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0114

standort

LINAC – Modernstes System weltweit erstmals in Österreich

Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]

Seit Jänner verfügt die Innsbrucker Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie über einen fünften

Linearbeschleuniger (LINAC – linear accelerator). Der neue LINAC ist das derzeit modernste System im Bereich der

Elektronenlinearbeschleuniger und steht in Innsbruck erstmalig in Österreich und auch weltweit an einer der ersten

Kliniken für die Behandlung von TumorpatientInnen zur Verfügung. Rund 3,6 Millionen Euro wurden in die Gerätean-

schaffung und in strahlenschutztechnische bauliche Änderungen investiert.

Science

Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster

Life Sciences Tirol finden Sie auf

www.standort-tirol.at/mitglieder

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[

]

FAKTEN. NEWS.

[ Thema: Life Science ]

Im Februar fiel der

Startschuss für ein neues

trinationales Forschungspro-

jekt mit starker Beteiligung

der Medizinischen Univer-

sität Innsbruck. Das von der

Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem

FWF und dem Schweizerischen National-

fonds geförderte Forschungsvorhaben legt

den Fokus auf eine Gruppe von Zelltod

auslösenden Signalmolekülen. Ein besseres

Verständnis ihrer Interaktionen kann zur

Entwicklung innovativer Therapien bei Krebs

und Autoimmunerkrankungen beitragen. Auf

Innsbrucker Seite ist das Team um Andreas

Villunger, Leiter der Sektion für Entwicklung-

simmunologie am Innsbrucker Biozentrum

der Medizinischen Universität Innsbruck,

beteiligt.

Eine aktuelle, soeben

im Fachjournal Endocrine

Related Cancer veröffent-

lichte Forschungsarbeit aus

dem Urologischen Labor

von Professor Zoran Culig

(Universitätsklinik für Urologie) beleuchtet die

Rolle des Proteins SOCS2 im Wachstumspro-

zess des Prostatakarzinoms. Die Erkenntnis,

dass eine hohe SOCS2 Expression mit einer

schlechten Prognose bzw. erhöhter Sterblich-

keit assoziiert ist, bildet einen neuen Ansatz in

der Entwicklung effizienterer Kombinations-

therapien bei Prostatakrebs.

Kalte Arbeiten in dichtem Schnee

Für seine Arbeiten über die Überlebenschancen von stark unterkühlten Menschen

wurde der Innsbrucker Intensivmediziner Peter Paal schon mehrfach ausgezeichnet.

E

rst Forschung und Entwick-

lung machen aus einem

guten Standort auch einen

Standort mit Zukunft. Ein heraus-

ragendes Beispiel dafür ist die 1946

von der Österreichischen Brau AG

und einem französischen Chemiker

gemeinsam gegründete Firma Bio-

chemie, die heutige Sandoz GmbH

in Kundl. Bereits 1951 erregte das

damals noch sehr kleine Unterneh-

men weltweit Aufsehen, als Ernst

Brandl und Hans Margreiter das

erste säureresistente Penicillin ent-

wickelten, was bedeutete, dass es

erstmals in Form von Pillen verab-

reicht werden konnte.

Heute, über 60 Jahre später, ist

Sandoz wieder ein Vorreiter. Das

Unternehmen ist im Bereich der

Biosimilars weltweit führend. Die-

se Produktgruppe wurde in Kundl

erfunden. Es handelt sich dabei

um „Kopien“ von biopharmazeu-

tischen Arzneimitteln, sogenannte

Nachahmer-Wirkstoffe. Dazu Joerg

Windisch, leitender Wissenschaftler

dieses Bereichs: „Biopharmazeutika

sind Wirkstoffe, die aufgrund ih-

rer komplexen Molekularstruktur

nicht mehr chemisch synthetisiert

werden können, sondern mit Hil-

fe von Zellkulturen oder Mikroor-

ganismen produziert werden. Sie

haben die moderne Medizin re-

volutioniert und sind oft die letzte

Therapieoption für lebensbedroh-

liche Erkrankungen wie Krebs oder

Autoimmunerkrankungen.“ Gene-

rell sind es Proteine, wobei beson-

ders die monoklonalen Antikörper

von Bedeutung sind.

Doch Biopharmazeutika sind teu-

er. Die Behandlungskosten pro Tag

sind im Schnitt um das 22-Fache

höher als die Therapie mit her-

kömmlichen niedermolekularen

Wirkstoffen. Diese hohen Kosten

erschweren weltweit, auch durch

den steigenden Anteil von Biophar-

mazeutika am gesamten Arzneimit-

telbedarf, den Zugang zu diesen

modernen Wirkstoffen. Deshalb

begann man bei Sandoz bereits in

den 1990er Jahren im Bereich der

Biosimilars zu forschen. 2006 er-

hielt Sandoz für das Biosimilar eines

menschlichen Wachstumshormons

die erste Zulassung in der EU. 2007

kam mit Epo das erste glykosylierte

Biosimilar in der EU auf den Markt.

