STANDORT
: Was war der Ausgangs-
punkt, um mit Last.fm individuelles
Internetradio zu machen?
Michael BreidenbrÜcker
: Ge-
gen die Jahrtausendwende war ich ei-
ner der vielen Benutzer von Napster.
Damals war noch nicht klar, was er-
laubt ist und was nicht – jedenfalls
hatten wir alle plötzlich so gut wie
jeden Song innerhalb von Sekunden
runtergeladen. Davor musste man als
Bewohner eines kleines Bergdorfes –
wie ich es bin – erst mal zufällig was
im Radio hören. Dann Song und
Künstler aufschreiben, ab zum Post-
bus, 45 Minuten zum Plattenladen.
Und genau das Album war nicht
lagernd. Bestellen, warten, wieder
Postbus – nach drei Wochen und 120
Kilometer konnte man endlich das
Album sein eigen nennen.
STANDORT
: Napster war dann wohl
die Erlösung?
BreidenbrÜcker
: Davon mach-
ten sehr viele Leute intensiven Ge-
brauch. Es entstand aber ein neues
Problem: Wenn du jeden Song zu je-
der Zeit hören kannst, dann bleibt ein
entscheidendes Problem: Welchen
Song willst du jetzt hören. Mit last.
fm haben wir dann einen der ersten
Music-Recommendation-Services ge-
baut – und unser Problem war gelöst.
STANDORT
: War der Sprung in die
Selbstständigkeit ein Sprung ins kalte
Wasser?
BreidenbrÜcker
: Nein. Ich habe
nie etwas anderes gekannt. Wir haben
bei Last.fm einfach gemacht, was uns
Spaß machte. Erst 2002 haben wir ge-
sehen, dass das auch eine Company
sein könnte – und haben sie gebaut.
STANDORT
: Vom Start-up zum 280-
Millionen-Deal – kann man den Ab-
lauf dieses Quantensprungs in drei,
vier Sätzen beschreiben?
BreidenbrÜcker
: Das kann man
sogar in einem beschreiben: Viel Ar-
beit und viel Glück.
STANDORT
: Was ist das Ziel von
RjDj?
BreidenbrÜcker
: Last.fm per-
sonalisiert die Musik, um genau zu
sein, last.fm personalisiert die Music
Sequence, also welches Lied wird
wann gespielt. Bei RjDj versuchen
wir einen Schritt weiter zu gehen und
den Song zu personalisieren. Durch
Smart-Music-Player wie z.b. das iPho-
ne wird es möglich, dass ein Song am
Morgen anders klingt als am Abend
oder bei schlechtem Wetter anders
als bei schönem.
STANDORT
: Was war bei der Grün-
dung von RjDj anders?
BreidenbrÜcker
: Die Start-up-
Szene in Europa hat in den letzten
zehn Jahren Quantensprünge vollzo-
gen. Zugang zu Geld und Technolo-
gie wurde bedeutend vereinfacht, was
aber auch zu einer höheren Konkur-
renz geführt hat. Der Zugang zum
Markt ist leichter – aber der Markt ist
härter geworden.
STANDORT
: Was ist generell Ihr Rat
an junge Gründer?
BreidenbrÜcker
: Da gibt es sehr
viele – im Moment fällt mir gerade
ein guter Rat ein: Gründet keine Fir-
men, sondern gründet Produkte. Die
Firma gibt's dann ganz von selbst.]
Last.fm-Gründer Michael Breidenbrücker über Napster versus Postbus, seine
Gründungsphilosophie und den Weg vom Start-up zum Millionendeal.
