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STANDORT
S
andoz setzt wieder einmal
biotechnologische Maßstäbe
und erleichtert mit seinem
dritten Biosimilar, Filgrastim, den
Zugang zu diesem wichtigen Onko-
logie-Medikament für Patienten in
der gesamten EU. Eine besondere
Auszeichnung ist diese Zulassung
auch für Kundl, wo Filgrastim her-
gestellt wird. „Unsere jahrzehnte-
lange Expertise auf dem Gebiet der
Biotechnologie bildet die Grund-
lage für das Geschäftsfeld der Bio-
similars. Kundler Wissenschaftler
waren an vorderster Front mit da-
bei, als in den 80er Jahren die ers-
ten Biosimilars entwickelt worden
sind“, erklärt dazu Ernst Meijnders,
CEO von Sandoz Österreich.
Biosimilars sind Nachfolgepro-
dukte von Biopharmazeutika. Bei
deren Herstellung geht es darum,
körpereigene Substanzen wie etwa
Proteine auf technische oder indus-
trielle Weise zu produzieren, damit
sie als Medikament den menschli-
chen Körper bei der Selbstheilung
unterstützen. Benutzt werden dazu
Mikroorganismen, die durch gen-
technische Veränderungen dazu
geschult werden, aus ihrer Sicht
artfremde Substanzen wie mensch-
liche Proteine herzustellen. Weite-
re aufwändige Schritte folgen, um
schlussendlich den gewünschten
Wirkstoff in Reinform zu erhalten.
Acht bis zehn Jahre, so rechnet
die Pharmaindustrie, braucht ein
Medikament von der Idee über
die vorklinischen und klinischen
Studien bis zur Marktreife. Eine
Zeitspanne, die sich auf den Medi-
kamentenpreis niederschlägt. Inso-
fern bieten Nachahmungen nach
Ablauf des 20-jährigen Patentschut-
zes eine kostengünstige Alternative
und machen Generika (Kopien von
Medikamenten, die auf körper-
fremden Substanzen beruhen) und
Biosimilars sowohl für die Industrie
als auch das Gesundheitswesen in-
teressant.
Schon im Jahr 2006 konnte San-
doz sein Know-how unter Beweis
stellen und erhielt und erhielt für
das Biosimilar eines menschlichen
Wachstumshormons die erste Zu-
lassung in der EU, 2007 kam das
erste glykosilierte Biosimilar in der
EU auf den Markt. Das dritte Bio-
similar, Filgrastim, ist indiziert für
die Behandlung der Neutropenie,
eines Mangels an neutrophilen
Granulozyten. Neutrophile Granu-
lozyten bilden die größte Gruppe
der weißen Blutkörperchen und
spielen eine wichtige Rolle für die
körpereigene Abwehr von Infekti-
onen. Neutropenie tritt häufig als
Begleiterscheinung nach zytotoxi-
scher Chemotherapie, Knochen-
marktransplantationen oder bei
fortgeschrittenen HIV-Infektionen
auf. Filgrastim ist ein Protein, das
mithilfe von rekombinanter DNA-
Technologie hergestellt wird und
die Bildung weißer Blutkörperchen
stimuliert. Das Filgrastim-Biosimilar
von Sandoz ist für die gleichen In-
dikationen zugelassen wie das Refe-
renzprodukt Neupogen und bietet
für Patienten eine vergleichbare
Qualität, Sicherheit und Wirksam-
keit zu einem günstigeren Preis.
Sandoz ist damit das einzige Un-
ternehmen, das eine Zulassung für
mehr als ein Biosimilar- Produkt be-
sitzt. „Mit der Zulassung von Filgra-
stim konnte diese Rolle der Tiroler
Standorte Kundl und Schaftenau
innerhalb von Novartis als Kom-
petenzzentren für moderne Bio-
technologie eindrucksvoll bestätigt
werden“, hält Ernst Meijnders fest.
