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STANDORT
Erstes Biosimilar in Japan kommt aus Tirol
Thema: [ LIFE SCIENCES TiROL ]
Sandoz hat in Japan die Marktzulassung für das erste Biosimilar, das jemals in Japan zugelassen wurde, erhalten.
Es handelt sich dabei um das rekombinante menschliche Wachstumshormon Somatropin. Sandoz stärkt damit seine
weltweite Führungsposition auf dem rasch wachsenden Markt für Biosimilars. Somatropin war im Jahr 2006 unter dem
Markennamen Omnitrope
®
als erstes Biosimilar überhaupt in der EU und den USA zugelassen worden. Biosimilars sind
die Nachfolgeprodukte von komplexen biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln, von Biopharmazeutika.
SCIENCE
STANDORT:
Biocrates hat sich vor
allem durch die Entwicklung soge-
nannter Biomarker einen sehr guten
Namen gemacht. Womit beschäftigt
sich Biocrates im Moment?
KLAUS M. WEINBERGER:
Wir haben
seit dem letzten Jahr in der Firma ei-
nen neuen Schwerpunkt gegründet,
der sich mit der Entdeckung von
neuen diagnostischen Biomarkern
auseinandersetzt. Vorher waren wir
mit der Optimierung von pharma-
zeutischen Forschungs- und Entwick-
lungsprozessen beschäftigt.
STANDORT:
Was genau sind „dia-
gnostische Biomarker“ und zu wel-
chem Zweck wurden sie entwickelt?
WEINBERGER:
Wenn Sie sich Ihren
Cholesterinspiegel anschauen, dann
ist dieser Wert einMarker für das Risi-
ko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Ein Blutzuckerwert ist ein Marker
für einen Diabetes. Was wir jetzt vo-
rantreiben, ist, dass man von diesen
Einzelbetrachtungen abgeht und das
ganze Stoffwechselsystem im Blick
hält. Krankheiten werden heute ger-
ne über einen Kamm geschert. Man
diagnostiziert etwa „Diabetes Typ II“
und fertig aus. Dabei handelt es sich
dabei um eine ganze Gruppe kom-
plexer Krankheiten. Je genauer man
erkennt, was dem Einzelnen fehlt,
desto besser kann man ihm helfen.
Und diese Differenzierung zwischen
den einzelnen Subtypen verschie-
dener Krankheiten wird uns immer
wichtiger, weil daraus häufig Thera-
pieempfehlungen resultieren.
STANDORT:
In welchen Bereichen
der Diagnosik sollen diese Biomarker
eingesetzt werden?
WEINBERGER:
Heutige Diagnostik
ist oft mehr eine Risikoabschätzung
als eine tatsächliche Zustandsbe-
schreibung des Körpers. Uns ist aber
der Ist-Zustand wichtiger als das, was
vielleicht einmal sein wird. Also ha-
ben wir uns auf vier Fachbereiche
spezialisiert. Da wäre zum einen die
gesamte Entwicklung, die zum Dia-
betes Typ II führt. Wir erforschen,
wie das metabolische Syndrom zur
Zuckerkrankheit führt. Diabetes wird
durchseine rasanteAusbreitungüber-
haupt zur größten Herausforderung
unseres Gesundheitssystems werden.
Der zweite Bereich unserer aktuel-
len Forschung beschäftigt sich mit
chronischen Nierenerkrankungen.
Dabei handelt es sich um Krankhei-
ten, die durch die heutige Diagnostik
oft jahrelang nicht entdeckt werden
und zu schweren Schäden führen.
Da sind unsere Marker in der Früher-
kennung schon jetzt sehr erfolgreich,
dieser Bereich wird jedenfalls auch
ausgebaut. Daneben widmen wir uns
der Infektiologie, vor allem den über-
schießendenReaktionen des mensch-
lichen Körpers auf Infektionen. Last
but not least beschäftigen wir uns
im Bereich Neurobiologie mit dem
Thema Schlaganfall. Hier versuchen
wir, einen Labortest zu entwickeln,
damit die Art des Schlaganfalls rasch
erkannt und entsprechende Therapi-
en unverzüglich angewandt werden
können.
STANDORT:
Biocrates ist seit der
Gründungständiggewachsenundver-
zeichnet Umsätze in Millionenhöhe.
