Standort Tirol 03 2015 - page 1

STANDORT:
Kann man Zukunft
richtig einschätzen?
FRANZ BAILOM:
Anhand eines Bei-
spiels: Auf die Frage, wann der Elek-
tromotor den Verbrennungsmotor
tatsächlich ablösen wird, könnten
Ihnen weder die renommiertesten
Zukunftsforscher noch die besten
Automotiv-Experten ein konkretes
Datum nennen. Bei der Frage, ob der
Verbrennungsmotor weitestgehend
aus den Autos verschwinden wird,
sieht die Qualität der Vorhersehbar-
keit schon ganz anders aus – das ist in
absehbarer Zeit mehr als wahrschein-
lich. Wir können also oft sehen, was
auf uns zukommt. Wann dieses was
eintritt und wie die erfolgreichste Lö-
sung aussehen könnte, ist viel schwie-
riger einzuschätzen.
STANDORT:
In gewisser Weise kann
man Entwicklungen Ihrer Meinung
nach also durchaus „vorhersehen“.
Wie geht man richtig damit um?
BAILOM:
Wir leben in einer Zeit
massiver Umbrüche, die uns alle vor
sehr bedeutende Herausforderungen
stellt bzw. stellen wird. Grundsätzlich
kann jeder Einzelne von uns ent-
scheiden, ob er passiv abwartet oder
versucht, aktiv mitzugestalten. Ich
plädiere für das Zweite. Wenn man
nämlich bereit ist, Ausschau nach
dem „Neuen“ zu halten, wird man es
auch sehen. Relevante Trends werfen
nämlich immer frühzeitig Schatten
voraus. Womit wir nach wertvollen
Chancen suchen können, die wir nut-
zen könnten. Louis Pasteur hat ein-
mal sehr treffend gesagt: „Der Zufall
begünstigt den vorbereiteten Geist.“
Auf dieses Vorbereitet sein kommt es
mehr denn je an.
STANDORT:
Wie gut bereitet sich die
Wirt­schaft auf globale Entwicklungen
vor?
BAILOM:
Leider nicht allzu gut. Un-
terschiedliche Studien belegen, dass
Entscheidungsträger im Schnitt we-
niger als drei Prozent ihrer Zeit für
die intensive Beschäftigung mit der
Zukunft verwenden. Damit ist es auch
nicht sehr verwunderlich, dass mehr
als 60 Prozent der Unternehmen an
der Zukunftsfähigkeit ihres Geschäfts-
modells zweifeln, nur 35 Prozent ein
klares Bild ihres künftigen USP haben
oder mehr als 80 Prozent noch kein
Bild davon haben, welche konkreten
Chancen und Risiken die Digitalisie-
rung für sie bringen könnte.
STANDORT:
Im Auftrag der Stand­
ort­agentur entwerfen Sie künftige
Szenarien für Tirol. Was ist der Fokus?
BAILOM:
Im Kern geht es bei diesem
gemeinsamen Projekt um konkrete
Chancen und Lösungsansätze, die
helfen sollen, Tirol und seine Un-
ternehmen gut vorzubereiten. Ver-
einfacht dargestellt durchlaufen wir
einen zweistufigen Prozess: Zunächst
wurde untersucht, ob und welche Aus-
wirkungen sich global abzeichnende
Trends und Entwicklungen auf einzel-
ne Branchen haben könnten. Darauf
aufbauend werden in der Folge unter
Einbindung von Experten und Un-
ternehmen Chancen und Risiken pro
Branche identifiziert und faktische
Lösungsansätze für Tirol und pro
Branche erarbeitet.
STANDORT:
Zeichnen sich schon
Ergebnisse ab?