Und Sandoz CEO Jeff George er-
gänzt: „Sandoz ist klarer Pionier im
Bereich der Biosimilars und welt-
weit bekannt für ein Angebot von
qualitativ hochwertigen Medika-
menten zu günstigen Preisen. ]
Pharma. Sandoz erhält die Zulassung der Europäischen Kommission für ein drittes Biosimilar – eine
besondere Auszeichnung für den Standort Kundl, an dem dieses Onkologie-Medikament hergestellt wird.
Vorreiter. Sandoz ist weltweit das einzige Unternehmen, das eine Zulassung für mehr als ein Biosimilar-Produkt besitzt.
Kundler Biotech-Know-how
D
ie Teilung von
Zellen ist ein
wichtiger Prozess,
der das Wachstum
und die Regenerati-
on von Organismen
erst möglich macht.
Prof. Ludger Hengst,
der seit 2005 die Sektion für Medi-
zinische Biochemie am Biozentrum
Innsbruck leitet, erforscht molekulare
Prozesse, welche die Teilung von Zellen
steuern und regulieren. Außerplan-
mäßige Zellteilungen spielen für die
Tumorentstehung eine zentrale Rolle.
Im Zentrum der Zellteilungs-Kon-
trolle stehen Proteinkinasen aus der
Familie der Cyclin-abhängigen Kinasen
(CDKs). Bremse für diese Motoren sind
sogenannte CDK-Inhibitoren, die an die
CDKs binden, sie dadurch inaktivieren
können und unplanmäßige Zellteilun-
gen verhindern. Hengst hat eines dieser
CDK-inhibierenden Proteine, p27Kip1,
vor einigen Jahren entdeckt und in der
Folge unterschiedliche Mechanismen
entschlüsselt, die die Expression und
Funktion dieses Proteins kontrollieren.
Dabei gelang es auch zu zeigen, dass
bestimmte Proteine, die Krebs auslösen
können, p27Kip1 direkt verändern. Die
Veränderung inaktiviert und destabili-
siert den CDK-Inhibitor und kann so
Zellen zu unkontrollierten Teilungen
antreiben. Interessant dabei war auch
die Entdeckung, dass die Funktion des
Proteins dadurch so verändert werden
kann, dass es sogar Zellen zur Teilung
stimulieren könnte. Für die Leukämie-
wie für die Brustkrebstherapie konnten
so neue mögliche Therapieansätze
identifiziert werden. „Unsere For-
schungen stellen einen neuen direkten
molekularen Zusammenhang zwischen
wichtigen Onkogenen und der zentra-
len Zellzyklusmaschinerie her“, erklärt
Hengst, der für seine wissenschaftlichen
Leistungen vor Kurzem den Binder-
Innovationspreis 2009 erhalten hat.
Life Science Austria, LISA, ist ein Schwerpunktprogramm im Bereich Life
Sciences, das Interessenten aus aller Welt als Hub zur Verfügung stehen soll.
Thema: [ LIFE SCIENCES TiROL ]
LISA ist Ansprechpartner Nummer1 in allen Fragen der Kooperation, Ansiedlung und Förderung von Projekten und
Businesses im Bereich Life Sciences in Österreich. Programmträger ist das BM für Wirtschaft, Familie und Jugend. Koope-
rationspartner sind die niederösterreichische ecoplus/Technopole, der Gesundheitscluster Oberösterreich, die Human
Technology Styria, Life Science Austria Vienna Region und die Tiroler Zukunftsstiftung/Cluster Life Sciences Tirol.
„
Sandoz
ist klarer Pionier im Bereich
der Biosimilars.“
Jeff George, CEO Sandoz International
Gelöste
Rätsel der
Zellteilung
KREBSFORSCHUNG
Partnerschaft zwischen
Tirol und der Schweiz
F&E. Die Innsbrucker Biotech-Firma ugichem setzt
auf Zusammenarbeit mit der Pharmafirma Santhera.
