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STANDORT

0213

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1

Forschungsmilliarden zur Wirtschaftsbelebung

Thema: [ Forschungsausgaben]

STAndORT

Die EU-Kommission öffnet ihr Forschungsbudget für Innovationen in der

Industrie. Ein Förderpaket in Höhe von 22 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 soll

die Wirtschaft stärken. Geplant ist, die staatlichen Ausgaben mit Investitionen privater

Firmen zu koppeln – acht Milliarden von der EU, vier Milliarden von den EU-Staaten

und zehn Milliarden von der Industrie.

[ konkret GESEHEN]

Fliegende Wasservermessung

I

m Oktober 2012 empfahl eine internationale Jury im Rahmen des Bundesförderpro-

gramms COMET – Competence Centers for Excellent Technologies – das K-Projekt

„AAHM-R2P – Alpine Airborne Hydromapping – Research to Practice“ zur Förderung.

Nun kann das Konsortium – nach finalen Finanzierungsgesprächen – seine Forschungs-

arbeit aufnehmen. Hinter „Airborne Hydromapping“ steht ein Spin-Off der Universität

Innsbruck, das mit Hilfe eines neu entwickelten, luftgestützten Laserscansystems die Unter-

wassergeometrie von Flüssen vermessen kann. Das Forschungsprojekt wird vom Konsorti-

alführer Prof. Markus Aufleger (Arbeitsbereich Wasserbau) an der Universität Innsbruck ko-

ordiniert. Die Partner umfassen Universitätseinrichtungen (Institute of Photogrammetry and

Remote Sensing/TU Wien, Arbeitsbereich

Vermessung und Geoinformation/Uni-

versität Innsbruck), Unternehmen (AHM

AirborneHydroMapping GmbH, Riegl Laser

Measurement Systems GmbH, Revital

Integrative Naturraumplanung GmbH) und

Energieerzeuger (TIWAG, IKB, VERBUND,

E.ON, BEW). Im Rahmen von „AAHM-

R2P“, das aus Mitteln des Landes Tirol

kofinanziert wird, wollen die Projektpartner

die neu entwickelte Technologie in alpinen Flusseinzugsgebieten einsetzen. Konkret geht

es darum, mit Hilfe von Lasermesstechnik erstmals die Unterwasservermessung von

Gewässern aus der Luft zu ermöglichen und die Gewässer unter anderem bezüglich ihres

ökologischen Zustands zu charakterisieren. In einem vorbereitendem Forschungsvorhaben

konnte bereits die Eignung des neuen Lasersystems für die Vermessung der Unterwas-

sergeometrie von Flüssen nachgewiesen werden. Luftgestützt liefert die Messmethode

eine erheblich verbesserte Datenqualität als herkömmliche Methoden und kann zudem

schneller und kostengünstiger durchgeführt werden.

Notwendig ist eine solche Messmethode unter anderem durch die im Jahr 2000 in Kraft

getretene Wasserrahmenrichtlinie der EU. Die Mitgliedsstaaten sind dadurch verpflichtet,

geeignete Maßnahmen zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Wassernutzung

zu ergreifen und so eine Vermeidung der Verschlechterung des ökologischen Zustands

von Oberflächen- und Grundwässern sicherzustellen. Aus diesem Grund werden Länder,

Gemeinden aber auch Energieversorger vor der Herausforderung stehen, Gewässer-

formen laufend zu vermessen. Aber auch die Bewertung von Gewässerstrukturgüten

bei beispielsweise Wasserkraftprojekten soll mit Hilfe der neuen Technologie besser und

rascher erfolgen als mit bisherigen Instrumenten.

STANDORT:

Österreich will mit der

„Strategie für Forschung, Technolo-

gie und Innovation“ zu den europä-

ischen Innovation Leaders aufschlie-

ßen. An welcher Stelle dieses Weges

befindet sich Österreich derzeit?

Henrietta EgertH:

Österreich

ist auf einem guten Weg. Internati-

onalen Rankings zur Folge – zum

Beispiel im aktuellen Innovation

Union Scoreboard – listet Österrei-

ch nach wie vor in der Gruppe der

sogenannten Innovation Follower

auf Platz 9. Österreich konnte seine

Position halten und die F&E-Quote

des Unternehmenssektors in Öster-

reich liegt heute im oberen Drittel

der OECD-Länder. Wir dürfen nicht

außer Acht lassen, dass auch andere

Länder verstärkt Anstrengungen un-

ternehmen und der Wettlauf voll im

Gange ist. Wir sehen aber auch ganz

deutlich, dass Europa insgesamt im

Forschungs- und Innovationskon-

text immer mehr zusammen wächst

und das ist gut. Österreich darf aber

nicht zurückfallen und muss deshalb

weiterhin verstärkt in Forschung und

Innovation investieren. Wenn Öster-

reich zur Spitzengruppe aufschließen

will, braucht es tatsächlich eine For-

schungs- und Innovationsoffensive.

