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STANDORT:

Frau Amort

- die Gemeinde Trins als

„lebendiges Anschauungs-

objekt“ für ganzheitliche En-

ergieplanung - was ist darun-

ter zu verstehen?

Marion Amort:

Wir wol-

len zeigen, dass auch eine

kleine, strukturschwache Ge-

meinde ein ehrgeiziges Ziel

wie die bilanzielle Autarkie

erreichen kann – dass dies

also leistbar, sinnvoll und

machbar ist. Investitionen

in erneuerbare Energie und

Klimaschutzmaßnahmen

werden immer noch als „nice

to have“ eingestuft, aber nicht als

zentraler Baustein der Gemein-

deentwicklung. Das ist ein großer

Fehler – sowohl global betrachtet

als auch ganz lokal, denn jeder

Euro, den eine Gemeinde in die

Reduktion von Energieverbrauch

und in die Versorgung aus regio-

nalen Ressourcen steckt, kommt

mit Mehrwert zurück.

STANDORT:

Welche Maßnahmen

sind bereits durchgeführt worden

und welche sind noch geplant?

amort:

Unsere erste Maßnahme

war eine Erhebung des aktuellen

Energiebedarfs und dessen De-

ckung. Es folgte eine Analyse al-

ler lokalen Energiepotenziale, um

daraus eine Strategie für die Ge-

meinde abzuleiten. Wir arbeiten

auf drei Ebenen: Information und

Impulse für die BürgerInnen, En-

ergiesparmaßnahmen und lokale

Energiequellen nutzen. Beispiele:

Auf Schule und Gemeindeamt

wurden PV-Anlagen errichtet, de-

ren Ertrag auf einem Monitor lau-

fend eingeblendet wird. Derzeit

wird die Straßenbeleuchtung auf

LED umgestellt. Die thermische

Sanierung der Volkschule

steht für 2014 am Plan. Eine

Herausforderung wird noch

die Forcierung von privaten

Sanierungsmaßnahmen.

STANDORT:

Wer wirkt bei

diesem Projekt alles mit und

wie verläuft diese Zusammen-

arbeit?

amort:

Wir haben sehr früh

begonnen, Experten für das

„Anschauungsobjekt Trins“ zu

begeistern und als Partner zu

gewinnen. Dazu gehören Ver-

treterInnen diverser Univer-

sitäts-Institute wie dem MCI,

der FH Kufstein, dem alpS,

Land Tirol oder der Arge Kompost

und seit gut einem Jahr sind wir

Mitglied im e5-Programm. Damit

die Energiewende gelingt, braucht

es aber nicht nur ExpertInnen,

sondern die aktive Teilnahme der

BürgerInnen, auch die Landwirte

spielen eine wesentliche Rolle. Da-

her arbeiten wir in Trins schon seit

langem mit Bürgerbeteiligung. Im

Zentrum steht dabei die Bewusst-

seinsbildung, da jede und jeder

Einzelne im Alltag kleine Verän-

derungen mit großer Wirkung tä-

tigen kann.

]

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standort

Thema: [ ERNEUERBARE ENERGIEN TIROL ]

Die Stadt Innsbruck fördert Maßnahmen bei Wohngebäuden zur Erhöhung des Wärme- und Schall-

schutzes, sowie umweltfreundliche Maßnahmen, wenn die Baubewilligung zumindest zehn Jahre zurückliegt.

Voraussetzungen sind u.a., dass die Sanierungsmaßnahmen nach dem 1.1.2013 umgesetzt wurden, der Erhalt

der Wohnbauförderung, die Einhaltung der technischen Anforderungen sowie die Durchführung einer Energie-

beratung. Infos zu weiteren Voraussetzungen und zu Förderanträgen gibts auf energie.innsbruck.gv.at.

energie

Innsbruck fördert energetische Sanierung

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Erneuerbare Energien Tirol finden Sie

au

fwww.standort-tirol.at/mitglieder

Mehr Info

]

[

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Energie ]

„Mit kleinen Veränderungen kann

jeder große Wirkung erzielen“

Marion Amort ist Managerin der Klima- und Energiemodellregion Trins. Damit

die angestrebte Energiewende auch gelingt, braucht es mehr als nur Experten.

Bei den Elektrizitätswerken Reutte laufen derzeit drei Brennstoffzellen im Testbetrieb, die weit effizienter sind

als herkömmliche Wärmeerzeuger. Ein weiterer Schritt vom Energieversorger hin zum Energiedienstleister.

