3 2 1
4 5 6
7
8
0111
STANDORT
Clusterbeirat erneuert und erweitert
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
Mag. Dr. Markus Schwab (Prokurist und Personaldirektor der TILAK – Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH),
Univ.-Prof. DI Dr. techn. Zlatko Trajanoski (Leiter der Sektion für Bioinformatik an der Medizinischen Universität Inns-
bruck), Dr. Siegfried Walch (Studiengangsleiter „Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement/International Health Care
Management“ am MCI Management Center Innsbruck) und Priv.-Doz. Dr. med. Florian Hintringer (Geschäftsführer der
AFreeze GmbH) verstärken seit Anfang 2011 den nun achtköpfigen Beirat des Clusters Life Sciences Tirol.
SCIENCE
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Life Sciences Tirol finden Sie auf
www.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
[
]
N
icht sehen können trennt
von den Dingen. Nicht
hören können trennt von
den Menschen“, meinte einst der
deutsche Philosoph Immanuel
Kant. Insofern beeinträchtigt das
Fehlen dieses wichtigen Kommu-
nikationsmittels das soziale Ver-
halten. Besonders bei Kindern ist
ein gutes Gehör von immenser
Bedeutung. Nur ein Kind, das gut
hört, kann die Sprache richtig
erlernen. Für Eltern ist die Diag-
nose „Gehörlosigkeit“ bei einem
kleinen Kind oft ein Schock – sie
stehen vor einer völlig neuen,
unbekannten Situation. Im We-
sentlichen unterscheidet man vier
Arten von Hörverlust – Schall-
leitungsschwerhörigkeit,
Schal-
lempfindungsschwerhörigkeit,
kombinierter Hörverlust und
neuraler Hörverlust –, für die es
unterschiedliche technische Lö-
sungen, vom Hörgerät bis zum
Cochlea-Implantatsystem,
gibt.
Für Letztere ist das Innsbrucker
Unternehmen MED-EL der Spezi-
alist. 1977 wurde das von den Un-
ternehmensgründern Ingeborg
und Erwin Hochmair entwickelte,
weltweit erste mikroelektronische
Mehrkanal-Cochlea-Implantat
vom Chirurgen Kurt Burian ein-
gesetzt. Ein Meilenstein in der
Geschichte der Medizin. Erstmals
war es damit gelungen, ein Sin-
nesorgan vollständig zu ersetzen.
Es war auch der Ausgangspunkt
einer kontinuierlichen Weiterent-
wicklung des Cochlea-Implantats
und schlussendlich Anlass für die
Gründung von MED-EL.
Bei Cochlea-Implantaten ist in
einem batteriebetriebenen Audio-
prozessor, der hinter dem Ohr ge-
tragen wird, ein Mikrofon einge-
baut, das Schallwellen aufnimmt,
in elektrische Signale umwandelt
und an den Audioprozessor weiter-
leitet. Dort werden die Signale in
elektrische Pulsmuster verarbeitet,
die über eine Spule ins Implantat
gelangen. Diese Spule ist lediglich
mit einem Magneten durch die
intakte Kopfhaut mit dem Coch-
lea-Implantat verbunden. Danach
werden die übermittelten Puls-
muster entschlüsselt und durch
Elektrodenträger, die operativ in
die Gehörschnecke eingeführt
wurden, zum Hörnerv weiterge-
schickt um diesen zu stimulieren.
Dieser erzeugt nun sogenannte
Aktionspotenziale, die ins Gehirn
weitergeleitet werden und dort als
akustisches Ereignis erkannt wer-
den. Der Mensch hört.
Das MAESTRO Cochlea-Implan-
tatsystem™des InnsbruckerUnter-
nehmens kann Personen helfen,
die unter einer schweren bis hoch-
gradigen Schallleitungsschwerhö-
rigkeit leiden. Bei dieser Art von
Hörverlust schaffen Hörgeräte
nur wenig oder gar keine Abhilfe.
