-
rer, mit integrierter Wärmepumpe,
eigener Regelung etc. – die Stärken
des Spezialisten für Lüftungs- und Kli-
matechnik, auf dessen Referenzliste­
Sportanlagen sowie Industrie- und
Gastronomiebetriebe in Österreich
und Deutschland, aber auch im Balti-
kum und in Russland zu finden sind.
Nicht vertreten ist das Unterländer
Know-how am Wohnungsmarkt, was
sich aber durch ein Projekt mit der
Universität Innsbruck ändern soll.
Gegründet wurde Frivent im Jahr
1961 von Andreas Friedls Onkel Josef
als Handelsbetrieb für Öl- und Gas-
brenner. Es dauerte allerdings nicht
lange und aus dem Dienstleis­ter wur-
de ein Produktionsbetrieb. „MeinOn-
kel begann sich mit Lüftungstechnik
zu beschäftigen und griff dabei auf
eine Idee aus dem vorigen Jahrhun-
dert zurück“, erzählt Andreas Friedl.
Josef Friedl investierte viel Zeit sowie
Geld und entwickelte einen Wärme-
rückgewinner-Kapillarventilator, den
er in den 1970er Jahren zum Patent
anmeldete.
„Ein auch heute noch geniales Prin-
zip. Ein Motor, ein Laufrad und ein
Wärmerückgewinner, der gleichzeitig
zwei Luftströme bewegt“, so Friedl.
Das Laufrad besteht aus einem Stütz-
käfig und einem speziellen offenpori-
gen Skelettschaum, der Ansaugraum
ist durch eine Trennwand in zwei
Hälften geteilt. Das Prinzip: Die kalte
Außenluft wird angesaugt, im An-
saugraum durch die warme Abluft
des Gebäudeinneren erwärmt und
als Zuluft in den Raum geblasen, die
gekühlte Abluft wiederum als Fortluft
ins Freie. Zusätzlich kann auch noch
die Motorabwärme genutzt werden.
Der Wärmerückgewinnungsgrad liegt
bei knapp unter 50 Prozent und ist
unabhängig von der Temperaturdiffe-
renz zwischen Raumtemperatur und
Außentemperatur. Als weiterer Vorteil
wird die Luftfeuchtigkeit der Außen-
luft ins Gebäudeinnere mittranspor-
tiert. „In anderen Geräten benötigt
es zwei Motoren, das heißt doppelter
Energieverbrauch und mehr Lärm“,
nennt Friedl zusätzliche Pluspunkte.
Vorteile, die auch das Interesse der
Uni Innsbruck in Person von Rainer
Pfluger (Arbeitsbereich Energieeffi-
zientes Bauen/Institut für Konstruk-
tion und Materialwissenschaften)
weckten. „In einem ersten Projekt
wurde untersucht, ob Wärmerück-
gewinnung noch effizienter gestaltet
werden kann“, schildert der Frivent-
Chef. Simulationen zeigten, dass es
möglich ist, wenn im Lüftungsgerät
mit geänderter Luftführung gearbei-
tet wird: „Es können bis zu 85 Pro-
zent Wärmerückgewinnung erreicht
werden.“ Im Rahmen des vom Kli-
ma- und Energiefonds geförderten
Projekts HeatXFan wird nun an der
Serienreife des optimierten Geräts ge-
arbeitet. „Wir müssen nun klären, aus
welchem Material der Wärmetausch­
ring sein soll, davon hängt der Mo-
tor ab, den wir verwenden können.“
Besonders, weiß Friedl, müssen da-
bei Produktions- und Materialkosten
berücksichtigt werden, soll doch das
Lüftungssystem im Wohnbau bzw. bei
der Gebäudesanierung zum Einsatz
kommen: „Neben der Effizienz der
Wärmerückgewinnung und der Qua-
lität der Raumluft sind die Kosten der
entscheidende Faktor.“
Gelingt die Entwicklung, will Friedl
weitere Schritte in die Wege leiten.
Erste Automatisierungsschritte hat er
mit einer Ein-Millionen-Euro-Investiti-
on in eine neue Anlage schon gesetzt,
denn, so Friedl: „In unserem Spezial-
bereich können wir uns mit der Indus-
trie messen.“ Und für diese­individu-
ellen Groß-Lösungen kann das neue
Know-how, das der 50-Mann-Betrieb
durch HeatXFan erwartet, auch ge-
nutzt werden. Info:
]
B
is 2025, das ist das erklärte
Ziel, soll die Stadt Wörgl –
mit Ausnahme des Verkehrs-
bereichs – energieautonom werden.
Man ist auf einem guten Weg, so etwa
mit den durch das Bügerbeteiligungs-
modell „Wörgler Sonnenscheine“
realisierten Sonnenkraftwerkparks.
Einen anderen großen Schritt setzt
man mit dem Projekt der Stadtwärme
Wörgl, soll doch die Abwärme der Ti-
rol Milch-Produktionsstätten genutzt
werden.
Rund 18 Millionen Euro investieren
die Stadtwerk­e Wörgl in das Fernwär-
menetz. Die industrielle Abwärme der
Tirol Milch wird von mehreren Wär-
mequellen ausgekoppelt und mittels
Leitungen in die im Frühjahr fertigge-
stellte Energiezentrale transportiert.
