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STANDORT

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Das Mechatronikpotenzial am Standort Tirol

Thema: [ MECHATRONIK TIROL ]

TECHNIK

Das synergetische Zusammenwirken der Fachdisziplinen Mechanik, Elektronik, Steuerungstechnik

und Informatik bildet am Standort Tirol einen gewichtigen Wirtschaftsfaktor mit ca. 660 Unternehmen

und etwa 29.000 Beschäftigten. 480 Firmen mit insgesamt 18.900 Mitarbeitern sind in den Bereichen

Mechanik, Hydraulik, Pneumatik und Steuerungstechnik tätig, 180 Unternehmen mit ca. 10.100 Mitar-

beitern in den Gebieten Informatik, Optik, Elektronik, Werkstofftechnik und Mikrotechnik.

E-Mobility

„Grüne Technik“ auf dem Vormarsch

F

ahrzeuge ohne Verbrennungsmotor, emissionsfreie Arbeitsmaschinen,

Sportwagen mit Elektroantrieb. Das klingt immer noch nach Zukunftsmusik

und ist doch schon in vielen Bereichen Realität. Die sogenannte „E-Mobi-

lity“ findet längst statt. Der internationale Wettlauf um die „grüne Technik“ ist voll

angelaufen, Umwelttechnik hat definitiv das Potenzial, zur Leitindustrie des 21.

Jahrhunderts aufzusteigen. Dabei geht es um ein Milliardengeschäft und, damit ver-

bunden, um ein enormes Arbeitskräftepotenzial. Diese Entwicklung geht natürlich

auch an Tirol nicht vorbei. Es gilt, die Chancen der emissionsfreien Mobilität positiv

zu nutzen. Deshalb hat es Anfang November auf Initiative der Cluster Erneuerbare

Energien Tirol und Mechatronik Tirol ein erstes Impulsgespräch zu dieser Thema-

tik gegeben – programmatischer Titel des Meetings: „E-Mobility im Alpenraum“.

Vertreter von Liebherr, TIWAG, MS-Group, Lindner Traktoren, ATB-Becker oder

der Fachhochschule Kufstein, um nur einige zu nennen, sind sich bei diesem ersten

Treffen in Sachen „E-Mobility“ in zumindest einem Punkt von allem Anfang an einig

gewesen: Das Potenzial derartiger Technologien ist riesig. Und es geht dabei nicht

nur um die Entwicklung und Produktion von Fahrzeugen, es muss auch klar sein,

dass „E-Mobility“ nur dann Sinn macht, wenn die Fahrzeuge mit erneuerbarer

Energie versorgt werden können und Versorgungsnetze den Verbrauchern den

Stress der hohen Reichweiten nehmen. Ein Elektroauto, das mit (Atom-)Strom

aus der Steckdose aufgeladen wird, verliert seine Glaubwürdigkeit. Schon werden

erste gemeinsame Projekte angedacht. Klar ist, dass es rasch zu einem weiteren

Treffen kommen wird und eine längerfristige Arbeitsgemeinschaft gebildet wird,

um alle Möglichkeiten effizient nutzen zu können. Wichtig ist jedenfalls, dass

möglichst bald möglichst viele Elektrofahrzeuge auf den Markt kommen. Die in

Roppen im Oberland angesiedelte MS-Group hat erst kürzlich die Firma Hartl

E-Cars in Mauthausen übernommen und daraus die MECO WORLD gemacht.

Die MECO WORLD ist Hersteller von Elektrofahrzeugen für zahlreiche Einsatz-

bereiche. Vom Fahrrad über den Scooter, vom Golfwagerl über die Mobilitätshilfe

bis hin zum straßenverkehrstauglichen Auto. Deshalb ist es auch für Alois Bauer so

wichtig, dass die MS-Group mit MECO WORLD in der zu gründenden Arbeits-

gemeinschaft einer der Fixstarter sein wird, weil sie bereits eine ganze Flotte von