STANDORT:

In welchen Bereichen

steht Österreich gut da, in welchen

wäre die Performance verbesserungs-

würdig?

EgertH:

Österreich ist ein Innova-

tionsland und nach wie vor auch ein

starker Produktionsstandort, der sich

im EU-Vergleich überdurchschnitt-

lich entwickelt hat. So besetzen rund

400 österreichische Unternehmen

einige Nischen ganz hervorragend

und haben in ihren Märkten euro-

pa- und weltweit eine Spitzenstellung

erzielt. Diese Unternehmen zählen

unbestritten zu den Zugpferden der

heimischen Wirtschaft. Immerhin

beschäftigen sie rund sechs Prozent

der unselbstständig Erwerbstätigen in

Österreich oder stehen auch für etwa

neun Prozent der Wertschöpfung

und für 41 Prozent aller Forschungs-

ausgaben heimischer Unternehmen.

Und sie erreichen Exportquoten von

über 80 oder sogar 90 Prozent – eine

nahezu unerreichbare Messlatte für

viele andere Unternehmen. In der

thematischen Ausrichtung ist es ge-

lungen, Österreichs Stärken auszu-

bauen zum Beispiel im Bereich der

Materialwissenschaften, der Biotech-

nologie, der Medizintechnik, der

Informations- und Kommunikations-

technologien oder im Bereich des

Automotive Sektors. Wo Österreich

besser performen muss, ist eindeutig

im Bereich der Humanressourcen.

Denn in den für den Industriestand-

ort Österreich so wichtigen MINT-

Fächern haben wir viel zu geringe

AbsolventInnen-Zahlen und können

den Bedarf der Wirtschaft kaum de-

cken.

STANDORT:

Eine Steigerung der

Forschungsquote hängt auch mit

Forschungsförderung

zusammen.

Wie präsentiert sich die heimische

Forschungsförderung im internatio-

nalen Vergleich?

EgertH:

Auch hier: Im internatio-

nalen Vergleich verfügt Österreich

über ein ausdifferenziertes und lei-

stungsfähiges Förderangebot. Dieses

Feedback bekommen wir insbeson-

dere vor allem von den Unterneh-

men, die international aktiv sind und

in Österreich ihre F&E-Aktivitäten

ausbauen, weil sie hier zum einen

ihre optimalen Kooperationspartner

und zum anderen die richtigen För-

derangebote finden. Eine Förderge-

sellschaft wie die FFG wird natürlich

auch immer daran gemessen, wie viel

Ressourcen sie ins Innovationssystem

einbringen kann. Eine wesentliche

Rolle der FFG ist es aber, die Unter-

nehmen und Forschungseinrich-

tungen dort zu unterstützen, wo sie

es brauchen und dort abzuholen, wo

sie stehen.

STANDORT:

Tirol ist stolz auf seine

Forschungsförderung. Zu Recht?

EgertH:

Ja. Tirol hat es ge-

schafft, ausgewählte Themenfelder

kontinuierlich auszubauen und zu

besetzen. So hat Tirol im F&E-Kon-

text ein sehr ausgeprägtes Spezialisie-

rungsprofil mit eindeutigen Stärken

im Bereich Medizin und Gesundheit,

aber auch bei den Produktionstech-

nologien. Außerdem funktioniert die

Bund-Bundesländerkooperation aus-

gezeichnet, vor allem bei den Kompe-

tenzzentren oder bei Gründungsiniti-

ativen. Die Tiroler Innovationsszene

hat sich gut entwickelt und ist insge-

samt auf einem guten Weg.

STANDORT:

Wie beurteilen Sie ge-

nerell die FTI-Entwicklung in Tirol,

speziell im Bereich der heimischen

Unternehmen?

EgertH:

Tirol ist aus seiner Tradi-

tion heraus klassisch aufgestellt und

auch touristisch geprägt. Aus dieser

Perspektive heraus hat Tirol im In-

novations- und im angewandten For-

schungsbereich durchaus Potenzial.

Vor allemauch vor demHintergrund,

dass Tirol mit seinen Hochschulen

über ein starkes Wissenschaftssystem

und damit über ausgezeichnete Koo-

perations- und Anlaufstellen für die

Tiroler Wirtschaft verfügt. ]

Energiemanager

Patrizia Zoller-Frischauf

Landesrätin für Wirtschaft

S

eit 2009 wird der vom Cluster

Erneuerbare Energien Tirol entwi-

ckelte Kompaktlehrgang „Betriebliches

Energiemanagement“ am MCI angebo-

ten. Die Sicherung einer nachhaltigen

Energieversorgung und das Einsparen

von Energie werden für Unternehmen

– vor dem Hintergrund steigender

Energiepreise, aber auch der EU-

Energieeffizienzrichtlinie, die bis 2014

in Österreich umgesetzt werden muss

– immer wichtiger. Die Kursteilnehmer

erhalten fundiertes Wissen, um den

Energieeinsatz in ihren Unternehmen

gezielt zu verbessern und Kenntnisse

über Ressourceneffizienz, Mobilität und

europäische Energiewirtschaft. Start

ist am 12.9.,Anmeldungen sind noch

möglich.

