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STANDORT
W
ar es früher der Wald, den
man vor lauter Bäumen
nicht mehr sah, ist es im
digitalen Zeitalter die Information,
die man vor lauter Informationen
nicht mehr findet – vor allem, wenn
es um passende Information geht.
Auf solche passende Informationen,
nämlich auf Online-Gesundheitsin-
formationen, hat sich der Deutsche
Verlag für Gesundheitsinformation
spezialisiert, rund 17 Millionen User
besuchen im Jahr die Portale des
DVFGI. „Über den Cluster Life Scien-
ces Tirol sind wir mit dem DVFGI ins
Gespräch gekommen, dabei ist im-
mer wieder das Thema Allergie und
Internet aufgetaucht“, erinnert sich
Bernhard Hofer, Geschäftsführer der
Innsbrucker CEMIT. In den Gesprä-
chen entstand die Idee, nicht nur die
bestmögliche Information bezüglich
Allergien und Unverträglichkeiten
anzubieten, sondern, so Hofer, „dem
User auch konkret Produkt- und
Dienstleistungsangebote wie etwa
Hotels für Pollenallergiker oder Res-
taurants mit glutenfreiem Essen“.
Aus der Idee wurde ein konkreter
Auftrag an die CEMIT („Schaut, ob
es einen Markt gibt, und erstellt ein
Konzept.“), dem ein weiterer folgte
(„Macht auch die Umsetzung.“). Seit-
dem, berichtet CEMIT-Projektmana-
gerin Verena Biedermann-Dreiseitl,
werde intensiv an dem neuen Portal
„Allergy-Guide“ gearbeitet.
„Das Portal ist gedacht für Men-
schen mit Allergien und Unverträg-
lichkeiten, aber auch für Menschen,
die gesund leben und gewisse Aller-
gene in der Nahrung bzw. Umge-
bung vermeiden wollen“, sagt Bieder-
mann-Dreiseitl. Ein User registriert
sich „schnell und einfach“ mit seinem
Profil, der Allergy-Guide „matcht“
ihn in der Folge mit den passenden
Angeboten. „Restaurants, Bäckereien
und andere Produktanbieter regist-
rieren sich kostenpflichtig“, erklärt
Hofer, „wobei die ‚Hemmschwelle‘
niedrig gehalten wird, das Angebot
aber gegengecheckt bzw. von Benut-
zern bewertet wird.“ Denn es muss
nicht ein Zertifikat oder ein Raum-
luftreiniger sein, um ein Hotel zur
Wohlfühloase für Pollenallergiker zu
machen. „Obergurgl liegt auf 1900
Meter – da gibt es fast keine Pollen
mehr“, weiß Biedermann-Dreiseitl.
Wobei nicht nur Obergurgl rasch
vom Allergy-Guide profitieren könn-
te, durch die CEMIT-Mitarbeit wird
Tirol zur Pilotregion für das Portal,
das im Dezember online gehen soll.
Hofer: „Ausgesuchte TVBs können
gegen einen geringen Kostenersatz
alle potenziellen und interessierten
Anbieter aus ihrer Region registrie-
ren.“ Für Tourismusbetriebe ist vor
allem die App des Allergy-Guide inte-
ressant, erlaubt sie doch via GPS-Po-
sitionsermittlung auch ein „Vorort
matchen“ abseits des Heimatorts
– den glutenfreien Italiener um die
Ecke findet man so auch im Urlaub
ohne Probleme. Info
www.cemit.at]
Der Allergy-Guide bietet schnellen Zugang zu personalisierten Infos für Allergiker.
Foto:Fotolia
Matchen gegen Allergene
Mehr als 150 Millionen Europäer haben eine chronische Allergie. Das Online-
Portal Allergy-Guide soll ihnen das Leben erleichtern – Zuhause und im Urlaub.
