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standort
LINAC – Modernstes System weltweit erstmals in Österreich
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
Seit Jänner verfügt die Innsbrucker Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie über einen fünften
Linearbeschleuniger (LINAC – linear accelerator). Der neue LINAC ist das derzeit modernste System im Bereich der
Elektronenlinearbeschleuniger und steht in Innsbruck erstmalig in Österreich und auch weltweit an einer der ersten
Kliniken für die Behandlung von TumorpatientInnen zur Verfügung. Rund 3,6 Millionen Euro wurden in die Gerätean-
schaffung und in strahlenschutztechnische bauliche Änderungen investiert.
Science
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FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Life Science ]
Im Februar fiel der
Startschuss für ein neues
trinationales Forschungspro-
jekt mit starker Beteiligung
der Medizinischen Univer-
sität Innsbruck. Das von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem
FWF und dem Schweizerischen National-
fonds geförderte Forschungsvorhaben legt
den Fokus auf eine Gruppe von Zelltod
auslösenden Signalmolekülen. Ein besseres
Verständnis ihrer Interaktionen kann zur
Entwicklung innovativer Therapien bei Krebs
und Autoimmunerkrankungen beitragen. Auf
Innsbrucker Seite ist das Team um Andreas
Villunger, Leiter der Sektion für Entwicklung-
simmunologie am Innsbrucker Biozentrum
der Medizinischen Universität Innsbruck,
beteiligt.
Eine aktuelle, soeben
im Fachjournal Endocrine
Related Cancer veröffent-
lichte Forschungsarbeit aus
dem Urologischen Labor
von Professor Zoran Culig
(Universitätsklinik für Urologie) beleuchtet die
Rolle des Proteins SOCS2 im Wachstumspro-
zess des Prostatakarzinoms. Die Erkenntnis,
dass eine hohe SOCS2 Expression mit einer
schlechten Prognose bzw. erhöhter Sterblich-
keit assoziiert ist, bildet einen neuen Ansatz in
der Entwicklung effizienterer Kombinations-
therapien bei Prostatakrebs.
Kalte Arbeiten in dichtem Schnee
Für seine Arbeiten über die Überlebenschancen von stark unterkühlten Menschen
wurde der Innsbrucker Intensivmediziner Peter Paal schon mehrfach ausgezeichnet.
E
rst Forschung und Entwick-
lung machen aus einem
guten Standort auch einen
Standort mit Zukunft. Ein heraus-
ragendes Beispiel dafür ist die 1946
von der Österreichischen Brau AG
und einem französischen Chemiker
gemeinsam gegründete Firma Bio-
chemie, die heutige Sandoz GmbH
in Kundl. Bereits 1951 erregte das
damals noch sehr kleine Unterneh-
men weltweit Aufsehen, als Ernst
Brandl und Hans Margreiter das
erste säureresistente Penicillin ent-
wickelten, was bedeutete, dass es
erstmals in Form von Pillen verab-
reicht werden konnte.
Heute, über 60 Jahre später, ist
Sandoz wieder ein Vorreiter. Das
Unternehmen ist im Bereich der
Biosimilars weltweit führend. Die-
se Produktgruppe wurde in Kundl
erfunden. Es handelt sich dabei
um „Kopien“ von biopharmazeu-
tischen Arzneimitteln, sogenannte
Nachahmer-Wirkstoffe. Dazu Joerg
Windisch, leitender Wissenschaftler
dieses Bereichs: „Biopharmazeutika
sind Wirkstoffe, die aufgrund ih-
rer komplexen Molekularstruktur
nicht mehr chemisch synthetisiert
werden können, sondern mit Hil-
fe von Zellkulturen oder Mikroor-
ganismen produziert werden. Sie
haben die moderne Medizin re-
volutioniert und sind oft die letzte
Therapieoption für lebensbedroh-
liche Erkrankungen wie Krebs oder
Autoimmunerkrankungen.“ Gene-
rell sind es Proteine, wobei beson-
ders die monoklonalen Antikörper
von Bedeutung sind.
Doch Biopharmazeutika sind teu-
er. Die Behandlungskosten pro Tag
sind im Schnitt um das 22-Fache
höher als die Therapie mit her-
kömmlichen niedermolekularen
Wirkstoffen. Diese hohen Kosten
erschweren weltweit, auch durch
den steigenden Anteil von Biophar-
mazeutika am gesamten Arzneimit-
telbedarf, den Zugang zu diesen
modernen Wirkstoffen. Deshalb
begann man bei Sandoz bereits in
den 1990er Jahren im Bereich der
Biosimilars zu forschen. 2006 er-
hielt Sandoz für das Biosimilar eines
menschlichen Wachstumshormons
die erste Zulassung in der EU. 2007
kam mit Epo das erste glykosylierte
Biosimilar in der EU auf den Markt.