Das dritte Biosimilar, Filgrastim,

ist indiziert für die Behandlung

eines durch Chemotherapie ausge-

lösten Mangels an weißen Blutkör-

perchen, die eine wichtige Rolle

für die körpereigene Abwehr von

Infektionen spielen. Mit diesen

drei Produkten ist Sandoz das welt-

weit führende Unternehmen auf

dem Gebiet der Biosimilars mit

einem Marktanteil von mehr als

50 Prozent und klinischen Studien

an fünf weiteren Produkten. „Mit

der Zulassung von Filgrastim konn-

te die Rolle der Tiroler Standorte

Kundl und Schaftenau innerhalb

von Novartis als Kompetenzzentren

für moderne Biotechnologie ein-

drucksvoll bestätigt werden“, hält

Windisch fest.

Wichtig sind diese Erfolge, so

Windisch, aber auch für die Stand-

ortsicherheit. „Als Teil eines welt-

weit agierenden Konzerns mit rund

135.000 Mitarbeitern können wir

unseren Standort in Tirol nicht

nur sichern, sondern auch weiter

ausbauen“, betont Joerg Windisch.

Dazu kommt, so Windisch weiter,

dass die Forschungs- und Entwick-

lungsförderungen in Tirol bzw.

Österreich im Vergleich zu vielen

anderen Ländern, in denen der

Konzern tätig ist, für das Unterneh-

men substanziell sind. „Und das

wird auch von der Konzernzentrale

so gesehen. So wird auch das erste

Biosimilar der nächsten Generati-

on, Rituximab, aus Tirol kommen

und zahlreichen Patienten mit Blut-

krebs helfen“, betont Windisch. Da-

mit ist und bleibt der Standort auch

wirklich einer mit Zukunft. Infos

unter

www.sandoz.at

]

L

awinenunfälle, sagt Peter

Paal, sind mit der gleich-

zeitigen Erstickungs- und

Unterkühlungsgefahr eine in der

Medizin unvergleichliche Situation.

Und es ist eine Situation, die mehr

unterkühlte Menschen überleben

können als bisher angenommen.

Gemeinsam mit Hermann Brugger

vom Institut für Alpine Notfallmedi-

zin der EURAC in Bozen und Kol-

legen aus Kanada hat Paal, Anästhe-

sist und Intensivmediziner an der

Medizinuni Innsbruck, alle weltweit

verfügbaren Studienergebnisse zu

diesem Thema analysiert. Die Er-

gebnisse flossen in neue Richtlinien

zur Behandlung von Unterküh-

lungsopfern ein, publiziert wurden

sie im New England Journal of Me-

dicine. Für diese Arbeit wurde Paal

schon zweifach ausgezeichnet (2013

Kardinal Innitzer-Förderungspreis,

2014 Preis der Ärztekammer für Ti-

rol).

„Die richtige Behandlung mit ei-

ner Herzlungenmaschine in einem

Spezialkrankenhaus wie Innsbruck

kann die Überlebenschancen bei

starker Unterkühlung auf bis zu 50

Prozent erhöhen“, zieht Paal ein Re-

sümee aus der Arbeit. Im Zuge der

Forschungsarbeit untersuchte er die

Auswirkungen von Sauerstoffman-

gel, erhöhtem CO

2

-Gehalt im Blut

und zunehmender Unterkühlung

bei verschütteten Lawinenopfern.

