Standort Tirol 02 2015 - page 7

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STANDORT
Horizon 2020 Calls „Gesundheit, demografischerWandel &Wohlergehen“
Horizon 2020 startet die zweite große Ausschreibungsrunde für die Jahre 2016/17. Im Herbst werden die
ersten Calls, u.a. im Programm „Gesundheit, demografischerWandel undWohlergehen“ veröffentlicht. Die FFG
organisiert Info-Veranstaltungen über inhaltliche Schwerpunkte, bisherige Erfahrungen und Ergebnisse, so etwa in
Innsbruck am 12. November. Mit Experten der Europäischen Kommission und nationalen Stakeholdern werden
Möglichkeiten und Anforderungen in Bezug auf europäische Forschungs- und Innovationsanträge aufgezeigt.
SCIENCE
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Life Sciences ]
Seit April darf sich
der in Innsbruck geborene
Günter Weiss, Direktor der
Uniklinik für Innere Medizin
VI an der Medizinischen
Universität Innsbruck, zu
den Mitgliedern der Österreichische Aka-
demie der Wissenschaften zählen. Der Ex-
perte auf dem Gebiet der Inneren Medizin,
Infektiologie und Immunologie konnte mit
seinemTeam in den vergangenen Jahren
zahlreiche Beiträge zu immunologischen
Prozessen der Infektionsabwehr liefern.
Auf Grundlage der Kooperations-
vereinbarung zwischen dem FWF und
dem Land Tirol (Matching Fund Modell)
starten heuer vier neue FWF-Projekte an
der Medizinischen Universität Innsbruck.
Gefördert werden Projekte von Chris­
tina Heufler-Tiefenthaler und Sandrine
Moreno-Dubrac von der Univ.-Klinik
für Dermatologie undVenerologie, von
Elisabeth von Guggenberg (Univ.-Klinik für
Nuklearmedizin) und James Wood (Institut
für Pharmakologie).
Bei der siebten Auf-
lage des internationalen
Businessplan-Wettbewerbs
„Best of Biotech“ holte
sich Florian Föger mit
seinem Projekt CYPRU-
MED Platz 1 und 15.000 Euro Preisgeld.
Mit CYPRUMED will Föger, der 2014
auch den Gründerwettbewerb adventure
X als Sieger beendete, eine Plattform-
Technologie zur oralen Verabreichung von
therapeutischen Peptiden entwickeln und
vermarkten.
E
s ist eine Volkskrankheit.
Rund 600.000 Österreicher
sind von Diabetes betroffen,
davon über eine halbe Million von
Diabetes Mellitus Typ 2. Besonders
der Typ 2 wird oft als Zivilisations-
krankheit bezeichnet, gelten doch
Übergewicht und falsche Ernährung
als Hauptauslöser. Zwei Prozesse
spielen dabei eine maßgebliche
Rolle: Einerseits eine verminderte
Insulinproduktion, andererseits die
sogenannte Insulinresistenz. „Das
Körpergewebe reagiert nicht mehr
so gut auf Insulin, wie es eigentlich
sollte. Die Mechanismen aber, die
dazu führen, dass Leber und Ske-
lettmuskulatur sowie Fettgewebe
nicht mehr auf Insulin ansprechen,
kennen wir nicht“, sagt Susanne Ka-
ser. In den nächsten sieben Jahren
kann sich die Fachärztin für Innere
Medizin vermehrt diesen (und an-
deren) Fragestellungen rund um
Insulinresistenz widmen, geneh-
migte doch die Christian-Doppler-
Gesellschaft mit Jahresbeginn ein
CD-Labor an der Medizinuni Inns-
bruck. Und mit dem Pharmaunter-
nehmen Merck, Sharp und Dohme
fand sich ein Partner, der bereit ist,
das Forschungsvorhaben finanziell
mitzutragen.
„Insulinresistenz führt einerseits
langfristig zu einem Anstieg des
Blutzuckers, andererseits auch zu
Veränderungen im Fettsäurestoff-
wechsel“, hält Kaser fest. Diese wie-
derum bedingen Fettablagerungen
in der Leber, im Bereich des Her-
zens, aber auch im Fettgewebe
selbst. „Wir möchten nun untersu-
chen, welche Diäten, also Ernäh-
rungsweisen, für welche Verände-
rungen verantwortlich sind“, so die
Mitarbeiterin der Uniklinik für
Innere Medizin I. Im Mausmodell
sollen die Auswirkungen einer fett-
reichen, einer fruktosereichen und
einer mit Cholesterin angereicher-
ten, kombiniert fett- und saccharo-
sereichen Diät auf verschiedene im
Glukosestoffwechsel wichtige Or-
gane analysiert werden.