Alle drei Implantate des MAEST-
RO-Systems eignen sich aufgrund
ihrer geringen Größe ideal für
die Implantation bei Babys und
Kleinkindern. Bei Personen mit
Schallempfindungsschwerhörig-
keit, mit Schallleitungsschwerhö-
rigkeit oder kombinierten Hörstö-
rungen kann auch das VIBRANT
SOUNDBRIDGE
Mittelohr-Im-
plantatsystem von MED-EL zum
Einsatz kommen. Seit Juni 2009 ist
es auch für die Implantation bei
Kindern und Jugendlichen in Eu-
ropa und in Ländern zugelassen,
die das CE-Zeichen anerkennen.
Diese Zulassung bedeutet einen
wichtigen Schritt – vor allem für
die Behandlung von Kindern mit
Ohratresie (Atresia auris), einer
angeborenen Missbildung, die so-
wohl das Außen- als auch das Mit-
telohr betreffen kann. ]
MED-EL. Das Innsbrucker Unternehmen ist einer der führenden Anbieter bei Hörimplantaten. Zigtausende Menschen in über 90
Ländern – mehr als die Hälfte davon sind Kinder – können heute mithilfe eines Produkts von MED-EL hören.
Eine gehörige Hilfe für die Menschheit
D
er demografische Wandel bringt
gesellschaftliche und soziale Ver-
änderungen. „Ambient Assisted Living“
(AAL) will diesem Wandel konzeptionell
und durch die Entwicklung von Pro-
dukten und Dienstleistungen begeg-
nen. Frei übersetzt handelt es sich um
„Altersgerechte Assistenzsysteme für
ein gesundes und unabhängiges Leben“
– Technologien, insbesondere Mikrosys-
temtechnologien, sollen in Verbindung
mit Dienstleistungen im sozialen Umfeld
zu neuen Anwendungen und Geschäfts-
modellen führen. „Im Prinzip geht es
darum, ältere Menschen fit zu halten
und ihnen mit Unterstützungssystemen
zu helfen, länger und auch so selbststän-
dig wie möglich in ihren eigenen vier
Wänden leben zu können“, sagt Ale-
xander Smekal von Meditrainment. Ein
Beispiel wären etwa altersgerechte neue
Technologien (Handy, Computer etc.),
aber auch altersgerechtes Bauen. Für
Tirol sieht Smekal dabei viel Potenzial,
speziell im Tourismus, aber auch bei vor-
handenem Know-how sowohl universi-
tär als auch bei Unternehmen, wobei er
sich eine nachhaltigere Beschäftigung mit
dem Thema wünschen würde.
Viel Potenzial
für Tirol
AMBIENT ASSISTED LIVING
I
m österreichweit einzigen Doktoratskolleg im Bereich der
Hirnforschung wird an der Medizinischen Universität Inns-
bruck seit 2007 die „Signalverarbeitung in Nervenzellen/Signal
Processing in Neurons“ (SPIN) erforscht. Das Innsbrucker
Wissenschaftskolleg beschäftigt sich mit dem Aufbau und der
Funktionsweise des menschlichen Nervensystems. Neben der
experimentellen molekularbiologischen Grundlagenforschung
gehen Forschungsleiter und Studenten auch der medizinischen
Fragestellung zu Ursachen und Heilungsmöglichkeiten von
neurologischen und psychia-
trischen Erkrankungen nach.
Das Ausbildungsprogramm für
nationale und internationale
StudentInnen führt bei erfolg-
reichem Abschluss zu einem
EU-konformen Doktor-Titel
(PhD – Philosophiae Doctor).
Und das vom Wissenschafts-
fonds FWF, der Medizinischen
Universität Innsbruck und der
Universität Innsbruck unter-
stützte PhD-Kolleg hat sich
bewährt – nach einer internationalen Begutachtung wurde es
positiv beurteilt und verlängert. Aufgrund des guten Erfolges
wird das Kolleg im Jahr 2013 sogar um eine weitere Doktoran-
den-Klasse ergänzt. „Wir freuen uns über das gute ‚Zeugnis‘“,
erklärt Leiter Prof. Dr. Georg Dechant von der gemeinsamen
Einrichtung für Neurowissenschaften. „Um die ambitionierten
Ziele des Doktoratskollegs erreichen zu können, werden wir
einerseits die Integration des Kollegs innerhalb der neurowis-
senschaftlichen Community Innsbrucks verbessern. Anderer-
seits streben wir eine noch
intensivere Zusammenarbeit mit
nationalen und internationalen
PartnerInnen an.“ Das Grün-
dungsteam des Doktoratskollegs
besteht aus insgesamt zwölf
Wissenschaftlern der Medizinuni
und der Universität Innsbruck.