Fahrzeugen am Markt hat. „Die internationale Autoindustrie hat überhaupt keine

Lust, im großen Stil Elektrofahrzeuge herzustellen. Denn dann müssten sie eine

ganze Reihe von Kernkompetenzen aufgeben, vom Verbrennungsmotor über die

Zündkerzen bis hin zu Ausgleichsgetrieben usw. Das wird also so schnell nicht

passieren.“ Andererseits führe an der E-Mobility garantiert kein Weg vorbei. Wenn

die großen Hersteller am Markt bleiben wollen, dann – so Alois Bauer – werden

sie sich auf die neuen Anforderungen einstellen müssen. Bauer selbst ist Inhaber

der Firma MATTRO in Schwaz und beschäftigt sich mit der Entwicklung eines

Sondernutzfahrzeugs für den alpinen Raum. „Gemeinsam mit sieben europäischen

Partnern tüftle ich gerade an einem speziellen Radnabenantrieb. Der soll in einem

Hybrid-Fahrzeug wirken, dessen Verbrennungsmotor einen Generator antreibt,

der dann seinerseits vier Elektromotoren antreibt, die sich an den Radnaben

befinden. Das ergibt völlig neue Baumöglichkeiten, weil der komplette Antriebs-

strang wegfällt.“ Das Projekt wird bald in einem Prototyp münden und bereits im

kommenden Jahr sollen die ersten Fahrversuche damit beginnen. Gedacht ist das

Gefährt für den Warentransport der Gastronomie am Berg und als Einsatzfahrzeug

für das alpine Rettungswesen. Für die Platzierung am Markt wird MATTRO dann

vielleicht bereits die „Arbeitsgemeinschaft E-Mobility Tirol“ mit ihren Netzwerken

zur Verfügung stehen.

LED-Technologie. Der Innsbrucker Stefan Strohmeier hat eine intelligente, energie-

effiziente Wohnraumleuchte entwickelt. Jetzt soll das Produkt Marktreife erlangen.

Intelligente Beleuchtung

D

er Innsbrucker Architek-

turstudent („allerdings in

den letzten Zügen“) Stefan

Strohmeier hat sich ein schönes Ziel

gesteckt: Er will die ideale Wohn-

raumleuchte auf denMarkt bringen.

Sein Projekt nennt er selbstbewusst

IEW -–das steht für IntelligenteEner-

gieeffiziente Wohnraumleuchte. Als

Leuchtmittel für seine Innovation

kommen für Strohmeier nur LEDs

in Frage, also Lampen mit Leucht-

dioden. LEDs sind den gebräuchli-

chen Energiesparlampen in einigen

Bereichen überlegen. Sie halten viel

länger, theoretisch bis zu 100.000

Stunden und lassen sich millionen-

mal einschalten. „Voraussetzung

dafür ist aber“, so Stefan Strohmei-

er, „dass die thermische Architektur

der Lampe passt. Wenn der Kühlkör-

per nicht ideal konstruiert ist, geht

nicht nur viel Leuchtkraft verloren,

es wird auch die Betriebsdauer der

LEDs herabgesetzt.“ Und genau in

der ausgeklügelten Konstruktion

sieht Strohmeier die Innovation sei-

ner IEW: „Am Computer habe ich

ein Modul entwickelt, das aus sieben

LEDs besteht, die variabel geschaltet

sind und einzeln angesteuert wer-

den können. Das modulare, waben-

förmige Stecksystem erlaubt die Er-

weiterung der Leuchtkörper in jede

gewünschte Größe und das alles mit

einer einzigen Zuleitung.“ Moti-

viert von seiner Konstruktion wollte

Strohmeier die IEW selber auf den

Markt bringen, merkte aber gleich,

dass sich Produktion und Vertrieb

nicht allein machen lassen. Also hat

er über denClusterMechatronik der

Tiroler Zukunftsstiftung Kontakt zu

Unternehmen wie Swarovski oder

Kathrein aufgenommen. „Ohne

das Netzwerk der Zukunftsstiftung

hätte man sich bei Swarovski wohl

nicht so schnell mit mir an einen

Tisch gesetzt“, freut sich Strohmeier.