W

enn die Alpbacher Technologie-

gespräche sich heuer der Zukunft

der Innovation widmen und nach Erfah-

rungen, Voraussetzungen und Werten

fragen, hat Tirol viel zu berichten. Denn

es setzt sich mit dem Thema konse-

quent und sehr erfolgreich auseinander.

Mittlerweile zählen wir am Standort

über 5000 Beschäftigte in Forschung

und Entwicklung, 60 Prozent davon

arbeiten in der Wirtschaft und die

Betriebe konnten ihre so wichtigen For-

schungsausgaben von 2009 bis 2011

um weitere neun Prozent steigern. Wir

alle müssen unsere Potenziale noch

besser nützen, Mittel noch „innova-

tiver“ einsetzen und die Vernetzung

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

noch effektiver gestalten. Wie das geht,

zeigen wir im Rahmen der aktuellen In-

itiative rund um Werkstofftechnologie in

Tirol. Ein Interview mit dem Leiter des

neuen Material Center Tyrol lesen Sie

auf der Titelseite. Es geht hier nicht nur

um von uns bereitgestellte Fördermit-

tel, ermöglicht wird die Initiative durch

eine de facto besonders enge Zusam-

menarbeit auch der integrierenden

Elemente wie dem Cluster Mechatro-

nik Tirol, dem transidee der Universität

Innsbruck und der F&E-Plattform der IV

Tirol. Besonders Erfolg versprechend

ist sie zudem, weil sie die essenzielle

Vernetzung mit Weitblick über die eige-

nen Landesgrenzen hinaus gestaltet.

Weitblick, den stellen in dieser

Standort-Ausgabe erneut zahlreiche

Unternehmen und Forschungseinrich-

tungen unter Beweis, die von ihren

innovativen Projekten berichten.

Dass wir uns diesen bewahren, vor

allem bei der Frage nach Werten der

Innovation, wünscht Ihre

Liebe

Leserinnen

und Leser

EDITORIAL

Foto: Land Tirol

Forschungsturbo

Verdoppelung der jährlichen Fördermittel stärkt

Biotech-Standort und forciert Gründungen.

D

ie Erforschung seltener

Krankheiten steht im Fokus

des neuen Aktionsplans Bio-

tech des Wirtschaftsministeriums. Im

Sinne der FTI-Strategie werden dazu

die Fördermittel des Wirtschaftsmi-

nisteriums bis zum Jahr 2015 um bis

zu 50 Millionen Euro aufgestockt.

„Wir verdoppeln unsere jährliche Un-

terstützung, weil der Biotech-Sektor

zu einem immer wichtigeren Faktor

für einen zukunftsorientierten Wirt-

schaftsstandort wird“, sagt dazu Wirt-

schaftsminister Reinhold Mitterleh-

ner.

Die Umsetzung des Aktionsplans

erfolgt insbesondere über zwei neue

FFG-Förderschienen, für die ab so-

fort eingereicht werden kann. Über

die Programmlinie „Seltene Erkran-

kungen“ werden F&E-Projekte zur

Prävention, Diagnose und Behand-

lung von seltenen Krankheiten ge-

fördert. Parallel dazu wird in der

aktuellen Ausschreibung des FFG-

Programms „Research Studios Aus-

tria“ einer von zwei Schwerpunkten

auf „Life Sciences & Medizintechno-

logie“ gesetzt. Research Studios sind

kleine, flexible Forschungseinheiten,

die sich speziell der Anwendung

und Umsetzung von Forschungser-

gebnissen in Unternehmen widmen.

Weitere Schwerpunkte des Aktions-

plans Biotech liegen auf der besse-

ren Finanzierung von Start-ups. Im

Rahmen der heuer gestarteten Jung-

unternehmeroffensive sind über zwei

bei der Austria Wirtschaftsservice

(aws) angedockte Fonds langfristig

110 Millionen Euro an Investitions-

kraft verfügbar. „Neben den richtigen

Partnern bleiben Gelder eine wesent-

liche Ressource in Innovationsprozes-

sen und bei Gründungen. Die Stand-

ortagentur Tirol hilft dabei, passende

Finanzierungen einzuwerben. Auch

zur Nutzung der neuen Förderschie-

nen der FFG bzw. der Start-up-Fonds

der aws beraten wir Tiroler Betriebe

und begleiten sie beim Antragspro-

zess“, begrüßt Harald Gohm die zu-

sätzlichen Initiativen.]

Foto: Friedle

Foto: Standortagentur Tirol

Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft

Harald Gohm: „Die Standortagentur Tirol

hilft, passende Finanzierungen einzuwerben.“

Forschungslandschaft:

„Tirol hat sich gut entwickelt“

Foto: FFG