E
s war eine Studie, die über 15
Jahre lang an 12.000 gesun-
den Männer in Italien, auf
den griechischen Inseln, dem dama-
ligen Jugoslawien, den Niederlanden,
Finnland, Japan und den USA durch-
geführt wurde. 1980 wurden die Er-
gebnisse der Sieben-Länder-Studie
veröffentlicht, seither gilt die soge-
nannte Mittelmeer-Diät, die reich an
Obst und Gemüse, Brot und Olivenöl
mit Fisch und Milchprodukten ist, als
gesund: weniger Herz-Kreislauf-Er-
krankungen, höhere Lebenserwar-
tung. Doch was ist es genau, was das
gesündere Altern ermöglicht – mög-
liche Antworten will ein international
besetztes EU-Projekt unter der Füh-
rung von Hermann Stuppner, Leiter
des Departments für Pharmakogno-
sie an der Uni Innsbruck, finden.
„Wir konzentrieren uns auf Pflan-
zen, die in der Mittelmeer-Diät schon
als Nahrungsmittel verwendet wer-
den“, erläutert Stuppner das Ziel des
Projekts „medihealth“ aus dem soge-
nannten RISE-Programm, das den
Austausch zwischen Universitäten
und Industrie fördern soll. Forscher
der Unis arbeiten ein, zwei Monate
bei industriellen Projektpartnern,
deren Mitarbeiter forschen ähnlich
lange Zeit an den Universitäten.
Zusätzlich zu den „Europäern“ des
Projekts (Österreich, Schweiz, Grie-
chenland, Belgien, Deutschland
und Frankreich) sind auch Uni-
versitäten aus Südafrika, Tunesien,
Vietnam und Chile mit an Bord.
Stuppner: „Daher nehmen wir auch
Pflanzen aus dem Speiseplan dieser
Ländern mit ins Projekt.“ Dass sich
die Forscher auf essbare Pflanzen
konzentrieren, hat einen einfachen,
pragmatischen Grund: „Wir sparen
uns die Toxikologie.“
Als ersten Schritt hat das Konsor-
tium 30 Pflanzen selektiert, die nun
genauer analysiert werden. „Zu-
nächst verschaffen wir uns eine Über-
blick über das Inhaltsstoffmuster
und versuchen dann zu eruieren, ob
potenziell interessante Substanzen
vorliegen“, erklärt der Pharmakog-
nost. In einer zweiten Phase sollen
die 30 auf zehn Kandidaten reduziert
werden, schlussendlich auf drei, aus
denen, so das Projektziel, zumindest
ein Handelsprodukt z.B. ein Extrakt
generiert werden kann: „Als Wis-
senschaftler interessiert uns natür-
lich die Frage, was in den Pflanzen
steckt.“
Zwei Aspekte sind für Stuppner
besonders interessant: „Wir untersu-
chen Extrakte und daraus isolierte
Einzelsubstanzen schon sehr früh
im in-vivo Modell der Maus und der
Drosophila-Fliege. Außerdem schau-
en wir uns die Metaboliten an, um zu
wissen, in welcher Form die Substan-
zen zu ihrem Ziel kommen.“ Zu Hilfe
kommt dabei ein Modell der belgi-
schen Partner, mit dem im Labor der
Verdauungsvorgang im Magen und
Darm simuliert werden kann. „Wir
isolieren die Produkte, die dabei ent-
stehen, die wiederum gegenüber den
Targets getestet werden“, beschreibt
der Forscher den nächsten Schritt.
1,2 Millionen Euro stehen seit Be-
ginn 2016 für das Projekt zur Verfü-
gung, eine erfolgreiche Evaluierung
nach zwei Jahren vorausgesetzt, be-
trägt die Laufzeit vier Jahre. Info:
www.medihealth.eu]
EU-Projket medihealth:
Mediterrane Substanzensuche
Foto:Andreas Friedle
Human Brain Project startet in die nächste Projektphase
Nach positiver Zwischenevaluierung geht das Human Brain Project in die nächste Runde. Das EU-Flagg-
schiff-Projekt baut eine neue High-Tech-Forschungsinfrastruktur auf, um neue Kenntnisse in den Gebieten Neu-
roscience, Computing und Brain Medicine zu erlangen. Innerhalb des Projekts ist einTeam der Medizinischen
Universität Innsbruck rund um Alois Saria für die Aus- und Fortbildung von Studierenden und Nachwuchsfor-
schern verantwortlich. Für die Fortsetzung der Arbeit erhält dieTiroler HBP-Gruppe 1,5 Millionen Euro.
