Standort Tirol 03 2015 - page 2

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STANDORT
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Vier Millionen Euro für „Gründung am Land“
Thema: [ Regionale Förderung ]
STANDORT
DasWirtschaftsministerium setzt gemeinsam mit der aws und der
Agrarmarkt Austria Schritte zur Förderung von innovativen Unternehmens-
gründungen im ländlichen Raum. Geschäftsideen, die im Einklang mit dem
Regionalkonzept stehen, können mit bis zu 50.000 Euro gefördert werden. Die
Einreichfrist endet am 3. 12 2015. Info:
D
enkt man an Fließ, Rotholz
und Weißenbach denkt man
nicht an Start-ups, betritt
man den Swisscom Shop in Zürich,
schaut man den Beachvolleyballe-
rinnen Stefanie Schwaiger und Bar-
bara Hansel, Formel-1-Testfahrerin
Susie Wolff, Schauspieler John Mal-
kovich und Trainer-Profi Felix Ma-
gath auf die Brille, denkt man nicht
an Tirol, geschweige denn an Fließ,
Rotholz und Weißenbach. Und doch
sind es drei junge Unternehmen aus
den drei Orten, die Design und Flair
in die Welt – und Arbeitsplätze in die
Region bringen.
Der Gegensatz von ländlicher Idylle
und der weltweiten Coolness seiner
unzerbrechlichen Gloryfy-Brillen sei
kein Problem, sagt Gloryfy-Gründer
Christoph Egger, im Gegenteil: „Un-
sere Besucher, darunter viele inter-
nationale Extremsportler finden es
supercool und authentisch.“ Seit 2011
ist der ehemalige Werber mit seiner
Erfindung auf dem Markt und pro-
duziert rund 60.000 Brillen im Jahr,
immer noch in einer Garage in Mayr-
hofen, lacht Egger. Allein ist er längst
nicht mehr, in Mayrhofen und am
Stammsitz Rotholz inklusive Werbe-
agentur sind in der Zwischenzeit 30
Mitarbeiter beschäftigt.
Fast zeitgleich mit Gloryfy star-
teten Roland und Christian Wolf so-
wie Marija und Martin Iljazovic ein
anderes Brillenprojekt. Mit einem
„Mix aus Utopie und Wahnsinn“, wie
Roland Wolf meint, produzierten sie
2009 – ebenfalls in einer Garage – in
Lechaschau ihre ersten patentierten
Holzbrillen. Heute, zahlreiche in-
ternationale Designpreise, eine
Steinbrillen-Erfindung und einen
Zwischenstopp in Höfen später ist
der Sitz der Brillenmanufaktur Rolf
Spectacles in Weißenbach, an die 50
Ganzjahresarbeitsplätze inklusive.
Auf der anderen Seite der Lechtaler
Alpen ist die dritte Tiroler „Garagen-
firma“ zu finden. Nach Autoabstell-
platz und Stadel firmieren Organoid
Technologies auf 1200 Quadratmeter
in der Fließer Au. Drei Jahre inten-
sive Forschungs- und Entwicklungs-
arbeit gingen der Unternehmens-
gründung im Jahr 2013 voraus, die
natürlichen Ausgangsmaterialen für
die duftenden Dekorbeschichtungen
beziehen sie, wie Gründer Martin Je-
hart betont, „so weit wie möglich von
lokalen Produzenten, das Almheu
etwa ist handgesenst.“ Ein Kernteam
von sieben Mitarbeitern produziert
die Platten, der Vertrieb – in 45 Län-
dern – ist ausgelagert.
„Gloryfy, Rolf Spectacles und Or-
ganoid sind nur drei Beispiele von
Tiroler Gründungen, die in den ver-
gangenen Jahren zu Marktführern
und international bekannten Playern
geworden sind“, hält Harald Gohm,
Geschäftsführer der Standortagentur
Tirol, fest. Für ihn ein Beweis, dass
das Gründerland Tirol „weit pulsie-
render ist, als es manche meinen.“ ]
QUANTENLÖSUNG
LANGE NACHT
PATRIZIA ZOLLER-FRISCHAUF
Landesrätin fürWirtschaft
D
ie Entwicklung eines Quanten-
computers hat in den vergan-
genen Jahren große Fortschritte
gemacht, Innsbrucker Physiker schla-
gen nun einen Bauplan für einen
skalierbaren Quantencomputer vor.