Das dritte Biosimilar, Filgrastim,
ist indiziert für die Behandlung
eines durch Chemotherapie ausge-
lösten Mangels an weißen Blutkör-
perchen, die eine wichtige Rolle
für die körpereigene Abwehr von
Infektionen spielen. Mit diesen
drei Produkten ist Sandoz das welt-
weit führende Unternehmen auf
dem Gebiet der Biosimilars mit
einem Marktanteil von mehr als
50 Prozent und klinischen Studien
an fünf weiteren Produkten. „Mit
der Zulassung von Filgrastim konn-
te die Rolle der Tiroler Standorte
Kundl und Schaftenau innerhalb
von Novartis als Kompetenzzentren
für moderne Biotechnologie ein-
drucksvoll bestätigt werden“, hält
Windisch fest.
Wichtig sind diese Erfolge, so
Windisch, aber auch für die Stand-
ortsicherheit. „Als Teil eines welt-
weit agierenden Konzerns mit rund
135.000 Mitarbeitern können wir
unseren Standort in Tirol nicht
nur sichern, sondern auch weiter
ausbauen“, betont Joerg Windisch.
Dazu kommt, so Windisch weiter,
dass die Forschungs- und Entwick-
lungsförderungen in Tirol bzw.
Österreich im Vergleich zu vielen
anderen Ländern, in denen der
Konzern tätig ist, für das Unterneh-
men substanziell sind. „Und das
wird auch von der Konzernzentrale
so gesehen. So wird auch das erste
Biosimilar der nächsten Generati-
on, Rituximab, aus Tirol kommen
und zahlreichen Patienten mit Blut-
krebs helfen“, betont Windisch. Da-
mit ist und bleibt der Standort auch
wirklich einer mit Zukunft. Infos
unter
www.sandoz.at]
L
awinenunfälle, sagt Peter
Paal, sind mit der gleich-
zeitigen Erstickungs- und
Unterkühlungsgefahr eine in der
Medizin unvergleichliche Situation.
Und es ist eine Situation, die mehr
unterkühlte Menschen überleben
können als bisher angenommen.
Gemeinsam mit Hermann Brugger
vom Institut für Alpine Notfallmedi-
zin der EURAC in Bozen und Kol-
legen aus Kanada hat Paal, Anästhe-
sist und Intensivmediziner an der
Medizinuni Innsbruck, alle weltweit
verfügbaren Studienergebnisse zu
diesem Thema analysiert. Die Er-
gebnisse flossen in neue Richtlinien
zur Behandlung von Unterküh-
lungsopfern ein, publiziert wurden
sie im New England Journal of Me-
dicine. Für diese Arbeit wurde Paal
schon zweifach ausgezeichnet (2013
Kardinal Innitzer-Förderungspreis,
2014 Preis der Ärztekammer für Ti-
rol).
„Die richtige Behandlung mit ei-
ner Herzlungenmaschine in einem
Spezialkrankenhaus wie Innsbruck
kann die Überlebenschancen bei
starker Unterkühlung auf bis zu 50
Prozent erhöhen“, zieht Paal ein Re-
sümee aus der Arbeit. Im Zuge der
Forschungsarbeit untersuchte er die
Auswirkungen von Sauerstoffman-
gel, erhöhtem CO
2
-Gehalt im Blut
und zunehmender Unterkühlung
bei verschütteten Lawinenopfern.
In künstlich simulierten Lawinen-
schnee wurden Atemhöhlen einge-
baut, aus denen Beatmungsschläu-
che ins Freie ragten. An mehreren
Testpersonen wurde beobachtet,
wie schnell ihnen sozusagen die Luft
ausgeht. „Für manche Testpersonen
war nach zehn Minuten das Limit
erreicht, andere konnten 30 Minu-
ten und länger atmen. Es scheinen
die unterschiedliche Schneequali-
tät, psychische und genetische Fak-
toren eine Rolle zu spielen“, berich-
tet Paal. Bezüglich Unterkühlung
konnte gezeigt werden, dass diese
rascher erfolgen kann als laut bis-
heriger Lehrmeinung (0,5 bis ein
Grad pro Stunde). So kann schon
nach einer Stunde eine so kritische
Abkühlung erreicht sein, dass Be-
wusstsein, Atmung und Kreislauf
extrem reduziert sind, so weit, dass
ein Herzstillstand – wenn dieser
nach der Abkühlung eintritt – für
länger als 30 Minuten anstatt der
erfahrungsgemäßen fünf Minuten
ohne bleibende Gesundheitsschä-
den überlebt werden kann. Zur
Zeit widmen sich Paal und Brugger
gemeinsam mit Lawinenforschern
aus Davos und deutschen Dokto-
randen der Frage, welche Rolle die
Schneedichte bei Lawinenverschüt-
tung spielt. Paals Forschungen und
Algorithmus zur Behandlung von
Unterkühlungsopfern findet übri-
gens auch außerhalb der Bergwelt
Beachtung. „Im März erscheint im
British Medical Journal ein Call for
Action, der unsere Richtlinien wi-
dergibt“, berichtet Paal. Die renom-
mierte Fachzeitschrift in Großbri-
tannien reagiert mit diesem Aufruf
an Englands Ärzte auf das Problem,
dass es auf der Insel zu wenig Wissen
über die richtige und somit überle-
benswichtige Behandlung von stark
unterkühlten Menschen gibt. ]
B
ei Gewebe-Entnahmen oder in
der Schmerz- und Tumortherapie
kommen immer häufiger kleinste In-
strumente zum Einsatz. Der Kitzbüheler
iSYS Medizintechnik GmbH ist es nun
gelungen, ein robotisches Assistenzsy-
stem für diese micro-invasiven, per-
kutanen Interventionen zu entwickeln.
