Standort Tirol 03 2015 - page 5

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STANDORT
Thema: [ INFORMATIONSTECHNOLOGIENTIROL ]
Die Hall AG erweiterte vor Kurzem die nutzbare Fläche ihres „Datencenter Innsbruck“ auf insgesamt 270 m² und somit
Platz für rund 2500 Server. „Beim Ausbau des Datencenters stand die maximale Datensicherheit an oberster Stelle“ erklärt IT-
Leiter Manuel Kofler. Die Klimaanlagen wurde durch ein Free-Cooling-System ersetzt, das die kühleren Umgebungstemperaturen
nutzt, um kaltesWasser für den Einsatz in der Klimaanlage zu erzeugen. Spezielle Kaltgangeinhausungen trennen zudem warme
und kalte Luft zuverlässig voneinander. So steigt die Effizienz des Kühlsystems bei gleichzeitiger Senkung des Energieverbrauchs.
Modernstes Datencenter in Tirol wurde – energieeffizient – erweiter t
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: ITTirol ]
Die Informatikerin Ruth
Breu erhielt vor Kurzem den
mit 14.000 Euro dotierten
Tiroler Landespreis für
Wissenschaft. Nach Studium
und Promotion an der
Uni Passau habilitierte sie sich an der TU
München und arbeitete anschließend einige
Jahre als Beraterin für Softwaretechnik. Seit
2002 ist Breu Professorin am Institut für
Informatik der Uni Innsbruck und betreut
die Forschungsgruppe Quality Engineering
mit derzeit 30 Mitarbeitern.
Informationssicherheit
einschließlich technischem
Datenschutz ist das For-
schungsgebiet von Rainer
Böhme, dem er nun als
Professor für Sichere IT-
Infrastrukturen am Innsbrucker Informatik­
institut nachgehen kann. Ausgangspunkt
seiner Arbeit ist die Beobachtung, dass
zwischenmenschliche Konflikte zunehmend
in vernetzte Informationssysteme projiziert
und dort oft unzureichend gelöst werden,
sein Ziel ist die Entwicklung und Bewer-
tung von technischen Ansätzen, die solche
Konflikte mit wissenschaftlichen Methoden
begründbar gut lösen oder ursächlich
vermeiden.
I
m Prinzip ist ein 3D-Laserscan-
ner ein Punktelieferant – Milli-
onen, innerhalb kürzester Zeit
durchgeführter Einzelmessungen
ergeben eine Punktwolke als digi-
talen Abdruck der Realität. Nur:
„Die Punktwolke ist dumm, die
Punkte kennen ihren Nachbarn
nicht“, erklärt Nikolaus Stickler
die Tatsache, dass ein Laserscan
nicht sofort ein fertiges 3D-Modell
ergibt. Die Auswertung, vor allem
wenn das Ergebnis visuell der Rea-
lität gleichen soll, ist (arbeits)tech-
nisch aufwändig. „Für 3D-Filme
bzw. 3D-Spiele arbeiteten hunderte
Menschen mehrere Monate bis Jah-
re“, beschreibt Matthias Hosp, Ge-
schäftsführer der InnsbruckerMedi-
enagentur artfabrik, die Dimension.
Gemeinsam mit Sticklers Software-
Unternehmen, living liquid will
Hosp nun Möglichkeiten finden,
die Umsetzung in 3D-Modelle effi-
zient zu gestalten oder wie es Stick-
ler formuliert: „Wir wollen auto-
matisierte oder semi­automatisierte
Verfahren entwickeln, die aus der
originären Punktwolke descriptive
3D-Geometrie und damit ein super-
intelligentes Umfeld machen “
Das artfabrik-Team beschäftigt sich
seit mehr als zehn Jahren mit Visua-
lisierungen und Animationen. Fehl-
te anfangs noch die Bereitschaft der
Kunden, hat 3D inzwischen in fast
jeder Branche – Film, Games, 3D-
Printing, Architektur, Automotive,
Biometrie etc. – Fuß gefasst. Living
liquid hat sich auf Entwicklung und
Implementierung von interaktiven
3D-Softwaresystemen spezialisiert
„und vor drei Jahren haben wir uns
kennengelernt und festgestellt, dass
wir uns unglaublich gut ergänzen“,
sagt Nikolaus Stickler. Aus der Er-
gänzung wurde Zusammenarbeit,
die aktuell in ein zweijähriges, vom
Land Tirol gefördertes FEI-Projekt
mündete. „Wir konzentrieren uns
auf die Pipeline, Wege, die Daten zu
erfassen, haben wir verschiedene,
die Anwendungsgebiete für den
Output sind vielseitig“, so Hosp.