Sehr großes Zukunftspotenzial

MCI Forscher und Studierende ent-

wickelten einen Prototyp für ein neuartiges

Kombi-Modul für Pho-

tovoltaik und Solarther-

mie. Die Besonderheit

dieses Moduls ist, dass

eine Flüssigkeitsschicht

vor den Photovoltaic-

Panels Infrarot-

Strahlungen quantitativ

herausfiltert und gleichzeitig die Photovol-

taikschicht effizient kühlt. Das Modul erlaubt

bedarfsgerechte Betriebsarten von optimaler

Stromausbeute bis hin zur optimalen Nutzung

der Strahlung als Wärmequelle. Langzeittests

für den Einsatz in Gebäudesystemen sollen in

den nächsten Monaten folgen. Die TIWAG

gewährte eine Förderung für die Erstellung

des Prototyps.

Im Osttiroler Assling ist seit Kurzem die

größte Photovoltaikanlage Tirols in Betrieb.

Interessant war das Finanzierungsmodell

der vier Anlagen à 500 Kilowatt Peak (kwp),

nämlich einerseits über Darlehen, anderer-

seits können sich Asslinger Bürger sogenannte

„Sonnen-Scheine“ kaufen. Ein „Sonnen-

Schein“ entspricht einer Kraftwerkskapazität

von 2,5 kWp oder in einem durchschnitt-

lichen Sonnenjahr einer Sonnenstromerzeu-

gungsanlage mit circa 2875 kWh. Der Schein

kostete 4500 Euro und bringt dem Käufer

über 20 Jahre lang eine Ermäßigung beim

Strompreis.

Foto: MCI

[ konkret GESEHEN]

Gesunder Urlaub im „fairhotel“

A

m 29. November diesen Jahres

werden die allerersten Gäste im

neu errichteten „fairhotel“ in Hoch-

filzen ankommen und sie werden

in einem ganz besonderen Hotel

einchecken: das „fairhotel“ ist das

erste Passivhaus-Hotel in Holzbau-

weise, das in Österreich errichtet

worden ist.

Bauherr des „fairhotel“ ist Jo-

hann Eder, ihm war von Beginn an

nachhaltiges Bauen wichtig: „Meine

Familie und ich führen einen landwirt-

schaftlichen Betrieb und nachhaltiger

Umgang mit unseren Ressourcen ist

mir als Unternehmer ein Anliegen.

Geplant war der Bau ursprünglich

als Niedrigenergiehaus, erst relativ

spät in der Planungsphase setzten wir dann den Schritt hin zum Passivhaus-Hotel.

Die Energie-Expertin Brigitte Tassenbacher von der Tassenbacher & Hinterseer

GmbH hat mich dabei überzeugen können, dass sowohl die Umwelt, als auch

unsere zukünftigen Gäste von der Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

entscheidend profitieren würden. Und weil die mit dem Holzbau beauftragte Firma

ELK bereits über Erfahrung im zertifizierten Passivhausbau verfügt, haben wir alle an

einem Strang gezogen und das Projekt umgesetzt.“

Die Gäste im neuen „fairhotel“ können sich dank der persönlichen Betreuung auf

einen rundum entspannenden Urlaub in gemütlicher, gesunder Umgebung freuen.

Das Wohlfühlklima in den Zimmern ist Johann Eder besonders wichtig und so sorgt

die ausgeklügelte Komfortlüftung dafür, dass den Hotelgästen stets unverfälschte

Frischluft zur Verfügung steht, sogar dann, wenn man die Fenster seines Zimmers

einmal nicht öffnen möchte. Besonderes Augenmerk ist auch auf einen gesunden

Schlafkomfort der Gäste gerichtet, weshalb sämtliche Betten mit Gesundheitsmatrat-

zen ausgestattet sind. Auch beim kulinarischen Angebot setzt das „fairhotel“ ein Zei-

chen - so werden für das regionale Biofrühstück ausschließlich Lebensmittel aus der

eigenen Landwirtschaft angeboten bzw. von engagierten, heimischen Produzenten

aus der Umgebung angeliefert. So sorgt Johann Eder mit seinem Team dafür, dass

die Urlaubsgäste jede Phase ihres Aufenthaltes im „fairhotel“ gesund und mit gutem