Im Fokus der Forscherin stehen
auch zwei Proteine, die im Fettgewe-
be und in der Leber aktiv sind: Apo-
lipoprotein A5 (APOA5) und Di-
peptidylpeptidase 4 (DPP-4). Kaser:
„Mit APOA5 arbeiten wir schon seit
einigen Jahren und konnten zeigen,
dass es bei der Fettansammlung in
der Leber eine Rolle spielt.“ Dieser
Rolle will sie nun näher nachgehen,
aber auch der Frage, ob APOA5
eine ähnliche Rolle bei Fettansamm-
lungen in Fettzellen spielt.
DPP-4 wiederum ist ein Enzym,
welches im Blut das für den Zu-
ckerstoffwechsel wichtige Hormon
­GLP-1­ abbaut – daher kommen in
der Diabetestherapie Medikamente,
die gegen DPP-4 gerichtet sind, zum
Einsatz. „Es gibt Hinweise, dass DPP-
4 sowohl in Fett- als auch Leberzel-
len von Bedeutung ist“, merkt Kaser
an. Daher will sie untersuchen, ob
es einen Einfluss von unterschied-
lichen Diäten auf die Expression
von DPP-4 gibt.
„Wenn es uns gelingt, die zellu-
lären Funktionen dieser Proteine zu
entschlüsseln, haben wir schon viel
gewonnen, ebenso, wenn wir den
Einfluss der Ernährung auf Insulinre-
sistenz besser verstehen“, beschreibt
Kaser das Ziel, das sie sich für dieses­
Forschungsvorhaben – bei dem sie
unter anderem mit den Unikliniken
für Innere Medizin I und VI sowie
den Sektionen für Genetische Epi-
demiologie und für Allgemeine Pa-
thologie zusammenarbeitet – gesetzt
hat. Denn auch wenn CD-Labors uni-
versitäres Wissen marktfähig und für
Unternehmen nutzbar machen sol-
len, ist ihre Arbeit, so Kaser, Grund-
lagenforschung.]
D
as Ziel war ein ehrgeiziges,
ging es doch um die Ent-
wicklung eines Baukastens,
mit dem Mediziner maßgeschnei-
derte Knochenimplantate herstellen
können. Und auch wenn ein Ziel,
nämlich innerhalb der Laufzeit des
EU-Projekts VascuBone (2010-2104)
den neuartigen Knochenersatz in kli-
nischen Studien zu erproben, von den
19 Projekt-Partnern nicht erreicht
wurde, zieht Doris Steinmüller-Nethl
eine positive Bilanz.
„Im Tiermodell konnten wir zeigen,
dass sichdas Ausgangsmaterial zuKno-
chen entwickelt“, berichtet die Phy-
sikerin, deren VascuBone-Beitrag im
diamantenen Nanobereich lag. „Mit
Günter Lepperdinger vom Institut
für Biomedizinische Alternsforschung
und der von Michael Rasse geleiteten
Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Ge-
sichtschirurgie hatten wir eine starke
Innsbrucker Beteiligung“, erzählt
Steinmüller-Nethl. Im Laufe des Pro-
jekts wurde ein Implantatgerüst – ein
sogenanntes Scaffold bestehend aus
einem porösen Keramikgranulat mo-
difiziert mit Nanodiamantpartikeln
– gefertigt und mit einem an der Uni
Würzburg von Heike Walles entwi-
ckeltem Trägergerüst aus Schweine-
darm (BioVaSc) kombiniert. Dabei
wird die BioVaSc mit dem Granulat
gefüllt, dazu kommen Zellen aus dem
Blut und/oder Rückenmark des Pati-
enten, die Versorgung mit Blut wird
über das Gefäßsystem des Trägerge-
rüsts bewerkstelligt. In Kooperation
mit Würzburg konstruierte Lepper-
dinger einen Bioreaktor, in dem sich
die Zellen in den Poren des Scaffolds
ansiedeln. Dieses Gesamtpaket (Bone-
VaSc) wird in den Knochendefekt, der
z.B. durch Tumor­operationen oder
Unfälle entstanden ist, implantiert,
wo es „wächst“ und vollständig zu neu-
em Knochen umgewandelt wird. „Ob-
wohl wir uns sehr früh um die Geneh-
migung von klinischen Studien für
den Kiefer- und Hüftbereich geküm-
mert haben, ist es sich – aufgrund der
rechtlichen Komplexität – leider nicht
ausgegangen“, sagt Steinmüller-Nethl.