Das vonWolfgang Lechner gemein-
sam mit Philipp Hauke und Peter
Zoller entwickelte, neue Modell
beseitigt grundlegende Einschrän-
kungen der Programmierbarkeit
bisheriger Ansätze und öffnet den
Weg zur Lösung sehr allgemeiner
Optimierungsprobleme mit Hilfe der
Quantenmechanik.
A
m Freitag, den 22. April 2016 ist
es wieder so weit, zum siebten
Mal öffnen die Forschungsinstituti-
onen vom Bodensee bis zum Neu-
siedlersee ihreTore für das interes-
sierte Publikum. Die Forschungsnacht
verzeichnet seit 2005 steigendes Inte-
resse bei allen Bevölkerungsschichten
und Altersklassen mit zuletzt über
136.500 Besuchern. Sie ist das einzige
bundesweite Forschungsevent, das
Leistungen heimischer Institutionen
– von der Grundlagenforschung
bis zur Industrie – für eine breite
Bevölkerung zugänglich macht. Die
größteVeranstaltung zurWissen-
schafts-Kommunikation präsentiert
bei freiem Eintritt Wissenschaft und
Forschung auf innovative, verständ-
liche und unterhaltsameWeise. Das
Spektrum der Aussteller reicht in
Tirol von den drei Unis über die
Fachhochschulen bis hin zu außeruni-
versitären Forschungsinstitutionen, In-
dustrie und innovativen, forschenden
Einzelunternehmen.Teilnehmende
Betriebe koordiniert die Standort­
agentur Tirol.
D
ieWelt kann verändert wer-
den. Zukunft ist kein Schicksal“,
das sagte einst der Publizist und
Zukunftsforscher Robert Jungk. Eine
kräftigere Motivation für die Aus-
einandersetzung mit den großen
Umbrüchen, die uns gerade begleiten,
gibt es für mich nicht. Dass Jungk bei
Ihnen, werteWirtschaftstreibende
und Forschende, einen ebenso
starken Antrieb weckt, die Dinge
anzupacken, darauf hoffe ich. Denn
wir müssen morgen in einer noch
globalisierterenWelt mithalten. Und
dazu heute Maßnahmen umsetzen,
die den Standort effektiv sichern und
unsereWettbewerbsfähigkeit effizient
erhöhen. An welchen Stellen genau
wir dazu angreifen müssen, erhebt
die Standortagentur Tirol soeben in
meinem Auftrag. Sie prüft, welche
großenTrends inTirol in welchem
Umfang wirken. Und stimmt ebenso
ab, welchen nicht veränderbaren
Einflüssen wir mit unserem Know-
how am entschiedensten begegnen
können. Die Ergebnisse werden Ihnen
wertvolle Positionierungshilfe für die
Zukunft sein. Und es der Standort­
agentur Tirol ermöglichen, auch
künftig zu jenenThemen an Ihrer
Seite zu sein, die über dieWettbe-
werbsfähigkeit Ihres Unternehmens
entscheiden. Die Bilder Tirols konnten
wir zuletzt genauso rasant wandeln
wieVeränderungen gerade einwirken:
von der Piefke-Saga zu Industrie 4.0
auf den Bergen; von vermeintlich ein-
zelkämpferischer Mentalität zu hoch
kooperationsfreudigen Unternehmen;
vom Grundlagenforschungskaiser zur
Spitze der angewandten Forschung in
Österreich.Trauen wir uns also auch
allesWeitere zu. Indem wir heute
entscheiden, womit wir morgen
erfolgreich sein wollen, gestalten wir
unsereWelt.
Liebe
Leserinnen
und Leser
EDITORIAL
Foto:LandTirol
Cometenhafte Unterstützung
Die K-Projekte des Programms COMET bieten Raum für neue Ideen im Bereich
der kooperativen Forschung – die aktuelle Ausschreibung läuft bis zum 26.4.2016.
