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STANDORT
D
ie
Dünnschicht-Techno-
logie gilt als großer Hoff-
nungsträger für die Pho-
tovoltaikindustrie. Mit innovativen
Solarmodulen will nun auch ein
Tiroler Forschungsverbund (vier
Unternehmen und die Uni Inns-
bruck) auf diesem Markt bestehen.
„Wir wollen bewusst nicht in den
Großflächenmarkt, sondern mit fle-
xiblen Dünnschichtmodulen in Ni-
schen, wo wir auf die individuellen
Anforderungen der Kunden reagie-
ren können“, erklärt Georg Strauss
von Phystech Coating aus Pflach.
Die ursprüngliche Idee für das
Projekt stammt von der Firma Sun-
plugged, nämlich nicht Standard-
Solarzellen zu verbauen, sondern
flexible Dünnschichtzellen für die
Integration in Fahrzeuge und Gerä-
te selbst zu entwickeln und in Tirol
zu produzieren. Womit die Firma
Phystech als Dünnschichttechnolo-
gie-Experte ins Spiel kam. Die Ver-
bindung zur Uni Innsbruck war so-
mit auch gegeben – Phystech ist ein
Spin-off des Instituts für Ionenphy-
sik und Angewandte Physik. Dazu
kam noch der Osttiroler Jalousien-
und Markisenhersteller Hella, für
den sich mit dem geplanten Projekt
neue Marktchancen ergeben. Hin-
zu gesellte sich noch die Schlosserei
Zitt & Schennach aus Forchach, Ex-
perte für Edelstahlbearbeitung und
-wärmebehandlung.
Gemeinsam wollen sie nun hoch-
leistungsfähige CIGS-Dünnschicht-
solarzellen entwickeln – einsetzbar
etwa an Jalousien, die somit Strom
erzeugen. Die Idee zur Integration
von Photovoltaik in ein Sonnen-
schutzsystem ist nicht neu. Bisher
fehlte es aber an formschönen, en-
ergieeffizienten und kostengünsti-
gen Lösungen.
„Unsere Überlegungen gehen
dahin, dass Lamelle und Photovol-
taikmodul in einem Prozess her-
gestellt werden“, erläutert Andreas
Zimmermann von Sunplugged das
Vorhaben. Ein Vorhaben, das auch
einer Machbarkeitsstudie unterzo-
gen wurde und nun im Rahmen
des Programms K-Regio der Tiro-
ler Zukunftsstiftung als regionales
Kompetenzzentrum „Pro Solar“
mit 236.000 Euro unterstützt wird.
Bis Ende des Jahres soll eine funk-
tionierende – und auch vom Wir-
kungsgrad anderen überlegene
– Zelle stehen, die vom Preis, der
Haltbarkeit und der Umweltstabi-
lität her passt. Zudem sollen noch
Fragen der Anbringung auf das Trä-
gerobjekt geklärt werden, um dann
mit zuerst kleinen Abmessungen
in die Produktionsphase überzuge-
hen. In zwei Jahren soll die Produk-
tion am Standort Wildermieming
voll anlaufen.
Die Investition in einen „solarak-
tiven Sonnenschutz“ rentiert sich
nach acht bis zehn Jahren – der in
dieser Zeitspanne produzierte und
somit eingesparte Strom entspricht
den Anschaffungskosten. ]
Ein Forschungsverbund von Tiroler Unternehmen und der Uni Innsbruck will innovative Solarmodule
entwickeln, die maßgeschneidert in unterschiedlichste Gebäudeteile und Geräte integriert werden können.
Hans Pulker (Uni Innsbruck), Georg Strauss (Phystech) und Andreas Zimmermann (Sunplugged, v.li.) aus dem Cluster Erneuerbare
Energien Tirol wollen mit dem Jalousienhersteller Hella einen solaraktiven Sonnenschutz entwickeln.