Eines sieht er unter anderem
in der Archäologie. Für ein Film-
projekt war das artfabrik-Team vor
Kurzem in Tunesien, um die antike
Römerstadt Thugga (seit 1997 UN-
ESCO-Weltkulturerbe) für ein „digi-
tal environment“zu scannen. Mit ei-
ner Kombination aus Punktwolken
und hochauflösenden Fotos lassen
die 3D-Spezailisten nun Thugga
virtuell wiedererstehen – und somit
auch für die Zukunft zu erhalten.
Dabei entdecken sie sogar Verbor-
genes. „Im 3D-Modell haben wir die
Farbinformation kurz ausgeblendet
– und dabei in Stein geritzte Namen
entdeckt.“ Infos:
­
]
„Digital environment“ einer antiken Römerstadt: 3D-Modell des Theaters vonThugga, Ausschnitt und verborgenes Graffito.
Fotos:artfabrikpunkt
Pipelines für Punktwolken
Die Unternehmen artfabrik und living liquid suchen nach Pipelines, um aus
­riesigen Datenmengen effizient realitätsnahe 3D-Modelle zu visualisieren.
MehrTop-Betriebe aus dem Cluster
InformationstechnologienTirol finden
Sie auf­www.standort-tirol.at/mitglieder
Mehr Info
[
]
Lernen im virtuellen Raum
[ konkret GESEHEN ]
A
ls IT-Unternehmen hat man
zwei Möglichkeiten, meint
Markus Reitshammer, entweder
man sucht sich ein Spezialgebiet und
Kunden in- und außerhalb der Regi-
on, oder, lacht er, „man bietet einen
breiten Bauchladen für Kunden in
der Region an“. Cluster IT Tirol-
Mitglied Reitshammer hat sich mit
seinem Unternehmen Re - Systems
für Zweiteres und intelligente EDV-
Lösungen entschieden, zu seinen
Kunden zählen Privatpersonen wie
Unternehmen, das Portfolio umfasst
u.a. hochkomplexe Software-Lö-
sungen für international agierende
Unternehmen, IT-Security, ERP-
Systeme, Datenrettung und Compu-
terreparaturen. Eine Palette, die der
diplomierte Lehrlingsausbilder auch
seinem hauseigenen IT-Nachwuchs
beibringen will. Allerdings, sagt Mar-
kus Reitshammer, gibt es Problem-
situationen, die im Alltag nur selten
vorkommen und „andere Themen
sind so riskant, dass sie von Lehrlin-
gen nicht in der Realität bearbeitet
werden können.“
Die Lösung für das Problem fand
das Re - Systems-Team im eigenen
Know-how: eine virtuelle Lehrwerk-
statt. „Eine Lehrwerkstatt kann aus
ein, zwei Servern und zehn PCs
bestehen. Nur, wer hat die Geräte
und den Platz?“, hält Reitshammer
fest. Diesen „Platz“ bietet ihm die
eigene inn.cloud, in der virtuelle
Systeme abgebildet werden, „an
denen sich der Lehrling auspro-
bieren kann“. Firewalls,Webserver,
Kundenprobleme und Virusattacken
werden vom Lehrling „in einem
geschützten Bereich“ simuliert,
erfahrene Mitarbeiter können sich
in Rollenspiele einbringen – eben
die breite Palette, die Reitshammer
vermitteln will.
Als Idee und nicht als Produkt
sieht der IT-Spezialist seine virtuelle
Lehrwerkstatt, die in dieser Art
nur in IT-Lehrlinge ausbildenden
Unternehmen eingesetzt werden
kann.Wobei, sagt er, es durchaus auf
andere Branchen übertragbar sei,
denn „virtuelle geschützte Bereiche
kann man überall einbauen“. Mehr
Info:
Foto:Andreas Friedle
Markus Reitshammer: „Lehrlinge pro-
bieren sich an virtuellen Systemen aus.“
Die IT-Spezialisten des Innsbrucker Unternehmens ITH icoserve sind mit ihren Lösungen für klinische
Multimediaarchive sowie regionale und nationale Gesundheitsvernetzungen international erfolgreich.
Vernetzte Kommunikation
A
m Anfang war sozusagen ein
Zettel. Auf diesem notierte
der Arzt den Namen seines
Patienten, dessen Wehwehchen und
die dagegen verschriebenen Mittel.