Es war viel Arbeit
und viel Glück
Standort
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STANDORT 04|13
[ Thema: Inhalt ]
Michael Breidenbrücker über seinen Weg
vom Start-up zum Millionendeal
standort
[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten
der Standortagentur Tirol und ihrer
Clusterinitiativen. Ausgabe 04|13
Herausgeber: Standortagentur Tirol,
Ing.-Etzel-Straße 17, 6020 Innsbruck
Verleger: ECHOZeitschriften- u. Verlags
GmbH | Redaktion: Andreas Hauser,
Hugo Huber, Marian Kröll, Gernot Zim-
mermann| Fotos: Andreas Friedle| Layout:
Thomas Binder, Armin Muigg | Druck: Alpina
3 2
1
4 5 6 7 8
Nr. 19 | Jg. 05
aktuelle nachrichten der STANDORTAGENTUR TIROL
Organoid Technologies hat die klassischen
Etappen eines Tiroler Start-ups durchlaufen
Foto: Heribert Corn
Die Elektrizitätswerke Reutte testen
hocheffiziente Brennstoffzellen
Marion Amort ist überzeugt, dass es für die
Energiewende mehr als nur Experten braucht
Mechatronik
Seite 4
Loacker hat sich umfangreiche Kompe-
tenzen im Bereich Mechatronik erarbeitet
Ulrich Hausmann über den Qualitätsan-
spruch von Swarotec
Informationstechnologie
Seite 5
Klaus Gheri über Cloud-Ängste der Euro-
päer und über den IT-Ruf Österreichs
Viele Unternehmen sind noch nicht auf
den Zahlungsverkehr SEPA eingestellt
Wellness
Seite 6
Der Trend in der Hotel-Architektur geht
in Richtung Authentizität und Nachhaltigkeit
Das kleinste Fünf-Sterne-Haus Tirols punk-
tet mit Kundenorientierung und Authentizität
Life Sciences
Seite 7
Wissenschaftler der Innsbrucker HNO
widmen sich dem Innenohr
Forscher untersuchen den Langzeiteffekt
von Adipositaschirurgie auf Atherosklerose
Humboldt-Professur Francesca Ferlaino
[ Innovationsförderung ]
D
ie Quantenphysikerin Francesca Ferlaino von der Uni Innsbruck erhielt vor Kurzem eine Ale-
xander von Humboldt-Professur. Mit fünf Millionen Euro ist dies der höchstdotierte deutsche
Forschungspreis. „Diese Auszeichnung ist ein große Ehre für mich“, sagt Ferlaino. „Ich bin der Inns-
brucker Physik und der Universität sehr dankbar für die großartige Förderung in den vergangenen
Jahren. Hier habe ich optimale Bedingungen vorgefunden, um auf höchstem internationalen Niveau
Wissenschaft zu betreiben.“ Die Physikerin wurde 1977 in Neapel geboren und studierte in Nea-
pel, Triest und Florenz. 2006 kam sie als Gastwissenschaftlerin in die Forschungsgruppe von Rudolf
Grimm nach Innsbruck. Seit 2009 ist Ferlaino Mitarbeiterin am Institut für Experimentalphysik, 2012
wurde sie zur Professorin für Atomphysik berufen. Die Physikerin erhielt zudem die höchsten Aus-
zeichnungen für Nachwuchswissenschaftler in Österreich (START-Preis 2009) und in Europa (ERC
Starting Grant 2010). „Diese Humboldt-Professur freut uns sehr“, sagt Rektor Tilmann Märk. „Sie
unterstreicht einmal mehr die herausragende Stellung der Innsbrucker Physik. In diesem Umfeld
können sich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler optimal entwickeln und sich internati-
onal einen sehr guten Ruf erwerben. Das macht Innsbruck für Forscher aus aller Welt attraktiv und
bestätigt unsere führende Rolle als Forschungsuniversität in Österreich.“
Kältepol
W
asser kann bei viel tieferen Tem-
peraturen, als bisher angenom-
men, noch flüssig sein. Dieser überra-
schende Nachweis gelang Forschern
der Uni Innsbruck rund um Thomas
Lörting (Institut für Physikalische Che-
mie) und der TU Dortmund. Lörting
stellt unter hohem Druck und bei sehr
tiefen Temperaturen hochdichtes, amor-
phes Eis her – quasi die erstarrte Form
von fließendem Wasser. Nun konnte
nachgewiesen werden, dass Wasser
unter Umgebungsdruck oder Vakuum
oberhalb von -157 Grad Celsius in
flüssiger Form auftreten kann. Diese Er-
kenntnis wirft neues Licht auf die Frage,
wie organische Verbindungen oder gar
Leben im Weltall entstehen können.