WEINBERGER:
(lacht)
Also, es könnte
gern noch mehr Umsatz sein, aber
für den nicht gerade typischen Med-
Tech-Standort Innsbruck haben wir
schon Beachtliches geleistet. 2003
haben wir mit zweieinhalb Mitarbei-
tern angefangen, heute beschäftigen
wir mehr als 50 Mitarbeiter aus vielen
verschiedenen Nationen und sind für
vier der sieben größten Pharmakon-
zerne der Welt tätig.
STANDORT:
Die Tiroler Zukunfts-
stiftung war beim Start von Biocrates
nicht unmaßgeblich beteiligt.
WEINBERGER:
Sie sagen es. Ein
guter Teil der Förderung, die zum
Aufbau von Biocrates geführt hat, ist
über die Zukunftsstiftung kanalisiert
worden. Wir unterhalten noch heu-
te sehr enge Kontakte zur Zukunfts-
stiftung, unter anderem darf meine
Wenigkeit im Beirat des Cluster Life
Sciences Tirol der Zukunfsstiftung
ein bisschen mitwirken. Und ich tu
das sehr gerne. ]
Biomedizin. Die in Innsbruck gegründete Biocrates Life Sciences AG beschäftigt sich erfolgreich mit massenspektrometrischer Identifizie-
rung und Quantifizierung von Metaboliten. Vorstand Klaus M. Weinberger über die aktuelle Forschungsarbeit seiner Technologie-Plattform.
Biomarker für eine bessere Diagnostik
M
it Univ.-Prof.
Heribert Stoiber
(Sektion f. Hygiene
u. Medizinische
Mikrobiologie) wagt
ein weiterer For-
scher der Medizinuni
Innsbruck den Schritt
zur Gründung eines Spin-off-Unter-
nehmens. Stoiber forscht seit Jahren
an der Entwicklung neuer antiviraler
und tumorzerstörender Impfstoffe,
die auch gegen AIDS und Hepatitis C
und in späterer Folge gegen bestimmte
Krebsarten wirken sollen. Stoiber wird
mit seiner Firma LYSOVAC – sowohl
bei der Forschungsverwertung, Busi-
nessplanerstellung und Firmengründung
stand ihm CAST, Center for Academic
Spin-offs Tyrol, zur Seite – versuchen,
seine Forschungen wirtschaftlich zu
verwerten. Angemeldet ist die Firma
schon, wenn der Uni-Rat zustimmt,
kann Stoiber sofort loslegen. LYSOVAC
forscht und entwickelt immer dort an-
gewandt weiter, wo Stoiber und sein
Team an der Uni grundlegende Er-
kenntnisse erzielt haben. Denn bei der
AIDS-Therapie steht man offenbar vor
einem Durchbruch – die Testergebnisse
eines neuen Impfstoffs an Mäusen lässt
jedenfalls einiges an Hoffnung zu. „Die
Versuche an Mäusen waren sehr viel-
versprechend, mit unserem Impfstoff
konnte die Virenlast nach Infektion mit
dem ‚Friend Virus‘ um 99 Prozent re-
duziert werden. Jetzt wird unsere neue
AIDS-Therapie an Affen ausgetestet,
danach folgt die ‚klinische Phase 1‘, die
ersten Tests an Patienten“, sagt Stoiber.
Innovative
Impfstoffe
TECHNOLOGIEGRÜNDUNG
D
as Kuratorium der Tiroler Zukunftsstiftung hat kürzlich die Förderung eines
Forschungsprojekts bewilligt, das sich „Smart Implants“ nennt. Projektleiter
Günther Lepperdinger von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(Institut für Biomedizinische Alternsforschung) forscht gemeinsam mit Robert
Gassner (Kieferchirurgie Innsbruck) und Peter Ertl (Austria Research Center) an
der drahtlosen Übertragung von Wachstumsraten jener Stammzellen, die für
den Knochenaufbau verantwortlich sind. So werden etwa bei Kieferoperationen
Sensoren in das Implantat (z.B. einer Schraube, auf die eine Zahnkrone aufgesetzt
werden soll) integriert, die den Einheilungsgrad über die Zählung der Knochen-
zellen messen und senden. So entfällt das schädliche Röntgen, welches darüber
hinaus ohnehin nur eine Momentaufnahme des Heilungsverlaufs darstellt. Die Methode geht in den nächsten Monaten in den
Tierversuch, in drei Jahren sollen die ersten Einzelversuche an Menschen durchgeführt werden.