Sein Konzept wurde schließlich als

zukunftsträchtig bewertet und die

Patentierung eingeleitet. Zur Zeit

laufen vielversprechende Gespräche

mit dem Global Player OSRAM, der

den Vertrieb der IEW übernehmen

soll. So ist es wohl nur noch eine Fra-

ge der Zeit, bis die intelligente Be-

leuchtung aus Tirol auf den Markt

kommen wird. ]

IEW – durch das wabenförmige Stecksystem ist die Leuchte flexibel erweiterbar.

Foto: Strohmeier

D

ass bestens ausgebildete Fachkräf-

te das Rückgrat eines Unterneh-

mens bilden, weiß man bei Swarovski

seit jeher. Deshalb bildet Swarovski

seine Lehrlinge in einer eigenen

Lehrwerkstätte aus – einer Einrichtung,

die nur ganz wenige Unternehmen

bieten können. Swarovski bietet das

seit nunmehr genau 50 Jahren an und

anlässlich dieses Jubiläums am 7. Sep-

tember zogen die Verantwortlichen

eine Bilanz der vergangenen Jahre.

Der Bereichsleiter für die Werkstätten,

Dr. Johann Hintner: „Bislang sind mehr

als 1100 junge Facharbeiter in unserer

Lehrwerkstätte ausgebildet worden.

Über die Mitarbeiterqualifizierung wird

die Entwicklung des Unternehmens

maßgeblich mitbestimmt, vor allem die

Umsetzung mechatronischer Innova-

tionen ist ohne bestens ausgebildetes

Fachpersonal nicht mehr möglich.“

Insgesamt acht Ausbildner kümmern

sich um die Lehrlinge, von denen auch

heuer wieder 24 neu angefangen ha-

ben. Größter Vorteil für die Auszubil-

denden: Sie erhalten gezielt und völlig

unabhängig vom Produktionsablauf

Schritt für Schritt ihre Ausbildung, die

dann ab dem 3. Lehrjahr in den ver-

schiedensten Abteilungen vertieft und

in die Praxis umgesetzt werden kann.

Seit 50 Jahren

Lehrwerkstatt

SWAROSVKI

Foto: Swarovski Archiv

W

ie sich Geckos mit einem

feinhaarigen Haftsystem

kopfüber an nahezu al-

len Oberflächen festhalten kön-

nen, das untersuchen Forscher

weltweit. Michael Puelacher gehört

nicht dazu, doch die perfekte Ad-

häsion (Oberflächenhaftung) der

Geckos waren dem leidenschaftli-

chen Skitourengeher Vorbild für

seine Idee – ein Skitourenfell, das

ohne Kleber am Ski haftet. „Klebe-

felle haben einfach gewisse Man-

kos, etwa bei Nässe, auch bei sehr

tiefen oder hohen Temperaturen“,

sagt der Geschäftsführer von MP

Sports. Das wollte der Tüftler ver-

bessern, erkannte aber, dass er die

existierenden Felle nicht verbes-

sern konnte. Er probierte es dann

mit kleinen Saugnäpfen – was auch

nicht funktionierte. Er begann mit

verschiedenen Materialien zu expe-

rimentieren, kontaktierte Chemi-

ker, tüftelte, fand eine Lösung, ließ

sie patentieren, ging 2007 damit

auf den Markt. Allerdings mit Kin-

derkrankheiten. 2008 hat er seine

Erfindung dann endlich perfekti-

oniert, an die 10.000 „Gecko Ski-

felle“ verkaufte er in dieser Saison.

Für heuer rechnet er mit einer 200-

prozentigen Steigerung – auch weil

sich internationaleVertriebspartner

bei ihm gemeldet haben. Doch es

ist nicht die einzige Erfindung von

Puelacher. Aus seiner Hand stammt

auch ein spezielles Messer zum ex-

akten Beschneiden von Skifellen. ]

Ein Skitourenfell, das

ohne Kleber haftet

Gecko. Für seine kleberlosen Tourenfelle erhielt Clus-

ter-Mitglied Michael Puelacher den Innovationspreis.

Foto: MP Sports

Fotos: MECO WORLD