BAILOM:
Wir haben gerade die erste
Phase abgeschlossen. Es deshalb noch
verfrüht, über konkrete Ergebnisse zu
sprechen. Trotzdem zeigt sich bereits,
dass sich bestimmte Entwicklungen
wie z.B. die Digitalisierung oder die
sinkenden globalen Wachstumsraten
massiv auf viele Branchen auswirken
werden, sich in einigen Bereichen
aber auch bereits sehr spannende Lö-
sungsansätze für Tirol abzuzeichnen
beginnen. ]
IMP-Strategieexperte Franz Bailom über die Vorhersehbarkeit von Zukunft,
Trends vorauseilende Schatten und Chancen aus aktivem Mitgestalten.
Chancen suchen, die
wir nutzen können
Standort
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STANDORT 03|15
[ Thema: Inhalt ]
Franz Bailom identifiziert Lösungsan-
sätze für einzelne Branchen und für Tirol
[ standortagentur ] : [ erneuerbare energien ] [ informationstechnologien ] [ life sciences ] [ mechatronik ] [ wellness ] : [ forschung ] [ wirtschaft ]
Erneuerbare Energien
Seite 3
[ Thema: Impressum ]
STANDORT. Aktuelle Nachrichten
der ­Standortagentur Tirol und ihrer
­Clusterinitiativen. Ausgabe 03|15
Herausgeber: Standortagentur Tirol,
Ing.-Etzel-Straße 17, 6020 Innsbruck 
Verleger: KULTIG Corporate Publishing,
Koch & Partner KG
Redaktion: Andreas Hauser
Fotos: Andreas Friedle
Druck: Alpina Druck GmbH
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Nr. 26 | Jg. 07
AKTUELLE NACHRICHTEN DER STANDORTAGENTUR TIROL
Tiroler Start-ups schaffen mit ihren
kreativen Ideen Arbeitsplätze
Als erstes umgesetztes Sinfonia-Projekt
wurde die Volksschule Siegmairstraße saniert
Was Photovoltaik-Experten Hubert
Fechner „ein nahezu bescheidenes Ziel“ nennt
Mechatronik
Seite 4
F&E passiert bei FrankWille, weil Kun-
den mit Sonderwünschen anfragen
Johannes Gerstmayr betont dieWichtig-
keit des Maschinenbaus in der Mechatronik
Informationstechnologie
Seite 5
Innsbrucker IT-Spezialisten setzen auf
klinische Multimediaarchive
artfabrik und living liquid wollen effizient
realitätsnahe 3D-Modelle visualisieren
Wellness
Seite 6
Zirbenduft mit modernem Design – viel
Handarbeit steckt in den zirbs
Martin Friede setzt auf Entschleuni-
gung für den
TVB Region Hall-Wattens
Life Sciences
Seite 7
Forscher entwickeln eine neue Behand-
lungsplattform für die Krebsimmuntherapie
Das Innsbrucker Schlaflabor erforscht
die Ursachen von Schlafstörungen
[ K-REGIO FÖRDERUNG ]
I
nnovative Tube Design“ nennt sich eines der neuen Projekte, die
über das Programm K-Regio des Landes Tirol gefördert werden.
Konkret sollen dabei in Kooperation zwischen einemTiroler Indus-
trieunternehmen, KMUs und dem Institut für Materialtechnologien
an der Universität Innsbruck innovative Faserverbundstoffe für
neue Anwendungen und Produkte z.B. in der Automobilindustrie
optimiert werden sollen. Sechs Projektanträge wurden in dem mit
mehr als zwei Millionen Euro dotierten Call von der Standorta-
gentur beraten, fünf Anträge wurden schließlich eingereicht. Die beiden nach einer externen Evaluierung bestgereih-
ten Projekte wurden seitens des Kuratoriums der Standortagentur Tirol zur Förderung beschlossen. Neben „Inno-
vative Tube Design“ konnte auch noch „MitoFit“ überzeugen: In dem Projekt werdenWege zum routinemäßigen
Einsatz eines Medizinprodukts zur Messung von mitochondrialen Parametern aufbereitet. Die Anwendung könnte
der Prävention zahlreicher Krankheiten – darunter z.B.Typ 2 Diabetes, Demenz, kardiovaskuläre Erkrankungen bzw.
verschiedene Krebsarten – dienen. Insgesamt stehen den zwei Projekten für die jeweils dreijährigen Projektlaufzeiten
Fördermittel in Höhe von jeweils knapp 900.000 Euro zur Verfügung.