D
ie Life-Sciences-Industrie steht
weltweit vor einem Umbruch – an
die Stelle des risikoreichen Geschäfts mit
hohen Margen treten neue Business-
Strategien. Zu diesem Schluss kommt
der Deloitte-Report „The Future of the
Life Sciences Industries: Transformation
amid Rising Risk“, für den das Beratungs-
haus 360 Entscheider der wichtigsten
internationalen Life-Sciences-Unter-
nehmen befragt hat. Weltweit stehen
steigende Forschungs- und Produktent-
wicklungskosten einem starken, auch
von Generika verursachten Preisdruck
gegenüber. Entsprechend hoch ist das
Risiko, bei einem Misserfolg ein enor-
mes Minus zu erwirtschaften. Für den
wichtigsten Veränderungsaspekt halten
40 Prozent ein zukunftsfähiges Risikoma-
nagement – unter anderem im Bereich
Pricing und Sales. Um Zulassungsprozes-
se zu beschleunigen, wollen 44 Prozent
den Produktwert wesentlich früher im
Kommerzialisierungsprozess kommuni-
zieren und 43 Prozent übergreifend mit
Patienten, Ärzten und Wissenschaftlern
kooperieren. Generell sehen bereits
44 Prozent die frühe Entwicklung neuer
Technologien künftig außerhalb der
großen Konzerne.
Kieferknochen bitte melden!
FMEA |
Kampf gegen Fehler
F
MEA steht für Failure Mode and Effects Analysis, auf Deutsch Fehlermöglichkeits-
und Einflussanalyse, und bietet bei Produkt- und Prozessinnovationen ausgezeich-
nete Unterstützung. Mit ein Grund für den Cluster Life Sciences Tirol, Anfang Juli eine
zweitägige Ausbildung zum FMEA-Coach anzubieten. Genutzt hat diese Möglichkeit
unter anderem auch MED-EL (Medical Electronics). Das Unternehmen mit Stamm-
sitz in Innsbruck bietet seit 20 Jahren seinen Kunden das heute weltweit breiteste
Spektrum an Hörimplantatsystemen für verschiedene Formen von Hörverlust an.
Dieser Erfolg verpflichtet das Unternehmen mit seinen weltweit ca. 800 Mitarbeitern
zu höchster Qualität ihrer Produkte. So setzt MED-EL bei der Produktentwicklung,
insbesondere bei Design und Fertigung, auf FMEA. „Bei unseren Produkten handelt
es sich um aktive, medizinische Implantate – Fehler sind daher nicht tolerierbar,“ sagt
MED-EL-Produktmanager Ing. Stefan Kabas. Keinesfalls dürfe durch eine Fehlfunktion
ein Patient zu Schaden kommen. Ing. Kabas: „Die FMEA-Methode erweitert die nor-
male Risikoanalyse um das Feld der Entdeckungswahrscheinlichkeit eines Fehlers.“
Life Sciences in Tirol |
Proteomik – Ionimed – Forschungsförderung
S
eit 2003 arbeiten in Österreich
tätige Experten unter der Leitung
des Innsbrucker Zellbiologen Lukas A.
Huber in der Österreichischen Prote-
omik Plattform (APP) zusammen. Die
zweite Phase dieses Programms war
so erfolgreich, dass nun eine dritte
Periode anläuft.
D
as Journal of Breath Research
hat eine Publikation der Ionimed
Analytik und des Instituts für Ionen-
physik der Uni Innsbruck unter die 10
Top Stories des Jahres 2008 gewählt.
Ionimed untersucht mit Massen-
spektronomie die ausgeatmete Luft
eines Menschen auf ihre Bestandteile.
D
ie
Österreichische Nationalbank hat
sechs Projekte der zwei Innsbru-
cker Universitäten aus dem Bereich der
Medizinischen Wissenschaften bewilligt.
Österreichweit wurde die Finanzierung
von 69 Forschungsprojekten mit 4,3
Millionen Euro aus Mitteln des Jubiläums-
fonds beschlossen.
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Branche im
Wandel
LIFE SCIENCES
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