Strom aus der Jalousie
M
it wenigen Maus-Klicken lässt
sich für nahezu jedes Hausdach
in Tirol das Energiepotenzial für Pho-
tovoltaik und Solarthermie-Anlagen
berechnen. Die Software für dieses
„Energy-Google“ haben Innsbrucker
Forscher entwickelt, und daraufhin
– als Spin-off-Unternehmen der
Uni Innsbruck – die Firma Laserdata
gegründet. Laserdata erstellt hochauf-
lösliche, dreidimensionale Solarkar-
ten, mit denen das nutzbare Solarpo-
tenzial von Dachflächen hochgenau
dargestellt werden kann. Zuletzt
wurde Laserdata von der Wasser
Tirol GmbH und der TILAK beauf-
tragt, das Solarpotenzial der Universi-
tätskliniken zu erheben. Das Ergebnis:
50.000 m
2
nutzbare Dachflächen,
darunter zahlreiche versteckte Poten-
ziale. Für die TILAK stellen derartige
Solarkarten wichtige Entscheidungs-
hilfen für eine konkrete Nutzung dar.
Jetzt hat Laserdata einen weiteren
Riesenauftrag erhalten, wie Frederic
Petrini-Monteferri sagt: „Wir sind
beauftragt, das gesamte Solarener-
giepotenzial Vorarlbergs zu erheben.
Das wird mehrere Monate dauern.
Wir entwickeln gerade eine eigene
Software, um die gigantische Menge
an Laserdaten – immerhin einige
Tera-Byte – verarbeiten zu können.“
Unterstützung erfährt Laserdata von
transidee, dem Entwicklungs- und
Transfercenter der Uni Innsbruck, von
CAST (Center for Academic Spin-offs
Tyrol) und vom Cluster Erneuerbare
Energien Tirol.
Thema: [ SOLARSTROMVERGÜTUNG ]
Ein neues Vergütungsmodell für die Überschusseinspeisung von Strom aus privaten Photovoltaik-
anlagen in das Netz präsentierte im November die TIWAG mit Vertretern kommunaler EVU. Für Über-
schussstrom, den der private PV-Anlagenbetreiber (Maximaleistung von 5 kW
peak
) in das Netz einspeist,
werden ab sofort 15 Cent/kWh bezahlt – das Zweieinhalbfache des Tiroler Energiepreises von ca. 6
Cent/kWh. Weitere Voraussetzungen: Der Antragsteller muss Kunde der TIWAG oder von kommunalen
Tiroler EVU (z.B. Stadtwerke) sein und diesen einen Anerkennungsbescheid des Landes Tirol vorlegen.
Das große
Solarpotenzial
perfekt nutzen
LASERDATA
Neue Energien |
Solaraktive Fassadenelemente - Sonnenenergie formschön nutzen
ENERGIE
S
eit einem guten Vierteljahrhundert werden bei der in Polling angesiedelten Firma WAF Fassadensysteme hergestellt. Die
Produktpalette von WAF umfasst neben allen Arten von Blechpaneelen auch den Bereich Metall-, Portal- und Fenster-
bau. Bald aber wird sich das Angebot von WAF entscheidend erweitern, denn die im Auftrag des innovativen Unternehmens
entwickelten solaraktiven Fassadenelemente stehen kurz vor der Serienfertigung. „Wir haben für unseren Betrieb eine kleine
Nische für die Weiterentwicklung gesucht“, erklärt WAF Geschäftsführer Ing. Thomas Wolf, „und beschäftigen uns deshalb seit
ein paar Jahren mit der solaren Nutzung von Fassadenelementen.“ Der Clou dabei ist die spezielle Oberflächenbehandlung
der Blechpaneele, die höchst effizient die Solarenergie nutzt. „Unsere Fassadenelemente sind formschön und in Ausführung
und Farbgestaltung nahezu unbegrenzt individuell gestaltbar“, sagt Thomas Wolf. In der Art der Beschichtung der Blechteile
steckt enormes Know-how, deshalb lässt sich Wolf diesbezüglich nicht gern in die Karten schauen. „Wir haben gemeinsam
mit der ASIC (Austrian Solar Innovation Center) diese Beschichtung entwickelt. Sie basiert auf Silicium. Das Patentierungs-
verfahren steht kurz vor dem Abschluss.“ Wenn WAF in die Serienproduktion von solaraktiven Fassadenelementen einsteigt,
dann ist das die konsequente Fortführung eines Businessplans, der mit Partnern wie Bartenbach oder dem MCI (Management
Center Innsbruck) erarbeitet worden ist. „Nur so ist gesundes Wachstum garantiert. Wir wollen auch in Zukunft noch am
Markt sein“, so Thomas Wolf, der seine innovativen Fassadenbauteile im kommenden Frühjahr auf der Intersolar in München
offiziell präsentieren wird.