Mit Eiseskälte ans Herz
[ vorwärts GESEHEN ]
I
n den Industrie-Ländern leiden rund 14 Mio. Menschen an Vorhofflimmern, einer
Herzrhythmusstörung. Ein zufriedenstellender Therapieansatz ist derzeit nicht verfüg-
bar. An einem solchen arbeiten der Kardiologe Florian Hintringer (re.) und der Medizin-
techniker Gerald Fischer (li.). CoolLoop heißt ihr zweifach patentierter Kryoablations-
katheter. Über einen Herzkatheter, der in der Leiste in die Blutgefäße geschoben wird,
wird absichtlich Herzgewebe abgetötet – und zwar durch Schockfrierung. Die dadurch
entstandene Verödungslinie im linken Herz-Vorhof soll – ähnlich einem Damm – jenen
Bereich isolieren, von dem das Vorhofflimmern ausgeht. In In-vivo-Versuchen konnte
der Katheter bereits erfolgreich im linken Vorhof des Hausschweins positioniert werden und konnten Gewebeverödun-
gen erzeugt werden. Derzeit arbeitet AFreeze an der Optimierung der Kühlmittelzufuhr und der Zulassung des Produkts.
2010 soll der Katheter erstmals beim Menschen zur Anwendung kommen.
W
ir freuen uns sehr, San-
thera als unseren ers-
ten industriellen Part-
ner begrüßen zu dürfen“, hält
Holger Bock stolz fest. Bock ist
Geschäftsführer der Innsbrucker
Biotech-Firma ugichem, die eine
Oligonukleotid-Plattformtechnolo-
gie entwickelt hat. Oligonukleoti-
de sind aus wenigen Nukleotiden
aufgebaute Oligomere, Moleküle
aus mehreren strukturell gleichen
oder ähnlichen Einheiten.
Die Schweizer Pharmafirma San-
thera, Spezialist für seltene neu-
romuskuläre Erkrankungen, soll
nun prüfen, ob die Entwicklung
für neue Therapien gegen vererb-
bare neuromuskuläre Krankheiten
einsetzbar ist. Im Rahmen der Part-
nerschaft wird ugichem Moleküle
zur Verfügung stellen, Santhera
wird die preklinische Auswertung
dieser Moleküle in krankheitsrele-
vanten In-vitro- und In-vivo-Model-
len durchführen. Falls erfolgreich,
hat Santhera das Recht, diese Mo-
leküle weiterzuentwickeln, um dar-
auf basierende neuartige Therapi-
en zu schaffen.
Dazu Thomas Meier, Santhe-
ras Chief Scientific Officer: „Wir
glauben, dass Oligonukleotid-Che-
mie das Potenzial hat, die nächste
Generation an krankheitsmodifi-
zierenden Medikamenten für so
manche genetische Erkrankung zu
werden.
]
Life Sciences in Tirol |
Akademie-Mitglied – Bachelor-Studium – Neuer Verband
D
er Chemiker
Bernhard
Kräutler, Leiter des
Forschungszentrums
für Molekulare
Biowissenschaft der
Uni Innsbruck, wurde zum wirklichen
Mitglied der Österreichischen Akade-
mie der Wissenschaften gewählt.
N
och besteht die Möglichkeit, sich
am MCI für das Bachelorstudium
„Umwelt-, Verfahrens- & Biotechno-
logie“ anzumelden. Die Aufnahme-
gespräche bzw. -prüfungen finden
am Freitag, den19. Juni 2009, statt.
Bewerben sollte man sich spätestens
eine Woche vor diesem Termin.
Nähere Infos unter
www.mci.atM
it der Öster-
reichischen
Gesellschaft für
Molekulare Biowis-
senschaften und
Biotechnologie ist ein
neuer Wissenschaftsverband entstanden.
Leitung: Hans Grunicke, Ex-Rektor der
Medizinischen Universität Innsbruck.
SCIENCE
Biosimilars
Biosimilars sind die Nachfolgepro-
dukte von komplexen biotechno-
logisch hergestellten Arzneimitteln,
von Biopharmazeutika. Es handelt
sich dabei um therapeutische
Proteine, die für die moderne Me-
dizin immer bedeutender werden,
da sie die Therapie vieler bisher
unheilbarer Krankheiten ermögli-
chen. Zwischen 2010 und 2015
laufen Patente mit einem globalen
Umsatzvolumen von rund 80
Milliarden Dollar ab.
Foto: Sandoz GmbH
Foto: Uni Innsbruck
Foto: Uni Innsbruck
Foto: Friedle
Foto: Lechner