Grundvoraussetzung für einen solchen
Eingriff ist die hochpräzise Ausrichtung
der Nadel und die Positionierung der
Nadelspitze am Zielpunkt, zum Beispiel
in einem Tumor. iSYS hat ein Gerät
entwickelt, das die Genauigkeit und Treff-
sicherheit nun deutlich erhöht. „Unser
Alleinstellungsmerkmal ist das kompakte
Design, wodurch wir auch innerhalb des
Tomographen arbeiten können“, erklärt
Michael Vogele, Gründer von iSYS.
Das Gerät kann also unter Echtzeitbild-
gebung eingesetzt werden. „Der Arzt
arbeitet dabei ohne Strahlenbelastung
aus sicherer Distanz und kann durch zu-
sätzliche Bilddaten präziser und sicherer
arbeiten, ein entscheidender Vorteil
gegenüber herkömmlicher Techniken.
Der Miniaturroboter erleichtert die
hoch präzise Arbeit ohne dem Arzt
die Verantwortung und die Kontrolle
zu entziehen“, betont Vogele. Neue
mikro-invasive Eingriffe können mit
dem iSYS-Miniaturroboter schneller
und effizienter durchgeführt werden,
somit profitieren nicht nur Patient und
Arzt, sondern auch das Krankenhaus.
Die Entwicklung des ersten Prototyps
erfolgte in enger Kooperation mit dem
Austrian Center for Medical Innovation
und Technology. Ein Großteil der Start-
finanzierung wurde über das PreSeed-
und Seed-Förderprogramm der AWS
sowie über eine Förderung des CAST
aufgebracht. „Der Medizintechnikmarkt
ist für Start Ups sehr hart. Man hat sehr
lange Testphasen, muss nicht nur die Kli-
niken vom Mehrwert für Arzt, Patienten
und Krankenhaus überzeugen, sondern
auch die Kassen. Das kann viele Jahre
dauern. Für diese sehr lange Übergangs-
zeit ist die Unterstützung, so wie wir sie
erhalten haben, essentiell.“ Der Human-
mediziner ist sicher, dass der Bedarf an
Assistenzrobotern weiter wächst. „Ich
glaube an den Markt der sogenannten
interventionellen Radiologie und Onko-
logie. Die Eingriffstechniken haben sich in
den letzten Jahren rasant entwickelt und
bieten kombiniert mit moderner Bildge-
bung bereits heute enormes Potential. In
Zeiten von notwendigen Kostenredukti-
onen führt in meinen Augen kein Weg an
dieser Technologie vorbei“, so Vogele.
Info:
www.isys.co.atFoto: Friedle
Foto: Sandoz GmbH
Peter Paal: mehrfach ausgezeichnet für
seine Arbeiten über die Überlebenschan-
cen von stark unterkühlten Menschen.
Joerg Windisch: „Biosimilars garantieren Pa-
tienten weltweit den Zugang zu leistbaren,
hochwirksamen Medikamenten.“
Michael Vogele hat einen Medizinroboter für
schonende Gewebe-Entnahmen entwickelt.
Foto: Friedle
Foto: Friedle
Die Firma Sandoz in Kundl ist im Bereich der sogenannten Biosimilars weltweit führend. Die von Sandoz
entwickelten Medikamente sichern Patienten weltweit den Zugang zu hochwirksamen Biopharmazeutika.
Biotechnologie mit Weltgeltung
Neuartiger Medizinroboter
[ konkret GESEHEN ]
Foto: Medizinuni
Foto: Medizinuni