„Die Energiezentrale ist das Binde-
glied zwischen Tirol Milch und dem
Fernwärmenetz. Wir beziehen Abwär-
me mit unterschiedlichen Tempera-
turniveaus, die mit drei verschiedenen
Hochtemperatur-Wärmepumpen
fernwärmetauglich gemacht werden“,
sagt Othmar Frühauf, Bereichsleiter
Sorglos Wärme bei den Stadtwerken.
Das Innovative an der Wörgler Fern-
wärme ist das dahinterliegende – mit
der steirischen BIOS Bioenergiesys
­
tem GmbH – entwickelte Steuerungs-
modell, in das nicht nur der Fernwär-
mebedarf der Wörgler Haushalte,
sondern auchWetter- und Klimadaten
einfließen. „Wir wissen dadurch,
wann welche und wie viel Wärme ge-
braucht wird“, erklärt Frühauf. Dieses
„Wissen“ steuert in der Energiezentra-
le die jeweilige(n) Wärmepumpe(n)
mit der passenden Fernwärme – und
somit auch den Preis.
Vom Abwärmepotenzial der Tirol
Milch profitieren im Endausbau rund
300 Objekte mit etwa 1400 Haushal-
ten – das entspricht circa 25 Prozent
aller Wörgler Haushalte. Doch die
Stadtwerke wollen noch mehr: Es lau-
fen schon Gespräche, um die Abwär-
me anderer Industriebetriebe einspei-
sen zu können.]
Foto:Andreas Friedle
„Die entscheidenden Faktoren sind die Effizienz derWärmerückgewinnung, die
Qualität der Raumluft und natürlich die Kosten“, sagt Andreas Friedl über die
neueWohnraumlüftung, die von Frivent und der Uni Innsbruck entwickelt wird.
Das St. Johanner Unternehmen Frivent arbeitet mit der Uni Innsbruck an einem innovativen Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung.
Ehrgeiziges Ziel ist eine effiziente, aber kostengünstige Lösung für kontrollierte Wohnraumbelüftung in energieeffizienten Gebäuden.
Wissensaustausch über Wärmetauscher
Dreifach genutzte Flachdächer
[ konkret GESEHEN ]
Fernwärme mit Grips
Die Stadtwerke Wörgl nutzen mit einer intelligenten
Betriebssteuerung die Abwärme der Tirol Milch.
P
hotovoltaik“, ist Gernot Becker
überzeugt, „kann nur durch einen
Mehrwert günstiger werden.“ Diesen
Zusatznutzen sucht der Geschäftsfüh-
rer von ATB Becker green technolo-
gies immer wieder in nationalen und
internationalen Projekten, in einem
von der FFG geförderten hat er
ihn – gemeinsam mit der Universität
für Bodenkultur (BOKU) und sieben
Unternehmenspartnern – auf dem
Dach gefunden. Neu ist eine Nutzung
von Dächern – sei es mit Photovoltaik
(PV) oder als Garten – nicht, neu an
dem Projekt ist die Dreifachnutzung:
Pflanzen, Menschen und Energie.
„Eine erste Idee konnten wir in
Wien vorstellen – und die Leiter der
Magistratsabteilungen waren begeis-
tert“, so der Absamer Unternehmer.
Die Idee war eine für die Bewohner
nutzbare, mit PV-Modulen überdachte
Grünanlage auf Häuserdächern. Erste
Versuche wurden noch
in Bodennähe angestellt.
„Wir wissen jetzt, dass die
PV-Module eine Restlicht-
durchlässigkeit von 25 bis
35 Prozent haben müssen,
damit Pflanzen genügend
Licht bekommen und der
PV-Ertrag zufriedenstel-
lend ist“, erklärt Becker.
Die Entwürfe für den
PV-Dachgarten wurden
vom ArchitekturbüroTre-
berspurg und der BOKU
ausgearbeitet, seit mehr als einem Jahr
steht der hölzerne Prototyp auf einer
BOKU-Terrasse: 2,6 Meter hoch mit
einer Restlichtdurchlässigkeit von 29
Prozent. Der saubere Stromgewinn
beläuft sich auf 125 kWh/m
2
im Jahr
(CO
2
-Ersparnis 130 kg), dazu kommt
noch das verbesserte urbane Mikrokli-
ma. Aus der Holzkonstruktion wird in
Serie ein stählernes Baukas­tensystem,
das aufs Dach gestellt wird – für die
Verankerung sorgt das 35 Zentimeter
dicke Pflanzensubstrat. „Ab Oktober
sind wir startklar“, sagt Becker, Interes-
se vonWiener undTiroler Bauträgern
sei gegeben.Welche Nutz- und Zier-
pflanzen sich optimal für den ausge-
setzten Dachstandort unter PV-Mo-
dulen eignen, wurde und wird an der
BOKU erforscht. Mit überraschenden
Ergebnissen. „Rucola wächst bestens“,
lacht Becker, „so viel Salat können‘s
auf der BOKU gar nicht essen.“
Der Prototyp des PV-Dachgartens.
Foto: Irene Zluwa I Boku IBLB
Foto:Hannes Mallaun
Die neue Energiezentrale ist das
Herzstück der Wörgler Fernwärme.
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