STADTZUKUNFT
I
m BMVIT-Förderprogramm
„Stadt der Zukunft“ läuft noch bis
28.01.2016 die dritte Runde, fünf
Millionen Euro für Forschungs- und
Entwicklungsprojekte rund um
denThemenkomplex „Energie in
der intelligenten Stadt“ stehen zur
Verfügung. Ziel ist die Entwicklung
von Konzepten,Technologien und
Systemlösungen für integrierte
Energie- und Gebäudeinfrastrukturen.
Dabei ist eine integrierte Planung und
Umsetzung aller relevantenThemen-
bereiche, wie Energieerzeugung und
-verteilung, gebaute Infrastruktur,
Dienstleistungen, Mobilität, industrielle
Produktion und Gewerbe, gefragt.
Info:
D
as Mo-
dewort
von heute heißt
SMART. Dieser
Begriff ist in
aller Munde und
fast jeder, hat
etwas „smartes“
anzubieten.
Aber was steckt nun eigentlich hinter
dem Begriff „smart“? Macht man aus
einem normalen Gegenstand einen
„smarten“ Gegenstand, so verbaut
man in diesem Gegenstand kleinste
Elektronik. Intelligente Gegenstände
bekommen somit eine Identität, sie
wissen, wo sie sich befinden und was
sie beobachten müssen, sie kennen
ihre Grenzwerte und schlagen Alarm,
falls diese über- oder unterschritten
werden. Sie können sich verständigen,
sich ins Internet integrieren oder mit
ihrer Außenwelt kommunizieren. Die-
seTechnologie lässt sich einfach und
kostengünstig überall einbauen und
ermöglicht Unternehmen, bessere
Produkte und Dienstleistungen anzu-
bieten und neue Geschäftsmodelle
aufzubauen. Mit smarten Produkten
können Unternehmen zusätzliche
Informationen über ihre Produkte
bekommen. Smarte Produkte bieten
den Konsumenten mehr Komfort und
Spaß.Welches Kind putzt nicht gerne
mit einer smarten Zahnbürste seine
Zähne und rubbelt mit den Bewe-
gungen der Zahnbürste synchron
ein Märchenbild amTablet frei. Die
Digitalisierung schreitet voran und
bringt neue Möglichkeiten zurVerbes-
serung der Effizienz, der Qualität, der
Performance und des Komforts.Wir
sind bereits inmitten der sogenann-
ten vierten industriellenWelle und
es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie
Sie trifft. Sie können auf ihr mitsurfen
oder sich von ihr überraschen lassen!
Die neue
„smarte“ Welt
GASTKOMMENTAR
DIPL.-ING.
DORLY HOLZER-HARRINGER
GF AlmendoTechnologies GmbH
SIEGERTYPEN
N
eun nominierte Unternehmen
präsentierten ihre exzellenten
Projekte, drei davon wurden von
Land Tirol undWKTirol ausgezeich-
net – und dürfen sich nun „Tiroler
Innovationspreisträger 2015“ nen-
nen. Im Bereich Dienstleistung über-
zeugte General Solutions mit seiner
Krisen- und Kastrophenfall-Software
CASE II, die Kategorie „technische
Innovation“ ging an Physiotherm für
das Infrarotduschsystem „Intense
SMART“, das nachträglich in die
Dusche eingebaut werden kann.
Den Preis „Konzepte mit Innovati-
onspotenzial“ holte sich Blue Spar-
row mit einer via App steuerbaren
kleinen fliegenden Cam.
Foto:www.schwaebische.de
Foto:privat
Foto:pixabay.com
Franz Bailom von Innovative Manage-
ment Partner: „Faktische Lösungsansätze
für Tirol und pro Branche.“
Neuer Call - neue Projekte
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