In künstlich simulierten Lawinen-

schnee wurden Atemhöhlen einge-

baut, aus denen Beatmungsschläu-

che ins Freie ragten. An mehreren

Testpersonen wurde beobachtet,

wie schnell ihnen sozusagen die Luft

ausgeht. „Für manche Testpersonen

war nach zehn Minuten das Limit

erreicht, andere konnten 30 Minu-

ten und länger atmen. Es scheinen

die unterschiedliche Schneequali-

tät, psychische und genetische Fak-

toren eine Rolle zu spielen“, berich-

tet Paal. Bezüglich Unterkühlung

konnte gezeigt werden, dass diese

rascher erfolgen kann als laut bis-

heriger Lehrmeinung (0,5 bis ein

Grad pro Stunde). So kann schon

nach einer Stunde eine so kritische

Abkühlung erreicht sein, dass Be-

wusstsein, Atmung und Kreislauf

extrem reduziert sind, so weit, dass

ein Herzstillstand – wenn dieser

nach der Abkühlung eintritt – für

länger als 30 Minuten anstatt der

erfahrungsgemäßen fünf Minuten

ohne bleibende Gesundheitsschä-

den überlebt werden kann. Zur

Zeit widmen sich Paal und Brugger

gemeinsam mit Lawinenforschern

aus Davos und deutschen Dokto-

randen der Frage, welche Rolle die

Schneedichte bei Lawinenverschüt-

tung spielt. Paals Forschungen und

Algorithmus zur Behandlung von

Unterkühlungsopfern findet übri-

gens auch außerhalb der Bergwelt

Beachtung. „Im März erscheint im

British Medical Journal ein Call for

Action, der unsere Richtlinien wi-

dergibt“, berichtet Paal. Die renom-

mierte Fachzeitschrift in Großbri-

tannien reagiert mit diesem Aufruf

an Englands Ärzte auf das Problem,

dass es auf der Insel zu wenig Wissen

über die richtige und somit überle-

benswichtige Behandlung von stark

unterkühlten Menschen gibt. ]

B

ei Gewebe-Entnahmen oder in

der Schmerz- und Tumortherapie

kommen immer häufiger kleinste In-

strumente zum Einsatz. Der Kitzbüheler

iSYS Medizintechnik GmbH ist es nun

gelungen, ein robotisches Assistenzsy-

stem für diese micro-invasiven, per-

kutanen Interventionen zu entwickeln.

Grundvoraussetzung für einen solchen

Eingriff ist die hochpräzise Ausrichtung

der Nadel und die Positionierung der

Nadelspitze am Zielpunkt, zum Beispiel

in einem Tumor. iSYS hat ein Gerät

entwickelt, das die Genauigkeit und Treff-

sicherheit nun deutlich erhöht. „Unser

Alleinstellungsmerkmal ist das kompakte

Design, wodurch wir auch innerhalb des

Tomographen arbeiten können“, erklärt

Michael Vogele, Gründer von iSYS.

Das Gerät kann also unter Echtzeitbild-

gebung eingesetzt werden. „Der Arzt

arbeitet dabei ohne Strahlenbelastung

aus sicherer Distanz und kann durch zu-

sätzliche Bilddaten präziser und sicherer

arbeiten, ein entscheidender Vorteil

gegenüber herkömmlicher Techniken.

Der Miniaturroboter erleichtert die

hoch präzise Arbeit ohne dem Arzt

die Verantwortung und die Kontrolle

zu entziehen“, betont Vogele. Neue

mikro-invasive Eingriffe können mit

dem iSYS-Miniaturroboter schneller

und effizienter durchgeführt werden,

somit profitieren nicht nur Patient und

Arzt, sondern auch das Krankenhaus.

Die Entwicklung des ersten Prototyps

erfolgte in enger Kooperation mit dem

Austrian Center for Medical Innovation

und Technology. Ein Großteil der Start-

finanzierung wurde über das PreSeed-

und Seed-Förderprogramm der AWS

sowie über eine Förderung des CAST

aufgebracht. „Der Medizintechnikmarkt

ist für Start Ups sehr hart. Man hat sehr

lange Testphasen, muss nicht nur die Kli-

niken vom Mehrwert für Arzt, Patienten

und Krankenhaus überzeugen, sondern

auch die Kassen. Das kann viele Jahre

dauern. Für diese sehr lange Übergangs-

zeit ist die Unterstützung, so wie wir sie

erhalten haben, essentiell.“ Der Human-

mediziner ist sicher, dass der Bedarf an

Assistenzrobotern weiter wächst. „Ich

glaube an den Markt der sogenannten

interventionellen Radiologie und Onko-

logie. Die Eingriffstechniken haben sich in

den letzten Jahren rasant entwickelt und

bieten kombiniert mit moderner Bildge-

bung bereits heute enormes Potential. In

Zeiten von notwendigen Kostenredukti-

onen führt in meinen Augen kein Weg an

dieser Technologie vorbei“, so Vogele.

Info:

www.isys.co.at

Foto: Friedle

Foto: Sandoz GmbH

Peter Paal: mehrfach ausgezeichnet für

seine Arbeiten über die Überlebenschan-

cen von stark unterkühlten Menschen.

Joerg Windisch: „Biosimilars garantieren Pa-

tienten weltweit den Zugang zu leistbaren,

hochwirksamen Medikamenten.“

Michael Vogele hat einen Medizinroboter für

schonende Gewebe-Entnahmen entwickelt.

Foto: Friedle

Foto: Friedle

Die Firma Sandoz in Kundl ist im Bereich der sogenannten Biosimilars weltweit führend. Die von Sandoz

entwickelten Medikamente sichern Patienten weltweit den Zugang zu hochwirksamen Biopharmazeutika.

Biotechnologie mit Weltgeltung

Neuartiger Medizinroboter

[ konkret GESEHEN ]

Foto: Medizinuni

Foto: Medizinuni