D
ie erste kommerzielle
Biogasanlage mit der
patentierten BIO4GAS-
Technologie entsteht derzeit in
Garmisch-Partenkirchen. Spaten-
stich war im September, die Fer-
tigstellung ist für Ende Dezember
vorgesehen. „In das Projekt sind
Erfahrungen von unserer Pilotan-
lage in Rotholz miteingeflossen“,
erklärt Dr. Bernhard Wett von
BIO4GAS. Die Anlage in Garmisch
ist ein Gemeinschaftsprojekt der
ortsansässigen Bauern und verar-
beitet Festmist und Jauche in ei-
nem 400 m³ Fermenter. Sie löst
die dezentrale Lagerung auf den
einzelnen
landwirtschaftlichen
Anwesen ab – mit dem Vorteil,
dass das beim Gärprozess entste-
hende Biogas in einem Blockheiz-
kraftwerk (Leistung 50 kW) zur
Produktion von Ökostrom und
Wärme genutzt wird. ]
BIO4GAS
Ende Dezember soll die Biogasanlage in
Garmisch-Partenkirchen fertig sein.
ABWÄRME GESUCHT
G
ut 80 Prozent der Wärme im Kund-
ler Fernwärmenetz ist Abwärme
des Industriebetriebs Sandoz. Ähnlich
die Situation in St. Johann – hier stammt
die Hälfte der Ortswärme aus dem
Egger-Werk. Auch die Tiroler Röhren-
werke oder die Montanwerke in Brixlegg
beschäftigen sich schon konkret mit der
Evaluierung nutzbarer Abwärmepotenzi-
ale. Um diesen Beispielen weitere folgen
zu lassen, wird derzeit im Auftrag von
LHStv. Anton Steixner ein Tiroler Abwär-
mekataster erstellt. Für Steixner liegt die
Nutzung der industriellen und gewerbli-
chen Abwärme nicht beim Umwelt- und
Klimaschutz allein. Darüber hinaus sieht
Energiereferent Steixner in der Abwär-
menutzung auch einen weiteren Schritt
zur nachhaltigen Energieversorgung in Ti-
rol und in der Folge einen bedeutenden
Beitrag zur Sicherung des Wirtschafts-
standorts. Wasser Tirol und das Clus-
ter-Mitglied Ingenieurbüro SPIEGLTec
aus Brandenberg sind derzeit von Telfs
bis Kufstein unterwegs, um sämtliche
relevanten Abwärmen festzustellen. Ing.
Hermann Spiegl zur Vorgangsweise: „Wir
erheben die einzelnen Wärmen, die in
den Betrieben entstehen können. Dabei
interessiert uns, zu welcher Jahreszeit
welche Abwärme auf welchem Niveau
genutzt werden könnte. Bis jetzt haben
wir jedenfalls schon einige relevante
Potenziale aufgespürt.“ Der so erstellte
Abwasserkataster soll bereits Ende dieses
Jahres präsentiert werden.
Foto: BIO4GAS
Foto: Sunplugged
Fotos: Friedle