Die Forscherin arbeitet mit den Pro-
jektpartnern an einem Folgeantrag
und ist inzwischen wissenschaftliche
Geschäftsführerin der Diacoating
GmbH, ein Innsbrucker Spin-off aus
VascuBone, das die patentierte Na-
nodiamantpartikel-Technologie zur
Verfügung stellt. ]
Foto:Andreas Friedle
Rainer Suitner,Thomas Schwaiger (v.li.): „Neukunden im Bereich Medizintechnik.“
Poröses Keramikgranu-
lat, das bereits klinisch
als Knochenersatzmate-
rial eingesetzt wird (li.).
Nach „Beschichtung“
mit Nanodiamant-Par-
tikeln zur Verbesserung
der Gefäß- und Kno-
chenneubildung (re.).
Foto:VascuBone
Foto:Andreas Friedle
Foto:MUI
Foto:Andreas Friedle
Knochenarbeit
In dem EU-Projekt VascuBone entwickelten Partner
aus vier Ländern eine Toolbox für Knochenimplantate.
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
Luft für alle Fälle
[ konkret GESEHEN ]
Z
ahnarztbohrer sind nicht
jedermanns Sache, bei Thomas
Schwaiger und Rainer Suitner gehö-
ren sie allerdings zum Geschäft – zu-
mindest Teile davon. „Zahnarztbohrer
werden entweder elektrisch oder
pneumatisch angetrieben“, erklärt
Schwaiger, Geschäftsführer der Ca-
mozzi Austria GmbH. Und Pneuma-
tik zählt zu den Grundkompetenzen
von Camozzi. 1964 im italienischen
Lumezzane gegründet verfügt die
Camozzi Group neben der Zentrale
in Italien über zwölf weitere Produk-
tions- und Montageniederlassungen,
ein Netzwerk in 70 Ländern und
rund 2300 Mitarbeiter – seit 2006
bearbeitet Camozzi Austria von Hall
aus den österreichischen Markt.
„NebenVerkauf und der Montage
von Baugruppen ist unsere Aufgabe
die Entwicklung“, berichtet Camozzi-
Verkaufsleiter Suitner. Lösungen für
die Medizintechnik zählen erst seit ei-
nigen Jahren zum Camozzi-Portfolio,
eine strategische Entscheidung, die
sich aber inzwischen rechnet. Suitner:
„Neukunden gewinnen wir in diesem
Bereich.“ Kunden, die nicht nur das
Pneumatik-Know-how, sondern auch
das dazugehörendeWissen über –
auch für andere Medien einsetzbare
–Ventile und Steuerungen schätzen.
Für einen österreichischen, weltweit
agierenden Hersteller zahnmedizi-
nischer Instrumente etwa wurde ein
spezielles Proportionalventil entwi-
ckelt (und patentiert), das mit einem
integrierten Messgerät die Ge-
schwindigkeit des Bohrers automa-
tisch regelt:Trifft er auf Widerstand,
gibt‘s sozusagen mehr Energie und
die Bohrgeschwindigkeit bleibt – wie
gewünscht – gleich. „Das Projekt ha-
ben wir vom Anfang bis zur Serien-
reife betreut, bei der Erstellung des
Prototypen konnten wir in unserem
Netzwerk mit Spezialisten in Aachen
kooperieren“, sagt Schwaiger. Produ-
ziert wird es dann in Italien, von der
Entwicklung bis zur Fertigung bleibt
also alles im Haus – bei Camozzi ein
länderübergreifendes Haus. Mehr
Info:
Doppler-Labor für Insulinresistenz:
Eine Frage der Ernährungsweise
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Life Sciences Tirol finden Sie auf­
Mehr Info
[
]
„Wir wollen untersuchen, wie sich Ernährung auf die Entwicklung einer Insulin-
resistenz auswirkt“, beschreibt Susanne Kaser ihr Forschungsvorhaben.
Christian-Doppler-Labors
wer­
den an Universitäten oder außer­
universitären Forschungsinstitutio­
nen für maximal sieben Jahre
ein­gerichtet. Die Kosten für das
gesamte Vorhaben teilen sich zu
je 50 Prozent das Wissenschafts-,
Forschungs- undWirtschaftsminis­
terium und die kooperierenden
Unternehmen.
CD-Labor
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