D
as Ziel ist ehrgeizig – im Ver-
gleich zu den besten derzeit
erhältlichen Kühl- und Ge-
friergeräten soll eine neue Generati-
on aus demHause Liebherr einen um
30 Prozent niedrigeren Energiever-
brauch aufweisen. Erreichen wollen
die Osttiroler Kühlspezialisten ihr Ziel
mit der verstärkten Integration zusätz-
licher elektronischer Kreislaufkom-
ponenten und der Implementierung
intelligenter Regelalgorithmen. Um-
gesetzt wird das Vorhaben in einem
Forschungsverbund – Eco-Cool nennt
sich das von der TU Graz geleitetet
Konsortium (weitere Partner sind die
Secop, Infineon und Simtech), das
im Juli 2013 die Arbeit aufgenommen
hat. Schon jetzt, zur Halbzeit des Pro-
jekts, könne man neue Erkenntnisse
in die laufende Produktion einfließen
lassen, heißt es aus dem Hause Lieb-
herr. Unterstützt wird das Konsortium
dabei von Bund und Ländern als K-
Projekt im Rahmen des COMET-Pro-
gramms der FFG.
Neue Ideen mit künftigem Ent-
wicklungspotenzial im Bereich der
kooperativen Forschung sind das
erklärte Ziel der K-Projekt-Linie. Ge-
fördert werden dabei gemeinsam von
Wissenschaft und Wirtschaft durchge-
führte Forschungsvorhaben, die hohe
Forschungskompetenz sowie Wissen-
schaftsanbindung bei gleichzeitiger
hoher Umsetzungsrelevanz im Un-
ternehmenssektor aufweisen. Abge-
schlossene Tiroler Projekte wie „Licht“
(Lichtanwendung, Lichtwirkung und
LED Technologie; u.a. Bartenbach)
sowie „Sports Textiles“ (innovative
Materialeigenschaften für Sporttexti-
lien) zeigen ebenso wie die laufenden
Projekte die Bandbreite und Eig-
nung für alle Unternehmensgrößen:
VASCage (Alternsforschung im Zu-
sammenhang mit Durchblutungsstö-
rungen; u.a. Bionorica, InfPro), JOIN
(Fügen metallischer Werkstoffe; u.a.
Plansee), AAHM R2P (lasergestützte
Gewässervermessung aus der Luft;
u.a. Airborne Hydromapping und die
Uni Innsbruck) sowie focus_sts (Syste-
mentwicklungen für Holzmassivbau-
weise; u.a. Binderholz).
Rund zehnMillionen Euro stellt der
Bund nun für die aktuelle Ausschrei-
bungsperiode der K-Projekte (maxi-
male Laufzeit vier Jahre) zur Verfü-
gung (Ausschreibungsende 26. April
2016), dazu kommen noch die ent-
sprechenden Landesmittel. Vorausset-
zung für einen Antrag ist ein Konsorti-
um, das mindestens aus einem
wissenschaftlichen Partner (Unis,
Fachhochschulen,
Forschungsein-
richtungen) und mindestens drei Un-
ternehmen besteht. Insgesamt beläuft
sich die Höhe der öffentlichen Förde-
rung auf maximal 45 Prozent, der
Rest muss von den Partnern aus Wirt-
schaft und Wissenschaft finanziert
werden. Info auf
]
Foto:AHM
Gemeinhin denkt man Garagenfirmen an IT-Start-ups. Drei junge Tiroler Unternehmen zeigen aber, dass
Autoeinstellräume auch Ausgangspunkte für andere kreative Ideen und neue Arbeitsplätze sein können.
Zwischen Idylle und Coolness
Foto:Uni Innsbruck
Organoid-Chef Martin Jehart, Heinz Kinigadner und David Lama mit Gloryfy-Gründer Christoph Egger, Rolf-Founder RolandWolf (v.li.): Arbeitsplätze durch Innovation.
Foto:s Andreas Friedle (1),Gloryfy/Johannes Sautner (1),Rolf (1)
Das Forschungsprojekt AAHM R2P untersucht die alpine Unterwassergeometrie.
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