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STANDORT
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Thema: [ WELLNESS TIROL ]
WELLNESS
B
eim Thema Wasserhygie-
ne kann man der Hygienic
Water Consulting GmbH
(HWC) mit Sitz in Innsbruck nichts
vormachen. Vor allem wird auf die
Legionellenproblematik viel Wert
gelegt. Eine Problematik, die – wie
vielerseits angenommenhauptsäch-
lich in Krankenhäusern auftritt –
auch Wellnessanlagen betrifft. „Ne-
ben dem großen gesundheitlichen
Risiko im Zusammenhang mit Le-
gionellen besteht für Betreiber von
Beherbergungsbetrieben und Well-
nessanlagen auch noch ein großes
wirtschaftliches und juristisches
Risiko. Die gültigen Normen, Vor-
schriften und Gesetze machen ein-
deutig den Anlagenbetreiber dafür
verantwortlich, dass das Wasser in
seiner Anlage ohne Gefährdung
der Gesundheit getrunken und
verwendet werden kann“, erklärt
DI Christian Fleischer, Leitung
Technik von HWC. In Tirol würden
viele dem Irrglauben unterliegen,
dass „unser Tiroler Wasser eh so gut
ist – da brauch ma nix machen.“
Dieser Irrglaube kann wie bereits
erwähnt fatale Folgen nach sich
ziehen, die sogar strafrechtlich re-
levant sein können: „Auch bei uns
in Österreich gibt es bereits eine
große Anzahl an Strafprozessen,
in welchen Anlagenbetreiber bzw.
der verantwortliche Personenkreis,
aufgrund von „Legionellenfällen“,
wegen grob fahrlässiger Körperver-
letzung angezeigt worden sind“, er-
klärt Christian Fleischer.
„Der Hauptfehler der meisten
Anlagenbetreiber liegt darin, dass
sie sich mit dem Thema Wasserhy-
giene und insbesondere mit der
Legionellenproblematik
über-
haupt nicht auseinandersetzen“,
weiß Fleischer. Es sei für jeden An-
lagenbetreiber unerlässlich, seine
Anlage entsprechend zu analysie-
ren und beproben zu lassen, damit
er über sein Risiko informiert ist
und im Bedarfsfall entsprechend
Maßnahmen setzen kann. Das Tiro-
ler Unternehmen hat einen Quali-
tätsstandard entwickelt, der es dem
Anlagenbetreiber ermöglicht, le-
diglich durch Einhaltung einiger
anlagenspezifischer Maßnahmen
im Nutzerverhalten, seine Anlage
eigenverantwortlich, nachhaltig le-
gionellensicher zu betreiben. Hier-
für seien in den meisten Fällen
keine Umbauten und keine Wasser-
behandlungsgeräte erforderlich.
Aufklärung und Information tut
Not und für Fleischer ist eine Clus-
tervernetzung „ein unbezahlbares
Hilfsmittel im Bezug auf Informa-
tions- und Erfahrungsaustausch.“
Durch die Impulsgespräche hätten
sich für das Unternehmen schon
sehr wertvolle Synergien zu Cluster-
partnern ergeben. Und basierend
auf dem von HWC bereits durch-
geführten Initiativprojekt „Hygie-
nerelevantes Riskmanagement für
Tiroler
Beherbergungsbetriebe,
Bereich Wasserhygiene“ hat man
bereits Kooperationsprojekte mit
weiteren Betrieben aus dem Clus-
ter Wellness Tirol in Angriff ge-
nommen. ]
Ungenügende Hygienestandards bei Wellnessanlagen können fatale Folgen haben
– mitunter strafrechtliche. Besonders bei Wasserhygiene gibt es viele Irrtümer.
Hände in Unschuld
waschen können
„
Es gibt eine große Anzahl an Strafprozessen
gegen Anlagenbetreiber.