SCIENCE
Mehr Top-Betriebe aus dem Cluster
Life SciencesTirol finden Sie auf
www.standort-tirol.at/mitgliederMehr Info
[
]
FAKTEN. NEWS.
[ Thema: Life Science ]
Der Innsbrucker
Molekularpathologe Zoran
Culig wurde vor Kurzem
im italienischen Parma mit
dem „Dominique Chopin
Award“ ausgezeichnet. Der
Prostatakrebsforscher von der Univer-
sitätsklinik für Urologie wurde als erster
Österreicher mit diesem Preis der Europä-
ischen Sektion für Urologische Forschung
ausgezeichnet.
Für international
beachtete Beiträge zur
Gefäß- und Schlaganfallfor-
schung erhielt Stefan Kiechl
(Universitätsklinik für Neu-
rologie) vor Kurzem den
Tiroler Landespreis für Wissenschaft. Kiechl
ist wissenschaftlicher Leiter des vor zwei
Jahren an der Medizinischen Universität
Innsbruck etablierten K-Zentrums VASCa-
ge, das die Alterung des Gefäßsystems
untersucht. Zudem leitet er als Oberarzt
die örtliche Schlaganfalleinheit und ist seit
heuer Präsident der Österreichischen
Schlaganfall-Gesellschaft. Der Förderpreis
für Wissenschaft ging an Peter Willeit,
Epidemiologe an der Universitätsklinik für
Neurologie, zudem ist er wissenschaftlicher
Koordinator der Emerging Risk Factors
Collaboration.
Foto:SciNews/mkz
Foto:MUI
Thema: [ LIFE SCIENCES TIROL ]
[ konkret GESEHEN ]
Ein Flow im Schlauch
E
igentlich ist es nur luftdicht
verpackter Schaumstoff, rund
fünfzig mal zehn Zentimeter groß,
knapp einen Zentimeter dick, kein
Metall und keine Elektronik. Doch
drückt man das Pad, entweicht Luft
durch einen dünnen Schlauch. „Ein
Flow-Sensor am Ende des Schlauches
misst die Geschwindigkeit dieser
Luft“, erklärt Johannes Hilbe das
System, das im wahrsten Sinne einen
Lufthauch spürt. Unter eine Matratze
gelegt, reagiert es auf Rumoren im
Schlaf, aber auch auf simple Atem-
bewegungen und schickt Luft in den
Schlauch. Für die dabei gewonnenen
Daten braucht es Hilbes Partner Karl
Fritscher – der Tiroler Bioinformatiker
hat einen Algorithmus entwickelt‚ der
aus den Flowwerten die Atem- und
Herzfrequenz berechnet, die noch
dazu bildschirmgerecht aufbereitet
und via App ans Smartphone oder an
einen PC gesendet werden. „Neben
‚einfachen‘ Fragen wie ‚Wann und
wie schläft jemand bzw. wann steht
jemand auf?‘ können auch komple-
xere Sachen wie Herz- und Lungen-
aktivität erfasst werden“, beschreibt
Hilbe die gemeinsame Erfindung
Cubile. Im Auge hat man vor allem
den Pflege- und Krankenhausbereich,
um das betreuende Personal zu ent-
lasten, die Möglichkeiten von Cubile,
so Hilbe, seien aber nahezu unend-
lich. „Cubile kann auch als einfacher
Life Check während einesWellness
aufenthalts eingesetzt werden, um
etwa den Erholungswert anhand
schlafrelevanter Daten den Gästen
zu zeigen“, blickt Hilbe in die weitere
Zukunft von Cubile, das im Frühjahr
2017 marktreif sein soll. Mehr Infos
auf
www.cubilehealth.com]
Foto:Andreas Friedle
Das von Johannes Hilbe und Karl Fritscher
(v.li.) entwickelte Sensorsystem misst
Daten (wie) im Schlaf, 2017 wollen sie mit Cubile auf den Markt.
Hermann Stuppner: „Wir untersuchen Pflanzen, die in der Mittelmeer-Diät als Nahrungsmittel verwendet werden.“