Gewissen genießen können. Infos:

www.fairhotel-hochfilzen.at, www.tassenbacher.at

Das „fairhotel“ eröffnet Ende November

Fotos: tassenbacher

M

it dem im Winter 2011

gestarteten Feldversuch

geht für die Elektrizi-

tätswerke Reutte ein langgehegter

Wunsch in Erfüllung, wie DI Martin

Müller sagt: „Wir interessieren uns

schon seit Jahren für das Thema

Brennstoffzelle und stehen diesbe-

züglich seit bald fünfzehn Jahren

mit dem Hersteller HEXIS in Kon-

takt. Als Energieversorger wollten

wir lange schon eine Brennstoffzel-

le testen und vor zwei Jahren hat es

dann endlich geklappt.“

Ermöglicht hat dies unter an-

derem die von Deutschland ange-

strebte Energiewende, wodurch

mehr finanzielle Mittel in breit

angelegte Feldstudien zum The-

ma Energieeffizienz fließen. Eine

dieser Studien beschäftigt sich mit

der von der Schweizer HEXIS ent-

wickelten Brennstoffzelle „Galileo“

und drei dieser Brennstoffzellen

sind nach Reutte geliefert worden.

Im Prinzip funktioniert eine

Brennstoffzelle wie eine Batterie,

in welcher ein kontinuierlich zuge-

führter Brennstoff verbrannt wird

und daraus elektrische Energie

entsteht. Im Gegensatz zu einer

Wärmekraftmaschine mit Genera-

tor wird in der Brennstoffzelle die

chemische Energie aber direkt in

elektrische Energie umgewandelt,

also ohne mechanischen Aufwand.

Das bedeutet eine weite höhere

Effizienz in der Energieerzeugung

und es gibt in einer Brennstoffzel-

le auch keine rotierenden Teile die

sich verschleißen könnten.

In der „Galileo“ Brennstoffzelle

steckt jede Menge Know-how aus

Tirol, eingebracht von den Plansee

Werken. Kernstück und Schlüssel-

bauteil von „Galileo“ sind die von

Plansee entwickelten Interkonnek-

toren, die in Reutte produziert und

einbaufähig zur deutschen HEXIS-

Niederlassung geliefert werden.

Martin Müller erklärt die Funktions-

weise so: „Die Interkonnektoren ha-

ben etwa die Größe einer DVD und

werden zu einem Brennstoff-Stapel

von sechzig Stück zusammengebaut.

Vereinfacht gesagt sind sie – jeweils

mit Kathode und Anode ausgestat-

tet – untereinander verbunden und

verwandeln das ihnen zugeführte

Gas chemisch in Energie.“ Bei die-

ser „kalten“ Form der Verbrennung

entstehen keine Rußpartikel und

der CO

2

-Ausstoß gegenüber kon-

ventionellen Kraftwerken reduziert

sich um fünfzig Prozent.

Die drei nach Reutte gelieferten

„Galileo“ Brennstoffzellen werken

an ausgewählten Standorten und

werden für die Feldstudie laufend

auf ihre Effizienz überprüft. Mit

den bisherigen Ergebnissen ist man

beim Elektrizitätswerken Reutte

sehr zufrieden, wie Martin Müller

sagt: „Die Brennstoffzellen funktio-

nieren klaglos, sie sind wie geplant

4000 bis 5000 Stunden im Jahr im

Einsatz. Für eine Brennstoffzelle –

möglichst gekoppelt mit einer Pho-

tovoltaikanlage am Dach – sehen

wir sehr großes Zukunftspotenzial.

Damit lässt sich etwa ein Einfamili-

enhaus problemlos mit Wärme und

Strom versorgen.“

Der Feldversuch in Reutte läuft

noch bis 2015 und es ist geplant,

die Testreihe auch grenzüber-

schreitend ins benachbarte Füssen

auszuweiten. Bleiben die Ergeb-

nisse weiterhin so positiv – und

niemand zweifelt daran – dann

wird die Brennstoffzelle „Galileo“

auch in ganz anderen Stückzahlen

produziert werden können, was zu-

gleich ihren Preis senken würde.

Denn preislich kann eine Brenn-

stoffzelle derzeit noch nicht ganz

mit einem herkömmlichen Wär-

meerzeuger konkurrieren – das ist

aber auch das Einzige, das nicht

für sie spricht. ]

Fotos: Elektrizitätswerke Reutte

Für die Elektrizitätswerke Reutte ist der Einsatz der Brennstoffzellen-Technologie eine

gute Möglichkeit, ihren Kunden einen besonderen Mehrwert bieten zu können.

Marion Amort: „Im Team haben wir den Stein zur

„Energie-Gemeinde Trins“ ins Rollen gebracht.“

Foto: privat