“
DI Christian Fleischer
Mit sechs Wellnessgrundsätzen zum Erfolg
[ konkret GESEHEN ]
G
ibt es einen Schlüssel zum Wellness-
gast? Wellness-Spezialist Wolfgang
Falkner von „Der Falkner Spa Marketing“
bringt die Antwort auf den Punkt – eigent-
lich auf sechs Punkte. Um in Zeiten einer
Marktsättigung einen Wettbewerbsvorteil
zu haben, zeichnet Falkner sechs Grundsät-
ze für Wellnessdienstleister. Grundlegend
sind einmal Wellnessangebote, bestehend
aus Anwendungen, Zeremonien und
Produkten, aber auch das Ambiente und
die Infrastruktur. Das Angebot müsse ein
ganzheitliches Erlebnis werden und unver-
gesslich in Erinnerung bleiben. Wichtig sind
auch ethische Inhalte wie Nachhaltigkeit
und soziale Verantwortung – eine solche Unternehmensphilosophie würde laut Falkner die Buchungsentscheidung maßgeb-
lich beeinflussen. Diese Inhalte müssen aber auch kommuniziert werden. Sowohl im Marketing als auch in der Kommunika-
tion mit dem Gast: „Nehmen Sie Ihre Gäste an der Hand und zeigen Sie, was Wellness alles leistet. Erklären Sie Rituale und
Wirkstoffe“, meint Falkner. Und nicht zuletzt müssen die Mitarbeiter mit Fähigkeiten wie Achtsamkeit, Mitgefühl und Hingabe
ausgestattet sein – begeisterte Mitarbeiter mit echtem Einfühlungsvermögen behandeln nicht nur besser, sondern „verkaufen“
auch mehr Zusatzleistung.
S
chon immer suchten Menschen
Erholung und Gesundheit in
einer warmen Umgebung. Bereits
die alten Ägypter liebten Sandbäder,
die griechische und römische Antike
zeichnete sich durch Thermalbäder
aus. Wärme als fester Bestandteil
nicht nur zum Wohlfühlen, sondern
auch als Therapie. Über Jahrtausende
entwickelte sich das Prinzip weiter.
Im 21. Jahrhundert wird nun mit
Infrarot gearbeitet. Auch das Tiroler
Unternehmen Physiotherm – lang-
jähriges Mitglied im Cluster Wellness
Tirol – setzt Infrarotstrahlung ein, um
die positiven Effekte von Wärme zu
nutzen. Infrarot ist eine elektroma-
gnetische Strahlung (wie z.B. Licht),
die allerdings unsichtbar unterhalb
des roten sichtbaren Spektrums
beheimatet ist und ganz besondere
Eigenschaften aufweist .„Um eine gut
verträgliche Ganzkörpererwärmung
zu gewährleisten, muss der Körper
Zeit haben, sich anzupassen. Die
Blutumverteilung zur Wärmeregula-
tion muss langsam und kontinuierlich
erfolgen“, erklärt Thomas Zeiger von
der Physiotherm GmbH. Das alleine
macht den „Infrarot-Effekt“ aber noch
nicht besonders. Die durch die Infra-
rotstrahlung an der Hautoberfläche
erzeugte Wärme wird kontinuierlich
über den Blutkreislauf zum Körperin-
neren transportiert. Der Körper er-
wärmt sich quasi von Innen und kann
so die Durchblutung der Muskulatur
und Haut schrittweise erhöhen. Der
Körper reagiert auf die kontinuierliche
Erwärmung mit intensivem Schwit-
zen – und das bei Umgebungstem-
peraturen unter 40°C. Ein sehr gut
verträgliches Konzept, das Infrarot-
wärme auf besonders schonende
Weise zugänglich macht.
Wohlfühlen
mit Licht
PHYSIOTHERM
Foto: Privat
Foto: istock
Innovation im Tourismus
Das Market-Institut befragte 401 Tiro-
ler Hoteliers über die Wichtigkeit von Inno-
vationen für den Tourismus. Die Antworten
waren nach Regionen unterschiedlich (sehr
wichtig: blau, eher wichtig: rot).
Foto: istock
In Tirol herrscht ein Irrglauben, dass „unser Wasser eh so gut ist – da brauch ma nix
machen.“ Aufklärung und Information ist angebracht.