Als zusätzlicher Erfolg ist zu
verzeichnen, dass der FWF die
Erweiterung des Kollegs um
drei weitere Professoren der
Medizinuni genehmigt hat.
G
MP und GLP – hinter diesen drei
Buchstaben verstecken sich zwei
Qualitätsmanagementsysteme („Good
Manufacturing Practice“, „Good Labo-
ratory Practice“), die für produzierende
Unternehmen in medizinisch-wissen-
schaftlichen sowie dem pharmazeuti-
schen und biotechnologischen Bereich
vorgeschrieben sind. Quasi wie das
Pickerl fürs Auto sind sie Vorausset-
zung, um etwa Humanarzneimittel und
Wirkstoffe herstellen zu dürfen. Auf die
Beratung im Bereich Reinraumplanung,
Labor- und Qualitätsmanagement von
Unternehmen, die in diesen Bereichen
tätig sind, hat sich die Innsbrucker
Firma QMS SELLEMOND spezialisiert,
und zwar, wie es Sieglinde Sellemond
erklärt, „an der Schnittstelle zwischen
Nutzeranforderung und technischer
Planung“. Von der Erfassung der Labor-
und Arbeitsabläufe über die Planung der
Räumlichkeiten bis zur Qualifizierung
– und zu einem für Juni geplanten GMP-
Seminar für Einsteiger – spannt sich der
Bogen ihrer Tätigkeit. Wichtig ist ihr
dabei eines: „Qualitätsmanagement-
Systeme helfen, Schwachstellen im
Unternehmen zu erkennen und damit
auch kontinuierlich Verbesserungen zu
gewährleisten.“
Hirnforschung findet Anerkennung
Qualitätsarbeit
QMS SELLEMOND
Foto: Mediztinuni Innsbruck
Foto: Standortagentur Tirol
Life Sciences in Tirol |
Dr. Otto Seibert Preis – Traumaregister – Auszeichnungen
D
r. Martin Puhr aus der Urologie-
Arbeitsgruppe von Univ.-Prof.
Zoran Culig und ao. Univ.-Prof. Imrich
Blasko von der Universitätsklinik für
Allgemeine und Sozialpsychiatrie erhiel-
ten vor Kurzem den Dr. Otto Seibert
Preis. Puhr beschäftigt sich mit SOCS-3,
einem vielschichtig wirksamen Protein
in der Entstehung und im Verlauf des
Prostatakarzinoms, Blasko erforscht
Risikofaktoren für Altersdepression und
Alzheimer-Demenz.
D
as EURAC-Institut für Alpine
Notfallmedizin und die Uniklinik
für Anästhesie und Intensivmedizin der
Medizinuni Innsbruck haben das weltweit
erste alpine Traumaregister eingerichtet.
Ab sofort werden dort alle schweren
Bergunfälle in Tirol und Südtirol – ihr
Hergang und Informationen zur Rettung
– registriert. Die Fakten, die in dieser Da-
tenbank gesammelt werden, werden im
Anschluss analysiert und ausgewertet und
fließen in die Alpine Notfallmedizin ein.
B
eim 16. wissenschaftlichen Sympo-
sium der Österreichischen Phar-
makologischen Gesellschaft wurden die
Preise für den besten Vortrag und das
beste Poster an zwei Wissenschaftler des
Instituts für Pharmakologie der Medizin-
uni Innsbruck vergeben. Der Preis für
den besten Vortrag ging an Dr. med. Ra-
mon Tasan, PhD, den Preis für das beste
Poster erhielt Dr. Yu Kasugai. Bei beiden
Präsentationen ging es um neuartige
Erkenntnisse in der Angstforschung.
Fotos: MED-EL
MED-EL Medical Electronics mit
Hauptsitz in Innsbruck ist einer der
führenden Anbieter von Hörim-
plantaten. Das 1990 von Ingeborg
und Erwin Hochmair gegründete
Familienunternehmen bietet die
breiteste Produktpalette implan-
tierbarer Lösungen zur Behandlung
unterschiedlicher Hörverluste an
und beschäftigt weltweit rund 900
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in 25 Niederlassungen.
MED-EL