Schickte er den Patienten zu einem
Spezialisten, gab er ihm den Zettel,
nun Arztbrief genannt, mit. Ähnlich
war es imKrankenhaus, etwas komple-
xer durch die Anzahl der Zettel und
vor allem der Bilder. Erste Vereinfa-
chungen gab es mit dem Einzug der
EDV, einzelne Abteilungen begannen
mit spezifischen IT-Lösungen wie dem
Radiologieinformationssystem (RIS)
zu arbeiten. Abteilungsintern konnte
somit auf eigene Daten zugegriffen
werden, klinikübergreifend allerdings
nicht. Die Lösung sah man in KIS, in
abteilungsübergreifenden Kranken-
hausinformationssystemen.
„Der Übergang zu KIS fällt mit den
Gründungen von ITH und Icoserve
zusammen“, blickt Theo Wilhelm auf
die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts
zurück. Die zwei Innsbrucker Start-
Ups wollten Ordnung in den Zet-
tel- und Bilderdschungel von Kran-
kenhäusern bringen – Wilhelm: „Mit
seinen vielen, unterschiedlichen Ar-
ten von Daten ist das Gesundheitssy-
stem einzigartig.“ Gute 15 Jahre später
zählen sie – inzwischen als Tochterfir-
ma von Siemens Österreich und der
TILAK zu ITH icoserve geeint – euro-
paweit zu einem führenden Anbieter
von Lösungen für die Archivierung
von Patientenakten inklusive Bild-
und Multimediadaten. „Unser Prin-
zip baut darauf auf, dass alle digitalen
Daten in einem zentralen Archiv lan-
den, auf das über unterschiedlichste
Systeme vom jeweiligen Arbeitsplatz
zugegriffen werden kann“, beschreibt
Wilhelm, Vertriebs- und Marketing-
leiter bei ITH icoserve, die Lösung
„syngo.share“, die neben dreistelligen
Terabyte-Datenmengen auch sämt-
liche IT-Security-Anforderungen be-
wältigen muss. Nach ersten Kunden
in Österreich (TILAK, Spitalsverbund
Vinzenzgruppe etc.) begann ab 2010
der weltweite Vertrieb von syngo.share
– heute werden Krankenhäuser u.a. in
Großbritannien, Deutschland, Däne-
mark, Italien, Norwegen, den Nieder-
landen und der Schweiz betreut. 2014
stieß die Region Madrid dazu, wo in
20 der 36 Krankenhäuser syngo.share
implementiert werden wird.
Doch die Innsbrucker IT-Spezia-
listen sind nicht bei syngo.share ste-
hen geblieben. „Das Problem ist, dass
diese großen Systeme schlecht oder
gar nicht miteinander kommunizie-
ren können“, sagt Wilhelm. Gelöst
wird das Problem mit sense
®
– smart
eHealth solutions, das gesundheits-
dienste- und sektorenübergreifendes
sowie sicheres Austauschen medizi-
nischer Daten ermöglicht. „Dabei
geht es nicht um einen zentralen
‚Datentopf‘, die Patientendaten blei-
ben in den Systemen der jeweiligen
Krankenhäuser. Über ein Berechti-
gungssystem, das der Patient steuert,
können berechtigte Personen wie
etwa Ärzte befristet und im Behand-
lungszusammenhang auf diese Daten
zugreifen“, erklärt Wilhelm das Prin-
zip einer Gesundheitsvernetzung, die
in Österreich als ELGA (elektronische
Gesundheitsakte) ab Dezember 2015
schrittweise umgesetzt werden wird.
ITH icoserve-vernetzt in diesem Sinne
sind etwa die dänische Region Midt-
jylland, die Gesundheitsdatenbank
Niedersachsen, das Gesundheitsnetz
Tirol und die Elektronische Gesund-
heitsakte der Ordensspitäler. 2014 ka-
men weitere Großprojekte dazu (u.a.
Wiener
Krankenanstaltenverbund,
Salzburger Landeskliniken) und
machten ITH icoserve somit zu einem
der österreichischen ELGA-Marktfüh-
rer. Info:
]
TheoWilhelm: „Mit seine vielen,
unterschiedlichen Arten von Daten ist
das Gesundheitssystem einzigartig.“
Foto:Andreas Friedle
I-TECH
Foto:Uni Innsbruck
Foto:Uni Innsbruck
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