STANDORT:
Wel-
che Trends sind
im Bereich Well-
ness zu erken-
nen?
FRANZ LINSER:
Seit
nunmehr
etwa 15 Jahren
wird
versucht
Wellness an den
Gast zu bringen
– mit großem Er-
folg. Dieser Erfolg führte aber zu
sehr viel Unfug. Das Postulat war: Es
muss im Moment angenehm sein.
Der Trend heute geht in Richtung
eines umfassenden Wohlgefühls mit
Nachhaltigkeit, denn bei einem ge-
samtheitlichen Wohlgefühl entsteht
Gesundheit. Wir haben den Bereich
der Momentwellness überschritten
– zugunsten eines nachhaltigen
Konzeptes.
STANDORT:
Muss Wellness als Ge-
samtkonzept gesehen werden?
LINSER:
Ja. Was sie im Originalbe-
griff auch immer darstellte. Und
es gibt eine große Nachfrage. Die
Gründe, wieso Menschen krank
werden, haben sich dramatisch
verändert – psychische Erkrankun-
gen spielen dabei eine besondere
Rolle. Es wird in Zukunft Häuser
brauchen, die sich dieses Themas
fundiert annehmen. D.h. nicht nur
die momentane Verwöhnstrategie
ist ausschlaggebend. Es müssen die
Ergebnisse auch mit nach Hause ge-
nommen werden können.
STANDORT:
Bietet ein konzeptio-
nelles Umdenken Chancen?
LINSER:
Enorme – besonders bei
uns. Wir genießen international
einen sehr guten Ruf. Man darf
aber nicht den Fehler machen zu
glauben, dass die Zukunft Medical
Wellness heißt. Es gilt, zwischen Ge-
sundheits- und Krankheitsstrategie
zu unterscheiden. Die Zukunft bei
Wellness liegt in der Gesundheits-
strategie – ein Begleiten auf einem
aktiven, gesunden Lebensweg. ]
Wellness mit
Wirkung
INTERVIEW
Dr. Franz Linser
Beiratssprecher
des Cluster
Wellness Tirol
Innovative Hoteliers
Details. Die market-Studie zu „Innovation im Touris-
mus“ zeigt, wo Tiroler Hoteliers in Kürze investieren.
T
iroler Hoteliers haben In-
novationswillen. Das ergab
eine vom Cluster Wellness
irol in Auftrag gegebene market-
Umfrage unter 401 Tiroler Hote-
liers. Spitzenreiter sind Bereiche
wie Technologie, etwa Online-Bu-
chungen, Werbung und Marketing.
Technologie ist für die meisten
Befragten „sehr“ (62 Prozent) bzw.
„eher attraktiv“ (27 Prozent) und
Marketing für 55 Prozent „sehr“ und
38 Prozent „eher attraktiv“. Wert auf
Innovationen wird auch in Berei-
chen wie Beschäftigung, Mitarbei-
terbindung und Qualifikation der
Mitarbeiter gelegt. Ebenfalls eine
hohe Zustimmung fanden Ideen
für maßgeschneiderte Angebote für
Zielgruppen. Eher unattraktiv schei-
nen Innovationen beim Design der
Zimmer oder im Bereich Transport
von Gästen – diese zwei Punkte fin-
den sich am Ende der Skala.
Umgekehrt aber wollen die Tiro-
ler Hoteliers am meisten mit bauli-
chen Maßnahmen punkten. 26 Pro-
zent der Befragten planen konkret
beim Bau zu investieren, gefolgt
von Marketing bzw. Werbung (23
Prozent) und Design der Zimmer
(21 Prozent). Geplante Innovati-
onen im Bereich Technologie lie-
gen lediglich im Mittelfeld. Knapp
50% der Befragten sind bereits
überzeugt, dass mit Kooperationen
zwischen Hoteliers Wettbewerbs-
vorteile zu erzielen sind. Zusätzlich
würden Kooperationen auch die
Region stärken.
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Foto: istock
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