W
ir besitzen
in Tirol
eine Vielzahl
forschungsfo-
kussierter, auf
Nischenmärkte
spezialisierter
Unternehmen
und ein hervorra-
gendes Umfeld, um Innovationen auch
in Verbindung mit Unternehmensneu-
gründungen entsprechend vorantreiben
zu können. Ein hoher Innovationsgrad
und Investitionen im F&E-Bereich,
Synergien zwischen Unternehmen und
Bildungseinrichtungen in technologischen
und wirtschaftlichen Segmenten sowie
eine Minimalisierung bürokratischer
Hürden im Land gelten als Impulse und
treibende Kräfte, um die Wettbewerbs-
fähigkeit und Wertschöpfung in unserer
Region langfristig zu festigen und weiter
auszubauen. Die Qualität und Funktiona-
lität der F&E-Strukturen in Kombination
mit darauf adaptierten Förderprogram-
men spielen dabei eine nicht unwesent-
liche Rolle. Gegenüber der Konkurrenz
aus Billiglohnländern sind die regionalen
Wirtschaftstreibenden aller Branchen
immer wieder gefordert, Produkte
herzustellen bzw. Dienstleistungen
anzubieten, die Alleinstellungsmerkmale
aufweisen. Sowohl im Tourismus als
auch in der Industrie beweisen dies zahl-
reiche erfolgreiche Unternehmen, aber
auch Unternehmensgründer in Tirol
tagtäglich. Nur durch permanente Inno-
vations- und Flexibilitätsbereitschaft der
Unternehmen kann die nachhaltige Wirt-
schaftskraft in unserem Land gewährlei-
stet werden, dies speziell in wirtschaftlich
herausfordernden Zeiten, sich rasch
ändernder Vorgaben und Trends sowie
immer kürzer werdender Laufzeiten von
Produkten bzw. Dienstleistungen. Dies
sichert und schafft wiederum Arbeitsplät-
ze und festigt die Wirtschaftskraft unseres
Landes.
Innovationen
vorantreiben
Gastkommentar
Alfred della Torre
Geschäftsführung DETO INVEST eU
Breiter Mix
Ö
sterreich hat sich das Ziel gesetzt,
die Forschungs- und Entwicklungs-
quote bis 2020 auf 3,76 % des BIP zu
steigern. Eine WIFO-Studie kommt nun
zu dem Schluss, dass dies unter den
derzeitigen Rahmenbedingungen sehr
unwahrscheinlich scheint. Die Studie
stellt aber auch klar, dass die Forschungs-
quotenziele über ein nachhaltiges,
innovationsbasiertes Wachstumsregime
mit hoher Gründungsdynamik erreicht
werden können. Um diesen Struk-
turwandel zu vollziehen, brauche es
einen breiten Mix aus Förderungen und
unterstützenden Rahmenbedingungen –
starke Hochschulen, wettbewerbsinten-
sive Produktmärkte sowie einen starken
privaten Risikofinanzierungssektor.
Foto: Uni Innsbruck
Foto: privat
Der Vorarlberger Michael Breiden-
brücker gründete mit drei Freunden
im Jahr 2002 die Internetradio-
Station und Musik-Community-Site
Last.fm. 2007 kaufte CBS Last.fm
um 280 Millionen Dollar. 2008 star-
tete Breidenbrücker das Nachfolge-
projekt RjDj, 2013 stieg er bei dem
Start-up 42matters, einem Schwei-
zer App-Entwickler, ein.
Zur Person